DVOŘÁK, Antonín: JAKOBÍN

  • Antonín Dvořák ( 1841 – 1904 )

    Jakobín
    (Der Jakobiner)

    Oper in drei Akten
    Libretto: Marie Červínková-Riegrová und František Ladislav Rieger
    Originalsprache: Tschechisch


    Uraufführung: Prag 1889


    PERSONEN DER HANDLUNG
    Graf Vilém von Harasow, Bass
    Adolf, sein Neffe, Bariton
    Bohuš, sein Sohn, Bariton
    Julie, dessen Gattin, Sopran
    Filip, Burgvogt des Grafen, Bass
    Benda, Schulmeister, Tenor
    Terinka, seine Tochter, Sopran
    Jiři, ein junger Jägergeselle, Tenor
    Lotinka, Schlüsselverwalterin des Schlosses, Contraalt
    Kinder, Bürger, Wachen


    Ort und Zeit der Handlung: Kleinstadt in Böhmen, 1783


    VORGESCHICHTE
    Bohuš, ein Freigeist, ist wegen seiner Gesinnung von seinem Vater, dem Grafen Vilém, verstoßen worden und nach Frankreich ausgewandert. Die Mutter ist inzwischen gestorben. Adolf, der Neffe des Grafen will sich das Erbe erschleichen, indem er verbreitet, dass Bohuš unter die Jakobiner gegangen sei.


    ERSTER AKT
    Freier Platz im Ort
    Bohuš kommt nach Jahren unerkannt mit seiner Gattin Julie zurück, um das Gut seines Vaters wiederzusehen. Es ist Kirchweih. Aus der Kirche klingt ein Chor, der unter der Leitung von Schulmeister Benda dort probt.
    Als die Bevölkerung aus der Kirche strömt, nähert sich der ältliche, affektierte Burgvogt Filip dem Schulmeister, der mit seiner Tochter Terinka kommt, und lobt ihn überschwänglich für die gelungene Probe. Er hat dabei jedoch im Sinn, dessen Tochter den Hof zu machen, die er gerne heiraten möchte. Diese jedoch liebt Jiři, den Jägergesellen. Bohuš und Julie beobachten das Geschehen und entfernen sich dann.
    Jiři beginnt, den Burgvogt Filip zu hänseln und die jungen Leute stimmen mit ein, was diesen wütend macht. Er droht Jiři, ihn in den Militärdienst zu stecken. Als alle abgegangen sind, trifft sich Jiři mit Terinka und sie singen ein Liebesduett. Dieses wird von dem sich anschleichenden Filip höhnisch unterbrochen.
    Mit den Bürgern kommen auch Bohuš und Julie zurück. Sie müssen erfahren, dass man über Bohuš mittlerweile als „missratenem Grafensohn“ redet, der unter die Jakobiner gegangen sei.
    Bohuš und Julie geben sich als fahrende Spielleute aus, doch der Burgvogt schöpft Verdacht, vor allem deshalb, weil sie aus Paris kommen.
    Überraschend treffen auch der Graf Vilém und sein Neffe Adolf, die sich selten im Ort befinden, ein. Der Graf, der Bohuš nicht erkennt, gibt bekannt, dass er Bohuš nicht länger als seinen Sohn betrachte und erklärt den Neffen Adolf zu seinem Erben. Bohuš und Julie sind entsetzt.


