KÜNNEKE, Eduard: Sein Lebenslauf - seine Operetten

  • Eduard Künneke


    Geboren am 27.01.1885 in Emmerich am Rhein
    gestorben am 27.10.1954 in Berlin



    Lebenslauf


    Als Alternative zu Paul Lincke mit seiner „Frau Luna“ steht Eduard Künnekes „Vetter aus Dingsda“.


    Beide genießen ihren schmeichelhaften Ruf, die Berliner Operette aus der Taufe gehoben und ihr Weltgeltung verschafft zu haben. Der zuletzt Genannte ist kein Ur-Berliner, denn seine Wiege schaukelte am Niederrhein. Er entstammt einer Kaufmannsfamilie, und beeilte sich schon frühzeitig, die musikalischen Diaspora gegen die pulsierende Weltstadt Berlin zu vertauschen.


    Von 1903 bis 1905 studierte er an der Hochschule Musikwissenschaft und Literaturgeschichte und wechselte anschließend in die Meisterklasse von Max Bruch über, in der auch Oscar Strauss die musikalischen Weihen bekam. Als Chorleiter fand er beim Neuen Operettentheater ein Tätigkeitsfeld, konnte aber ab 1911 als Dirigent am Deutschen Theater Berlin die Karriereleiter emporsteigen.


    Eigentlichen fühlte Eduard sich zur ernsten Musik hingezogen, doch zweckmäßig macht man das, wo sich eine Marktlücke auftut und wohin der Glücksfall hindrängt, den Lebensunterhalt zu verdienen. Im Berlin jener Jahre war es die leichte Muse, die gefüttert sein wollte. „Der Vetter aus Dingsda“ schlug ein wie ein Blitz und nach einigen kleineren Erfolgen, war es dann „Lady Hamilton“, der das Publikum stürmischen Beifall zollte. „Liselotte von der Pfalz“ war die andere Dame, zu der die Gunst des Publikums sich drehte.


    Es kam die bittere Zeit des Nationalsozialismus, in der viele Komponisten sich genötigt sahen, ihr Mäntelchen nach dem Wind zu hängen. Gelang es nicht, lockte die Emigration. Eduard Künneke blieb in Berlin und hatte Glück, dass der Propagandaminister bei ihm gute Laune zeigte, denn auch die Führung brauchte kompetente Unterhalter, welche die Bevölkerung in schweren Zeiten fröhlich stimmen sollte.


    Eduard Künneke animierte zu einer „Glücklichen Reise“ ins Operettenland und wird dabei unterstützt von der „Zauberin Lola“. Schließlich wartet er mit dem Stück „Die große Sünderin“ auf, denn die Menschen Nation soll nicht nur Freude zugeteilt bekommen, sondern der Kleinbürger möchte sich hin und wieder auch entrüsten.


    Nach der prunkvollen „Hochzeit in Samarkand“ von 1938 folgte zehn Jahre später und vier Jahre vor seinem Tod 1949 noch einmal die „Hochzeit mit Erika“. Der „Künstlerball bei Kroll“ hat durch Eduard Künnekes talentierte Tochter Evelyn erst die richtige Würze bekommen. Mit ihr teilt er auch das Familiengrab, welches nicht in Emmerich, sondern in Berlin besucht wird.


    © 2010 TAMINO - Engelbert

  • WERKVERZEICHNIS (in Auswahl)


    Der Vielgeliebte (1919)
    Das Dorf ohne Glocke (1919)
    Der Vetter aus Dingsda (1921)
    Verliebte Leute (1922)
    Lady Hamilton (1926)
    Der Tenor der Herzogin (1930)
    Liselott von der Pfalz (1932)
    Glückliche Reise (1932)
    Die lockende Flamme (1933)
    Die große Sünderin (1935)
    Zauberin Lola (1937)
    Hochzeit in Samarkand ( 1938 )
    Traumland (1941)
    Hochzeit mit Erika (1949

  • Der Vetter aus Dingsda


    Operette in drei Akten
    Libretto von Hermann Haller und Fritz Oliven
    Uraufführung am 15. April 1921 in Berlin


    Personen:
    Julia, Schlosserbin
    Hannchen ihre Freundin
    Roderich, ihr Vetter
    Onkel Josse, Julias Vormund
    Tante Wilhelmine, auch Wimpel genannt, dessen Frau
    August Kuhbrot, Neffe von Onkel Josse
    Egon von Wildenhagen, abgeblitzter Verehrer Julias


    Das Geschehen spielt in den Niederlanden auf Schloss de Weert zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts



    HANDLUNG


    Erster Akt:


    Den Onkel Josse samt Tante Wimpel hat Julia so gern wie Bauchschmerzen. Die Stubenfliegen sind wieder einmal unangemeldet zu Besuch erschienen, trinken Gläschen auf Gläschen vom dunkelroten Burgunder, nachdem ihnen die Mahlzeit vortrefflich geschmeckt hat. In Wirklichkeit verfolgen die Habgierigen nur ein Ziel, der Erbin von Schloss de Weert ihren Neffen August Kuhbrot als Heiratskandidaten aufzuschwatzen. Doch die hübsche Julia hat mit dem lieben August nichts im Sinn. Onkel Josse war bis heute ihr Vormund, aber nun ist sie volljährig und kann vorbehaltlos tun und lassen, was sie will.


    Unablässig muss sie an ihren Vetter Roderich – welch schöner Name – denken, der vor sieben Jahren nach Dingsda ausgewandert ist und ihr zuvor 'ewige Liebe' geschworen hat. Damit er den Treueschwur auch nicht vergisst, hat sie ihm zum Abschied einen Verlobungsring geschenkt. Einen Ort namens Dingsda gibt es in Indonesien natürlich nicht. Das Wort Batavia, wohin Roderich sich abgemeldet hat, kann Julia sich aber nicht merken und zieht es vor, auf einen einfacheren Begriff ausweichen. In der Tat hat die kleine Holländerin mit dem Denken manchmal Probleme.


    Das Schicksal geht oftmals verschlungene Wege. Ein Fremder hat die Türglocke betätigt, gibt an, sich in der Gegend verlaufen zu haben und erkundigt sich nach einer kostenlosen Schlafgelegenheit. Julia schaut sich den Landstreicher genau an und taxiert ihn auf seine handwerkliche Geschicklichkeit.


    An dieser Stelle muss eingefügt wert, dass die Feste de Weert an der belgischen Grenze bereits 1703 von den Franzosen geschleift wurde. Die Zitadelle stammte aus dem 11 Jahrhundert und die Grafen von Hoorn haben hier residiert. Zur Ruine verkommen, sieht Julia sich gezwungen, ihre Gäste im Burggarten zu bewirten. Die Immobilie hat natürlich einen gewissen Wert – Onkel Josse weiß das – sie muss aber erst einmal wieder instand gesetzt werden. Nur ein paar rote Rosen am Gemäuer hochklettern zu lassen, genügt nicht. Das Gebälk ist morsch und über Fensterscheiben verfügen nur Julias und Hannchens Schlafkammern. In dieser Operette wird sehr viel geschwindelt, und Eduard Künneke ist sich nicht zu schade, die dickste Lüge aufzutragen, indem er die arme Julia in einem Schloss wohnen lässt, von dem in Realität nur noch ein paar Mauern stehen.


    Der Fremde ist ausgesprochen nett. Julia fasst schnell Zutrauen und erzählt dem Gast von ihrer heißen Liebe zu Roderich, der zur Zeit in Dingsda weilt. Sehnsüchtig wartet alle auf seine Heimkehr. Der nette Fremde hält sich mit eigenen Informationen dagegen sehr zurück und beantwortet alle Fragen über seine Herkunft mit der Auskunft, dass er nur eine armer Wandergeselle sei, dünn angezogen sei, aber ein dickes Fell habe. – Gute Nacht, liebes Mädel, gute Nacht!


