Dr. Pingel´s Miniaturen

  • Die kleinen Geschichten hier sind sozusagen die Pralinen des Schreibtisches. Es sind gelesene, gehörte oder selbst erlebte Geschichten, die auch nicht immer mit Musik zu tun haben. Manche habe ich schon früher erzählt, aber zusammen sind sie noch schöner.


    1. Die Tarnbrücke (Frankreich)

    In einem spektakulären Feature werden im TV die tollsten Brücken der Welt vorgestellt, unter anderem "Le viaduc de Millau", die Brücke über den Tarn im Süden Frankreichs. Ich habe sie zwei Mal schon befahren und mich vergewissert, dass sie wirklich einzigartig ist. Sie hat den höchsten Einzelpylon der Welt (350 m hoch!). Im Film wurde auch der Bau beschrieben. Die Fahrbahn wurde von beiden Seiten gefertigt und aufeinander zugeschoben. Dann war es soweit: kurz vor dem Anschluss wurde eine Flasche Champagner zuwischen die Brückenteile geschoben und dann der Zusammenschluss vollzogen - und gefeiert.


    2. Hiroshi et les sortilèges

    In meiner Opernzeit in Düsseldorf (die Siebziger) stehe ich wie immer abends an der Kasse, mitten in einer nicht allzu großen Schlange, um einen von beiden Lieblingsplätzen zu ergattern: dritter Rang Seite, der jeweils äußere Platz. Unvorteilhaft gekleidet wie immer und wie alle durch den damaligen Pflicht-Parka. Ein kleiner Japaner steuert auf mich zu, in der Annahme, ich sei der ärmste der dort wartenden Gestalten. Er schenkt mir eine Karte, Orchestersessel! Ich kaufe zwei Programme, das zweite ist für den Spender. Bevor die Oper beginnt, kommen wir ins Gespräch, natürlich über Janacek und dann über "Das schlaue Füchslein". Er sagt: "Eine wunderbare Oper. Ich habe sie letztes Jahr in Tokio gemacht." Da wusste ich plötzlich, wen ich da vor mir hatte! "Sie sind Hiroshi Wakasugi, der Chef des Kölner Rundfunk-Sinfonieorchesters!" Er war es, und er hat sich totgefreut, dass ich ihn erkannt habe. Ein Autogramm war die Folge. Es gab noch eine Folge: Die Oper, die wir besuchten, war Ravels zauberhaftes Werk "L´enfant et les sortilèges"; sein Besuch in Düsseldorf war eine Vorstudie zu einer WDR-Produktion des Werkes auf deutsch. Die Aufnahme dieses Werkes hüte ich wie einen Schatz. Von der Besetzung weiß ich nur die des "Kindes". Helen Donath!


    3. Der Löwe

    Ich stehe an der Bedientheke meines Supermarkt. Nebenan kauft ein junger drahtiger Mann zwei tellergroße und faustdicke Koteletts. Ich frage ihn: "Haben Sie einen Löwen zu Hause?" Er grinst: "Der Löwe bin ich!"


    4. Der Bach


    Meine Freunde haben acht Enkelkinder, sieben Mädchen, einen Jungen. Sie haben einen großen Garten, sogar mit einem künstlichen Bach, der per Schalter ins Murmeln gebracht werden kann. Es ist ein heißer Sommer, Margarete ist zwei, sie geht mit ihrer Tante durch das angrenzende kleine Wäldchen, das auch einen Bach vorweisen kann, der aber im Augenblick so gut wie kein Wasser führt. Margarete weist auf den Bach und sagt: "Anschalten!"


    5. Hilary Hahn


    Düsseldorf, in den Achtzigern, Tonhalle. Sinfoniekonzert mit dem Violinkonzert von Strawinski und der Mozartiana-Suite von Tschaikowski (op.4), von der ich wusste, dass sie für Streichorchester ist und 45 Minuten (dachte ich, sind aber nur 27) dauert.

    Grandios das Violinkonzert von Strawinski; es gibt ein paar Passagen, bei denen Solovioline und erste Violine (Konzertmeister) sich die Bälle zuspielen. Dazu ging Hilary Hahn, die die Solovioline spielte, zur Konzertmeisterin hin und beide spielten dann wunderbar zusammen und strahlten sich die ganze Zeit an.

    Ich hatte für diesen Abend genug gehört und machte mich auf denn Weg. An der Tür blieb ich stehen, weil gerade ein junge Dame mit Violinköfferchen die Treppe herunterstieg. Da dachte ich: "Aha, die braucht den Tschaikowski nicht zu hören, dann brauch ich das auch nicht".

    Wir haben dann ein paar Takte auf deutsch (sie hat deutsche Vorfahren) und englisch gequatscht, ich zog mit einem Autogramm ab.

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  • 6. Excellente Marzimino


    Das ist der Wein, den Don Giovanni befiehlt aufzufahren, in der Schlussszene mit dem Komtur. Dort gibt es ja auch die drei Opernzitate, darunter ein Selbstzitat aus dem "Figaro".

    Im neuen Prospekt von Lidl wird für Donnerstag dieser Wein angekündigt: "Marzemino Trentino". 2,99€.

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  • 7. Putzen


    Religionsunterricht der 80er, Klasse 5 (meist 10 Jahre). Thema: "Jesus und seine Zeit". Dazu gibt es ein schönes Buch mit tollen Illustrationen. Ich erkläre die Funktion der verschiedenen Vorhöfe. Je weiter man nach innen kam, umso exklusiver wurde das Personal. Der Tempel selbst war leer und durfte nur 1x im Jahr vom Hohepriester betreten werden. Ein kleines Mädchen meldet sich: "...und wer hat da geputzt?"

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  • 8. Debussy im offensiven Mittelfeld


    Der in 4 erwähnte kleine Junge (10) spielt Cello und Fußball, Fußball natürlich viel lieber. Eines Tages fragt er seinen Vater: "Du, Papa, findest du nicht auch, dass Yunus Malli (damals in der Bundesligamannschaft von Mainz 05) aussieht wie Debussy?"


