Ich finde, die Jupiter-Sinfonie übergipfelt alle Sinfonien von Haydn, so schön deren Kosmos auch ist. Solche Fenster ins Transzendente wie im zweiten Satz findet man in Haydns Sinfonik nicht.
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Christian Hasiewicz
Ich finde, die Jupiter-Sinfonie übergipfelt alle Sinfonien von Haydn, so schön deren Kosmos auch ist. Solche Fenster ins Transzendente wie im zweiten Satz findet man in Haydns Sinfonik nicht.
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Christian Hasiewicz
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Georg Friedrich Händel
Concerti grossi, op. 6 Nr. 1 - 4
Academy of St Martin in the FieldsIona Brown
(AD: 1994)
Grüße
Garaguly
Schöne Aufnahme, nicht wahr?
Herzliche Grüße
Christian Hasiewicz
Bereits heute morgen gehört, hat mir diese SACD mit Ersteinspielungen einer mir bisher unbekannten Komponistin ausnehmend gut gefallen:
Ina Boyle
Ouvertüre für Orchester
Symphonie Nr. 1 „Glencree“
Orchesterskizze „Wildgeese“
Pastorale nach The Shepard’s Calender „Colin Clout“
Benjamin Baker, BBC Concert Orhestra, Ronald Corp
Sehr farbenreiche und melodiöse Musik, quasi britischer Impressionismus in der Nachfolge von Vaughan Williams.
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Christian Hasiewicz
Heute Nacht in einer schlaflosen Stunde und nun nochmal am Abend:
Georg Friedrich Händel
Concerti grossi Op. 6 Nr. 5 - 8
Academy of St. Martin in the Fields, Iona Brown
Gemessene Tempi, schöner Schmelz, runder Klang, nie das Spitzige mancher HIP-Aufnahmen - verdienstvoll, dass Hänssler die Einspielung wiederveröffentlicht hatte, schade, dass sie schon nicht mehr erhältlich ist.
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Christian Hasiewicz
Ich habe mir leider nur zwei Minuten des ersten Stücks anhören können, länger habe ich es nicht ertragen. Ich empfinde diese Musik als sehr affektiert - "Schaut her, was mir zu Goethe eingefallen ist". Die Musik halt Plinker Plinker Klirr Klirr, um im Stil des Stücks zu sprechen. Nee, nicht meins. Danke sehr.
Ich weiß. Hast du sie?
Franz Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 7 "Le Midi"
Sinfonie Nr. 58
Norichika Iimori, Japan Century Symphony Orchestra
SACD, Exton, 2016
Eine sehr feine und erfreuliche Aufnahme ist das. Klangschön, gut aufgelöst, das Cembalo extrem diskret (also nicht nervend), die Tempi mitreißend aber nicht übertrieben.
Auch für eine weniger beliebte Sinfonie wie die Nr. 58 weiss das japanische Ensemble einzunehmen. Es ist zu erwarten, dass sie in Kürze tatsächlich die Gesamteinspielung komplett vorgelegt haben werden, die dann die beste überhaupt sein könnte. Ich werde mich daher mit weiteren Einzelkäufen eher zurückhalten und auf die Box warten.
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Christian Hasiewicz
Lieber Amdir, auch ich habe nun die von dir vorgeschlagene Musik - danke dafür - zwei Mal gehört, einmal beim Laufen, einmal konzentriert im Wohnzimmer. Ich habe dabei die SACD-Ausgabe unter Dima Slobodeniouk herangezogen.
Und, ich muss es leider bekennen, habe keinen Zugang zu dieser Musik gefunden, ja, sie gefällt mir schlicht nicht. Eine inhaltliche Beschreibung der Sätze gab es hier im Thread ja schon, daher beschränke ich mich auf meinen Höreindruck. Ich finde, die Musik will etwas mythologisch Überzeitliches darstellen, tut dies aber mit sehr zeitgebundenem Ausdruck. Im Booklet meiner SACD ist der Kommentar zu finden, dass Klami sich bewusst dem Einfluss Sibelius verweigert hat und einem "Primitivismus" huldigt. In der Tat finde ich die Musik, bei allen gelegentlichen schönen Klangfarben, oft eher simpel gestrickt, modernistisch statt modern und ja, sie klingt für mich zum Teil nach Filmmusik eines Technicolor-Sandalenstreifens aus den 50ern oder 60ern.
Der Unterschied zu Sibelius und auch zu dem, was ich von Madetoja bisher kenne (nicht viel) ist, dass deren Musik für mich in der richtigen Aufnahme sehr frisch und überzeitlich schön klingt. Hier denke ich: "Ja, so hat man versucht, damals modern zu klingen". Tut mir leid, dass mein sicher ganz subjektives Urteil nicht besser ausfällt.
Immerhin habe ich mir nun die "Kalewala" (sic!, siehe Buchempfehlung von Thomas oben) auf die Leseliste gesetzt, und werde in den nächsten Tagen den Rest der neu erworbenen SACD hören.
Herzliche Grüße
Christian
Ludwig van Beethoven
Oktett op. 103
Flanders Symphony Orchestra
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Christian Hasiewicz
Liebe Taminos,
heute, am Ende der zweiwöchigen Musikempfehlung von mir, möchte ich mich herzlich bei allen für eure Beiträge und Eindrücke bedanken. Auch, dass Ihr euch zahlreich auf dieses lange Werk eingelassen habt, einige sogar mehrfach.
Wie es so ist, die Beiträge erweitern und vertiefen meine Sicht auf dieses Stück, und mehr kann man sicher nicht wollen. Ich habe mir unten erlaubt, die Zitate zusammenzufassen, die am meisten zu mir sprachen - Hervorhebungen von mir.
Ich bin gespannt auf die nächste musikalische Empfehlung!
Herzliche Grüße
Christian
Alles anzeigenAllerdings führt Schumanns Formulierung auch so in die Irre (was man daran sehen kann, dass sie seither unzählige Male falsch zitiert und gedeutet wurde), denn der formale Aufbau sowohl der Symphonie als auch des Oktetts ist ja vollkommen klar, logisch und in sich geschlossen, also gerade nicht so, als ob es "niemals endigen kann".
Die Länge beim Oktett entsteht vor allem durch die höhere Zahl der Sätze, nicht durch besonders ausladende oder formal offene Einzelsätze. Die sind im Gegenteil viel strenger geformt und haben viel weniger Brüche als z.B. im Streichquintett oder in der großen A-Dur-Sonate. Vielleicht hat Schubert sich "auf dem Weg zur Symphonie" auch bewusst formale Zügel angelegt, um zu erkunden, was innerhalb dieser Grenzen möglich ist. Das ist dann bei ihm natürlich eine gewaltige Menge, aber dieses Schubert-typische Element des scheinbaren Zufalls, wenn er sich unvermittelt und unvorhersehbar auf harmonische Abwege begibt, mit radikalen Charakterwechseln schockiert oder Entwicklungen abbricht oder bewusst scheitern lässt, das alles gibt es im Oktett fast gar nicht.
Dafür findet z.B. im Variationssatz ein wunderbar harmonisches "Gespräch" statt, bei dem jeder mal den Vortritt hat und von den anderen jeweils freundlich unterstützt wird. Das erfordert von den Interpreten nicht nur technische Perfektion und perfekte Balance sondern vor allem eine liebevolle Hinwendung. Dieses Stück verträgt noch weniger als andere emotionale Kälte oder eine falsch verstandene Perfektion (in diesem Sinne gefällt mir sehr gut die Aufnahme mit dem Cherubini-Quartett, Dag Jensen, Wolfgang Meyer, Yasunori Kawahara und Radovan Vlatković).
Der Bezug auf Beethoven liegt auf der Hand, wegen der Satzfolge (Adagio an zweiter Stelle, Variationssatz an vierter, davor und danach Menuett bzw. Scherzo) und wegen des "geselligen" Konversations-Tonfalls. Beides, Tonfall und höhere Satzanzahl ist aber daruüber hinaus gattungstypisch, wenn man das Werk als "Divertimento" sieht, bei dem sich die innere Harmonie auch in der zyklischen Anlage der Sätze äußert.
Alles anzeigenWenn auch vielleicht etwas spät, so möchte ich mich beim Kollegen hasiewicz für das schöne Stück Musik bedanken. Ich kannte es schon, aber nicht wirklich gut, und habe es jetzt in der letzten Woche einige Male mit stetig wachsendem Vergnügen gehört.
Zuerst fällt auf, dass es in der Wikipedia als eines der beliebtesten Werke Schuberts zählt, direkt nach dem Forellenquintett. Zumindest hier im Forum kann das nicht nachvollzogen werden. Die große Anzahl von Aufzeichnungen belegt aber doch eine starke Beliebtheit bei den Musikern, was ich auf die dem Stück anhaftende Musizierfreude zurückführen möchte. Man hätte eigentlich auch eine Einspielung auf den Argerich Festivals erwarten können
Beim Lesen einiger Kommentare der Kollegen sind mir noch ein paar Einzelheiten klargeworden, die ich bisher nicht wahrgenommen hatte. Ein Blick in die Noten (sollte man wahrscheinlich viel häufiger machen ) zeigt sofort die vom Kollegen Symbol gemachte Anmerkung, einer durchgehenden solistischen Funktion von Klarinette und erster Violine, die mir vor allem bei der Violine nicht richtig klar geworden ist.
