Dr. Pingel´s UnHörBar oder YouFail

  • Es handelt sich hier um die Fortführung eines meiner alten Themen (YouFail), die zu bestimmten Musikstücken die grässlichsten "Meisterstücke" versammelt, die man auf YouTube finden kann. Im Thema "Dr. Pingel´s Hörbar" finden sich dann meist parallel die positiven Exemplare.

    Beim Durchforsten Alter Musik auf YouTube stelle ich immer wieder fest, dass die Menge der Kommentare eine durchdringende Unkenntnis der Kompositionen und der ausführenden Ensembles aufweisen. Sie beschränken sich meistens auf Herz- und Schmerzergüsse, was in Ordnung ist, weil diese Teilnehmer Alte Musik immerhin hören. Aber auch hier gilt, dass die Qualität selten ist. Natürlich soll jeder Alte Musik singen, in meinem Ensemble mache ich das auch. Aber es muss nicht sein, seine fehlende oder nicht ausreichende Kompetenz einem großen Publikum vorzustellen. Dennoch findet sich fast bei jedem Stück zwischen den YouTube-spezifischen Lobhudeleien (500 Kommentare) auch einen oder zwei, die von der Sache was verstehen. Die werde ich dann zitieren.

    "...bad info is worse than no info at all... (N.Taleby)

  • Dr. Pingel

    Hat den Titel des Themas von „Dr. Pimgel´s UnHörBar oder You Fail“ zu „Dr. Pingel´s UnHörBar oder YouFail“ geändert.
  • Monteverdi "Lamento della Ninfa" - Dorothee Mields und LauttenCompagney (W.Katschner)


    Leider muss ich die Reihe mit dieser Musik eröffnen.



    Wenn man das Stück hört, ist man beeindruckt von der Sängerin und auch von der Farbigkeit der begleitenden (Zupf-)Instrumente. Der positive Eindruck verfliegt schnell, wenn man herausbekommt (siehe auch meinen Kommentar hier bei YouTube), dass hier nicht die originale Komposition aufgeführt wird, sondern eine verstümmelte! Die drei Männerstimmen (TTB) singen den ersten und dritten Teil alleine, im mittleren Teil, dem Hauptteil, den überwiegend die Sängerin bestreitet, begleiten sie die Klage mit einem ständigen "...miserella... .

    Wie konnte es zu so einer musikalischen "Schandtat" kommen? Ich vermute, dass hier die Praxis waltet, aus der italienischen Oper des 19. Jahrhunderts (Verdi, Puccini, vorher schon Mozart) eine Struktur zu schaffen, bei der man die Arien aus der Oper herauslöst, um sie als Bravourstücke einzeln präsentieren zu können. Alle Opern-Galas funktionieren so, es sind auch immer dieselben Arien (wohlgemerkt, ich liebe "vissi d´arte" und "nessun dorma"), was heißt, Alte Musik ist nie dabei, nicht mal Händel. Allerdings muss ich zugeben, dass es dann Arienabende nur mit Händelarien gibt!

    Der Inhalt der CD zeigt deutlich, dass mit der Kürzung wohl Zeit gewonnen werden sollte, um mehr Arien unterbringen zu können.

    Der Preis: die mutwillige Zerstörung einer wunderbaren Komposition; und das von sonst absolut kompetenten Musikern.

    (Über die zusätzlichen Jahre im Fegefeuer muss ich mit meinem "Büro" noch verhandeln).

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  • Lamento della Ninfa



    Hier bitte die darunter stehenden Kommentare von Betty Ann German und vor allem von smihca einsehen, denen ich absolut zustimme.

    Mit Tand, Firlefanz und bunten Kostümen lässt sich mangelnde musikalische Qualität nicht erreichen.

    Zum Glück gibt es auch sehr gute Aufnahmen, allerdings nicht hier.

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  • Vor diesem albernen Kindergeburtstag steht man fassungslos. Für diese Szene hat der Regisseur wohl gesagt: "Ach, Leute, das müssen wir nicht proben. Nehmt euch eine Bierflasche oder eine Frau, je nachdem, was zuerst kommt, und wuselt sinnlos auf der Bühne herum!" Nie habe ich Janaceks Musik so weit entfernt von der Inszenierung gesehen wie hier. Einen Vorteil hat dieser Trailer hier: man verspürt nicht die leiseste Lust, sich den Rest auch zuzumuten.

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  • Katja wird irgendwie in einem Pool versenkt


    Diesmal geht es nicht um Musik, sondern um einen der lächerlichsten szenischen Einfälle, den ich je gesehen habe. Katja legt sich bäuchlings auf einen Tisch und wird dann "rücklings" in einen auf der Bühne befindlichen kleinen Pool gekippt!