    9. Dick und Doof


    Die bereits erwähnten Kinder gucken sehr gerne "Laurel und Hardy", besonders die "Tortenschlacht, Tit for Tat (die beiden Geschäfte), die Sache mit dem Klavier und die Geschichte mit dem Weihnachtsbaum". Beim ersten Mal haben sie sich buchstäblich vom Sofa "abgerollt". Jetzt weiß ich, was dieser Ausdruck bedeutet. Beim ersten Mal sagte eines der Mädchen (damals 4): "Du, ich glaube, der Dicke ist auch doof!"


    10. Hebräisch zum Mitsingen


    In meinem ersten Semester in Münster gab es einen Professor für Altes Testament, der wegen seiner liebevollen und studentenfreundlichen Art bei uns allen sehr beliebt war, obwohl er schon recht alt und emeritiert war. Er hieß Fritz Rudolph und war weltweit der Experte Nr.1 für den Propheten Jeremia.

    In einer Seminarsitzung beschwerte er sich: man hatte in der evangelischen Unikirche die festen Anzeigetafeln für die Lieder entfernt und zeigte jetzt per Dia die Lieder kurz vor dem Singen an. Er meinte, dass er ja öfter relativ früh im Unigottesdienst sitze; da könne er die Lieder nachschlagen und sie schon mal für sich ins Hebräische übersetzen.


    11. Matheatheisten


    Ich helfe ein wenig als"Mädchen für alles" in einer Grundschule aus (im Moment allerdings wegen Corona nicht). Eines Tages komme ich verspätet in die Klasse, die Lehrerin stellt mündliche Matheaufgaben. Alles ist still, als sie fragt: "Wie viele cm hat ein Meter?" Bevor jemand was sagen kann, sage ich in die Stille: "99!" Große Begeisterung.


    12. Drei Chinesen mit dem Kontrabass


    Eins von den oben schon erwähnten Mädchen (damals 6) fing mit Kontrabass an und ist noch dabei. Wir haben ein regelmäßiges Ritual, wenn wir uns treffen, denn ich erkundige mich immer nach dem Zustand der anderen zwei Chinesen. Dabei stellt sich heraus, dass die gerade immer essen, trinken, schlafen und Blödsinn machen, aber nie Kontrabass spielen.


    13. ...dass es knackt


    Mit dem Kontrabass-Kind gibt es noch ein Ritual. Wir singen zusammen das dritte Rätsel aus der "Klugen" von Carl Orff: "Es floss ein Mühlenstein auf dem Wasser...". Der König singt da von ein einem Blinden, einem Lahmen und einem Nackten. Dieses Stück, der Nackte, wird gesprochen; und in unserem Ritual ist es der Text des Kindes: "So nackt, dass es knackt!" Da ich dieses Kind jetzt nicht mehr so oft sehe, geht der Ritus jetzt auf eine Kusine über (6 Jahre).

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  • 14. Killersätze

    In der Grundschule sind sich Mädchen und Jungs noch nicht besonders wohlgesonnen, obwohl es Anzeichen von Verliebtheit gibt. Meistens sind sie wie sich abstoßende Magnete. In meiner letzten 4. Klasse hatte ich ein Mädchen und einen Jungen, die sich ständig rangelten. Da sagte ich eines Tages: "Ihr beiden, wisst ihr nicht, dass im Klassenraum folgende Regel gilt: Rangeln verboten, nur Küssen erlaubt?!" Sie stoben auseinander...


    15. Killersätze 2

    In der Unterstufe rangeln sich vor allem die Jungen nach wie vor. Bei der Aufsicht habe ich das nie unterbunden, habe aber den Umstehenden aufgetragen, Bescheid zu sagen, wenn es ernst wird. Gut geholfen hat auch dieser Satz: "Ist das eine private Klopperei oder kann da jeder mitmachen?"


    16. Cold Call

    Ein Telefonanruf mit unterdrückter Nummer, also Werbung. Eine sich lasziv gebende Frauenstimme: "Hi, I´m Liza. Can you speak English?" Antwort: "I can, but I won´t!"


    17. Einstein

    Ich sitze auf einer Bank im Wald mit einem Buch, als schon von ferne eine laute Frauenstimme beharrlich nach Einstein ruft.

    Dann wird Einstein sichtbar: ein großer, aber netter Berner Sennhund, und er heißt wirklich "Einstein". Da frage ich die Besitzerin: "Kann der mir denn nicht mal richtig gut die Relativitätstheorie erklären?" Die Frau: "Heute geht es leider nicht, heute hat er frei!"


    18. Zerberus

    Am Haupteingang meiner Bank steht eine Mitarbeiterin, die die Kunden sortiert und aufpasst, dass es nicht zu viele werden und sie Masken tragen. Ich sage: "Oh, eine Neuauflage des Zerberus!" Dabei erkläre ich ihr, was der Höllenhund ist. Als ich die Bank verlasse, sieht sie mich an und sagt: "Wau!"


    19. Straßenbau


    Ein sehr beliebter Fehler im Deutschen ist die Verwechslung von "geschleift" und "geschliffen". So schrieb meine Zeitung nach einem Unfall "...das Mädchen wurde 5 Meter mitgeschliffen....". Darauf habe ich der Zeitung einen Brief geschrieben: "Guten Tag,ich bin XY von der Straßenbaufirma ZZ. Ich wollte Ihnen mitteilen, dass wir das Schleifen von Straßen mit kleinen Mädchen schon vor 10 Jahren aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben haben!"