    Zweiter Akt:


    Hannchen, Julias Freundin, hat zur Zeit keinen Liebsten und ist daher über den netten Gast hocherfreut. Sie plappert in einer Tour und gibt unbewusst und unbeabsichtigt dem Unbekannten Informationen über den ausgewanderten Roderich, sein Umfeld und von Julias Sehnsüchten. „Der arme Wandergesell“ hat natürlich aufgefangen, dass er der Schlosserbin nicht unsympathisch ist und wenn der Geliebte unbedingt Roderich heißen soll, dann muss man eben ein bisschen schummeln. Jedenfalls klingt Roderich besser als August. Aus dem Nähkästchen sei geplaudert, dass der 'arme Wandergesell' in Wirklichkeit August Kuhbrot ist, der Kandidat, den Onkel Josse und Tante Wimpel favorisieren. Noch ahnt Julia nicht, auf welchen Schwindel sie herein gefallen ist. Die Gesichtszüge des Fremden, der sich plötzlich als der heimgekehrte Roderich ausgibt, wollen mit ihrem Vorstellungsvermögen nicht übereinstimmen. Doch der Geforderte kann alle Bedenken aus dem Weg räumen, denn er küsst vorzüglich. Das Kindchen soll nicht soviel denken und sich das Köpfchen nicht verrenken, sondern die Gegenwart genießen. Julia akzeptiert den Vorschlag und ist glücklich, am Ziel ihrer Wünsche angekommen zu sein. Weiß er noch wie sie als Kinder immer zusammen gespielt haben?


    Das Schicksal greift störend ein: Julia hat noch einen dritten Verehrer, der aber abgeblitzt wurde. Egon Wildhagen hat spitz bekommen, dass Julias momentaner Favorit der erwartete Roderich gar nicht sein kann, weil der in Batavia ausgelaufene Frachtdampfer in Rotterdam noch gar nicht angekommen ist.


    Stimmt das? Jetzt muss der arme Wandergesell Farbe bekennen. Nein, er ist nicht Roderich und will es auch gar nicht sein. Liebt sie ihn jetzt nicht mehr, weil er nicht Roderich heißt? Julia fühlt sich in ihrer Weiblickeit empfindlich getroffen und schickt ihren Wandergesellen in die Wüste, denn Treue hat sie nur dem Roderich geschworen. Gute Nacht, liebes Mädel, gute Nacht!


    Dritter Akt:


    Erneut wird am Glockenstrang gezogen. Es erscheint ein lustiger Kerl, der sich als Roderich de Weert vorstellt. Hannchen ist sofort hingerissen und der Angekommene mag Hannchen auf den ersten Blick. Die Falsche rät ihm, sich zunächst als August Kuhbrot vorzustellen und kalkuliert, dass das 'rote Tuch' erst gar nicht vorgelassen wird. Mit dieser Intrige würde die Schlaue einen kleinen Vorsprung gewinnen, um den losen Burschen für sich einzunehmen.


    Onkel Josse und Tante Wimpel haben in Erfahrung gebracht, dass August auf Schloss Weert sich angeblich nicht gemeldet hat. Sie vermuten dass ihr Neffe vom Wandergesellen umgebracht worden sein könnte und schalten die Gendarmerie ein. Diese klärt den Fall auf. Der falsche August ist der Roderich und der richtige August der arme Wandergeselle - aber nicht mehr zur Stelle. Julia kann es nicht glauben, vom Liebsten unverantwortlich getäuscht worden zu sein. Doch dieser zeigt ihr den von ihr erhaltenen Ring als Beweis. Der Treueschwur sei damals nur rhetorisch gemeint gewesen. Die bezeugte Liebe sei damals echt gewesen, jetzt aber nun zum Teufel, nachdem er Hannchen kennen gelernt hat, der er jetzt den Vorzug gibt. Das sei seine aufrichtige Antwort. Gute Nacht, liebes Mädel, gute Nacht!


    Arme Julia! Mit Egon will sie auf keinen Fall vorlieb nehmen, denn dieser kommt ihr vor wie der Wenzel, aus der bekannten Smetanan-Oper. Das Schicksal hat ein Einsehen. August ist wieder zurückgekehrt, sein Herz hat ihm den Weg gewiesen. Julia bereut, beinahe die Schlosshunde auf ihn angesetzt zu haben. Die Enttäuschung mit Roderich ist schnell überwunden, denn das Köpfchen was nicht so viel denken soll, handelt praktisch. August wird in Zukunft ihr Roderich sein und Hannchen wird einen Adelstitel bekommen. Alle sind zufrieden, denn jeder wurde beschert. Doch was ist mit Egon? Ab nach Batavia, wo die wilden Kängeruhs hüpfen!


    Anmerkung:


    'Der Vetter aus Dings da' ist zweifellos als Volltreffer anzusehen, denn die Texte sind deftig und frivol, wie die Berliner es lieben. Die Melodien fanden sofort Verbreitung und die Operette konnte sich bis heute im deutschsprachigen Bereich auf den Spielplänen halten. Die Charaktere sind ehrlich gezeichnet und die Menschen finden ihre eigenen Umwelt darin wieder. Ein Schuss Sentimentalität findet man im Lied vom armen Wandergesellen und der strahlende Mond, der am Himmelszelt thront weckt eigene Sehnsüchte. Ist Künnekes erfolgreichste Operette auch seine schönste? 'Lady Hamilton' schaffte immerhin den Sprung über den Kanal.


    © 2010 TAMINO Engelbert Hellen


    Gesangssnummern:
    > Ich bin nur ein armer Wandergesell
    > Kindchen, du musst nicht so schrecklich viel denken
    > Mann o Mann, an dir ist wirklich nichts dran
    > Strahlender Mond
    > Onkel und Tante, das sind Verwandte

  • Eduard Künneke


    Hochzeit in Samarkand


    Operette in zwei Akten, op 42
    in deutscher Sprache
    Libretto von Richard Kessel


    Uraufführung 1938 in Berlin, Friedrichstadtpalast


    Dauer etwa 100 Minuten


    Charaktere:
    Ösbög, der König
    Muzzaffer, der Großwesir
    Amina, seine Tochter
    Mesrur, ein angesehener Bürger
    Zaire, seine Tochter
    Alois Huber, ein Wiener
    Nerrudin, ein Märchenerzähler
    Hassan, ein Viehhändler
    Der Iman
    Der Kadi



    INHALTSANGABE


    Erster Akt:


    1
    Der junge Königssohn Ösbög ist mit Reiseziel Lhasa in die Welt gezogen, um sich in der Heiligen Stadt der Meditation hinzugeben. Seit Jahren gilt er nun schon als vermisst. Unvorhergesehene Gefangenschaft verzögert die planmäßige Rückkehr. Der alte König ist den Weg alles Irdischen gegangen und sein Großwesir hat sich der Regierungsgewalt und des Throns bemächtigt. Im Prinzip ist gegen den Lauf der Dinge nichts einzuwenden, denn wenn die Position des Herrschers verwaist ist, kommt es seinem Wesir zu, die Nachfolge anzutreten, um die Regierungsgeschäfte fortzuführen. Doch Muzzaffer scheint nicht beliebt zu sein, denn er gibt sich korrupt. Das Volk ist unzufrieden mit seiner Herrschaft und sehnt die Rückkehr des rechtmäßigen Thronerben herbei.


