Karajan gehört zur Tradition der klassischen Musik. Die Entfernung einer Bronzebüste an einem öffentlichen Ort ist erst einmal eine Machtgeste: Wem darf gedacht werden, wem nicht? An einem Ort, wo es um Kunst geht, die ja oft mit dem Thema der Ambivalenz spielt, ist eine ambivalente Künstlerbiographie nicht aushaltbar. Das ist doch absolut kleingeistig.
Beiträge von hasiewicz
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Fragt der Richter den Angeklagten , haben Sie etwas zu ihrer Verteidigung zu sagen ? Ja ich bin nebenbei noch Musiker und habe mehrere CDs veröffentlicht . Darauf der Richter: Dann kõnnen Sie ja kein schlechter Mensch sein und ich spreche Sie frei 😃.
Ich hatte übersehen, dass die Nürnberger Prozesse neu aufgerollt werden und nun Statuen auf der Anklagebank sitzen.
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So wie Nabokov anlässlich „Madame Bovary“ bemerkte, dass Bücher länger leben als Mädchen, werden Karajans Einspielungen noch geliebt werden, wenn sich an die Aachener Dame und ihre populistische Symbolpolitik niemand mehr erinnert.
Zu den definitiv unverzichtbaren Aufnahmen gehört für mich seine Einspielung von Sibelius 4. Werde ich mal wieder auflegen.
Gutes HörenChristian Hasiewicz
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Claude Debussy
Le Martyre de Saint-Sebastien (Symphonische Fragmente)
Philharmonia Orchestra, Pablo Heras-Casado
harmonia mundi, DDD, 2017
Neulich hörte ich ins ARD Nachtkonzert hinein, da lief diese Musik (in genau dieser Aufnahme). Mich gefragt, welcher Komponist das ist - ich war sehr angetan. Obwohl ich vieles von Debussy kenne (und "La Mer" und das "Prelude" absolute Favoriten von mir sind), war mir diese Komposition, die in traumwandlerischer Schönheit einher schreitet, noch unbekannt.
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Hier Bach zum Sonntag aus der großen Kantaten-Box von Masaaki Suzuki:
Johann Sebastian Bach
Kantate BWV69(a) "Lobe den Herrn meine Seele"
Masaaki Suzuki, Bach Collegium Japan
Soprano: Hana Blažíková; Counter-tenor: Robin Blaze; Tenor: Gerd Türk; Bass: Peter Kooy
Aufnahme 2013 in der Kobe Shoin Women's University Chapel, Japan.
SACD, BIS
Herrliche Musik, die einen tröstend in den Arm nimmt und gestärkt entlässt.
"...indem Bach eine Blockflöte und eine Oboe da caccia zu einer aussergewöhnlichen Klangmischung aus seligem Kindsein und knorriger Wärme zusammenführt und er dies in einen wiegenden 9⁄8-Gestus einbettet, wird eine innere Freudigkeit bezeugt, die normalen Sterblichen kaum zuteil wird." (Bachipedia)
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Heute morgen rotierte einer der neu eingetroffenen Japan-Importe im Player:
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur, op. 55 ("Eroica")
Hans Schmidt-Isserstedt, Wiener Philharmoniker
SACD, Tower Records. Decca 1966
Eine für mein Empfinden sehr noble Aufnahme, die aber nicht die klare Akzentuierung und die große Geste scheut, und die mir sehr zusagt. Die gute Aufnahmequalität und der Dynamikumfang erfreuen, die Bässe zu Beginn des zweiten Satzes beispielsweise sind fantastisch. Einziger Kritikpunkt einer ansonsten tadellosen Einspielung: Die Fanfaren im Scherzo könnten noch mit etwas mehr Verve herausfahren; im Finale zeigen die Blechbläser, dass sie es können.
ZitatGutes Hören
Christian Hasiewicz
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Deviennes Flötenkonzerte, exakt in der Einspielung, gehören bei mir zur Kategorie „Ich weiß nicht recht, was ich gern hören mag, aber das macht immer Freude“.