    20. Nikoläuse

    Vor Jahren lebten hier in der Siedlung zwei nette kleine Jungs, die sich aber immer wieder stritten, weil der eine Schalke-Fan, der andere Dortmund-Fan war. Am Nikolaustag kaufte ich im Kaufhaus zwei Nikoläuse, einen im Dress der Schalker, den andren im Dress des BVB. Die Verkäuferin fragte mich: "Haben Sie was dagegen, dass ich die zusammen in eine Tüte packe?" Ich konnte mich schon vor Lachen nicht halten und sagte: "Natürlich!" Da sagte sie: "Da sind sie der erste!"



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  • 21. 2x Pelléas


    Vor vielen Jahren hatte das Moerser Schlosstheater, ein Zimmertheater, einen legendären Ruf. Man spielte die Schauspielvorlage zu Debussys Pelléas von Maurice Maeterlinck. Ein gutes Stück, eine gute Aufführung, bei der ich ständig im Kopf die Musik unterlegte (ich kannte den Pelléas schon sehr gut).

    Am nächsten Abend der Pelléas in der Düsseldorfer Oper, in einer durchweg grandiosen Inszenierung. Da dachte: das ist der richtige. Die Musik hat doch den Vorrang vor dem Text.


    22. Rassismus in der Grundschule


    Im Moment kann ich leider wegen Corona mein Ehrenamt als Mädchen für alles in meiner Grundschule nicht wahrnehmen.

    In meinem ersten Jahr geschah in der 3. Klasse dies. Wir hatten in der Klasse 2 schwarze Jungs (Sportasse!) und ein schwarzes Mädchen. Im Deutschunterricht war das Thema Personenbeschreibung dran. Nach einem theoretischen Teil ging es in die Praxis.

    Die Kinder suchten sich Klassenkameraden aus und beschrieben sie. Dann musste geraten werden, was ziemlich gut klappte. Erstaunlich (oder auch nicht): bei keinem der drei schwarzen Kinder wurde die Hautfarbe überhaupt erwähnt. Bestimmt war es keine "political correctness"!


    23. Blaue Augen hat....


    "das Mädchen, wer verliebte sich nicht drein?" So heißt es bei Schumann. Diesmal war es anders.

    Ich stehe hier im Ort als Fußgänger an einer roten Ampel, die ich nicht zu ignorieren wage, weil direkt neben mir auf der Straße ein Polizist auf dem Fahrrad steht. Ich frage ihn: "Wo ist denn Ihr Blaulicht? Das müsste doch oben auf dem Helm sein!"

    Er: "Ich habe blaue Augen, das muss reichen!"

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  • 24. Ein obligates Handy


    Ich höre eine Suite von Bach bei einer Autofahrt. Plötzlich frage ich mich: was ist denn mit der Musik los, in den Noten steht doch nicht so eine ausführliche Cembalostimme. Des Rätsels Lösung: auf der Rückbank lag mein Handy und klingelte. Der Klingelton war damals ungewöhnlich: der Anfang einer Orchesterouvertüre von Johann David Heinichen.


    25. Der Kellner


    Ich sitze im schönsten Biergarten an der Ruhr (praktisch unterhalb der berühmten Ruhrbrücke) und esse und trinke eine Kleinigkeit. Als ich zahlen will, kommt der Kellner und sagt, ohne eine Miene zu verziehen: "Hundert Euro!" Ich bin verblüfft, aber dann lachen wir gemeinsam. Als Belohnung bekommt er mehr Trinkgeld.


    26. Schokoticket im ICE


    Schokoticket ist im Ruhrgebiet die Monatskarte für Schüler. Schokoticket und ICE (1.Klasse) sind so ziemlich die am weitesten entgegengesetzten Pole, was Fahrpreise betrifft.

    Ich sitze in der ersten Klasse eines ICE (mein einziger Luxus), da steigen in Essen zwei kleine Jungs zu, so 10 Jahre.

    Als der Zug fährt, gehe ich zu ihnen, um zu erklären, in was für einem Zug sie sitzen. Sie sind richtig erschrocken. Sie nehmen bei mir Platz. Die Schaffnerin kommt; ich erkläre ihr die Situation und verspreche, die beiden im nächsten Bahnhof, Bochum, auf den Bahnsteig zu setzen. Vier vergnügte Menschen fahren weiter nach Bochum.


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  • 27. Dr. Pingel´s Lieblingsanekdote


    Robert Koldewey (1855-1925) war ein sehr berühmter Archäologe, der vor allem für die Ausgrabung von Babylon gesorgt hat. Das berühmte Ischtar-Tor in Berlin geht auf seine Arbeit zurück.

    Zudem war er ein scharfzüngiger und witziger Mensch. Meine Lieblingsanekdote ist diese (weder für Quelle noch Formulierung kann ich garantieren):

    Koldewey hatte einen Assistenten, den wir hier einfach Schulze nennen. Der lernte bei Koldewey nicht nur die Geheimnisse des Ausgrabens, sondern natürlich auch, wie man Keilschrifttafeln liest und übersetzt.

    Eines Tages kommt Schulze aufgeregt zu Koldewey, in der Hand eine kleine Tafel in Keilschrift.

    Er übersetzt: "Hallo, Schulze. Gratulation! Jetzt hast du es geschafft. Viele Grüße, Dein Nebukadnezar!"

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  • 28. Der Kellner (2)


    Was sind die wichtigsten Körperteile einer Bedienung im Restaurant? Die Augen!


    29. Der Kellner (3)


    Bei einer Einladung im Kunstmuseum Wolfsburg (ein Familienmitglied ist Künstler!) gibt es nach den Bildern ein vorzügliches Mahl. Bei einem kleinen Wortwechsel mit einem humorvollen Kellner fragt dieser: "Wenn man bezahlen will, wie ruft man in einem sehr guten Lokal die Bedienung herbei? Kellner, Ober, Frollein, hallo? Geht ja alles nicht." Wir wissen es auch nicht. Die Antwort ist einfach: "In einem sehr guten Lokal ruft man gar nicht. Der Kellner sieht, was man will."