    Das Schicksal ist der glänzenden Metropole wohlgesonnen. Der Kronprinz ist zurückgekehrt, möchte aber wohlweislich erst einmal die Lage erkunden, bevor er sich zu erkennen gibt. Er trifft auf den Iman, das religiöse Oberhaupt, der ihn in seiner Verkleidung aber nicht sogleich erkennt. Schnell sind beide wieder ein Herz und eine Seele und der alte Freund rät, zunächst unerkannt in der Stadt zu verweilen, um die Stimmung im Volk zu erkunden.


    2
    Der hochgeschätzte und staatlich geprüfte Märchenerzähler Nerrudin hält den Kontakt zum Operettenpublikum aufrecht und erzählt von Dingen, die noch gar nicht passiert sind. Es ist die Liebesgeschichte vom König mit der schönen Zaire, der Tochter des beim Großwesir in Ungnade gefallenen reichen Kaufmanns Mesrur. Im Mittelpunkt seiner Vision steht 'Die Hochzeit von Samarkand.'


    Wie in den Geschichten aus 'Tausendundeine Nacht' steht am Anfang allen Geschehens der Lobpreis Allahs und seines Propheten auf dem Programm. Eduard Künneke versteht es meisterhaft, dem Muezzin die deutsche Sprache in den Mund zu legen und diese mit orientalischen Klangfarben auszustatten - man muss wirklich genau hinhören, um den Etikettenschwindel zu bemerken. Doch danach setzt der Handlungsfaden endlich ein. Der junge König, formell noch nicht gekrönt, gerät mit dem Iman ins Plaudern und erzählt ihm von einem schönen Mädchen, welches er am Vorabend kennengelernt hat und zu dem er in Liebe entbrannt ist. Das kann nur Zaire, die Tochter Mesrurs sein, den der Großwesir um sein Vermögen gebracht hat, errät der Geistliche unter göttlichem Beistand stehend, völlig korrekt.


    3
    Der Handlungsfaden dreht sich und wendet sich Alois Huber zu. Der Genannte ist ein Weltenbummler aus der schönen Stadt Wien. Als Orientale verkleidet, geriet er versehentlich in die Sklaverei. Dieser unwürdige Zustand hielt aber nicht lange an und er entfloh. Die Tochter des Großwesirs hatte sich in ihn verliebt und ermöglichte ihm seine Befreiung, nachdem man den Ausbrecher zuvor wieder eingefangen hatte.


    4
    Der Librettist hat nun zwei Liebespaare zusammengebracht, um den Fortgang der Handlung zu gewährleisten. Ösbög hat sich dem Vater seiner Liebsten als zukünftiger König zu erkennen gegeben und verspricht ihm, ihn im Streit gegen den Wesir zu unterstützen. Das Mädchen lässt ihn aus ihrem Korb von den Feigen probieren, die es auf dem Markt verkaufen will.


    5
    Per Zufall gesellt sich Alois Huber hinzu, der versucht, sein Liebchen zu überreden, am Abend mit ihm zu fliehen. Die Situation gestaltet sich problemloser, als er dachte. Amina war schon einmal mit Hassan, einem reichen Viehhändler, verheiratet. Er hatte sich von ihr getrennt, bereut nun seinen Schritt bitter und möchte sie erneut heiraten. Orientalisches Eherecht steht seinem Begehren im Wege! Er kann Amina nur wieder heiraten, wenn diese zwischendurch anderweitig verheiratet war. Alois Huber kann sein Glück kaum fassen, denn an ihn richtet Hassan das Angebot, ob er nicht geneigt sei, als 'Zwischengatte' aufzutreten. Für seine hochherzige Tat soll er mit Gold entlohnt werden. Hassan ahnt natürlich nicht, dass die beiden bereits ein Liebespaar sind und Alois muss acht haben, sich nicht zu verplappern.


    6
    Der Großwesir will seinem Feind Mesrur abermals eins auswischen und dessen Tochter zwangsweise mit einem Tagedieb verheiraten. Er gerät an Ösbög, den er in seiner Verkleidung als Bettler nicht erkennt. Im Palast stehen sich Thronfolger und Tyrann gegenüber. Zum Spaß will er den Fremden als Sultan verkleiden, um seinen Spaß zu haben und Zaire zu täuschen.


    Ihrem Vater stellt er den Heiratskandidaten vor, der den Prinzen sofort erkennt, sich aber nichts anmerken lässt und der Hochzeit freudig zustimmt. Muzzaffer denkt, er werde Zaire einen Bettler
    zum Mann geben, ohne zu ahnen, dass man ihn selbst hereinlegen wird.


    Zweiter Akt:


    7
    Die Vorbereitungen zur Scheinheirat zwischen Alois und Amina kommen zügig voran. Der Viehhändler
    denkt unablässig an die ausgehandelte nachfoldende Scheidung. Doch die beiden zeigen wenig Lust und Eile, ihren Zustand als vorübergehend zu betrachten. Das frisch getraute Paar eröffnet ihm, dass es keine Trennung will und die Hochzeit gültig ist.


    8
    Hassan zieht vor Gericht und klagt auf Vertragsbruch. Doch der Kadi ist nicht geneigt, sittenwidriges Verhalten zu bestätigen und entscheidet zu Gunsten von Alois Huber und Amina. Die beiden dürfen zusammenbleiben und die Mitgift muss nicht zurückgezahlt werden.


    9
    Zaire, die ihren Vater rächen möchte, hat sich unter falschem Namen in die Gunst des Großwesirs
    eingeschlichen und macht diesen in sich verliebt. Doch als der Großwesir sie nach der Hochzeit das Laken wegzieht, zeigt sich eine völlig andere Figur. Ostana, der Tochter eines stadtbekanntes Trunkenboldes, hatte Muzzaffer den Ehering auf den Finger gesteckt in der Erwartung, unter dem Gewand
    die Erscheinung Zaires vorzufinden.


    10
    Ösbög wird von den Vertrauten seines Vaters als dessen Nachfolger begrüßt und man inszeniert eine Palastrevolution. Er gibt sich dem Tyrannen als der rechtmäßige Herrscher zu erkennen und schickt den unredlichen Großwesir in die Verbannung. So wie der Märchenerzähler es zu Beginn der Geschichte verkündete, feiert Ösbög mit seiner Zaire nun 'Hochzeit in Samarkand.'


    Anmerkung:


    Bedauerlicherweise findet diese bezaubernde Operette in heutiger Zeit nicht den Anklang, die ihr gebührt. Um den Klangzauber zu hören, muss man auf eine Tonkonserve, die Franz Marszalek 1954 mit dem Kölner Rundfunk einspielte, zurückgreifen. Orientalisches Kolorit ist gewährleistet und das Libretto mit reichlich gesprochenem Dialog ist witzig, teils sogar an den Wiener Dialekt gebunden. Die zündenden Melodien prägen sich leicht ein. Duett: „'Heut hab ich das Glück gefunden und das Glück bist du!“ oder das Duett „Deine Augen die verraten, mehr als dein reizender Mund!“


    © 2010 TAMINO – Engelbert



    Bekannte Melodien
    > Allah ist groß -
    > Heimat ich grüße dich -
    > Ich bin ein Straßenmusikant -
    > Schatzi, ach Schatzi -
    > Warum soll ich es dir nicht sagen -
    > In meinem Blick liegt Tod und Leben -
    > Heut hab ich das Glück gefunden -
    > Weißt du wer dieser ist -
    > Deine Augen, sie verraten -
    > Komm nach Wien mit mir -

  • Eduard Künneke


    Lady Hamilton


    Operette in drei Akten
    Libretto von Richard Bars und Leopold Jakobson
    Uraufführung am 25. September 1926 in Breslau


    Personen:
    Horatio Nelson, Kapitän der englischen Seeflotte
    William Hamilton, britischer Gesandter in Neapel
    Amy Lyons, in der Operette heißt sie Emma, Gattin Hamiltons und Nelsons Geliebte
    Alfredo Bartos, spanischer Seeoffizier, Bewunderer Emmas
    Percy Harwich, Leutnant der englischen Marine
    George Rommey, Kunstmaler
    Kitty Grant, seine Freundin
    John Halifax, Kneipenwirt
    Jimmy, Kellner bei Halifax
    Mary Ann, Emmas Freundin
    French, Nelsons Adjutant
    Der Prinz von Pisa, ein Intrigant
    ein Tanzmeister
    Königin Maria Carolina (nicht präsent)
    Der Geist, ehemaliger Liebhaber der Lady,
    nun Kommentator des Geschehens zum besseren Verständnis des Publikums
    und weitere


    Das Geschehen nimmt seinen Anfang im Jahre 1781, spielt in einem englischen Küstenort und in Neapel.