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Stichwort Yoko Ono: Ich finde die Aktion des Tontechnikers die beste Art von Performance sowie jeglicher Art der Reaktion auf "Geräuschsachen":
Yoko Ono hat Geburtstag. Zur Feier des Tages gibt es die Künstlerin dabei zu sehen, wie sie ein ziemlich legendäres Duett mit ihren Schreien begleitet.
Das ‘Video der Woche’ ist heute Yoko Ono gewidmet, schließlich feiert die Künstlerin und ehemalige Gattin von Beatle John Lennon heute ihren 85. Geburtstag.
Der ausgewählte Clip zeigt eine legendäre Performance von John Lennon und Chuck Berry, wie sie 1976 gemeinsam in der “The Michael Douglas Show” die Hits ›Memphis, Tennessee‹ und ›Johnny B. Goode‹ performen.
Im Hintergrund reißt sich Yoko Ono das eigentlich zum Abnehmen ihres Bongospiels gedachte Mikrofon unter den Nagel und “untermalt” die Songs mit deplatziert wirkenden Schreien. Ganz zur Überraschung von Chuck Berry, wie es seinem Gesichtsausdruck z.B. bei Minute 1:56 abzulesen ist.
Beim zweiten Song des Auftritts stellte der Techniker dann Yokos Mikrofon ab. Man sieht sie zwar singen, hört jedoch nichts.
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Während ich in Asien war, ist zuhause Post aus Japan angekommen:
Bruckner/Thielemann (SACD, Limited Edition, Sony)
Bruckner/Wand (SACD, Limited Release)
Mahler, Tennstedt (SACD, Limited Edition)
Carl Orff, Carmina Burana, Jochum (SACD)
Nachgeliefert wird noch:
Beethoven, Schmidt-Isserstedt, Sinfonien (SACD)
Gutes Hören
Christian Hasiewicz
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Den vierstelligen Betrag, den ich für SACDs vor allem aus dem japanischen Raum ausgegeben habe, sehe ich als Investment der Kategorien "Selbstfürsorge" (weil ich die Aufnahmen genieße) und "Kulturförderung" (weil ich diese Projekte der Kleinauflagen mit hohem audiophilen und editorischen Anspruch unterstütze). Ans Verkaufen denke ich dabei nicht. Im Aktienbereich würde man von "Buy & Hold-Strategie" sprechen, wobei die Rendite die nicht-monetäre Freude des Sammlers und Hörers ist.
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Nach zehn Tagen Rundreise in Süd-Indien und dem damit verbundenen Kulturflash brauche ich daheim wieder musikalische Säulen des Abendlands:
Anton Bruckner
Te Deum
Sinfonie Nr. 9 d-moll
Verschiedene Solisten
Berliner Philharmoniker, Eugen Jochum
Tower Records, Japan, SACD
Ich gestehe: Zum Te Deum suche ich noch meinen Zugang, während Bruckner 9 sich mir mehr und mehr erschließt.
Gutes Hören
Christian Hasiewicz
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Nach der Enttäuschung über die Esoteric-Version von Zimermans Aufnahme von Chopin Balladen hier nun ein "Best Buy 2023":
Franz Schubert
Symphonie Nr. 8 "Unvollendete"
Wolfgang Amadeus Mozart
Symphonie Nr.41 C-Dur KV 551 "Jupiter"
Eugen Jochum, Boston Symphony Orchestra.
Aufnahme 1973. SACD-Remaster besorgt von den Emil Berliner Studios.
Fantastische Interpretationen - insbesondere den zweiten Satz der Jupiter-Sinfonie habe ich selten so wundervoll gehört. Und auch klanglich sehr gut.
