Unser Krefeld-Häuptling Moses alias Uwe hat dieses Stück von Donizetti seinerzeit angekündigt, aber noch nicht vorgestellt. Dann mach ich das mal. In seinem thread über Melchior Franck hat unser Mitglied BBB ja sinngemäß gesagt, dass ihn übertriebene Heiterkeit depressiv macht. Da ist was dran. Bei meinem Besuch des "Trittico" in Dortmund hatte mich "Il tabarro" gepackt, "Suor Angelica" berührt, aber beim heiteren "Gianni Schicchi" sprang der Funke nicht über, was nicht an den Ausführenden lag. Also hatte ich keine großen Erwartungen an die Farce "Viva la mamma" von Donizetti in Krefeld. Aber es kam anders. Ein solches Stück über das Theater hatte ich vor Jahren in Essen gesehen (Fioravantis "Dorfsängerinnen"), dann natürlich das Schauspiel "Der nackte Wahnsinn" von Michael Frayn, berühmt ist natürlich die "Ariadne" von Strauss, und jetzt die "Mamma". In dieser Bearbeitung soll eine italienische Wandertruppe "Romulus und Ersilia" in Krefeld aufführen, was letztendlich scheitert. Schon die Sprache hatte der Regisseur geschickt verwandt: die Rahmenhandlung war in deutsch mit guter Textverständlichkeit der Sänger, die Oper selber dann in nicht übertiteltetem Italienisch (wobei man den Text auch gar nicht iwssen will).
Alles war mit leichter Hand inszeniert, Chor und Orchester in guter Form und die Sänger ausgezeichnet. Dazu hatte sich der Regisseur eine sehr wirkungsvolle Schlusspointe ausgedacht, die hier natürlich nicht verraten wird. Also ein runder, vergnüglicher Theaterabend für den Preis einer Kinokarte. Das Theater war etwas dünn besetzt, aber das Publikum umso applausfreudiger. Jedenfalls wird das Stück in dieser Saison noch in Krefeld und Mönchengladbach gespielt, und ich kann es nur empfehlen.
Eine Besonderheit muss ich noch lobend hervorheben. Meine Erwartung an eine normale Opernaufführung in Bezug auf die Sänger ist diese: die Soprane sind meistens hervorragend, die Altistinnen gut, die Tenöre Versager und die Bässe entweder toll oder schlecht. Bei den Bässen in Wuppertal gibt es kaum gute, bei Düsseldorfer Aufführungen sind gute und schwache immer gut gemischt. In dieser Aufführung gab es vier Bässe: einer besser als der andere! An der Spitze Hayk Dèinyan als Mamma (!), dann Mathias Wippich (der immer gut singt), Tobias Scharfenberger (der sonst viel Alte Musik macht) und Christoph Erpenbeck. Erpenbeck ist der Sohn eines ehemaligen Kollegen von mir, der mit 80 Jahren immer noch das tolle Essener Jugendsymphonieorchester betreut. Christoph Erpenbeck hat vor Jahren in Düsseldorf gesungen und ist da aus mir unerfindlichen Gründen bei einem Intendantenwechsel ausgemustert worden. Ich habe ihn vor Jahren als "Macbeth" gesehen, und auch hier als Impresario war er sehr gut. Ich wüsste manchen Bass in Düsseldorf, den er sehr gut ersetzen könnte. Dies ist auch ein Beitrag zu meinem Lieblingsthema: die Qualität in der Provinz!