    HANDLUNG


    Erster Akt:


    Es ist ein Dilemma mit Emma und Halifax der Kneipenwirt in einem kleinen Ort an der englischen Küste hat mit ihrer Unpünktlichkeit seinen geregelten Kummer, denn in der Tat, Emma ist seine 'große Nummer.' Ihr flottes Liedchen 'Jimmy spielt den Dudelsack' dringt durch das offene Fenster der Spelunke auf die Straße und lockt Besucher an. Hörbar knarrt die Tür und als Gäste erscheinen George Romney mit seiner Freundin Kitty. Der Maler und sein frivoles Model sind allerdings nur die Vorhut. Ihnen folgen auf dem Fuß zwei Seeoffiziere, spanischer und englischer Nationalität, angeführt von einem schon etwas ergrauten Herrn, der sich als Lord Hamilton vorstellt. Ihre Kutsche hatte einen Achsenbruch und jetzt suchen die fünf ein Quartier zum Übernachten.


    Von Emmas Attraktivität und ihren Tanz- und Gesangseinlagen ist seine Lordschaft hingerissen und der Bewunderer erkundigt sich, ob die Schöne nicht als Dauerliebchen mit ihm nach London kommen will. Hierzu verspürt die Angesprochene aber keine Lust, denn Sie hat ihre Blicke auf den feurigen Spanier gerichtet, der ihr auch sogleich den Hof macht. Die leicht angetrunkenen Stammgäste fühlen sich provoziert und Alfredo muss Emma vor ihren Rempeleien in Schutz nehmen. Auf dem Fundament der Dankbarkeit erwacht in Emma ein starkes Gefühl der Zuneigung, welches ihr Verehrer erwidert, „Du hast Augen von denen man träumt“ kleidet er seine Empfindungen in Worte. Alfredos Freund Percy versucht, sich dem Malermodel zu nähern, was ihren Freund Romney zur Eifersucht reizt.


    Dem Kellner Jimmy, ständig zu unpassenden Scherzen aufgelegt, ist die gefüllte Brieftasche des Spaniers durch Zufall in die Hände geraten. Emma beobachtet den Missgriff, spielt sich nun als moralische Instanz auf und gibt die Börse dem Spanier zurück. Caramba! Alfredo missversteht die Situation und argwöhnt, Emma wolle sich den Kuss, den sie ihm gab, teuer bezahlen lassen. Schon hat der Hitzkopf im Zorn das Lokal verlassen und Emma, deren Erklärungen nicht mehr wahrgenommen werden, steckt nun in einem seelischen Dilemma. Ihre Erwägungen, das triste Leben in der Hafenkneipe mit einem glanzvolleren zu vertauschen, nehmen Formen an. Sie überdenkt das Angebot Lord Hamiltons und ringt sich die Entscheidung ab, ihm als als heimliche Herzensdame in sein Haus zu folgen.


    Zweiter Akt:


    Lord Hamilton ist über die Leiter der Diplomatie zum Botschafter aufgestiegen und vertritt das englische Königshaus nun in Neapel. Der Vesuv gibt zur Zeit Ruhe, Eruptionen brechen bei Emma aus. Sie ist es satt, sich versteckt halten zu müssen, denn ihr schwacher sozialer Status, nur Geliebte zu sein, lässt der Ehrgeizigen keinen Spielraum zur gesellschaftlichen Entfaltung – eine Einschränkung, die eine schöne Frau langfristig niemals hinnehmen wird.


    Gesellschaftlichen Erfolg verzeichnet dagegen der Kunstmaler Romney, denn dieser ist bei Hofe angesehen und darf Königin Maria Carolina in Pastell festhalten. Den Prinzen von Pisa wird Romney im Laufe der nächsten Wochen auch noch auf die Leinwand werfen.


    Zu Ehren von Admiral Nelson hat der Botschafter als Vorgeplänkel Feierlichkeiten angesetzt, denen ein offizieller Empfang am Hof der Königin von Neapel-Sizilien folgen soll. Doch die geborene Habsburgerin hält auf Etikette, und Emma ist es nicht erlaubt, an der Seite ihres Gönners bei Hofe zu erscheinen. „Es gibt keine Lady Hamilton“ verkündet der Botschafter zu ihrem Verdruss lautstark, doch der Prinz von Pisa ist anderer Ansicht. Er versucht die gesellschaftliche Position des Engländers zu erschüttern und intrigiert, was das Zeug hält. Eine Dame 'mit einem Leberfleckchen im oberen rechten Eckchen' hält er für die Lady, ist aber auf der falschen Fährte, denn er hat sich an Emmas Freundin Mary Ann festgebissen.


    William Hamilton steht mächtig unter Druck. Der Wankelmütige sieht ein, dass er ohne vorzeigbare Gemahlin bald seine Koffer packen kann. Emma gibt vor, abreisen zu wollen und versucht, Lord Percy als Begleitung zu gewinnen. Der Schmetterball „Komm mit nach Madrid“, hallt durch die Botschaft, dass es William Hamilton in den Ohren klingelt. Wenn es also sein muss, dann bitte sofort! Noch in der Nacht wird der Bischof von Neapel in die Botschaft gebeten, den ehelichen Bund zwischen Emma und William zu segnen. Mit dem Ehering bewaffnet, darf Emma nun endlich im Bourbonen-Palast erscheinen und der Tochter Kaiserin Maria Theresias unter die Augen treten.


    Ein Störfall tritt ein. Noch in der Nacht wird ein Deserteur eingefangen und der Botschaft unterstellt. Am nächsten Morgen soll er hingerichtet werden. Die Lady nimmt den Fall in die Hand und erkennt in dem Gefangenen Alfredo, mit dem sie einst in einer englischen Hafenkneipe beinahe das Vergnügen gehabt hätte. Vor Sehnsucht ist er auf der Suche nach ihr desertiert und zum Rebellen geworden. Tief bewegt wird sie ihr Mögliches tun, selbst wenn es fast unmöglich scheint, ihn vor dem Henkersbeil zu retten. Vorsorglich soll er ihr zum Abschied noch einmal die Hände reichen - Verzeihung, Paul Abraham - und sagen, dass es bestimmt sehr schön geworden wäre. Doch er muss verstehen, dass heute ihr Hochzeitstag ist und eine Realisierung eines Verhältnisses mit ihm grundsätzlich nicht mehr in Betracht kommt. Lediglich die Dankbarkeit, weil er sie einst aus kritischer Lage befreite, beflügele sie. Emma versteckt den unglücklichen Gast vorläufig bei seinem Freund Percy und macht sich auf den Weg, Hilfe und Rettung zu mobilisieren.


