BELLINI, Vincenzo: LA STRANIERA

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    Vincenzo Bellini (1801-1835)
    La Straniera
    Die Fremde


    Melodram in zwei Akten
    Libretto von Felice Romani
    nach dem Roman ‘L’Etrangére’ von Victor-Charles Prévôt, Vicomte d’Arlincourt
    Uraufführung: Teatro alla Scala am 14. Februar 1829


    Darsteller:
    Alaide - Agnese, Regina di Francia (Sopran)
    Il signore di Montolino, (Bass)
    Isoletta, sua figlia (Mezzosopran)
    Arturo, Compe di Ravenstel (Tenor)
    Il Barone di Valdenburgo (Bariton)
    Il Priore degli Spedalieri (Bass)
    Osburgo, (Tenor)


    Das Geschehen spielt im 14. Jahrhundert in der Bretagne



    HANDLUNG


    ERSTER AKT


    Erste Szene: BURG MONTOLINO IN DER BRETAGNE


    Isoletta, die Tochter des Burgherrn, ist bereit, mit dem Grafen von Ravenstel den Bund fürs Leben zu schließen. Doch diesem kommen einen Tag vor der Hochzeit Bedenken, die richtige Wahl getroffen zu haben und setzt sich zur Bestürzung der Braut ab. Die Ursache ist eine geheimnisvolle Dame, die ständig verschleiert herumläuft, um nicht erkannt zu werden. Sie wohnt in einer Hütte in der Nähe der Burg an einem See und nennt sich Alaide, aber die argwöhnischen Dorfbewohner bezeichnen sie nur als ‚La Straniera’, die Fremde.


    Zweite Szene: HÜTTR DER STRANIERA


    Auf den Grafen übt die Fremde einen geheimnisvollen Zauber aus und Arthur gesteht ihr seine Liebe. Sie weist ihn nicht zurück, fleht ihn aber an, sie nicht mehr zu besuchen, weil das Schicksal sich gegen sie entschieden habe und ihnen Unglück bringen würde. Die unbekannte Schöne macht ihm deutlich, dass es niemals zu einer Heirat kommen wird.


    Dritte Szene: WALDWEG IN DER NÄHE DER BUCHT


    Dem bedrückten Arthur begegnet Baron Waldenburg, der ihn im Namen der Dorfbewohner inständig bittet, doch zu Isoletta zurückzukehren, die sich voller Verzweiflung nach ihm sehne. Der Weggefährte kennt die Ursachen von Arthurs Abkehr von dem Mädchen nicht. Er bekenne sich zu einer anderen und möchte ihm die Dame vorstellen. Wenn er sie nicht für standesgemäß hält, wird er sie zukünftig meiden. Waldenburg sagt ihm nicht, dass es seine Schwester sei und gibt vor, die Frau aus den Tagen der Kindheit zu kennen. Ein Geheimnis umgebe sie und es empfehle sich nicht, dieses zu lüften.


    Vierter Aufzug: FELSEN AM SEE


    Arthur hat einen falschen Freund, der ihm erzählt, er habe zwischen Waldenburg und der Geheimnisvollen einen Fluchtplan belauscht. Damit schürt er Arthurs Eifersucht, der ihm glaubt. Der Getäuschte zieht falsche Schlüsse und trifft sich nach einem Streit mit Waldenburg auf einem hohen Felsen am See zum Zweikampf. Der Baron wird mit der Waffe verletzt und stürzt in den See.


    In Arthur erwacht der Edelmut und er springt hinterher, um den Verletzten aus dem Wasser zu ziehen. Alaide, die in der Nähe Heidelbeeren und Pilze für die Abendmahlzeit sammelt, hat zweimal einen Plumps gehört und erscheint auf der Bildfläche. Sie sieht den blutbefleckten Degen und versucht durch angestrengtes Nachdenken, die möglichen Ursachen zu ergründen. Dorfbewohner finden sie in Schwermut versunken mit dem blutbesudelten Degen in der Hand und beschuldigen sie des Mordes.



    ZWEITER AKT


    Erster Aufzug: GERICHTSHALLE DES JOHANNITERORDENS


    Den Streitern Gottes obliegt auch die weltliche Gerichtsbarkeit. Die Fremde ist als Mordverdächtige angeklagt und bekommt schon allein deshalb Probleme, weil sie vermummt vor Gericht erscheint.


    Arthur konnte sich schwimmend aus dem Wasser retten. Er erfährt von den Dorfbewohnern, was sich zugetragen hat und noch vor Nässe triefend, meldet sich der Entlastungszeuge pfützenbildend in der Gerichtshalle. Der Prior möchte schließlich wissen, wen er freisprechen soll, weil das Urteil in den Akten zu vermerken ist und nach langem Zögern ist Alaide schließlich bereit, ihr holdes Antlitz dem Prior zu zeigen. Baron Waldenburg darf den Schleier heben. Der Prior kann seine Bestürzung nicht verbergen. Wen er vor sich hat, ist die ehemalige Königin von Frankreich. Selbstverständlich wird Agnes sofort freigesprochen.