Gutes Hören
Christian Hasiewicz
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Juri Temirkanow (1938-2023)
Der russische Dirigent Juri Temirkanow (internat. Yuri Temirkanov), langjähriger Chefdirigent der Leningrader bzw. Sankt Petersburger Philharmonie von 1988 bis zu seinem Rücktritt 2022 (in der Nachfolge Mrawinskis), ist heute kurz vor seinem 85. Geburtstag, den er am 10. Dezember hätte begehen können, überraschend verstorben.
Quelle: https://www.gazeta.ru/culture/news/2023/11/02/21629149.shtmlIch kenne von ihm nur die Einspielung von Rachmaninows zweiter Sinfonie - die aber finde ich formidabel. Möge er in Frieden ruhen.
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Und?
Ist doch traumhaft gut, oder?
LG
Glockenton
Monumental gut! So gut, dass ich mir tatsächlich noch die SACD-Version bei CDJapan bestellt habe.
Beste Grüße
Christian -
Bei mir Herr Bruckner, nach der sehr warmen Empfehlung und kenntnisreichen Fürsprache von Glockenton diese Aufnahme:
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 5 in B-Dur (Original Version 1875-1878)
Berliner Philharmoniker, Günter Wand
Aufnahme vom 12. - 14. Januar 1996
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Christian Hasiewicz
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Das ist lustig. Woher Fono Forum das weiß?
Es kann nur um ABMs Aufnahme der Debussy Preludes Heft II gehen, die im August 1988 in der Oetker Halle gemacht wurde. Zum Glück kam sie noch zustande - am 17. Oktober desselben Jahres hatte ABM den Herzanfall in Bordeaux auf der Bühne beim Spiel von "Ondine". Ich kenne die Oetker-Halle sehr gut, denn ich habe dort 16 Jahre quasi um die Ecke gewohnt. Nachdem 1985 eine Aufnahme der Preludes in der Schweiz an diversen Widrigkeiten gescheitert war, suchte man sich 1988 die Oetker Halle aus (so Cord Garben, ABMs Produzent). Was Fono Forum offenbar nicht wusste: Es gibt in der Oetker Halle noch den kleinen Saal, der bei Konzerten im großen als Pausenhalle mit Ausschank von Getränken genutzt wird mit sehr viel Holz an den Wänden. Auch da finden Konzerte statt - ich hörte dort u.a. Maria Lettberg mit einem Scriabin-Abend. Cord Garben berichtet nun, dass ABM beim Rundgang diesen kleinen Saal entdeckte, wo auch ein Flügel steht. Er kam spontan auf die Idee, dort die Aufnahmen zu machen und nicht im großen Saal - zur Verblüffung des Aufnahmeteams. So passierte es dann auch. Die Aufnahmen mit Krystian Zimerman sind also im großen Saal gemacht, ABMs Debussy Preludes Heft II im kleinen Saal. Man hört es auch deutlich - die Raumakustik ist völlig unterschiedlich.
Schöne Grüße
Holger
Das ist sehr interessant, danke. Ich kenne die Oetker-Halle auch, habe von 2000 bis 2006 in Bielefeld gelebt.
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Christian Hasiewicz
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Der "CD-Führer Klassik 1992/93" des Fono Forums, den ich in etwas zerlesener Gestalt immer noch im Regal stehen habe, vermerkt über diese Aufnahme:
"Nach der Hören dieser CD beschloß der übersensibilisierte italienische Pianist Arturo Benedetti Michelangeli, in denselben Räumlichkeiten ein eigenes Aufnahmeprojekt zu realisieren.
In der Tat gelangt Klaviermusik ganz selten so fulminant ins heimische Wohnzimmer beziehungsweise in den heimischen Kopfhörer wie über diese digitale Konserve."
Dass ein Remastering die Dinge nicht immer besser macht, beweist nun die neu vorliegende Version dieser Einspielung seitens des japanischen Labels ESOTERIC. Während bei ihrem SACD-Remaster von Böhms Einspielung "Pastorale" gegenüber der CD der Gewinn darin besteht, das musikalische Geschehen viel unmittelbarer erleben zu können, ist hier das Gegenteil der Fall: Der Klavierklang verliert an Direktheit, wirkt viel weniger knackig, wie hinter einem Schleier. Die Original-CD ist einfach nicht zu überbieten.