    Dritter Akt


    In Mantel und Gesichtsmaske begibt sich die Lady zum Hafen, in dem die Fregatte Lord Nelsons vor Anker liegt. Wird er sie wieder erkennen, auf die er einst seinen begehrlichen Blick heftete? Bis zur Kajüte kann die Bittstellerin vordringen und bietet Liebe gegen Gefälligkeit! Ihr Konterfei, welches sie ihm einst schenkte, hängt an der Wand der Kajüte. Die Schicksal meint es gut mit ihr. Persönlich wird er die Begnadigungsurkunde am nächsten Morgen vorbeibringen. Alfredo wird ein Stein vom Herzen fallen! Der Gemahl hatte sie schon vermisst und er wartet nun in der Bibliothek auf sie.


    Der Vorhang fällt und die Operette ist zu Ende. Den Rest der unsterblichen Liebe zwischen Lady Hamilton und Lord Nelson füllt ein Kapitel der Weltgeschichte.


    Anmerkungen:


    Spritzige Dialoge, eine überquellenden Fülle melodischer Einfälle, die Nähe zur großen Oper und das anspruchsvolle Thema kennzeichnen 'Lady Hamilton', Künnekes Meisterwerk - ein genialer Wurf, welcher den 'armen Wandergesellen' doch ein wenig in den Schatten stellt. Natürlich sind die dramaturgischen Schwächen des dritten Aktes unverkennbar und es ist auch nicht nachzuvollziehen, weshalb die Lady Percy überreden will, mit ihr nach Madrid zu fahren, da sie doch gerade erst in Neapel angekommen ist und ihr Platz an der Seite Lord Hamiltons durchaus ausbaufähig ist.


    Nun hat sich die frisch gebackene Lady Hamilton sich in sozialer Mission dem Admiral genähert. Eine ausufernde Liebesszene in der Kajüte ist den Zuschauern nicht vergönnt. Nelson darf auch nicht singen, weil der Komponist Vokales für ihn nicht komponiert hat. Ein Matrosen-Ballett mit Emily im Mittelpunkt, könnte den dritten Akt noch ein wenig strecken. Ein ambitionierter Regisseur hat viel Spielraum für Schwung zu sorgen und exzellente Einfälle zu deponieren. Der Geist des abgeschiedenen Liebhabers der Lady, der das Publikum bisher durch das Programm führte, kann dabei noch gute Dienste leisten.


    Eduard Künneke schuf mit der Integration des Saxophons in das Orchester ein ganz neues ungewohntes Klangbild. Das Orchestermaterial zur Uraufführung in Breslau ist leider verloren gegangen. Franz Marszallek machte 1953 den Fehler, das Klangbild zu glätten, hatte aber in Anny Schlemm eine überwältigende Lady zur Verfügung. In jüngster Zeit ist es keineswegs still geworden um die liebenswerte Emily. Um April 2004 wurde Noemi Nadelmann von dem Perser Mehrzad Montazeri umworben. Die Aufzeichnung auf DVD steht noch aus.


    Die Engländer schufen unter dem Titel „The Song of the Sea“ ihre eigenen Version der Künneke-Operette
    und am Broadway ist Lady Hamilton keine Unbekannte. Im Kino lieh Vivian Leigh der Geliebten Nelsons ihr Profil.


    © 2010 TAMINO - Engelbert


    Musiknummern:


    Erster Akt:
    Nr. 1 Introduction: Ahoi – alle Weiber! Komm nur herein (Chor und Halifax – Rommy und Kitty)
    Nr. 2 Auftritt und Duett: Sonderbar, ich sah von fern (Percy und Alfredo)
    Nr. 3 Chor und Auftritt: Länger warten wir nicht mehr (Chor und Amy)
    Nr. 4 Szene und Duett:Ich war ein Mädel (Amy und Alfredo)
    Nr. 5 Du hast Augen, von denen man träumt (Amy und Alfredo)
    Nr. 6 Terzett: In Öl und Pastell (Kitty, Rommey und Percy)
    Nr. 7 Finale 1: Halifax, Halifax, alter Bär (Chor, Halifax und Amy


    Zweiter Akt:
    Nr. 8 Introduction und Chor: Wie unvergleichlich! Oh, wie charmant!
    Nr. 9 Duett: Auf allen Reisen hört man heut' preisen - Komm mit nach Madrid (Percy und Amy)
    Nr. 10 Ensemble: Herr Attaché, Herr Attaché – Excellenz, Excellenz, uns're tiefste Referenz –
    Nr. 11 Stolz ist erschienen die Lady von Welt (Chor, Amy und Percy)
    Nr. 12 Immer muss ich an dich denken (Alfredo und Amy)
    Nr. 13 Duett: Der Beppino trinkt gern Vino (Percy und Kitty)
    Nr. 14 Finale 2: Mylady, wir müssen's gesteh'n – My Lord, Oh' hören Sie mich, mein Gemahl


    Dritter Akt:
    Nr. 15 Duett: Täglich im Leid weint eine Maid (Kitty und Percy)
    Nr. 16 Marsch-Ensemble: Englands großem Kapitän (Chor und Amy)

  • .


    Eduard Künneke (1885-1953)


    Die lockende Flamme
    The Alluring Flame


    Romantisches Singspiel in acht Bildern,
    Libretto von Paul Knepler & J. M. Willeminsky,
    Uraufführung 1933 in Berlin, Theater des Westens


    Darsteller:
    E.Th .A. Hoffman - deutscher Dichter und Musiker (Bariton)
    Ludwig Devrient – Schauspieler (Sprechstimme)
    Dolores - eine spanische Tänzerin (Sopran)
    Jarifa – ihre Dienerin (Sprechstimme)
    Jacinto – ihr Tanzpartner (Tenor)
    Lisbeth – Nichte des Gastwirts Luther (Sopran)
    Magister Tinte – Sekretär Hoffmanns (Tenor)
    Friedrich de la Motte Foucké – deutscher Dichter (Sprechrolle)
    Lutter – Gastwirt (Sprechrolle)
    und weitere


    Die Handlung spielt in Berlin im Jahre 1817




    INHALTSANGABE


    Im Weinkeller 'Lutter und Wegner' in Berlin - in der Nähe des Gendarmenmarktes - trifft sich jeden Abend eine Gruppe von Dichtern, Schauspielern und Musikern, um gesellig bei einem oder zwei Gläschen Wein zusammenzusitzen. Markanteste Person dieser Runde ist Ernst Theodor August Hoffmann, auch Gespenster-Hoffmann genannt. Die andere wichtige Persönlichkeit in der Gesellschaft ist sein Freund, der Schauspieler Ludwig Devrient. Zwei Dichter, etwas weniger berühmt, es sind Friedrich de la Motte Fouqué, bekannt durch sein Märchen Undine, welches Hoffmann vertonte, und Ludwig Tieck sitzen ebenfalls am Tisch. Man zecht miteinander und trinkt sich ein Räuschchen an. Der Lebensstil ist im Verhältnis zum Einkommen ein bisschen zu aufwändig und geht über ihre Verhältnisse, doch Lisbeth, die Nichte des Wirts, hat ein gutes Herz. Sie kassiert nicht kleinlich alle Schuldzettelchen ab, weil sie menschliche Wesen mit Bildung und Verstand gut leiden kann. Lisbeth verspürt nämlich eine heimliche und tiefe menschliche Zuneigung zum großem Schauspieler Devrient. Nicht zuletzt seinetwegen drückt sie ein Auge zu, wenn es um die Begleichung zeitlich zurückliegender Rechnungen für Getränke und Verzehr geht. Der Sekretär von Herrn Hoffmann ist Magister Tinte. Der Ärmste ist hoffnungslos in Lisbeth verliebt, obwohl das Mädchen ihm angedeutet hat, dass ihr für eine dauerhafte Verbindung etwas Höheres vorschwebt.


