Mozart Camargo Guarnieri (1907-1993) - brasilianischer Komponist

  • Mozart Camargo Guarnieri (was für ein Name :D) war ein brasilianischer Komponist. Abgesehen von den ersten und letzten sieben Jahren durchlebte er das ganze 20. Jahrhundert. Der Sohn italienischer Einwanderer hatte ersten Klavierunterricht im Alter von zehn Jahren. In São Paulo genoss er seine erste musikalische Ausbildung. Ende der 30er Jahre war er in Paris und studierte bei Charles Koechlin und Nadia Boulanger. Danach verbrachte er auch einige Zeit in den USA.


    Guarnieri verknüpft geschickt europäische (Bartok, Hindemith, Milhaud, Keochlin) und nordamerikanische (Copland, Bernstein) Einflüsse mit einheimischer Folklore und Rhytmen. Dadurch klingt seine Musik immer ansprechend und relativ zugänglich. Dazu ist er ein begnadeter Instrumentator und kann dadurch auch mäßige Einfälle geschickt aufwerten. Die Musik ist vielleicht nicht besonders tiefschürfend, aber kurzweilig und gut zu hören.


    Auf der vorliegenden CD befinden sich die späten Symphonien 5 und 6, die einen etwas ernsteren Ton anschlagen und eine Filmmusik-Suite, die auch für Silvester- oder Freiluftkonzerte mit Picknick geeignet wäre. Dass man diese Musik hierzulande tatsächlich mal im Konzert zu hören bekommt, ist aber wohl sehr unwahrscheinlich. Brasilianisches Orchester und Dirigent lassen keine Wünsche offen.


    Den Vollpreis würde ich für diese CD nicht berappen, aber zum Preis der Sonderaktion des Werbepartners findet sie dankbaren Eingang in die Sammlung.

  • Hallo Lutz,


    danke Dir - einmal mehr - für diese Themeneröffnung. Zwei CDs dieses Komponisten wanderten im Zuge der BIS-Aktion in meinen Warenkorb und harren des Anhörens. Ich werde mir bei Gelegenheit erlauben, diesen Thread um eigene Eindrücke zu ergänzen. Deine Beschreibungen lesen sich aus meiner Sicht zumindest recht vielversprechend. :)
    Der engl. Wiki-Eintrag listet übrigens auch einiges an Kammermusik, darunter drei Streichquartette.


    Viele Grüße
    Frank

  • Der engl. Wiki-Eintrag listet übrigens auch einiges an Kammermusik, darunter drei Streichquartette.


    Das dritte Streichquartett kann man hier hören, in einer technisch und interpretatorisch mässigen Darstellung, die aber zumindest eine Vorstellung von der Musik gibt. Naturgemäß kann er hier mit seinen Instrumentationskünsten nicht so punkten wie bei den Orchesterstücken.

  • Hallo,


    Mozart Camargo Guarnieri (1907-1993)
    Symphonien Nr. 5 & 6
    + Orchestersuite "Vila Rica"

    Sao Paulo Symphony Orchestra, John Neschling
    BIS, DDD, 2003


    Das sind recht beachtliche Werke und der Charakterisierung von Lutz möchte ich mich gerne anschließen. Die Durchmischung ist interessant und führt zu einer eigenständigen Note, auch wenn die Sinfonien und die Suite nicht allzu komplex und dicht geschrieben sind.
    Die beiden Sinfonien - Erstaufnahmen laut CD-Hülle - sind jeweils dreisätzig mit einer Spieldauer von etwa 20 Minuten.
    Die 6. Sinfonie (1981) beginnt mit einem einigermaßen ausgelassenen Satz "Enérgico E Ritmado" (energisch und rhythmisch) überschrieben. Ebenso klingt es auch. Vielleicht nicht ganz so gelassen wie in den grotesk-heftigeren Momenten eines DSCH, aber immerhin. Der 2. Satz, "Triste" (traurig), ist mit rund 11 Minuten Dauer der Kern der 6. Sinfonie. Ein ruhiger Satz, vielleicht etwas pessimistisch wirkend, dennoch von einer eigentümlichen Schönheit. Der bezeichnungslose 3. Satz beendet die Sinfonie.
    Die wahrscheinlich nicht alles an musikalischem Vermögen fordernden Partituren werden vom exzellenten Sao Paulo Symphony Orchestra perfekt umgesetzt. Die Klangqualität der BIS-Produktion ist klasse. Insgesamt wenn auch keine überragende Musik, so dennoch anhörenswerte Kompositionen und ein guter Kauf. :)
    Auch die anderen Sinfonien sind bei BIS verfügbar (die Klavierkonzerte hält Naxos vor, einige der Violinsonaten Marco Polo).
    Wer in die 2. und 5. Sinfonie (1977) hereinhören mag, wird bei YouTube fündig:





    Viele Grüße
    Frank

  • Hallo,


    Mozart Camargo Guarnieri (1907-1993)
    Symphonien Nr.2 & 3
    + Abertura Concertante

    Sao Paulo Symphony Orchestra, John Neschling
    BIS, DDD, 2001


    Die Sinfonien 2 und 3 sind sanglicher und der Wunsch des Komponisten nach einer gemäßigten Moderne erscheint noch einmal weniger ausgeprägt, als in den Sinfonien Nr. 5 und 6. In den meditativen Momenten gelingen Mozart Camargo Guarnieri schöne Stimmungen und eine tolle Atmosphäre. An der einen oder anderen Stelle meine ich ganz leichte Anklänge in Richtung Strawinsky wahrzunehmen.
    Ebenso wie bei der oben gezeigten ersten CD, handelt es sich meiner Einschätzung nach nicht um die ganz großen kompositorischen Würfe, aber um leicht zu rezipierende, gelungene und hörenswerte Musik, deren Entdeckung ich als lohnenswert empfinde. Im Vergleich (2/3 mit 5/6) haben mir die beiden früheren Sinfonien besser gefallen.
    Auch bei dieser CD machen die Interpreten einen untadeligen Job und ich kann mir kein relevantes Potenzial in Richtung einer ggf. besseren Anwaltschaft vorstellen. Insgesamt haben mir die CDs das Sao Paulo SO als ernsthaften und ernstzunehmenden Klangkörper nahegebracht, über den man nicht die Nase zu rümpfen braucht. Wieder ein Vorurteil weniger… :)
    Die noch fehlende CD mit den Sinfonien Nr. 1 und 4 werde ich mal weiter beobachten, um einen für mich "passenden" Preis abzuwarten. Unreduziert würde ich sie mir eher nicht zulegen, vergünstigt hingegen schon.


    Viele Grüße
    Frank

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  • Die noch fehlende CD mit den Sinfonien Nr. 1 und 4 werde ich mal weiter beobachten, um einen für mich "passenden" Preis abzuwarten. Unreduziert würde ich sie mir eher nicht zulegen, vergünstigt hingegen schon.


    Ich beobachte mit :D:D