    Seht selbst.



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  • Beispiel 5 (Arie aus dem 6. Teil des Weihnachtsoratoriums - siehe Chorbuch oben)


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  • Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass es hier nicht unbedingt um das Herabsetzen und Verunglimpfen von Solisten und Instrumentalisten geht. Aber, wie es so schön heißt, "wer in der Öffentlichkeit Kegel schiebt, muss sich gefallen lassen, dass man die gefallenen Kegel nachzählt." Außerdem ist die "Verglimpfung" hier im HörBar-Thema viel ausgeprägter und umfangreicher.

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  • Barbarina (wörtlich: die kleine Barbarische)


    Hier braucht es keinen Kommentar


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  • Soll man eine kurze schöne Arie in die Länge ziehen durch vielfache Wiederholung?


    Soll man nicht, denn die Arie erhält dadurch eine Wichtigkeit, die der Komponist ihr nicht geben wollte. Ausgerechnet Karl Böhm hat das aber gemacht in der hier zitierten "Nozze di Figaro", in der bei "Sopranissimo" und hier zitierten Kavatine der Barbarina. Die Sängerin Barbara Vogel singt makellos.




    Eine zweite Böhm-Aufnahme mit Barbara Vogel ist dann korrekt. Daten über beide Aufführungen finden sich bei YT nicht.

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  • Liebst du um Schönheit - Jonas Kaufmann, hier kein Eroberer




    Hier singt ein Bariton, der das Stück nicht versteht.

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  • Voces suaves


    Eine kleine starke Schweizer Gruppe, die ich im "Chorbuch" mit Hoheliedmotetten von Melchior Franck noch zitieren werde, einer meiner all-time Chöre.

    Ich habe dann die Aufnahmen der Gruppe runtergescrollt, da war viel Erfreuliches dabei. Dann stieß ich auf ein Stück, das ich auch schon gesungen habe: Domenico Scarlattis "Stabat Mater". Nach Ende war ich fassungslos, dass ein kompetentes Ensemble ein Stück guillotiniert durch ein hemmungsloses Rumgebrülle, nicht etwa suaves, wie es der Name des Ensembles will. Die Ensembles für Alte Musik haben meist einen kleinen festen Stamm, der immer singt. Je nach Werk müssen andere Sänger dazugekauft werden. Ich vermute, dass jeder Leiter eines Ensembles für Alte Musik ein Datei für Sänger und Instrumentalisten, die fähig und buchbar für die jeweilige Aufführung sind. Ich nehme mal an, dass der Leiter dieser Aufnahme eine Geheimkartei hat mit dem Titel "Hemmungslose Brüller".


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  • Gardiner verprügelt Schütz

    Gardiner ist ja etwas aus dem Rennen nach einer körperlichen Attacke auf einen Musiker (?).

    Auf einer Chorfreizeit am Wochenende bin ich von meinem Vokalensemble verabschiedet worden. Als Geschenke gab es einen Gutschein für die Essener Philharmonie (diese ist das für mich, was für Boris der centre court in Wimbledon war: mein Wohnzimmer). Dazu hatte ich mir als Stück zum Singen den 2. Teil der "Musikalischen Exequien" gewünscht, den Doppelchor "Herr, wenn ich nur dich habe."

    Heute habe ich bei YT geblättert und fand eine Aufnahme mit dem Monteverdi-Choir unter John Eliot, also Chor und Dirigent mit Renommée. Ich bin nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, aber eine solch schlechte Aufführung von diesem wunderbaren Stück habe ich noch nie erlebt. Mit dieser Lautstärke hätte man Schütz wieder zum Leben erwecken können. Aber nein, er wäre angesichts dieser runtergebrüllten Aufführung lieber tot geblieben. Ein Beispiel: gleich der Anfang wird in einem völlig unmotivierten Staccato heruntergedonnert. Ein anderes Beispiel: "Allezeit meines Herzens Trost" ... diesen Trost muss man hören können.

    Aber was man da hört, ist so etwas wie eine Attacke, ich sage mal, hier war wohl der Komponist das Ziel.

    Natürlich auch keine Frage, dass das Tempo viel zu hoch war, was einem so doch sehr besinnlichen Stück nicht gut bekommt.

    Essential recordings?



    Ich bitte zu beachten, dass ich kein genereller Gardiner-Feind bin, seine Monteverdi-Marienmesse gehört zu den eindrucksvollsten Einspielungen dieses Werkes.

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