    Der Dichter Hoffmann versteht etwas von Zauberspuk. Gemäß seiner Vorstellung bildet sich schon im zweiten Bühnenbild aus der Flamme, die im Kamin auflodert, ein Phantom, welches die Ähnlichkeit einer rassigen Frau annimmt. Das ist die 'Lockende Flamme' die Gespenster-Hoffmann den beschwipsten Zechkumpanen als geheimnisvolle weibliche Erscheinung offeriert.


    Während man sich mit benebeltem Kopf mit der lockenden Flamme auseinandersetzt, geht plötzlich die Tür auf und eine rassige Zigeunerin verjagt jede Spur von einer Einbildung. Sie wird als Realität aus Fleisch und Blut wahrgenommen. Die exotische Schöne kommt nicht allein - ihren Tanzpartner Jacinto hat sie gleich mitgebracht und dann setzt sie zum Monolog an: „In meiner Heimat in Andalusien..., die den Betrachter in ihren Bann schlägt und sich wie eine Flamme in sein Bewusstsein einfräst. Die Begeisterung gerät zum Ensemble-Szene.


    E.Th.A. Hoffmann ist dafür bekannt, sich in alle möglichen und unmöglichen Damen sofort zu verlieben, wird aber in seiner Leidenschaft fast nie bestätigt. Im Moment hat er es besonders schwer, denn sein lieber Freund Devrient ist ihm zum Rivalen geworden. Auch er liebt die schöne Tänzerin vom ersten Augenblick an und ist von ihr wie behext.


    Aber ist nicht ganz Berlin von der bezaubernden Dame, deren Heimat Andalusien ist, eingenommen? Es wird sich zeigen, denn Dolores, wie die Fremde heißt, hat bizarre Wünsche. Sie möchte nur ein einziges Mal zusammen mit dem berühmten Schauspieler Devrient auf der Bühne stehen, damit sie später erzählen kann, mit welcher Berühmtheit sie Theater gespielt hat. Der Intendant einer kleinen Bühne lässt sich bewegen und die Gesellschaft zieht los.


    Doch dann erlaubt sich die Exotin eine Unverfrorenheit ohnegleichen, nachdem sie ihren Wunsch erfüllt bekommt hat, hakt sie sich nicht bei Herrn Devrient ein und auch nicht bei Herrn Hoffmann, sondern ihrem Tanzpartner Jacinto wirft sie verliebte Blick zu. Damit hatte der Landsmann nicht gerechnet! Völlig verstört singt er die Arie: „Ich träume mit offenen Augen - ich träume.“ Lisbeth, die sich die Zuneigung von Herrn Devrient ausgemalt hatte, gewinnt ihre Fassung als Erste zurück. Auf dem Boden der Wirklichkeit wieder angekommen gibt ihr die Vernunft ein, den Magister Tinte in ihre Arme zu schließen. Dafür muss er aber das Versprechen abgeben, nach der Hochzeit mit ihr jeden Tag ins Theater zu gehen.



    © 2010 TAMINO - Engelbert



    GESANGSNUMMERN
    > In meiner Heimat in Andalusien -
    > Künstlerball bei Kroll -
    > Ich träume mit offenen Augen -

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    Eduard Künneke (1885-1953)
    Liselott


    Singspiel in 6 Bildern


    Libretto von Richard Keßler
    nach dem gleichnamigen Lustspiel von Heinrich Stobitzer (1901)
    Uraufführung am 17. Februar 1932 im Admiralitätspalast, Berlin
    Uraufführung der Erstfassung unter dem Titel: Die blonde Liselott am 25. Dezember 1927 im Landestheater Altenburg


    Charaktere:
    König Ludwig XIV (Sprechrolle)
    Philipp, Herzog von Orleans, sein Bruder (Tenor)
    Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz (Sprechrolle)
    Prinzessin Liselott, seine Tochter (Sopran)
    Gräfin Françoise de Grançal, Oberhofmeisterin des herzoglichen Haushalts (Soubrette)
    Chevalier de la Garde, Hofmarschall des Herzogs (Buffo-Tenor)
    Graf Walter Harling (Tenor)
    Freifrau Leonore v. Ratsamshausen, Liselotts Erzieherin (Sprechrolle)
    Blanche, Liselotts französische Hofdame (Soubrette)
    Madame Dubois, Kneipenwirtin (Sprechrolle)
    Lacroix, Küchenchef (Sprechrolle)
    'Der Apache', ein Aufrührer (Bariton)
    und weitere


    Das Geschehen spielt zu Ende des 17, Jahrhunderts in Heidelberg, Saint Germain, Paris und Versailles



    Dokumentation:
    LABEL: Cantus Classics, Einspielung 1955
    Chor und Orchester des Münchener Rundfunks
    Dirigent: Werner Schmidt-Boelcke
    Darsteller:
    Anny Schlemm ( Liselott)
    Ferry Gruber (Walter Harling)
    Arno Assmann (Philipp)
    Hilde Hillebrand (Oberhofmeisterin)
    Harry Friedauer (Hofmarschall)
    Rosl Schwaiger (Blanche)
    Marcel Cordes (Apache)


    INHALTSANGABE


    Erstes Bild:


    Der Kurfürst von der Pfalz hat es schwer mit seiner Tochter, denn fünf Heiratskandidaten hat sie schon ausgeschlagen, ohne einen triftigen Grund dafür anzugeben. Die Karosse des französischen Gesandten ist soeben im Hof vorgefahren und die Erzieherin der Prinzessin, Freifrau von Ratsamshausen, fragt Karl Ludwig, ob schon wieder ein Brautwerber im Anzug sei. „Endlich bläst das alte Fagott den richtigen Ton“ Sie soll doch nicht so dumm tun, als ob sie nicht Bescheid wüsste; sie hört doch sonst immer die Flöhe husten. Aber das eine sagt er ihr, wenn sie ihm diesmal wieder das Konzept verdirbt, kann sie sich auf etwas gefasst machen. Kurfürstliche Gnaden möge doch bitte bedenken, wenn die Liebe im Herzen nicht Fuß gefasst hat, kann man ein kerndeutsches Mädel auch nicht zur Ehe zwingen. Liselott passt doch gar nicht an den französischen Hof. Seine Tochter passt überall hin, ist der kurfürstliche Bescheid – Die Freifrau soll sich das bitte merken und sich einmal die Giraffe anschauen, die ein Forschungsreisender ihm mitgebracht hat. Hat sich er Exot in Heidelberg etwa nicht gut eingelebt? Als Erzieherin hat er sie eingestellt und wenn sie ihre Aufgabe nicht kennt, wird er sie in den Giraffenkäfig sperren. Aber Kurfürstliche Hoheit! Sie ist doch keine Giraffe!


    Liselott ist von ihrem Ausritt mit dem Grafen Harling zurückgekehrt. Dieser hat ein Anliegen, will es ihr aber erst am Abend „im Quarter wo sie Rosen stehen“ erklären. Kann er nicht einfach frei von der Leber reden und sagen, was er von ihr will. Der Zuschauer hat sogleich das Gefühl, dass der vormalige Spielgefährte für Liselott nicht die richtige Partie ist, denn ihr Temperament funktioniert genau entgegengesetzt.


    Der Papa hat Liselott zu sich befohlen und macht ihr klar, was die Chance bedeutet, Schwägerin des Sonnenkönigs zu werden. Man hat ohnehin keine Wahl. Liselott soll den Herzog von Orleans zum Mann nehmen und sich nicht schon wieder verweigern. Die Franzosen können mit ihrem Ländle doch machen, was sie wollen, wenn sie beide sich nicht fügen. Das Mädel soll ein Einsehen haben, für das Vaterland ein Opfer bringen und den Bruder des französischen Königs heiraten. Sie wird eine der reichsten Frauen Europas werden.


