Lera Auerbach: 24 Préludes op. 41

  • Da der Thread über Enno Poppe mir nicht unerheblich zum Verständnis seiner Musik geholfen hat, würde ich gerne einen zweiten Versuch mit Lera Auerbach wagen, einer zeitgenössischen Puanistin und Komponistin, die schon einigen Erfolg aufzuweisen hat.



    Ihre Musik ist völlig anders, als die von Enno Poppe! Die Komposition ist wohl 1998 entstanden und 1999 veröffentlicht und verweist in Details massiv und offensichtlich auf Werke von Chopin, Debussy und Skriabin hin. Der Detailaufbau wird zum Beispiel in der Dissertation von Elena Victoria Nezhdanova-Cunningham besprochen, mit allen inneren Verweisen.


    ich habe bisher diese Musik immer ganz gerne gehört, ohne mir wirklich Gedanken über ihre Einordnung zu machen. Nach der Diskussion im Enno Poppe Thread taucht aber durchaus die Frage auf, ob diese Musik etwas zu sagen hat.


    Provokant formuliert: ist es einfach neues Notenmaterial für Pianisten, die gerne Préludes spielen und die oben erwähnten schon durch sind, oder hat diese Musik einen Platz in unserer Zeit und wenn ja, welchen? Ich bin mir darüber im klaren, dass die Fragen weit gefasst sind, bin aber guter Dinge, dass sie hier im Forum schon verstanden werden.:)

    Gefühlt hatte ich dieses Werk immer ein bisschen in der Folge von Schostakowitsch gesehen, aber wesentlich gefälliger als Ustwolskaja (sind die Transkriptionen korrekt?)


    Ich freue mich über Eure Antworten.


    Beste Grüße,

    Axel

  • Ich finde, dass in jeder Zeit eine "Renaissance" früherer Stile möglich sein muss, dagegen können ja nur politische Motive sprechen (Repräsentation überwundener Gesellschaftsformen), die ich aber ablehne.


    Andererseits habe ich mich bei einem mehrstündigen Auerbachkonzert doch ziemlich gequält, weil ich mit der atavistischen Tonsprache nicht zurechtkam. Als ich dann endlich Akzeptanz entwickelt hatte, kam eine Riesen-Coda, die mich dann musikalisch gar nicht mehr überzeugte.

    :(

  • Ich finde, dass in jeder Zeit eine "Renaissance" früherer Stile möglich sein muss, dagegen können ja nur politische Motive sprechen (Repräsentation überwundener Gesellschaftsformen), die ich aber ablehne.

    Selbstverständlich hast Du hier recht. So war meine Frage auch nicht gemeint. Jede künstlerische Äußerung hat ihr Daseinsrecht. Es ging mir ein wenig um das Thema, dass Du Dich ja gefragt hast, wieso keiner Steen Andersen oder Poppe kennt, aber Auerbach auf den ersten Blick mehr Erfolg hat. Liegt das nur an der Tonsprache oder auch an möglichen Inhalten? Ist das ein völlig anderes Publikum?

  • Klar ist das ein völlig anderes Publikum. Letzten Herbst wurde versucht, dem "Poppe-Publikum" Auerbach näher zu bringen. Sind schon einige rausgegangen während der Vorstellung. Ich hab's durchgelitten.

  • die Schnittmenge ist aber nicht leer :). Um etwas vorzustellen von Lera Auerbach, dass IMO über das reine Spielvergnügen hinausgeht, die Präludien für Violine und Klavier


    Da finde ich schon ein paar beeindruckende Stücke drunter. Auch als Sammlung macht das Anhören Spaß. :hail: Gerade auch die Abwechslung zwischen präludierender Spielerei und Tiefgründigkeit, die ich einigen Preludes nicht absprechen will, lässt einen ziemlich gut durchhalten. Es gibt keine Coda...