Manon Lescaut (Puccini), die am wenigsten erfreuliche Aufführung seit Langem, Hamburgische Staatsoper, 22.12.2015

  • Wie schreibt man einen Verriss, ohne unhöflich zu werden? Eigentlich richtet sich die Kritik immer an die Intendanz, denn der Direktor ist für die Engagements verantwortlich. Das hässliche Bühnenbild (Johannes Leiacker), die unschöne Kostümierung (Gesine Völlm) und die langweilige Regie (Philipp Himmelmann) gehen noch auf das Konto von Frau Young. Die heutige sängerische Besetzung hat allerdings Georges Delnon zu verantworten. Amarilli Nizza (Manon) war als Starsängerin angekündigt; es klang, etwas brutal ausgedrückt, wie ein Ritt auf des Messers Schneide. Ihre Stimme liegt zwar gut über dem Orchester, sie trägt, sie hält, ist aber leider zu hell, ohne eigene Farbe, fast grell, und geht bis an die Grenze des Flackerns. Auch Marcello Giordani (Des Grieux) liegt mit seiner Stimme satt über dem Orchester und sein Stimmklang ist, anders als bei Frau Nizza, durchaus angenehm, bleibt aber einfarbig. Modulation, d.h. auch mittels Stimmbildung Emotion zu übertragen, ist Giordanis Sache nicht. Der Sänger flüchtet sich zu oft in ein Forte, ohne dass sich dieses von irgendwoher emphatisch entwickelt. Den größten Applaus erhielt, nicht zu Unrecht, der neue Ensemblebariton Kartal Karagedik (Lescaut), Tigran Martirossian (Geronte) sang ebenfalls respektabel, war allerdings mit freier Brust und Zottelhaaren ausgesprochen hässlich kostümiert. Dagegen kommt selbst eine schöne Stimme nicht an. Von dem an sich schönstimmigen Tenor Dovlet Nurgeldiyev (Edmondo) war wenig zu hören, er ging in dem sehr lauten Orchester (Leitung Peter Halasz) ganz unter. Da war die zuletzt von mir besuchte Aufführung dieser Inszenierung vor drei Jahren in der Besetzung der drei Hauptrollen mit Norma Fantini, Lauri Vasar und Carlo Ventre deutlich besser gewesen.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv