Arno Schmidt - ein sprachliches Universum

  • Sven Hanuschek hat auf beinahe 1000 Seiten eine Biographie zum Schriftsteller Arno Schmidt (1914-1979) verfasst.



    Ich bin mal gespannt, und habe mir Arno Schmidts Zettel's Traum aus dem Regal geholt, wo der Schuber lagert. Ich habe das Faksimile der Originalausgabe. Es gibt den Nachdruck der 1344 Seiten antiquarisch immer noch, zu einem annehmbaren Preis. (Anmerkung: Über das Apostroph S im Titel ist man geteilter Meinung...)


    Wovon handelt das gefühlte zehn Kilogramm schwere Opus Magnum? Diese kurze Beschreibung beschreibt es wohl am besten:


    "Arno Schmidts in fast zehnjähriger Arbeit entstandener Riesenroman, mit dem Leitmotiv vom unsäglichen Traum des Webers Zettel, des großen Anzettlers im Sommernachtstraum, ist nach dem äußeren Aufbau das innerhalb 24 Stunden sich abspielende Streit-, Lehr- und Liebesgespräch, zwischen vier Personen an einem wunderträchtigen Hochsommertag in der Lüneburger Heide, - in ihrem Verständnis ihr schlechthinniger Lebenstag, in den sie einbringen, was sie haben und sind." (Ernst Krawehl).


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    Der hohe Preis der bei Suhrkamp erschienenen Neuausgabe ist für dieses zentrale Werk wegen der hohen editorischen Qualität und des Aufwandes, der betrieben wurde, gerechtfertigt.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Arno Schmidt! Danke für die Erinnerung, lieber moderato. Schmidt habe ich etwa zwischen 16 und 23 sehr geliebt, als Essayisten, Poe-Übersetzer, meinungsstarken Polemiker. Leider bin ich mit seinem erzählerischen Werk nie warm geworden. Meine Liebe wechselte dann alsbald zu Nabokov, Tolstoi, Tschechow, Flaubert und Proust. Und auch Ulysses habe ich mit Begeisterung gelesen (natürlich in der Übersetzung von Hans Wollschläger, der zu Schmidt eine komplizierte Beziehung hatte), das genügte mir dann allerdings an seitenstarken Monumentalromanen, die an einem einzigen Tag spielen...


    Dir viel Lesefreude.


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."