Neuer GMD in Gera - Ruben Gazarian

  • Trotz der allgegenwärtigen Krisensituation im Musikleben muß es weitergehen.

    Der bisherige GMD am Geraer Theater Laurent Wagner hat das Geraer Theater verlassen. Wohin sein Weg führt, das weiß ich nicht.

    Das Geraer Theater hat nun seinen Nachfolger benannt. Aus einer Liste von über 100 Bewerben ist die Wahl auf einen bekannten Namen gefallen. Mit Beginn der Spielzeit 2020/21 nimmt Ruben Gazarian den Posten als Geraer GMD ein und wird damit auch die Möglichkeit und Verpflichtung haben, im Opernbereich tätig zu werden. Bisher war er als Chef des Württembergischen Kammerorchesters und des Ingolstädter Georgischen Kammerorchesters.

    Mit beiden Orchestern hat er zahlreiche CD-Einspielungen vornehmen können, darüber hinaus hat er den Ruf deutscher Orchestertradition bei div. Gastspielreisen in Israel und China bestätigen können.

    Er hat namhafte Solisten wie Julia Fischer, Hillary Hahn u.a. begleiten dürfen und hat als Gast in führenden deutschen Konzerthäusern bis hin zur Elbphilharmonie bedeutende Orchester geleitet. In Gera wird er unser B-Orchester übernehmen und zusammen mit Gästen der Jenaer Philharmonie und Studenten des Weimarer Konservatoriums in die Lage versetzt, bei Vorliegen entsprechender Bedingungen (Wegfall Corona-Beschränkungen) auch das Repertoire Mahler, Bruckner oder Strauss zu bedienen. Dabei habe ich die Hoffnung, daß er die Qualität wieder erreichen kann, die unser Orchester unter Gabriel Feltz hatte.

    Operus hatte in mehreren Beiträgen anklingen lassen, daß das Heilbronner Kammerorchester unter Leitung von Gazarian auch versuchen wollte, große sinfonische Werke zu interpretieren, was letztlich aber dem Ansinnen kammermusikalischer Grundlagen nicht förderlich war. Vielleicht kann er in Gera damit auch eigene Träume verwirklichen. Die Erfahrung dafür (51 Jahre) und das fachliche Können dürfte er haben. Er hat sich immerhin gegen über 100 Konkurrenten durchgesetzt.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber Ulli,

    erst heute komme ich dazu, auf Deine Meldung, dass Ruben Gazarian Chefdirigent in Gera wird, zu antworten. Ich kenne ihn selbstverständlich recht gut, denn er war ja Chef des Württembergischen Kammerorchesters in Heilbronn.(WKO) Dazu sollte man wissen, dass dieses Orchester eine Abspaltung vom Heilbronner Sinfonie Orchester (HSO) ist. Also gewisse Rivalität programmiert. Das WKO konnte sich unter seinem legendären Gründer und 1. Leiter Jörg Faerber zu einem international anerkannten Mozartorchester entwickeln, mit der Spezialität großer Tourneen mit Spitzensolisten wie Anne Sofie Mutter und Maurice Andree. Dennoch ist das HSO der Platzhirsch in Heilbronn mit deutlich höheren Besucherzahlen geblieben. Ruben Gazarian ist ein ausgezeichneter Dirigent mit enormer Ausstrahlung auf das Publikum, größte Gesten, ein Tänzer am Pult, wie er oft genannt wurde. Er versuchte, das WKO zu erweitern und verstärkt auch Sinfonien zu bringen. Genau dies wurde problematisch, weil das WKO dadurch seinen typischen Mozartstil, den Faerber prägte, verloren hat. Dadurch wurden die Städte, wo sie auftreten konnten, kleiner und das Image litt. Zumal das Orchester diesen Richtungswechsel nicht mitmachen wollte und eine Rückorientierung auf's angestammte Repertoire erzwang. Dennoch hat Gazarian ausgezeichnete Arbeit geleistet und besonders im modernen Genre große Konzertabende gestaltet. Meines Erachtens kann er als Kammerorchesterdirigent seine Stärken nicht voll entfalten. Er braucht die große Bühne, ein groß besetztes Orchester, dann kann er seinen auf Größe ausgerichteten Dirigierstil voll ausleben und zur Wirkung bringen, allerdings ist dabei auch einiges an Show dabei. Ich meine Gera bekommt einen sehr fähigen, auf Wirkung bedachten GMD, der wenn er seinen Hang zum "Gigantismus" zügeln kann, eine ausgezeichnete Arbeit leisten wird. Ich wünsche Dir und Gera, dass das eine gute musikalische Ehe wird.

    Herzlichst

    Hans

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Danke, lieber Hans, für Deine Einschätzung.


    Natürlich ist die Entscheidung für Herrn Gazarian durch das Orchester getroffen worden, er hat Konzerte als Gast dirigiert (von denen ich leider keines erlebt habe), welche das Orchester überzeugt und damit auch dem Intendanten eine Empfehlung gegeben haben. Ich habe einige seiner Dirigate bei youtube "reingezogen", darunter die schottische Sinfonie von Mendelssohn und die 7. Beethoven. Ich finde, daß er das Klasse gemacht hat. Er hat ja sehr viele CD und auch DVD eingespielt und sich damit einen Namen gemacht.

    Ein bißchen Schau stört nicht, das hatten viele namhafte Dirigenten drauf. Er ist in einem Alter, wo er sowohl Erfahrung mitbringt als auch Neues nicht ablehnen wird. Ich glaube, die Geraer können sich freuen. Das erste, was er dirigieren wird, ist wohl "Das Lied von der Erde", aber in der Kammermusikvariante von Schönberg, coronabedingt. Ich hoffe, daß die Erwartungen der Geraer und auch meine in Erfüllung gehen. Da ich auch fürs Monumentale bin, hoffe ich, von ihm auch bald Richard Strauss und Bruckner und auch Mahler in voller Besetzung hören zu können, denn damit hatte Gabriel Feltz die besten Erinnerungen hinterlassen (nicht mit Mahler, um den hat er in Gera noch einen Bogen gemacht). Er war das Beste, was Gera nach der Wende aufbieten konnte.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.