    Zweiter Aufzug: VOR ALAIDES HÜTTE


    Arthur tappt noch immer im Dunkeln. Er trifft Waldenburg, der sich ebenfalls aus dem kalten Wasser retten konnte, auf dem Wege zu Alaides Hütte und verträgt sich wieder mit dem falsch Verdächtigten, nachdem er erfahren hat, dass er der Bruder und nicht der Geliebte seiner Angebeteten ist. Er lässt sich überreden, zu Isoletta wieder zurückzukehren, stellt aber die Bedingung, dass Alaide auf seiner Hochzeit zugegen sein möge.


    Dritter Aufzug: IN ISOLETTAS GEMÄCHERN AUF SCHLOSS MONTOLINO


    Isoletta hat ihr Brautkleid wieder angezogen und lässt sich von Arthur ewige Liebe schwören, weil das nun einmal zur Etikette gehört, damit die Zeremonie nicht unter dem Mangel an Perfektion leidet.


    Vierter Aufzug: VOR DEM TEMPEL DES JOHANNITERORDENS


    Im Gebäude des Gerichtes ist auch das Standesamt, in dem der Prior des Ordens den Vorsitz führt, untergebracht. Man drängt Arthur, dass es Zeit sei, das Ja-Wort zu geben. Doch der Instinkt, sich nur mit dem Wesen paaren zu wollen, welches er liebt, ist stärker als jede Vernunft. Weg vom Altar, stürzt er sich in die Arme Alaides und fleht sie an, seine Liebe zu erhören. Dem Prior wird die Situation zu dumm und er hält den Zeitpunkt für gekommen, Schleier und Geheimnis zu lüften. Jetzt wissen alle, dass Königin Agnes sich unerkannt in ihrer Mitte aufgehalten und eine kleine Hütte mit dem Leben bei Hofe vertauscht hat. Doch aus der Hauptstadt sind gute Nachrichten gekommen. Agnes darf den Platz an der Seite des Königs wieder einnehmen, denn die Dänin, die der Königs aus politischem Kalkül heiraten musste, ist in den Himmel entrückt worden. Agnes musste sich verborgen halten, um nicht zum Mordopfer zu werden.


    Arthur, von der Aussichtslosigkeit seiner Liebe nun endlich überzeugt, gibt sich selbst den Tod. Völlig überflüssig bricht die Königin von Frankreich über seiner Leiche zusammen. Isoletta weiß nicht mehr, was sie von all dem halten soll und trägt Missgeschick und Brautbouquet mit Fassung. Die Hochzeitszeremonie wird abgebrochen, weil der Bräutigam tot ist.



    Anmerkung:


    Wenn der Spielleiter es nicht verantworten kann, sein Publikum missgestimmt nach Hause zu schicken, funktioniert er den Schluss des letzten Aktes einfach um. Arthut stirbt nicht und kommt zur Einsicht, dass er Agnes nicht heiraten kann, weil Philipp-August ihr den Platz als Königin von Frankreich an seiner Seite erneut anbietet. Die Dänin, die er aus Kalkül heiraten musste, ist unverhofft gestorben und Agnes kann triumphieren. Isoletta kommt nun zu ihrem Glück, denn Arthur bequemt sich zur ehelichen Verbindung.


    Nachdem 'Il Pirata' wie ein Funke eingeschlagen war und an der Scala einen sensationellen Erfolg errang, stellte ihm der Impresario Barbaja in Aussicht, seine nächste Oper in Mailand ebenfalls herauszubringen. In der Villa seiner Geliebten am Comer See hatte Vincenzo das passende Umfeld und die erforderliche Ruhe an 'La Straniera' zu arbeiten. Der Stoff über eine geheimnisvolle Fremde, die aber in Wirklichkeit die verstoßene Königin von Frankreich ist, traf den Geschmack seiner Zeit. Romantik, Liebesschmerz und Sensation kamen nicht zu kurz, aber der Anfangserfolg der Oper vor allem in Südamerika hat die Zeiten nicht überdauert.


    © 2010 TAMINO - Engelbert

  • Noch ein paar Empfehlungen meinerseits....


    Die viel gescholtene Lucia Aliberti macht hier eine auserordentlich gute Figur, ich mochte sie und habe viele schöne Opernabende mit ihr erlebt!


    Diese Aufnahme kam leider für die Gruberova etwas zu spät, aber immer noch hörenswert!


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    Die beiden Live Mitschnitte sind mit Vorsicht zu genießen, gesanglich gut bis sehr gut (Caballé) aber technisch ?, ich bin da nicht ganz so empfindlich!

    Cioni ist ein guter Arturo, wo hingegen Zambon nicht so mein Fall ist, und umgekehrt ist Sardinero bei Caballé besser als Campi bei Scotto.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Und nun noch zu der "Opera Rara" Aufnahme....


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    ....das Ensemble ist durchwachsen, das ist aber eine rein persönliche Sache, mir lag Patrizia Ciofi nie wirklich, ebenso der Valdeburgo von Mark Stone, den Arturo singt Dario Schmunck der immer abhängig ist von der Form, hier finde ich ihn sehr angenehm und gut in Form.


    Eine Empfehlung ist sie allemal wert!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)