Benjamin Godard Die 3 Streichquartette

  • So langsam aber sicher etabliert sich auch der französische Komponist Benjamin Godard am äußersten Repertoirerand, sind doch in letzter Zeit sowohl seine Violinkonzerte wie auch die Klavierkonzerte eingespielt worden. Und unser Forenbetreiber wies kürzlich auf eine Platte mit Klavierminiaturen hin.


    Benjamin Louis Paul Godard wurde am 18. August 1849 in Paris geboren und starb nur 45-jährig am 10. Januar 1895 in Cannes an Tuberkulose. Godard studierte am Pariser Konservatorium Komposition bei Napoléon-Henri Reber, einem Schüler von Schumann, und Violine bei Henri Vieuxtemps. Seit 1887 war er selbst Lehrer am Konservatorium.


    Godard komponierte sechs Opern, fünf Sinfonien, zwei Klavier- und zwei Violinkonzerte, drei Streichquartette, Sonaten für Violine und Klavier, Klavierstücke und -etüden und mehr als einhundert Lieder. Seine Reputation zu Lebzeiten war die eines oberflächlichen "Salonkomponisten". So gibt es den bösen wohl fiktiven Dialog zwischen ihm und Emmanuel Chabrier: "Es ist bedauerlich, mein lieber Emmanuel, dass Sie so spät zur Musik gekommen sind." "Es ist noch viel bedauerlicher, mein lieber Benjamin, dass sie so früh dazu gekommen sind."


    Vor wenigen Wochen erschien auf dem französischen Timpani Label eine CD mit den drei Streichquartette von Godard in der Einspielung durch das Quatuor Elysee. Und diese überaus erfreuliche CD straft die abwertenden Kommentare über die Fähigkeiten von Godard natürlich Lügen. Das sind drei sehr schöne Werke, die jede Sammlung von romantischen Streichquartetten bereichern dürfte. Und gerade aus Frankreich gibt es da ja nicht so viel. Natürlich war Godard kein Neuerer, sondern nimmt die Tradition von Beethoven und Schumann auf. Allerdings sind die Quartette meilenweit von irgendwelchen Plagiaten entfernt, man kann noch nicht einmal sagen, dies und das klingt nach dem und dem. Das sind eigenständige Schöpfungen mit teils eingängigen Themen und interessanten Wendungen. Alle Quartette sind in der klassischen viersätzigen Form geschrieben und dauern zwischen 20 und 25 Minuten. Die ersten beiden entstanden Mitte der 1870er Jahre, das 3. 1892.
    Die zweite Entdeckung auf dieser CD ist für mich das schon seit 20 Jahren bestehende Quatuor Elysee, dass einen wunderbaren homogenen Klang entfaltet und diese Preziosen auf höchstem Niveau wiedergibt. Es ist natürlich bei Ersteinspielungen albern von Referenz zu sprechen, aber hier würde es jedenfalls Sinn machen. Dazu ein Topklang. Bei classicstoday hieße das: 10/10.