    30. Die Polizei


    Ich stehe an einer roten Fußgängerampel der westfälischen Kleinstadt Havixbeck. Neben mir ein unauffälliger Mann auf dem Fahrrad. Weit und breit keine Autos und keine Kinder. Ich will bei Rot rüber und sage: "Sehen Sie hier irgendwelche Kinder, denen wir ein Vorbild sein müssen?" Er sagt: "Ich bin hier der Dorfpolizist!" Bei Grün überqueren wir gemeinsam die Straße.

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  • 31. Gollum auf Rezept


    Gollum ist ja die bekannte Figur, auf die im Buch "The Hobbit" Bilbo trifft, wobei der Ring der Ringe von Gollum zu Bilbo wechselt. Im Band "The Lord of the Rings" spielt er ja dann noch eine bedeutende Rolle.

    Im vorigen Jahr hat meine Apotheke in einen neuen Apparat investiert, der die meisten Medikamente aus den Vorratsschränken direkt in den Verkaufsraum transportiert, ohne dass eine Apothekerhand vorher eingreifen muss.

    Die Apotheke veranstaltete eine Aktion, in der die Kunden einen Namen für dieses Gerät erfinden konnten. Die Mitarbeiter der Apotheker aber fanden keinen passenden Namen unter den Einsendungen, also mussten sie selber ran. Die Firma, die dieses Gerät gebaut und eingebaut hatte, war die Firma Gollmann. Da war die Namensgebung Gollum schnell gefunden.


    32. Geburtstag


    Ich mache meine Fotos meist mit einer kleinen handlichen Kamera, etwa "Pentax optio". Ich bearbeite sie nicht, sondern die misslungenen werden gelöscht. Allerdings gibt es ein Problem, dass diese Kameras sich schon mal in den Tiefen des Autos verlieren oder in ein Bierglas (mit Bier!) fallen, wobei sie das Bier nicht so schätzen wie ich. Ein Freund wusste das und hat mir zum Geburtstag zwei Optios geschenkt, also die Reserve gleich mit.


    33. Olympiade in London


    Zwei sehr ausgeschlafene Kinder meiner Freunde haben öfter, auch mit mir zusammen, die Wettbewerbe in London gesehen. Wir waren besonders stolz auf den Sieg der Hockey-Herren, mit den beiden Toren des hiesigen Champions (UHTC Mülheim).

    Daraus entwickelte sich folgender Dialog als running gag (P=Pingel, K=Kinder):

    P. Was kriegt der erste?

    K. Gold.

    P. Was kriegt der zweite?

    K. Silber.

    P. Was kriegt der dritte?

    K. Brommse.

    P. Was kriegt der vierte?

    K. (laut, unisono) Niiiiiiiiiiiiixxxxxxxxx!

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  • 34. Die beste Ente im Ruhrgebiet


    Jeder im Ruhrgebiet weiß sofort, dass diese Ente nicht zum Braten geeignet ist. Es handelt sich um den mit Helmut Rahn (3. Tor 1954 "Rahn müsste schießen") bekanntesten Fußballer des Ruhrgebiets. Heute wird er 75 Jahre alt. Er heißt Willi Lippens und war bei Rot-Weiß Essen, er war zu seiner Zeit ein Top-Stürmer in Deutschland, vor allem wegen seiner Dribbelkünste. Wenn er nicht lief, hatte er einen watschelnden Gang, was ihm den Spitznamen "Ente Lippens" eintrug. Er war auch privat ein witziger Mensch. Sein schönster Spruch ist in dieser kleinen Geschichte. Der Schiedsrichter hatte ihn gestellt und sprach: "Herr Lippens, ich verwarne Ihnen!" Lippens: "Herr Schiedsrichter, ich danke Sie!" Der humorlose Schiedsrichter belohnte ihn dafür mit ROT! Der Geburtstagstitel der WAZ lautete heute:"Herr Lippens, wir gratulieren Sie!"

    Der Schiedsrichter Ahlenfelder aus Oberhausen pfiff in Bremen; er hatte sich in einer Bremer Kneipe "fit" gemacht für das Spiel. So fit, dass er die erste Halbzeit nach 30 Minuten abpfiff! Hinterher sagte er zur Rechtfertigung: "Wir sind Männer, wir trinken keine Fanta!"

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  • 35. Hilary Hahn, Paganini, Hula Hoop


    2 Männer und Hilary Hahn spielen Paganini und lassen gleichzeitig den Reifen kreisen. Man sieht sofort, dass Hilary Hahn beides besser kann.

    Das Stück, das sie von Paganini spielen, ist genau das Thema, das Brahms für seine Paganini-Variationen für Klavier verwendet hat


    In einem Fernseh-Porträt vor ein paar Tagen wurde auch ihre Kindheit und Jugend beleuchtet. Man sieht zweimal Beethovens Violinkonzert (je 1 Satz), das Orchester ist das Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks (für mich die Nr. 2 in Deutschland), Lorin Maazel dirigiert. Sie ist 12 Jahre in der einen und 15 in der anderen Aufnahme. Ich habe sie live 2x in Düsseldorf erlebt und in der Pause ein paar Takte mit ihr gesprochen und eins von meinen 3 Autogrammen in meinem Leben bekommen (Hiroshi Wakasugi - siehe hier Nr.2 - und Herreweghe sind die beiden anderen).

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  • 36. Kinderkauf bei Aldi

    Im Aldi-Markt treffe ich einen jungen Vater mit einem sehr niedlichen Mädchen (2). Wir treffen uns mehrere Male und ich grinse das Kind vorsichtig an, bis es einmal zurücklacht. An der Kasse treffen wir uns wieder. Am Packtisch frage ich den Vater: "Und? Wie teuer war das Kind?" Wir hatten natürlich beide an den Simpsons-Vorspann gedacht, bei dem das vermisste Kind auf dem Band an der Kasse auftaucht.


