HAYDN, Joseph: ORLANDO PALADINO

  • Joseph HAYDN
    ORLANDO PALADINO

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    Italienische Oper in drei Akten


    Libretto Nunziato PORTA (nach Lodovico ARIOSTO)


    Uraufführung 1782 Esterhazy


    Die Handlung spielt im 8. Jahrhundert
    Originalsprache: italienisch


    Die Personen

    Angelica, Königin von Kathei(Sopran)
    Rodomonte, König der Berberei (Bariton)
    Orlando, Paladin von Karl dem Großen (Tenor)
    Pasquale, sein Knappe (Tenor)
    Medoro, ein Ritter (Tenor)
    Licone, ein Schäfer, (Tenor)
    Eurilla, seine Tochter, Schäferin (Sopran)
    Alcina, eine mächtige Zauberin (Mezzosopran)
    Caronte (Charon) Fährmann der Unterwelt (Bass)


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    1 AUFZUG:


    1.Szene; Bergige Gegend



    Die Schäferin Eurilla klagt über das Leben im allgemeinen und die Arbeit als Schäferin im speziellen. Ihr Vater Licone, ebenfalls Schäfer , hört ergeben zu. Da erscheint eine unbekannte bedrohliche und aufgebracht Gestalt auf der Szene. Es ist Rodomonte, anscheinend ein Krieger, der eine gewisse männliche Person sucht und in herrischem Ton nach Auskunft verlangt. Eurilla und Licone haben diese beschriebene Person nicht gesehen, aber ein junges Liebespaar. Auch an diesen ist der Fremde scheinbar interessiert. Es handelt sich Angelica und Medoro, welche vor dem eifersüchtigen Orlando auf der Flucht sind.


    Rodomonte outet sich als König der Berberei und erzählt den beiden Schäfern - ohne dass es jene wirklich interessiert – von seinen Heldentaten und seiner Stärke.



    2.Szene: Vor einem Turm


    Angelica, Königin von Kathei ist mit ihrem Geliebten, Medoro vor dem ihr nachstellenden Ritter Orlando geflohen. Sie beklagt ihr Leid und fasst den Entschluss den Nachstellungen des Ritters durch Zauberei zu entgehen. Das Zauberbuch ist ja – wie praktisch – im Reisegepäck. Also geschwind heraus damit, ein paar Zaubersprüche gemurmelt – und schon erscheint unter Gepolter einer Zaubermusik eine geheimnisvoll gekleidete weibliche Gestalt und fragt Angelica nach ihren Wünschen. Sie sei die Zauberin Alcina, bereit Angelica jegliche Unterstützung mittels Magie zu gewähren. Um Angelica zu beruhigen singt sie eine Arie, in welcher sie ihre allumfassende Macht anpreist.
    Kurz danach erscheint angstschlotternd Medoro auf der Bildfläche und erzählt, er habe einen Krieger gesehen, welche sich Pasqual nenne und Diener des Ritters Orlando sei. Angelica rät zu Flucht. Medoro kann sich nur schwer entschliessen – Erschwankt zwischen seiner Feigheit und seiner Liebe zu Angelica. Diese sieht ohnedies einen Helden in ihm – so verliebt ist sie in diesen Burschen.


    3.Szene: Im Wald


    Der komische und feige Diener von Orlando, Pasquale, besingt eine unbekannte Schöne, die ihm einen Korb gegeben hatte, worauf er nicht vorbereitet war.
    Aus Trotz werde er hier sterben – wenn sich die Lage nicht bald zum Besseren wende. Aber Sterben ist eine Sache – und Hunger eine andere. Er beklagt anschließend den Geiz seines Herrn, der ihm nur wenig zu Essen gäbe. Wäre da nur ein Gasthaus….
    Gasthaus ist keines da – aber Rodomonte – er ist aus den Büschen aufgetaucht und fordert Pasqual zum Zweikampf auf. Pasquale ist zwar feig – aber nicht dumm. Er denke nicht daran ohne Veranlassung mit Rodomonte zu kämpfen – es gäbe keinen Konflikt, der solches erfordere.
    Bevor es zur Auseinandersetzung kommt mischt sich Eurilla ins Gespräch ein und meint, der Ritter Orlando wäre ohnedies erpicht mit Radomonte zu sprechen, bzw zu kämpfen. Dieser fällt prompt auf das plumpe Ablenkungsmanöver herein und er lässt von Pasquale fürs erste mal ab.
    Eurilla fragt nun Pasquale nach dessen Name und Stand. Er sei ein Krieger, hochgeachtet in seinem Lande – so sagt er wenigstens. Das wiederum verwundert Eurilla – und sie will wissen warum.
    Nun kommt das was da kommen musste, nämlich die unvermeidliche Vorstellungs – und Selbstbeweihräucherungsarie, wo Pasquale minutiös alle Länder aufzählt, die er angeblich in seinem Leben bereist hat – Jede Strophe endet mit dem Refrain „Aber meiner Treu ich schwöre – dass ich bald vor Hunger sterbe.“


    3.Szene: Im Garten


    Medoro hat sich letztlich doch entschlossen zu flüchten. Angelica hat auch ihre Meinung geändert. Sie bittet Medoro bei ihr zu bleiben – oder sie werde ihm folgen. Während man sich noch über die Möglichkeiten streitet erscheint schließlich Orlando der verliebte Ritter, der Angelica für sich haben will.
    Er singt eine wilde glühende Liebesbezeugung, während er die in der Rinde eines Baum eingravierten Namen von Angelica und seines Rivalen Medoro lesen muß. Nun gerät er in Rage und will alle umbringen. Anzeichen des Wahnsinns sind nicht zu übersehen….


