Die Streichquartette des baskisch-spanischen Komponisten Andrés Isasi

  • Andrés Isasi: Streichquartett Nr. 0 op.83 (1908)

    Wie gestern bereits im Thread über wenig bekannte Streichquartette des 20. Jahrhunderts angedroht – ähh versprochen – widme ich dem baskisch – spanischen Komponisten Andrés Isasi einen eigenen Thread für seine 5 Streichquartette, die eigentlich 6 sind, aber sein Jugendwerk, das er als 18 jähriger schrieb wollte Isasi nicht mitgezählt wissen.
    Glücklicherweise hat das Label NAXOS darauf keine Rücksicht genommen und das wohlklingende Werk als Nr 0 in seine Gesamtaufnahme der Streichquartette mit einbezogen. Daraus ergibt sich auch, dass die Opuszahl an die aller anderen Werke angehängt wurde - das ist immerhin übersichtlicher als der generelle Verzicht auf eine Opuszahl.
    Die ersten Takte allerdings bereiteten mir gewisse Schwierigkeiten beim „Einhören“, aber schon nach 2 Minuten war ich „mittendrin“ und recht angetan von dem Gehörten, das vor allem im ersten Satz Dvorakschen Geist atmet, der gelegentlich körperlich nah scheint. Ich weiß nun aber auch was hier anders ist als bei andern Quartetteinspielungen: Sie ist hautnah aufgenommen, vor allem der untere Frequenzbereich ist sehr körperhaft. Weniger filigran, als dies bei vielen Streichquartetten der Fall ist. Sehr erdig und harzig. Ob das an der Aufnahmetechnik liegt , dem Klangkörper des „Isasi Quartets" (Gleicher Name, welch ein Zufall !!) oder dem Werk zuzuschreiben ist, darüber bin ich mir nicht im Klaren. Auf jeden Fall entsteht hier ein ganz eigenständiges Klangbild.
    Der zweite Satz ist mit gestern nicht so aufgefallen, erst heute erkenne ich seine innere Schönheit. Die introvertierte Persönlichkeit des Komponisten kommt hier klar zum Vorschein. In seiner Heimat war die Aufnahme seine Werke eher lauwarm, seine Erfolge hatte er im Ausland. Aber als er 1940 starb war er bereits vergessen.
    Scheinbar ist es sein Schicksal, sich nicht durchzusetzen, denn einige seiner Streichquertette (nicht alle) werden derzeit um 1.99 !! Euro angeboten – Ich war neugierig - and angenehm überrascht !!! Seit heute bin ich im Besitz aller seiner Streichquartette und so steht diesem Thread nichts mehr im Wege….


    mfg aus Wien
    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Andrés Isasi: Streichquartett Nr. 1 in G-dur op.11


    Gestern und heute habe ich das Streichquartett von Isasi gehört. Interessant ist, daß ich - wie schon vor 8 Jahren bei der Nr 0 - "Einstiegsschwierigkeiten (geringer Natur) hatte. Das Werk ist nämlich weitgehend romantisch-spätromantisch, aber ein winziger Hauch 20. Jahrhunderts schimmert durch. Ohne noch den Begleit- bzw Werbetext gelesen zu gaben formulierte ich es so: Klingt nach leicht schrägem Dvorak. Kann man sowas schreiben - oder setzt man sich dabei bei den Kennern in die Nesseln ?

    Soeben finde ich indes den jpc Promotion Text (Hervorhebungen von mir)

    Zitat

    Obwohl er zunächst von Grieg und Dvoak beeinflusst wurde, studierte Isasi bei Humperdinck in Berlin, wo er eine Liebe zur germanischen Kultur entwickelte, die sich in beiden auf dieser Aufnahme zu hörenden Quartetten widerspiegelt.

    Ein Großteil des thematischen Materials der Violinsonate weist spürbare Bezüge zu baskischen Melodien und Liedern auf, obwohl auch ein Element von Richard Strauss enthalten ist.

    Das Quartett ist seiner ältesten Tochter gewidmet, deren Familiennamen in Booklet mit Humperdink angegeben ist. Asasi war ein Lieblingsschüler Humperdincks. Möglich, dass seine Tochter einen Sohn von H. geheiratet hat. In den Beschreibungen konnte ich indes keinen weiteren Hinweis darauf finden.

    Das Quartett wurde 1911 komponiert, 1914 wurde im Rahmen einer Revision der 3. Satz ausgetauscht. Diese Fassung findet sich auf der hier vorgestellten Aufnahme.

    Hier zum Kennenlernen der Link auf den ersten Satz:


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Andrés Isasi: Streichquartett Nr. 2 in a-moll op. 27


    Andrés Isasi y Linares, 2e marquis de Baranbio

    24340-1.jpg

    Photo: verlinkt von Naxos Records


    Das Streichquartett Nr 2 entstand im Oktober 1920. Es ist sinfonischer angelegt als seine Vorgänger, schon deswegen weil er Themen aus seiner unvollendeten 3. Sinfonie verwendet hat. Die Musiksprache ist spätromantisch mit einem durchaus eigenständischen markanten Unterton

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  • Andrés Isasi: Streichquartett Nr. 3 in f-moll op. 30

    Das Streichquartett Nr 3 aus dem Jahre 1921 ist unvollendet. Es besteht aus 3 Sätzen und hat eine Spielauer von ca 22 Minuten.


    1) Ohne Bezeichnung und Tempoangabe

    2) Scherzo

    3) Adagio molto espressivonimmt


    Der erste Satz beanstrucht etwa die Hälfte der Spieldauer des gesamten Quartetts. Er beginnt düster und wenig einladend. Man kann ihm aber eine gewisse Wirkung nicht absprechen. Ich höre momentan das Quartett das 3. Mal und meine Einwände dagegen schwinden allmählich. Diese komplexe Werk beansprucht die volle Aufmerksamkeit - nur dann kann es seine volle Wirkung entfalten. Nach dem düsteren Beginn gebt es eine vorsichtige Auflockerung und einige interessante Stellen. Der zweite Satz ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, gelegentlich skurril, was kein Werturteil sei soll. Dunkel, melancholisch, aber klangschön erklingt der 3. Satz, mein liebster dieses Werkes.


    Die Musikwissenschaft und die diversen Klassikführer haben sich nicht viel mit ihm befasst. Auch nicht die Wikipedia Seite in katalanischer Sprache...


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Im gleichen Jahr wie das unvollendete Quartett Nr 3 entstand auch das viersätzige Quartett Nr 4.


    1) Allegro grazioso

    2) Romanze

    3)Scherzo

    4) Rondo


    Es beginnt verhalten, mit einer für Isasi fast typischen Mischung aus harmonischem Liebreiz und einer leichten Tendenz zum Schrägen. Dazu gibt es immer wieder eingestreute Pizzicattis . Es gibt IMO keinen Komponisten an dessen Tonsprache er mich erinnert - aber natürlich kenne ich nicht alles, notabene nicht aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Die Uraufführung fand übrigens erst 2010 - durch das Isasi Quartett - statt.

    Der 2. Satz (Romanze) wirkt gelassen und entspannt, mit einer Prise von Melancholie. Stellenweise quirlig, mit pizzicatti durchwebt präsentiert sich vor allem am Anfang der 3. Satz (Scherzo) , lässt aber dann stellenweise wieder einen melancholischen Unterton durch, bevor gegen Ende des Satzes das Quirlige die Oberhand zurückgewinnt. Noch etwas prägnanter wirkt der Finalsatz (Rondo)

    Hier der passende Link zum Soundclip

    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 1.600

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