Insofern leider eine Fehlinvestition, aber da es sich um eine Lieblings-CD handelt, musste ich sie eben haben.
Aufgenommen wurde sie übrigens in der Bielefelder Rudolf-Oetker-Halle im Juli 1987.
Gutes Hören
Christian Hasiewicz
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Da solltest du bitte nochmal die Große C-Dur von Krips hören! Ist ja auch noch etwas älter…
Herzliche GrüßeChristian
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Aber die DGG hat doch seit jeher ganz viel Musik des dunkelhäutigen Beethoven im Programm.
"Well in life he was ethnically white. But in death he was likely to have turned yellow then green and eventually black as he decomposed."
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Nun, bei der Aufnahme der "Letzten Lieder" mir ihr unter George Szell hatten sich ein Pultdiktator und eine perfektionistisch-strenge Sängerin gefunden. Und, was soll ich sagen: Das Ergebnis ist eine Sternstunde.
Gutes Hören
Christian
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Danke für den werthaltigen Beitrag, Alfred. Ergänzen möchte ich noch, dass einige der Aufnahmen, z.B. Nelsons Schostakowitsch- und Bruckner-Aufnahmen, in Japan lizenziert und als limitierte SACDs herausgebracht wurden.
Gutes Hören
Christian
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Für Freunde Eugene Ormandy und solche, die es werden wollen, kommt im November eine große Box: Die CBS-Stereo-Aufnahmen.
»The Columbia Stereo Collection« zeichnet auf 88 CDs ein beeindruckendes Bild der einmaligen Zusammenarbeit von Dirigent Eugene Ormandy und dem Philadelphia Orchestra. Mehr als 40 Jahre lang leitete der gebürtige Ungar das namhafte Orchester und kreierte mit ihm zusammen den legendären »Philadelphia Sound«. Diese luxuriöse Edition beinhaltet weltbekannte Einspielungen aus den Jahren 1958 bis 1963, aber auch überraschende Raritäten. Viele davon werden hier zum ersten Mal auf CD und international veröffentlicht."
Gutes Hören
Christian Hasiewicz
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Es ist halt absolut plausibel anzunehmen, dass die Leute in eine Aufführung von Mahlers Zweiter gehen und dort dann anderthalb Stunden rumsitzen (und solch unmaßgebliche Kreationen wie das "Urlicht" über sich ergehen lassen), weil es in den letzten ca. vier Minuten der Sinfonie mal so richtig dröhnt. Der Herr Haustein hat halt echt den totalen Durchblick.
LG
Ich stelle immer meinen Handyalarm, um mich für die Stelle wecken zu lassen. Den Rest verschlafe ich’s
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Immerhin beweist die Rezeption hier, dass das Prinzip des Entfachens von Empörungspotenzial
erfolgreich Klicks und Aufmerksamkeit generiert.
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„Um eine vermeintliche Aktualität von Mahlers Katastrophen- und Weltschmerzmusik scheint es da weniger zu gehen als um das Lustgefühl, das die Klangpotenz eines Riesenorchesters beim Hörer erzeugt hat.“
Entsetzlich, Menschen gehen aus Genuss ins Konzert! Das soll ja schon die Erz-Angst so manches Regietheater-Apologeten gewesen sein. -
Frieden. Wenn die Palästinenser die Waffen niederlegen würden, wäre sofort Frieden. Wenn Israel die Waffen niederlegen würden, würde es dem Erdboden gleich gemacht. Palästina hätte das Singapur der Region werden können mit den Mitteln, die dort hingeflossen sind. Aber solange die Hamas existiert, wird es keinen Frieden geben und das Land im Elend bleiben. Da nützen auch keine Sonntagsreden oder Orchester, so humanistisch-lobenswert solche Gedanken und Ansätze auch sind.