    37. Eier? Salz?

    Bei Lidl spreche ich im Markt einen Mitarbeiter an. "Vielleicht wissen Sie, dass zwei Drittel aller Supermarkt-Besucher regelmäßig fragen müssen, wo die Eier sind!" Er lacht. "Das stimmt. Für Salz gilt das auch!" Dieser Dialog hat dazu geführt, dass ich noch einmal fragen musste.


    38. Abkindern

    In den Siebzigern war regelmäßig einmal zu Besuch bei Freunden in Jena, was damals auch für Nichtverwandte möglich war. Da ich in einer oppositionellen Familie war, bekam ich sehr viel mit. Ich fuhr auch viel herum, habe gesehen, was Plattenbauten sind und die Schlangen vor den Lebensmittelläden. Damals versuchte die Regierung der DDR die Bevölkerungszahlen zu erhöhen. Für junge Familien gab es ein Wohnungsdarlehen. Beim dritten Kind musste es nicht mehr zurückgezahlt werden. ABKINDERN!



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  • 39. Gelb!

    Beim Bundesligaspiel Werder Bremen gegen Stuttgart gab es kurz vor Schluss einen Eklat. Der Stuttgarter Stürmer Silas Wamangituka hatte dem Werder-Torwart Pavlenka den Ball abgeluchst und stand einige Sekunden mit dem Ball vor der Torlinie, bevor er ihn reindrosch. Das Tor zählte, aber er bekam wegen Unsportlichkeit die gelbe Karte.

    Der Stürmer hatte bei diesem Manöver allerdings nicht die richtige Fassung gewählt, denn dazu hätte er den Ball auf die Torlinie und sich auf den Bauch legen müssen. Dann wäre ein Kopfstoß im Liegen die abschließende Exekution gewesen.

    In den Amateurligen ist das ein Klassiker. Die schönste Variante war diese: In einem Bezirksligaspiel, an das ich mich sonst nicht erinnere, war der eine Verein deutlich besser. Vor allem der Mittelstürmer war ein guter Dribbler und hatte schon in der ersten Halbzeit ein Tor nach dem obigen Verfahren erzielt. Als es auf den Abpfiff zuging, schaffte er es noch einmal. Gerade als er ansetzte, den Ball mit dem Kopf über die Linie zu befördern, pfiff der Schiedsrichter das Spiel ab. Das Gejohle aller Zuschauer war frenetisch - und ich habe natürlich mitgejohlt.

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  • 40. Jauchzet, frohlocket


    Weihnachten 2020. In ganz Deutschland (und im deutschsprachigen Raum) wird das Weihnachtsoratorium aufgeführt. Selbst der unbedeutendste Kantor irgendeiner Vorstadt hat ein kleines Orchester mit alten Instrumenten aufgetrieben, sich junge begabte Solisten aus der nächsten Musikhochschule gesucht und den unfähigsten Sängern aus seinem Chor die Mitwirkung untersagt.

    2020 zu Weihnachten wird in ganz Deutschland das Weihnachtsoratorium aufgeführt. In ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz? Nein. In Wien hat sich eine verschworene Gemeinschaft gebildet, die ihr altes pompöses Weihnachtsoratorium nicht aufgeben will. Ihr Vorsitzender ist ein gewisser Schmidt-Wien, der zu diesem Behufe auch ein Klassikforum betreibt, "Ochsen-Forum" , genannt, was sich nicht auf die Mitglieder bezieht, sondern den Ochsen an der Krippe bezeichnet. Jedes Jahr Weihnachten wird irgendeine gemütliche Scheune aufgesucht, es wird ein Ochse gegrillt, aber vor allem natürlich die schöne alte Aufnahme des Weihnachtsoratoriums gespielt; 100 Vinylplatten gibt es davon als Reserve. Spötter behaupten, die Aufnahme stamme aus dem Mittelalter, sie ist aber aus den Sechzigern. Ihr Dirigiergott ist Karolus Judex. Bei der letzten Feier kam es zum Eklat, als der Vorsitzende Schmidt-Wien von einem Traum erzählte, in dem er auf Johann-Sebastian Bach getroffen war. Sie plauderten; schließlich fragte Schmidt Bach direkt nach dessen Meinung über Karolus Judex. Johann-Sebastian sagte nur: "Diesen Herrn kenne ich nicht!"

    Nach dem entstehenden Tumult wurde Schmidt-Wien aus dem Verein verbannt, der sich aber nicht auflöste, sondern jedes Jahr die oben beschriebene Weihnachtsfeier vollzog. Nur eine Änderung gab es: das Mitsingen war jetzt streng untersagt!

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  • 41. Perlen der Übersetzung


    Beispiel 1: Latein

    In meiner Oberstufenzeit, Klassenarbeit Latein. Der Text: es wird von einer Belagerung berichtet. Am Ende der Schlacht kommen die Angehörigen, die die corpora volventes, d.h. sie, die Angehörigen, drehen die Leichen um. Natürlich um zu sehen, wo der tote Krieger die Wunden hatte. Vorne: im Kampf, ehrenhaft. Hinten: auf der Flucht, unehrenhaft. Einer unserer Mitschüler übersetzte dies: "die sich wälzenden Leichen".


    Beispiel 2: Einer meiner Freunde in der schon erwähnten Klasse war etwas schwach in Englisch. Als Heilmittel besorgte er sich ein Heft mit idiomatischen Ausdrücken, die er auswendig lernte. Schwanger sein heißt im Englischen to be pregnant oder to be with child. Im Deutschen gibt es den Ausdruck guter Hoffnung sein.

    In einem kleinen Aufsatz über die Erfindung der Dampfmaschine wollte unser Freund sagen, dass James Watt abends ins Bett ging und: er hatte die Hoffnung, am nächsten Tage seine Erfindung zu vollenden. Da schlug das Idioms-Heft zu. Er schrieb: he was with child...

