Zwei Opernfragmente

  • Ich hatte zwar bereits einen Thread zu den beiden Opernfragmenten L'Oca del Cairo und Lo sposo deluso, kann ihn aber leider nicht mehr finden.


    ?(


    Falls er wieder auftauchen sollte, bitte dieses Posting sang- und klanglos ankleben.


    ~ ~ ~


    Im Rahmen von M|22 produziert:



    Ein sehr seltsames Unterfangen: Abgesehen von der wahrlich grauenhaften Stimme Marlin Hartelius' (die eine grandiose Schauspielerin ist, aber ihr Singunvermögen vermochte sie nicht wegzuspielen) sind die Interpreten schon traumhaft gut: Die Camerata Salzburg unter Leitung von Michael Hofstetter, dazu Graham Smith, Josef Wagner, Jeremy Ovenden u.v.a.


    Die schrille "Inszenierung" kann man in die Tonne treten (auch unter größerem Alkoholeinfluß kaum zu ertragen und der aufgedrückte 'Sinn' ist kein ebensolcher). Dafür aber war die Darbietung wenigstens musikalisch von (für mich) höchstem Interesse: Ganz unerwartet nämlich wurden die Fragmente nicht vervollständigt dargeboten, sondern so gespielt, wie Mozart sie skizziert hatte. Lediglich das Fortepiano war begleitend und ausfüllend tätig, wenn der Orchesterpart in der Partitur gähnende Leere aufwies - und das wurde von Jory Vinikour brillant gelöst. So erklangen die beiden Fragmente quasi wie eine erste Opernprobe mit gelegentlichen Orchestertutti.


    Auch die im Anschluß an die Fragmente gegebenen Requiemteile (Dies, Rex, Confutatis, Lacrymosa und Amen) wurden à la Spering so aufgeführt, wie Mozart sie (unvollständig) hinterlassen hatte.


    Wenn diese Produktion eines erreicht hat, dann, daß der Schmerz darüber, daß Mozart die beiden Opern nie vollendete, von Bruchstück zu Bruchstück größer wurde. Es gibt ja einige ganz gut gelungene Vervollständigunen der Opernfragmente, die es sich auf jeden Fall anzuhören lohnt! Nur wenige Opern Mozarts nämlich beinhalten so groß angelegte Finali wie z.B. jenes aus der Gans von Cairo mit einem Solistenseptett plus Chor... und hier braucht man natürlich einiges an Vorstellungsvermögen, um sich die Grandiosität dieses Finales mit Figaro oder Cosí überragenden Dimensionen (wie auch der anderen Ensembles) ausmalen zu können.


    :faint:


    Sehr schade ist zudem, daß in die beginnenden Arien und Ensembles permanent und penetrant von der 'Moderatorin' reingequatscht wird.


    Naja, vielleicht gibt es ja mal noch eine anhörbare Aufnahme mit dem besten Teil der hier Mitwirkenden? Das wäre jedenfalls zu wünschen!


    :hello:


    Viele Grüße,


    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Hallo Ulli,
    diese Version der beiden Opernfragmente kenn ich(noch)nicht, aber das wird das erste sein, was ich tu, daß ich die mir zulege!!! Klingt wirklich interessant, und frag mal wie´s MIR erst weh tut, daß er sie nicht vollendet hat!!! Das Finale des 1.Akts von L´Oca finde ich so genial...im Booklet der Philips-Complete-Edition heißt es, es sei nicht wirklich ein Verlust(weiß den genauen Wortlaut nicht mehr, aber in diesem Sinne), daß die beiden Opern nie fertig wurden.Hab aufgehört, mich über diese Aussage aufzuregen.
    Was mich überrascht ist, daß Du Marlin Hartelius´Stimme grauenhaft findest...hab sie schon in mehreren Mozart-Rollen gehört, und v.a. als KOnstanze fand ich sie grandios, da sie die Martern-Arie ungekürzt sang.Gibt´s ja in den seltensten Fällen.Möglich, daß die Dirigenten da auch mitreden, aber warum sollten dei wollen, daß dei Martern-Arie gekürzt gesungen wird?? :no:

    "Ich werde allerorten an Deiner Seite seyn"

  • Zitat

    Original von Pamina1791
    Hallo Ulli,
    diese Version der beiden Opernfragmente kenn ich(noch)nicht, aber das wird das erste sein, was ich tu, daß ich die mir zulege!!!


    Aber betrachte diese DVD bitte nicht als Empfehlung meinerseits!


    Zitat


    Was mich überrascht ist, daß Du Marlin Hartelius´Stimme grauenhaft findest...hab sie schon in mehreren Mozart-Rollen gehört, und v.a. als KOnstanze fand ich sie grandios, da sie die Martern-Arie ungekürzt sang.


    Hartelius schreit mehr als sie singt - jedenfalls in dieser eher schrillen Performance [vielleicht war's ja auch Absicht?]. Ich finde das jedenfalls unerträglich. Nicht umsonst kläffen auch gelegentlich ein paar Hunde dazwischen (wirklich!) - anders könnte ich das auch nicht kommentieren.


    Auf der Östman-DVD ist die Martern-Arie [wenn ich mich recht entsinne] ebenfalls in ungekürzter Fassung enthalten. Außerdem gehe ich davon aus, daß Simone Kermes in Ludwigsburg auch die Long-Version vortragen wird.


    :hello:


    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Nun, allein weil die das wirklich als FRagment aufführen is die DVD interessant, da nehm ich gern "Tierlaute" in Kauf :hahahaha:
    Bin echt neugierig.Keine Sorge, als Empfehlung betracht ich´s nicht ;)

    "Ich werde allerorten an Deiner Seite seyn"

  • Non dovresti farlo così - ossia: Wie man es nicht machen sollte:



    Erstmal nervt diese jodelnde Sopranistin dermaßen, daß ein Elefant mit deren Amplituden Seilspringen könnte. Und dann wurde der fragmentarisch erhaltene Notentext Mozarts sehr stümperhaft nachinstrumentiert. Zum Teil gar nicht (was ich sogar noch bevorzuge).


    Die Musik ist allerdings unglaublich gut, besonders die Ensemblestücke. Einiges „passt“ stilistisch noch zur Entführung (bei der man sich Instrumentationstechniken hätte abschauen können), einiges deutet bereits auf den Figaro hin.


    Die mir bislang bekannte beste Vervollständigung ist in der CME 1991 enthalten:



    Kennt vielleicht jemand diese hier?



    Klingt in den Teasern vielversprechend! Das Fragment wurde noch mit einer Arie für eine Oper von Martín y Soler (KV 582) sowie einem Vokalquartett für eine ebensolche von Francesco Bianci (KV 479) aufgepeppt.

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Schön die DVD hier zu sehen. Ich war damals als Chorsänger dabei.


    Der Abend hatte eine ganz besondere Atmosphäre (...kommt über die DVD nicht wirklich rüber). Ich weiß noch, dass ich von Ann Murray unglaublich angetan war. Sie hatte zwar ihren Zenit seit Jahren überschritten gehabt, doch ihre Abendempfindung war großes Kino (Gänsehaut). Das war ein wahnsinns Sommer, auch wenn die Mozart-Trilogie Irrfahrten für Puristen eher abschreckend gewirkt haben muss ^^.