    Missmutig gibt die Bedrängte ihren Widerstand auf, weil der Vater im Grunde seines Herzens nur das Beste für sie will und außerdem noch recht hat. Letzten Endes ist es ihr auch egal, wer sie zum Weib bekommt. Ihrer Haut wird sie sich schon zu wehren wissen.


    Liselott singt die Arie: „Nun heißt es Abschied nehmen von dem Vaterhaus.“



    Zweites Bild:


    Es ist nicht zwingend erforderlich, dass der Gemahl bei seiner eigenen Eheschließung unbedingt dabei sein muss. Die Vermählung hat in Heidelberg statt gefunden und Philipp hat sich durch seinen Hofmarschall, den Chevalier de la Garde, vertreten lassen. Jetzt sitzt man in der Reisekutsche auf dem Weg nach Paris. Blanche, die neue französische Hofdame Liselotts, ist gleichzeitig das Liebchen vom Chevalier.


    Man macht sich in Saint Germain bereits lustig über die seltsame Hochzeit. Man solle sich doch einmal vorstellen, zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts, haben sich nie gesehen, sind aber trotzdem miteinander verheiratet worden. Wäre das nicht der Stoff für eine Komödie von Moliére?


    Irgendwann kommt man in Saint Germain an und Liselott ist froh, die ungemütliche Kutsche verlassen zu können. Sie soll Ihrem Gemahl Philipp nun vorgestellt werden. Dieser ist noch mit seiner Mätresse, der Gräfin Françoise de Grançal, die das Amt einer Oberhofmeisterin des herzoglichen Haushalts bekleidet, beschäftigt. Ein zynisches Luder, welches die die Pfälzerin als Sauerkraut-Prinzessin bezeichnet. „Welchen Status hat schon eine Gemahlin“ höhnt sie und erklärt, dass sie in jedem Fall im Schloss zu bleiben gedenkt. „Charlotte, Herzogin von Orleans, Prinzessin von der Pfalz“ lautet der formelle Titel, mit dem Liselott ihrem Mann vorgestellt wird. Philipp fühlt sich als Opfer seiner Pflichterfüllung.


    Möchte Madame sich nicht ein wenig pudern, bevor sie dem Sonnenkönig, der sie inspizieren möchte, unter die Augen tritt? Es sind ihre roten Apfelbacken, die Anstoß erregen. Man sagt ihr das natürlich nicht direkt sondern in diskreter Form: Sie schaue allzu gesund aus! Die Erzieherin jammert, dass die Prinzessin besser daran getan hätte, in Heidelberg zu bleiben. Liselott stellt fest, dass die Höflinge hier in Frankreich die gleichen dummen Gesichter haben wie daheim.


    Doch Ludwig, der Vielgeliebte, hat keine Einwände. Der Funke der Sympathie springt sogleich über und er findet findet im Vergleich zu seiner heuchlerischen Umgebung 'ihren Schnabel herzerfrischend“. Nun hat er endlich einmal eine Frau und einen Charakter kennengelernt! Soll das ein Kompliment an die Schwägerin sein? Der Herzog ist sich nicht sicher, ob er sich geschmeichelt fühlen soll.


    Liselott ist die Art, wie man bei Hofe miteinander kommuniziert unbekannt, aber sie wird sehr schnell lernen, wie sie sich durchzusetzen hat und Unverschämtheiten und Unregelmäßigkeiten sanktionieren. Sie überlegt, dass sie den König für sich eingenommen hat. Welchen Charakter ihr Gatte hat, wird sie schon noch herausfinden, sagt sie ihm.



    Drittes Bild:


    Ein halbes Jahr ist vergangen. Der Herzog hat ebenfalls ein Auge auf die kleine Blanche geworfen, aber sein Hofmarschall macht sie ihm streitig. Liselott maßregelt die Kleine, dass sie das Knutschen in der Öffentlichkeit ein wenig einschränken soll. Man kann nicht sagen, dass es Liselott im Schloss nicht gefällt, aber sie kann ihre Art voll ausleben. Viel Zeit verbringt sie damit, den Koch zu drangsalieren. Sauerkraut mit Knackwurst ist ihr Leibgericht. Wird er das endlich begreifen? Andernfalls wird sie die Hoheitsrechte in der Küche selbst ausüben. Sie schreibt einen Brief an Tante Sophie, schildert ihre Erlebnisse ganz ungeschminkt, was ihr bei Hofe alles nicht gefällt.


    Die Eheleute stehen sich in Opposition gegenüber sticheln und tauschen Bosheiten aus, gehen aber nicht feindlich aufeinander zu. Jeder scheint den anderen zu respektieren. Seine Haut sei mal scheckig und mal fleckig und dann schält sie sich, sagt er selbst. Die Ursache sei das miserable Gesichtswasser. Und bei wem lässt Madame ihr Gesicht herrichten? Nirgendwo, sie wäscht sich am Brunnen. Ein gediegenes Maß an Herzlichkeit hat sich noch nicht eingefunden, aber man kommt miteinander zurecht. Nun versucht der Herzog ihr beizubringen, wie er sich die ideale Gattin vorstellt. „Zu schlecht, Madame, o nein...“ Der Dialog ist voller Witz und Hintergründigkeit. Rhetorisch sind beide Ehepartner einander gewachsen – jeder hat eine bevorzugte Gangart. Der Librettist gibt sein bestes.



    Viertes Bild:


    Kleine französische Revolution in der Küche! Der Koch, schon 15 Jahre im Dienst, will es sich nicht bieten lassen, dass er kontrolliert wird. Doch Liselott will nicht länger dulden, dass ständig silberne Löffel gestohlen werden und Nahrungsmittel auf unbekannten Wegen entschwinden. Wenn Frau von Grança, die für ihre Anwesenheit monatlich fürstlich entlohnt wird, in ihrer Eigenschaft als Oberhofmeisterin die Missstände aber nicht beseitigen kann, wird sie das Haus verlassen. Liselott entfernt sich, um in der Küche nach dem Sauerkraut zu schauen.


    Françoise beklagt sich beim Herzog, weshalb sie von ihm nicht in Schutz genommen wurde. Nun singen der Herzog und seine Mätresse den spritzigsten Dialog der Operette, der in seinen unzähligen Windungen und Variationen köstlich amüsiert: „ Ach Gott, Wie sind wir vornehm, ach so schrecklich vornehm... Bei unserer Contenance hat sie keine Chance und kommt erst gar nicht hoch!... O wie ist es schön, sich verstanden zu sehen, und sich in die Augen zu seh'n! Wir bleiben unter uns! Gräfin! Ach Gott wie sind wir vornehm …“ In diesem Tonfall geht es dann fast fünf Minuten weiter. Die beiden kommen nicht dazu, ihren Dialog zu Ende zu führen. Liselott kommt urplötzlich aus der Küche, sieht die beiden in prächtigem Einvernehmen und bekommt einen Eifersuchtsanfall. Die Oberhofmeisterin wird fristlos gefeuert. 'Zu vornehm', sich zur Weh zur setzen räumt sie das Feld. Liselotts Gatte bemerkt treuherzig, schon sogleich nach ihrer Ankunft hätte er die Störende hinauswerfen wollen, aber sie sei nicht gegangen. Nun sei die Sache erledigt.


    Erledigt ist gar nichts! Liselott hat von ihrer Umgebung genug und ruft nach ihrer Zofe um anzukündigen, dass sie unverzüglich zu verreisen wünsche. Doch diesmal ist der Herzog nicht anpassungswillig, sondern versucht energisch seiner Frau ihre Absicht auszureden. Über den unverhofften Widerstand des Gemahls ist sie freudig überrascht, glaubt sie doch, endlich auf Liebe gestoßen zu sein. Doch der Dämpfer kommt sogleich: Er könne es sich vor dem ganzen Hof nicht leisten, dass die Gemahlin sich unerlaubt entferne.