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  • 42. Insula, die Insel, pinsula, der Pinsel, schwinum, das Schwein, verrücktes Latein

    Darüber haben wir uns, Fünftklässler (10 Jahre), schlapp gelacht. Auch das berühmte "studium fuga, inquit unus ignis quis vir, et

    multum ab audere" ("ei verflucht", sagte ein Feuerwehrmann und fiel vom Wagen), begeisterte uns.

    In den ersten Stunden des Lateinunterrichts ging es los mit einfachen Deklinationen und einfachen Verben. Die ersten Wörter, die wir kannten, waren ancilla (Magd), agricola (Bauer), gallina (Huhn), necare (schlachten). Also: ancilla gallinam necat. Das fand ich langweilig. Also: agricola ancillam necat (der Bauer schlachtet die Magd). Dafür wurde ich bestraft, heute vielleicht belobigt (wegen der korrekten Konstruktion).

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  • 43. Corona - Bier


    Ich könnte mir vorstellen, dass es jede Menge Leute gibt, die zur Vorbeugung mexikanisches "Corona-Bier" einnehmen; doch davon hat man nie etwas gehört.

    Gestern an meiner Tankstelle, die ein kleines Sortiment von Rewe-Produkten hat, natürlich auch jede Menge Bier. Ich hatte Lust auf ein Corona-Bier, fand es nicht. Darauf der Verkäufer: "Das wurde aus dem Programm gestrichen!" Wir lachten beide, aber es war kein Scherz.

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    Einmal editiert, zuletzt von Dr. Pingel ()

  • 44. Belohnung für einen Lehrer


    Wir hatten unter unseren Schülern immer gut begabte Musiker, allerdings nur zwei, die diesen Beruf dann wählen konnten. Der eine war Pianist und ist heute Dozent für Klavier an einer Hochschule für Musik im Ruhrgebiet. Als Schüler war er nicht nur musikalisch, sondern auch intelligent und nett. Als fast einziger Nicht-Musik-Lehrer kannte ich die Sachen, die er spielte, das gefiel ihm.

    Vor seinem Abitur unterhielten wir uns, und es kam heraus, dass er mir noch einen Gefallen schuldig war. So trafen wir uns in der Aula, wo ein ziemlich guter Flügel stand. Ich schloss die Tür ab, und er spielte für mich einige ausgewählte Stücke von Schubert (Impromptus und Moments musicaux).

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  • 45. Non olet


    soll Kaiser Vespasian über Geld gesagt haben (eine Urinsteuer). In Frankreich gab es in allen Städten vor Jahrzehnten noch Pissoirs für Männer, die deshalb "Vespasiennes" hießen.


    Non olet gilt auch für Geschenke an Kinder, die dem Kindesalter entwachsen und Teenies sind. Denen kann man beim Geburtstag mit "Shaun, das Schaf" (als Erwachsener darf man es wieder lieben) nicht mehr kommen. Für kleinere Kinder sind Gutscheine ideal, die hier offiziell Gutsch(w)eine heißen und einen Ausflug mit Dr. Pingel bedeuten (Schwebebahn Wuppertal, Bahnhöfe, CentrO in Oberhausen, Zoo...)


    Die Größeren fordern mehr oder weniger Geld, um sich Zubehör fürs Handy oder für japanische Mangas zu kaufen.

    Das bedeutet, dass man sich Gedanken machen muss, dieses Geld auf originelle Weise zu verschenken.

    1. Pingel-Gutschein, exclusiv für Mädchen: Shoppen in Düsseldorf, Hin-und Rückfahrt in schicken Zügen(ICE,1. Klasse)

    Bei Mädchen der Renner, für Jungs tabu. Fällt gerade flach.

    2. Der Fürst

    Ich nehme eines dieser weißen Plastiksäckchen, in denen man im Supermarkt loses Gemüse oder Obst verstaut.

    Dann stellt man das Geburtstagskind sich gegenüber. Dazu erzählt man, dass im Mittelalter die Fürsten ihre Untergebenen damit belohnten, dass sie ihnen einen Beutel mit Geld gaben oder, noch besser, zuwarfen. Das machen wir jetzt auch. Achtung! Nur 1,- oder 2,- Münzen, keine Scheine, kein Kleingeld! Und nicht zu wenig!

    3. Der Schatz

    Man nimmt eine kleine Kiste, füllt sie mit Münzen (egal welche, aber nicht zu wenig) und vergräbt sie irgendwo im Wald. Dann zeichnet man eine Schatzkarte und es geht los.

    4. Dr. Pingel breitet seine Arme aus

    und zwar auf einem gemalten Pingel-Bild. An jedem Arm hält Dr. Pingel einen Geldschein bereit (aufgeklebt).

    Um das als Erinnerung zu behalten, habe ich ein solches Blatt gescannt. Was sagt mir der Bildschirm? "Das Kopieren von Banknoten wird von diesem System nicht unterstützt!"


    Nachtrag: es gibt einen Spruch, den alle Kinder kennen! "Wann verfällt ein "Pingel-Gutsch(w)ein!" Richtige Antwort, unisono:

    "Niiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeeeee!"




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  • 46. Herbert Blomstedt


    Er ist ja die Figur des klassischen Grandseigneurs, der hier anerkannt und über jeden Tadel erhaben ist. Ich sah jetzt im TV sein Konzert in Bamberg mit der 4. von Brahms. Da machte er zwei Dinge, die mir gut gefielen. Dass die Dirigenten im Anschluss an die Sinfonie die einzelnen Solisten extra aufstehen lassen, ist ja Standard. Beim Schlussapplaus machte er etwas, was ich noch nie gesehen habe. Er hob die Partitur in die Höhe, dem Publikum zugewandt.