    Angelica, Medoro, Eurilla und Pascale wollen das Weite suchen – aber es ist bereits zu spät- Orlando ist da und er will kämpfen. Auch Rodomonte will das. Alle versuchen nun verzweifelt sich wenigstens zu verstecken. Da erscheint die Zauberin Alcina und bereitet dem Spuk ein Ende, indem sie Orlando vorübergehend in einen Eisenkäfig hineinzaubert…


    2 AUFZUG:


    1.Szene: Wieder im Walde


    Der Zauber Alcinas war nur von kurzer Dauer. Orlando und Rodomonte, die beiden Kampfhähne stehen einander gegenüber. Medoro ist noch dabei ein Versteck zu suchen, währenddessen bemitleidet er sich selbst. Eurillas tröstenden Worten schenkt er keinen Glauben.


    Pasquale kämpft gegen seine Furcht, indem er ein Siegeslied anstimmt indem er die eigenen, nie erfochtenen Siege rühmt.(„Vittoria VIttoria“)
    Eurilla reizt sein angeberisches Gehabe in zu erschrecken, lässt sich jedoch anschliessend mit ihm in ein Gespräch ein – man flirtet miteinander. Und vielleicht verliebt man sich auch ein wenig ineinander…


    Inzwischen sucht Angelica nach dem geflohenen Medoro, den sie in ihren ängstlichen Liebesphantasien bereits tot sieht, durch wilde Tiere zerfleischt oder sonstwie vernichtet. Und mit heroischem Selbstmitleid besingt sie pathetisch den Wunsch nach ihrem eigenen Tod. Da hört sie die Stimme ihres „Abgotts“ Medoro. Groß ist die Wiedersehensfreude – man vergöttert einander. Da nähert sich Orlando und droht, Medoro das Herz aus dem Leibe zu reissen. Im letzen Augenblick erscheint als rettende Kraft Alcina, scheinbar die Einzige, die mit Rolando fertig werden kann. Alcina droht ihm, sollte er sich noch einmal Angelica zu nähern versuchen.
    Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen läaat sie feuerspeiende Drachen, Schlangen Menschenfressende Vögel und andere Ungeheuer erscheinen, die Rolando in Angst und Schrecken versetzen sollen..


    2.Szene: Burgzimmer



    Inzwischen baut Pasquale seine Liebesbeziehung zu Eurilla weiter aus, er prahlt mit seinen galanten Abenteuern in Paris, wo sich die Damen einst darum rissen sein Geigenspiel und seinen Gesang zu hören. Hingerissen hört Eurilla dem schönen Burschen zu.


    Rodomonto ist auf der Suche nach Angelica und fragt Alcina nach ihrem Verbleib. Sie und ihr Geliebter Medoro seien in ihrer Obhut, so die Antwort der Zauberin.
    Aber es müsse zu einer endgültigen Lösung des Konflikts kommen. Diesen werde sie in Kürze in ihrer Zaubergrotte präsentieren.



    3.Szene: Vor der Grotte Alcinas


    Orlando will mit Alcina abrechnen. Er hat noch immer nicht begriffen über welche Macht die Zauberin verfügt. Zuerst gibt er seinem Knappen Pascale den Auftrag, der Zauberin anzukündigen, dass er Orlando sie zu sprechen wünsche. Aber der hübsche, wendige Hasenfuß Pasquale fürchtet sich vor der Zauberin. So bleibt Orlando nichts anderes übrig, als selbst die Zauberin zu rufen.
    Diese ist ebenfalls erzürnt und verwandelt Orlando kurzerhand zu Stein.
    Als die anderen handelnden Personen eintreffen sind sie über den versteinerten Orlando entsetzt und bitten Alcina die Verwandlung wieder rückgängig zu machen.


    Die Zauberin entspricht dieser Bitte – und sofort beginnt Oralndo – wie gewohnt – wieder zu toben. Da verbannt sie ihn – vorläufig in eine Höhle – bis eine endgültige Lösung gefunden ist und versetzt ihn in Schlaf. Alle sind fürs erste zufrieden.


    3 AUFZUG:


    1.Szene: Am Ufer des Flusses Leth


    Der schlafende Orlando wurde an die Grenze des Diesseits gebracht.
    Charon verweigert am Ufer des Flusses Leth den Lebenden die Überfahrt ins Jenseits. Alcina setzt jedoch ihre mächtige Zauberkraft ein und befieht Charon
    einige Tropfen vom Flusswasser, welches Vergessen hervorruft – auf Orlandos Stirn zu träufeln, damit dieser vergesse, dass er Angelica je geliebt habe.
    Charon erfüllt widerspruchslos den Wunsch der Zauberin.


    Orlando erwacht aus einer Art Trance und kann sich kaum an die Vergangenheit erinnern. Aber auch die anderen sind in dieser verwirrten Welt nicht bei Sinnen
    Orlando und Rodomonte kämfen nun Seite an Seite – gegen Waldgeister zum Schutze Angelicas. Medoro ist verletzt oder bildet es sich zumindest ein. Angelica zittert um sein Leben, wird aber von der Zauberin beruhigt: Sie, Alcina habe Medoro geheilt und er sei jetzt wohlauf. Es ist schwer, zu erkennen, was hier Sein und was hier Schein ist .
    Alcina erklärt nun Angelica, warum Orlando nicht mehr tobt – und warum er und
    Rodomonte sich plötzlich vertragen – und warum er ihr nun nicht mehr nachstellt. Das Wasser des Flusses Leth hat Orlando viele seiner Erinnerungen geraubt, gewissermaßen ein Vorläufer moderne Psychopharmaca…


    Sie führt nun Angelica und Medoro zusammen, die überglücklich sind und sich gegenseitig anhimmeln. Aber auch Eurilla und Pascale werden ein Paar.
    Unter allgemeinem Jubel fällt der Vorhang.



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