    Plötzlich kommt eine unerwartete Wende. Blanche meldet Besuch aus Heidelberg. Es ist Graf Harling, der seine diplomatischen Geschäfte erledigt hat und auf einen Sprung bei ihr vorbeischauen möchte. Hat die Jugendgespielin sich auch nicht unterkriegen lassen? Man erinnert sich „in süßem schmerzlichen Sehnen“ der gemeinsam verbrachten Jugendtage im väterlichen Schloss zu Heidelberg. Von Heimweh überwältigt, beschließt Liselott Walter auf seiner Heimreise zu begleiten. Der Herzog hat Vorkehrungen getroffen und beim Polizeipräfekten bewirkt, dass die Stadttore zur Nachtzeit für den allgemeinen Verkehr geschlossen werden. Leute, die passieren wollen, werden sorgfältig kontrolliert. Doch der Vater von Blanche übt das Amt eines Brückenwächters aus und wird sie passieren lassen, verspricht sie ihrer Herrin. Im Schlosspark singt Harling für Liselott eine Serenade. Es sei nur ein Straßensänger beschwichtigt Liselott ihren Mann.



    Fünftes Bild:


    Am Ufer der Seine befindet sich die Spelunke von von Madame Dubois. In ihr treffen sich allabendlich
    Aufrührer und allerlei zwielichtiges Gesindel. Die Nacht ist stürmisch und Liselott ist mit Walter eingetroffen, um von hier aus die Heimreise zu starten. In seiner Begleitung zieht Blanche los, um den Vater zu informieren, das Ruderboot startklar zu machen.


    Liselott hat sich derweil in die Gaststube gesetzt, um mit dem Volk auf Tuchfühlung zu gehen. Doch Philipp ist der Ausreißerin unauffällig gefolgt und setzt sich zu ihr. Natürlich fallen beide in ihrer unangemessenen Kleidung auf, doch Liselott redet sich heraus, dass diese bei einem Raubüberfall erbeutet wurden. Ach, die beiden sind also auch von der Zunft!


    Noch nie war Philipp seinem Volk so nah. Warum hat Liselott ihn nicht schon früher hierher geführt? Diese rät ihrem Mann, mit den Wölfen heulen soll, wenn er körperlich unversehrt wieder hier herauskommen will. Die Revoluzzer möchten, dass man die gesamte Bagage von Versailles zum Teufel jagen soll. Sehr wohl, und den Herzog von Orleans soll man als Ersten aufhängen, verkündet Philipp. Lautstarke Zustimmung ist das Echo.


    Liselott kennt ihren Mann nicht wieder und entdeckt plötzlich liebenswerte Eigenschaften an ihm, die sie bei ihm gar nicht vermutet hatte. Sein Großvater habe gesagt, erklärt er, dass jeder Bürger ein Huhn im Topf haben sollte, doch er setzt dagegen, dass ein Huhn zu wenig sei, mindestens eine Ente, ein Schwein oder ein Kalb seien angemessen. Der Pöbel grölt und und der Wortführer – unter dem Nicknamen 'Der Apache' macht sich bereits Gedanken, ob der dem duften Jungen oder seinem patenten Frauchen den Vorzug geben soll. Wie er heiße, will das Großmaul wissen. „Philipp!“ Gut, dann heißt er Ludwig. Ein kräftiger Schlag ins Kreuz besiegelt die Freundschaft. „Wir dreh'n ein Ding!“ heizt Liselott die Stimmung an und die Gäste fallen in den Refrain ein.


    Zwischendurch findet Philipp Zeit, seiner Frau ihre Eifersucht auf die Gräfin auszureden. Eine Mätresse zu haben, sei in Paris eine Pflichtübung der Herrschenden. Die deutschen Fürsten imitieren die Gepflogenheit. Es gäbe Schlimmeres auf der Welt und es lohne nicht, sich dazu Gedanken zu machen. Die Gräfin sei nun auf ewig aus ihrer Umgebung verbannt und der Stein des Anstoßes damit beiseite geräumt. Er habe die erfreuliche Nachricht für sie, dass die Franzosen aus Heidelberg abgerückt seien, weil ihr Einsatz anderenorts von Nöten sei. Liselott fällt ein Stein vom Herzen und in einem plötzlichen Entschluss verkündet sie: „Blanche, wir reisen nicht!“ Harling ist geknickt, sieht aber ein, dass er das Opfer des Verzichts bringen muss, wenn die Ehegatten zueinander finden. Die Augen des 'Apachen' ruhen auf Liselott: „So, jetzt muss die Süße aber ran“. Für Diplomatie hat die impulsive Liselott im Moment keinen Sinn und versetzt ihm eine schallende Ohrfeige. Der Herzog gibt seine Identität zu erkennen, um ihr Schutz zu bieten, doch niemand schenkt ihm Glauben. Wozu auch, die beiden haben die Lacher auf ihrer Seite. Man lässt sie unbehindert fortgehen. Philipp hat der Abend gut gefallen. So lustig sei es in Versailles nicht. Immerzu nur Ballett, zum Davonlaufen!



    Sechstes Bild:


    Françoise de Grançal hat intrigiert. Von der Sache der plötzlichen Abreisepläne seiner Schwägerin hat sie Ludwig in Kenntnis gesetzt. Die königliche Majestät ist über das nächtliche Abenteuer seines Bruders und der Eigenmächtigkeit Liselotts erbost.


    Beide müssen antanzen, um sich zu rechtfertigen. Liselotts Brief an die Tante in Braunschweig wurde abgefangen und befindet sich in des Königs Händen. Das Postgeheimnis gilt für ihn nicht. Er hat das Siegel erbrochen und Liselott muss die Schandtaten, die sie aus dem Schloss tagen wollte, laut vorlesen. Das Operettenpublikum ist genau so schockiert wie der König. Von Fleckenwasser ist die Rede, welches die Haut scheckig macht und dass der König mit dem Botschafter eines fremden Landes auf der Toilette diplomatische Gespräche führt.


    Es bleibt bei einem königlichen Donnerwetter. Liselott hat sich zur königlichen Audienz nach Pariser Art mit Blanches Rat und Hilfe fein herausgeputzt, um ihrem Gemahl eine Freude zu machen. „Ach Gott, wie ist sie vornehm“ tönt es von seinen Lippen. Dem König selbst dünkt sie begehrenswert, aber wohin mit Madame de Maintenon?



    © 2010 TAMINO - Engelbert



    AUSWAHL an Gesangsnummern
    > Ich hab nur einen Gedanken (Liselott)
    > Im Quarter, wo die Rosen stehen Liselott - Harling
    > Nun heißt es Abschied nehmen (Liselott)
    > Warum denn gleich so traurig sein (Hofmarschall – Blanche)
    > Frauen trauen ist gefährlich (Blanche)
    > Zu schecht Madame, o nein (Orleans – Liselott)
    > In süßem und schmerzlichen Sehnen (Harling – Liselott
    > Wir dreh'n ein Ding (Der Apache – Liselott – Ensemble)
    > Ich habe mich verliebt (Orleans)
    .


  • Die Hochzeit in Samarkand
    Operette in 3 Akten
    von Eduard Künnecke,
    Libretto von Richard Kessel,
    Uraufführung am 14.2.1938 Theater des Volkes Berlin
    mit Hans Fetscherin • Maria Jakisch • Hans Komorek • Ilse Schmidt-Ellum,
    Dirig. Edmund Nick.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Das Dorf ohne Glocke
    Singspiel in drei Akten von Eduard Künneke.
    Das Libretto verfasste August Neidhart.
    Als Vorlage diente ihm eine ungarische Legende von Árpád Pásztor.
    Uraufführung am 5. April 1919 am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)