    Was mich normalerweise nervt, ist, wenn nach dem letzten Ton das Publikum sofort aufheult wie 100 Derwische zusammen. Hier machte er das, was eigentlich immer angezeigt ist (vielleicht außer beim Bolero): er hielt die Hände für kurze Zeit oben, wobei er signalisierte, dass dieser Schluss zur Musik dazugehört.

    Das Orchester (Bamberg) spielte anschließend noch in voller Besetzung einen extra bearbeiteten "Geburtstagsgruß" für ihn.

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  • 47. The Extra Mile


    Eine der merkwürdigen Vorschriften in der Bergpredigt ist diese (Mt. 5,41): "Wer dich nötigt, 1 Meile mit ihm zu gehen, mit dem gehe 2!"

    Anders als bei uns ist dieser Satz der Bergpredigt in den USA zu einem feststehenden Begriff geworden, "The Extra Mile". Der Sinn ist einfach: "Tue mehr als du musst!"

    Bei Aldi steht unter dem Dach der Einkaufswagen ein Obdachloser, der die Obdachlosenzeitung "Fifty-fifty" verkauft. Das nehme ich immer wahr. Überrascht war ich von seiner Bitte, ihm eine Flasche Wasser aus dem Laden mitzubringen. Ich wähle eine Flasche aus, neben der steht eine Dose Pils. Da fiel mir die Extra Mile ein.

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  • 48. Hund, Baby, Corona


    Ich warte vor meiner Apotheke, bis der nächste Patient herauskommt. Mit Hund. Beagle.

    Ich: "Wieso trägt der Hund keine Maske?"

    Herrchen: "Der ist schon geimpft, allerdings mit AstraZeneca. Mal sehen!"


    Bei YouTube gibt es witzige Postcasts, bei denen Ausländer über ihre Erfahrungen mit Deutschland berichten und Deutschland mit ihrem jeweiligen Heimatland vergleichen. Staunenswert ist oft die gute Beherrschung der deutschen Sprache bis hin zur Aussprache.

    Eine junge Amerikanerin berichtet von einer Zugfahrt, bei der sie im gleichen Abteil wie eine junge Familie (also Baby inclusive) sitzt. Das Baby schreit unentwegt und ist durch keine einzige babytaugliche Maßnahme zu beruhigen. Dann fällt bei der amerikanischen Studentin der Groschen!

    Zur Mutter: "Ihr Baby erkennt Sie nicht, wenn Sie eine Corona-Maske tragen!" Das war tatsächlich der Grund.

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  • 49. Tempolimit


    Nike ist 7 und eine absolute Spitzenkraft auf Skatern oder Rollschuhen. Man sieht das daran, dass sie die gleiche Technik und Körperhaltung hat wie gute Eisschnellläufer. Wir wohnen hier in einer 30er-Zone. Das Kind liebt es, wenn ich sie auffordere, Taschengeld als Bußgeld zu zahlen wegen Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit.

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  • 50. Barkeeper verweigert Hund den Rotwein, Bourbon ist o.K.


    Eine klassische Titelzeile, auch darum, weil an ihr nichts stimmt.

    Der Hintergrund ist dieser. Schultheater macht nicht nur Spaß, sondern verleitet auch zu Späßen.

    1. 90er-Jahre, wir spielen irgendein amerikanisches Boulevardstück. Auch als Theaterleiter will man ein wenig mitspielen, natürlich nicht den Liebhaber.

    Also lassen wir eine ganze Reihe von Szenen in einer Bar spielen. Die ideale Rolle für mich ist der Barkeeper: kein Text, Zigarre rauchen, Rotwein (echten) trinken und ständige Bühnenpräsenz. Ein voller Erfolg. Ein Hund kommt allerdings erst im nächsten Beitrag vor.

    2. Der Sommernachtstraum (2004), eine rundum gelungene Sache, vor allem, weil wir eine Visagistin haben, die den Mädchen die wunderbarsten Muster auf die Gesichter zaubert. Ein Unterstufen-Junge bedrängt mich seit einiger Zeit; er möchte unbedingt mitspielen, aber es ist keine Rolle frei. So schlage ich ihm vor, dass er den Hund der Handwerker darstellt. Er wird wunderbar ausstaffiert und lernt es, sich blitzschnell auf allen Vieren zu bewegen.

    3. Wir spielen "Fahrenheit 451" von Ray Bradbury in einer eigenen Übersetzung und Bearbeitung. Auch Videos zum Stück passend setzen wir ein. Ich spiele den Professor Faber, mein junger Regisseur aus der Oberstufe hat die Hauptrolle, den Feuerwehrmann Guy Montag. Unsere Szenen spielen meist an einem Tisch; ein Getränk gibt es auch, und zwar echten Bourbon aus Kentucky in zwei Gläsern, die mit einer amerikanischen Flagge bestückt sind. Bei der nächsten Aufführung erzählt mir "Guy Montag", dass er nach der Aufführung auf dem Nachhauseweg von der Polizei gestoppt wurde. Als er erzählte, woher der Schwips kam, lachten sie und ließen ihn fahren. Den echten Bourbon gaben wir nicht auf, aber die Menge wurde stark reduziert.

    4. Thornton Wilders "Our Town" (Unsere kleine Stadt) ist bis heute ein Renner, mit dem wir uns noch beschäftigen. Er enthält einige szenische Neuerungen; es gibt dort kein Bühnenbild, der 3. Akt spielt auf dem Friedhof, wo die Toten auf ihren Stühlen=Gräbern sitzen. Dazu die Erfindung einer zentralen Figur, des Spielleiters, der in allen Phasen das Stück dirigiert und auch schon mal einspringt, wenn kein Spieler zur Stelle ist. Dieser Spielleiter ist die Traumrolle des Stückes. Leider konnte ich damals (1990) keinen Jungen finden, der dieser Rolle gewachsen war. Also haben wir ein Mädchen (Klasse 10!) genommen - und es war sensationell.

