Zubin Mehta hat sich dieser Tage mit zwei Programmen in der Philharmonie präsentiert, mit denen er anschließend mit den Philharmonikern auf Tournee gehen wird, bevor er sich zu einer erneuten Krebstherapie in Behandlung begeben muss. Mehta hat bei mir einen großen Sympathie-Bonus. Ich freue mich immer, wenn ich ihn in der Oper oder im Konzertsaal erleben kann. Vom Publikum würde er schon vor Beginn des Konzertes stürmisch gefeiert, so ähnlich wie früher Karajan. Dabei machte er auf mich einen noch gebrechlicheren Eindruck als Ende April beim Otello an gleicher Stelle. Umso fitter wirkte er ab der ersten Note.
Das Großartige an diesem Abend war die hervorragende Leistung des Orchesters. Ein großer Bruckner-Abend war es indes nicht. Ich habe einige herausragende Aufführungen unter Dirigenten wie z. B. Celibidache, Wand, Blomstedt oder Thielemann erlebt. Mit diesen konnte Mehta nicht in Konkurrenz treten. Gestört hat mich besonders, dass Mehtas Interpretation recht oberflächlich war und auf symphonische Bombastik ausgelegt war. Dass er den 1.Satz recht breit dirigiert hat, hat mich nicht gestört. Wirklich gelungen war das piano am Ende des Satzes, wo sich die Töne quasi im Nichts aufgelöst haben. Die 8 Symphonie von Bruckner bietet mir in der Regel einige Gänsehautmomente, vornehmlich im 3. und im 4. Satz, die sich bei Mehta nicht eingestellt haben. Meinetwegen hätte der 4. Satz auch noch breiter dirigiert werden können. Fazit: wie oft bei Mehta war das Ergebnis weit von einer gewissen Exklusivität entfernt, was schade ist, aber bei Bruckner besonders schmerzt. Dennoch freue ich mich auf seinen Rosenkavalier in der Staatsoper.