    ZWEITER AKT
    In der Schule
    Benda probt mit Kindern und Bürgern der Stadt eine Serenade, die der Herrschaft als Willkommensgruß vorgetragen werden soll. Auch Terinka und Jiři, die ein Solo singen sollen, sind dabei. Nach erfolgreicher Probe bleibt Terinka allein zurück. Sie denkt nach und ihr Herz erfüllt sich mit großer Sorge, ob ihr Vater den Burgvogt dem ärmeren Jiři vorziehen werde.
    Später kommt Jiři hinzu und beide versichern sich ihrer gegenseitigen Liebe. Als Benda wieder eintritt, ergreifen beide schnell ein Notenblatt und tun – voneinander entfernt – so, als ob sie ihr Solo probten. Doch Benda erkennt sofort, dass sie heucheln, als er die Notenblätter sieht, die zu ganz anderen Musikstücken gehören. Er gibt zu erkennen, dass er Jiři zwar im Chor, aber nicht als Schwiegersohn wünsche.
    Leute strömen herein und berichten, dass die Polizei in der Stadt nach zwei Leuten mit revolutionärer Gesinnung fahndet. Sie laufen jedoch davon, als Bohuš und Julie eintreten, die eine Bleibe suchen. Benda ist zunächst nicht bereit, ihnen ein Obdach zu gewähren. Als sie jedoch ein Duett singen, in dem sie ihre Liebe zur Heimat ausdrücken und Julie klarstellt, dass Bohuš nur durch Verleumdung zum Revolutionär gebrandmarkt wurde, ist er doch bewegt und lässt sie in sein Haus führen.
    Danach kommt Filip, der immer noch glaubt, mit Terinka ins Reine zu kommen. Jiři protestiert dagegen. Bei dem aufgeblasenen Gehabe Filips stellt sich nun auch Benda auf Jiřis Seite.
    Dann erscheint Adolf, um Filips Sache zu unterstützen. Er beauftragt den Burgvogt, nach dem verdächtigen Paar zu suchen. Da tritt auch Bohuš wieder ein, um für Jiři zu sprechen. Adolf ist wütend und bezeichnet Bohuš als gefährlichen Revolutionär. Noch mehr gerät er außer sich, als Bohuš erklärt, des Grafen rechtmäßiger Sohn zu sein. Er lässt Bohuš gefangen nehmen und im Schloss einsperren.


    DRITTER AKT
    Im Schloss
    Jiři dringt in das Schloss ein und versucht, dem Grafen klarzumachen, dass sein rechtmäßiger Sohn eingesperrt wurde. Doch dieser will davon nichts hören und lässt nun auch Jiři einsperren.
    Mit Hilfe der Schlüsselverwalterin Lotinka gelingt es Benda, Julie in das Schloss einzuschleusen und in einem Nebenzimmer zu verstecken. Nun versucht auch Benda, beim Grafen im Interesse von Bohuš einzuschreiten. Dieser verweigert sich den Argumenten des Schulmeisters. Nach dessen Fortgang wird der Graf jedoch nachdenklich. Da hört er aus dem Nebenzimmer, wie Julie (mit Begleitung der Harfe seiner verstorbenen Frau) dasselbe Lied singt, welches diese ihrem Sohn Bohuš einst an der Wiege gesungen hatte. Jetzt beginnt Viléms Starrsinn zu weichen. Julie verteidigt Bohuš und kann dem Grafen anhand von Dokumenten beweisen, dass sein Sohn kein Jakobiner war. Vielmehr wurde er von diesen verfolgt und sollte sogar ermordet werden. Dies kann den Grafen schließlich überzeugen und so erteilt er Order, die beiden Gefangenen herbeizuholen.
    Der Schulmeister Benda tritt mit seinem Chor herein. Der Graf wird durch das Lied tief bewegt. Als die Gefangenen herbeigeführt werden, fallen sich Vater und Sohn in die Arme. Der Graf segnet auch die Verbindung zwischen Terinka und Jiři.
    Das Volk preist begeistert den Grafen. Nur Adolf und der Burgvogt sehen ihr Spiel verloren.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

    5 Mal editiert, zuletzt von Gerhard Wischniewski ()

  • Gerhard Wischniewski

    Hat den Titel des Themas von „DVORAK, Antonin: JAKOBIN“ zu „DVOŘÁK, Antonín: JAKOBÍN“ geändert.
  • Ich bin gestern Abend zufällig über dieses Werk gestolpert, da die Oper auf Radio Klassik Stephansdom übertragen wurde. Bis dahin war mir “Jakobin” gänzlich unbekannt und ich konnte was ich da hörte nicht zuordnen. Die Musik erinnerte mich an Verdi und Bizet, insbesondere die wirklich einprägsam-melodiösen Chöre aber die Sprache und dann der tschechische Einschlag.. Smetana? Letztendlich lüftete sich das Geheimnis und ich muss sagen: welch glückliche Fügung des Schicksals, dass ich da gestern Radio Stephansdom streamte. Das hier ist eine richtige Volksoper mit wunderbaren Chören und tschechischen Volksweisen. Zu schade, dass sie nicht öfter gespielt wird.

    „Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“