    Im ersten Akt wird der Alltag in Grover´s Corner geschildert (eine fiktive Kleinstadt an der Ostküste). Darunter ist auch eine Art Interview, das der Spielleiter mit Fragestellern aus dem Publikum führt. Eine Frage sollte sein: "Wird in Grover´s Corner viel getrunken?" Die Fragenden muss man natürlich vorher aussuchen und ins Publikum setzen. Als Fragende für diese Frage hatten wir unsere äußerst beliebte Schulleiterin verpflichtet. Lachsturm und Begeisterung im Publikum.

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  • 51. The Beer Bitches


    Das sind drei Frauen aus Köln, von denen eine berühmt ist, Carolin Kebekus, eine wirklich witzige Frau, die als Comedian auch die Frauen nicht verschont, während sonst der Großteil der weiblichen Entertainer sehr an der Sage strickt, dass man als Frau am besten fährt, wenn man die Männer als Haustiere hält.

    Kebekus hat dazu die Gabe, wirklich toll singen zu können. So konnte man vor ein paar Tagen ein Konzert mit kölschen Songs im WDR-Fernsehen sehen; eine Aufzeichnung aus der Kölner Philharmonie. Das Kölner Rundfunkorchester spielte auch, sodass es einen gelungenen Mix aus rockigen und klassischen Musiken gab. Die Aufzeichnung ist auch bei YouTube zu finden.

    In einem der Lieder wird geschildert, wie eine junge Frau einen tollen jungen Mann kennenlernt, in den sie sich verliebt. Alles geht gut, bis sie in Köln zum Karneval gehen, und er statt des dogmatisch richtigen Rufs "Alaaf" "Helau" ruft, was ihn als Düsseldorfer kenntlich macht. Damit hat er ihr Herz gebrochen, sie trennen sich.

    Der Streit der Städte ist ja legendär, wobei ich als Düsseldorfer (Grüße an Holger Kaletha, wir hatten sogar den gleichen Kunstlehrer) sagen muss, das man als Düsseldorfer die Sache viel cooler sieht. In Köln gibt es kein Alt, in Düsseldorf gibt es in jeder Kneipe Kölsch (dass das unter der Rubrik "Limonaden" geführt wird, kann ich nicht bestätigen). Köln hat eine lebendige Atmosphäre, deshalb fahren ja alle Düsseldorfer ein Mal im Monat nach Köln. Die Kölner hingegen behaupten: "Was ist das beste an Düsseldorf?" Antwort: "Die Autobahn nach Köln!" Unsere Antwort darauf: "... und alle Kölner sollen sie schnellstmöglich nehmen!"

    Als Stadt ist Düsseldorf natürlich viel schöner, schon allein wegen Schloss Benrath, in dem Holger und ich zur Schule gegangen sind.

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  • 52. Ab Werk


    Lutz van der Horst ist in der größten Tierhandlung der Welt, zum Schein will er einen Hund kaufen. Dieser Markt ist völlig leergefegt - überall. Zu seiner Überraschung erfährt Lutz, dass grundsätzlich vor dem Kauf eines Hundes ein Gespräch mit dem Tierhändler ansteht, das den Käufer ausquetscht, ob er zur Haltung eines Hundes überhaupt fähig und geeignet ist. Dann erfährt er, dass bei diesem Händler die übliche Garantie für Industrieprodukte gilt, nämlich 2 Jahre. Und: ab Werk!

    Das Werk ist die Mutter, die Laufzeit beginnt mit der Geburt.

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  • 53. Nochmal: Latein


    Tatort: die allerersten Lateinstunden in Klasse 5 (10 Jahre). Die ersten Wörter sind agricola (Bauer), gallina (Huhn) und ancilla (Magd). Der erste Satz: ancilla gallinam necat, wobei necare in diesem Fall schlachten heißt. In der nächsten Lateinstunde kommt der Lehrer herein und liest an der Tafel: agricola ancillam necat, der Bauer schlachtet die Magd. Ein Donnerwetter mit Nachsitzen trifft den Autor - mich. Ein Lateinlehrer heute würde mir wahrscheinlich eine gute Note geben für die sichere Erstkonstruktion.

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  • 54. Tsunami Girl


    In einer Dokumentation über den Tsunami Weihnachten 2004 gibt es außer den schrecklichen Bildern der Verwüstung einen Lichtblick. Es ist das englische Mädchen Tilly Smith (10), das am Strand von Phuket bemerkte, dass sich die See so verhielt wie vor einem Tsunami. Sie hatte das zwei Wochen vorher im Geographieunterricht gelernt: das Meer zieht sich zurück und es bildet Blasen auf der Oberfläche. Nach einiger Skepsis wurde der Strand evakuiert, sodass hier alle mit dem Leben davonkamen.

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  • 55. "Wichtig is aufm Platz..."


    Diesen Satz hat Fußball-Legende Addi Preißler wirklich gesagt, es gibt ein Video davon. Dieser Satz ist auch im Konzertleben gültig!

    In meiner früheren Schule spielte ich in unserer Lehrerfußballmannschaft und wir gewannen fast immer, solange wir noch in der Entwicklung waren und noch keine großen Schüler hatten. Zur Not wusste dann auch der Hausmeister, der Schiedsrichter war, auf welcher Seite er zu pfeifen hatte. Später spielten dann die großen Jungs in Kreis- und Bezirksliga-Vereinen, da sahen wir alt aus.

    Bei einem großen Schulfest spielte unsere Lehrermannschaft gegen Alt-Stars. Ich spielte gegen Addi Preißler, der doppelt so alt wie ich war. Nein, ich spielte nicht gegen Preißler. Ich spielte überhaupt nicht, obwohl ich auf dem Platz stand. Ich zog mich dann in die Abwehr zurück, wo wir natürlich auch keine Chance hatten. Aber am Schluss war Addi Preißler sehr nett zu mir und wir haben uns fröhlich lachend verabschiedet. Leider habe ich versäumt, ihn um ein Autogramm zu bitten.

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