Der Divertimento-Charakter macht das Stück kurzweilig. Aber der Charakter wird immer wieder unterbrochen, auch schon und gerade im ersten Satz. Es gibt immer wieder Abbrüche und harmonische Neuanfänge, die eine versteckte Dramatik durchleuchten lassen. Der erste Satz wird dadurch extrem abwechslungsreich. Ich konnte bei jedem Hören Neues vernehmen. Ich denke auch, dass diese Mischung aus leichtem Divertimento und teilweise sonatenartiger ernster Konstruktion gerade ein Reiz des Schubertsschen Werkes ist und keine Schwäche.
Der letzte Satz scheint zwar am Ende durch die Stretta bestimmt, aber es gibt zwei wunderbare Stellen für einen Melodieeingriff der Klarinette und der Violine, wo Schubert sogar im tiefen Register, wenn ich das richtig höre, Motive des ersten Satzes zitiert. Es ist wirklich eine fantastische Mischung aus Unterhaltung und Tiefsinn, die irgendwie über erstaunlich lange Zeit fesseln kann.
Ich habe die von Hasiewicz gewählte Verion gehört und in andere zumindest mal reingeschnuppert. Was auffällt ist, daß die Qualität der Musiker wohl deutlich überdurchschnittlich ist, egal, welches Oktett man hört. Das Zusammenspiel und die Klangqualität sind jeweils superb.
Alles anzeigenIch kannte das Stück bisher nur vom Hörensagen und habe es nun erstmals bewusst in Gänze gehört. Hierbei fand ich das Notenmaterial im weiter oben verlinkten Video hilfreich.
Ich bin durchaus verzaubert und eingenommen von dem Stück, das ich zukünftig sicherlich öfter hören werde. Insofern an dieser Stelle ein herzlicher Dank für die gelungene Auswahl, die meinen Horizont erweitert hat! Die Länge des Stücks ist aufgrund der sechssätzigen Gesamtstruktur m. E. angemessen.
Zwei Gedanken kamen mir beim Hören:
1) Teilweise kann man das Stück vielleicht auch als Duett eines Bläsertrios mit einem Streichquintett auffassen. In diesen beiden Gruppen gibt es jeweils ein deutlich hervortretendes Melodieinstrument, nämlich die Klarinette bei den Bläsern und die erste Violine bei den Streichern. Natürlich findet man thematisches Material auch in anderen Stimmen, nur die zweite Violine und vor allem der Kontrabass bekommen eher wenig ab.
2) Die erste Violine hat einige durchaus heikle Sachen zu spielen, hier muss schon ein sehr guter Geiger am Werk sein - das ist kein Stück für interessierte Amateure.
Eine Frage habe ich noch: Weiß jemand von Euch, wieso die Klarinette mal als B- und mal als C-Klarinette notiert ist? Dies wechselt teilweise von Satz zu Satz.
LG
Am 23. August bring Warner Japan eine remasterte Box von Celibidaches Bruckner-Aufnahmen in SACD-Qualität heraus.
https://wmg.jp/sergiucelibidache/discography/29668/
Und wo wir bei Japan sind: Tower Records Japan bringt viele vergriffene SACDs von Herbert von Karajan neu heraus: https://www.cdjapan.co.jp/prod…-9183,UCGG-9200,UCGG-9202
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Christian Hasiewicz
Stimmt das so?
hasiewicz 17.06.2024 30.06.2024 Amdir 01.07.2024 14.07.2024 m-mueller 15.07.2024 28.07.2024 Alfred_Schmidt 29.07.2024 11.08.2024 Johannes Schlüter 12.08.2024 25.08.2024 Ulli 26.08.2024 08.09.2024 Symbol 09.09.2024 22.09.2024 Johannes Roehl 23.09.2024 06.10.2024 kurzstueckmeister 07.10.2024 20.10.2024 ChKöhn 21.10.2024 03.11.2024 astewes 04.11.2024 17.11.2024 Dr. Holger Kaletha 18.11.2024 01.12.2024
Das ist eine schöne Perspektive, ein solches Programm bis tief in den Herbst hinein zu haben. Ich bin sehr gespannt auf die weiteren Vorschläge!
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Christian Hasiewicz
Danke dir!
OK, gerade gelesen, daß Du auf Reisen bist. Soll ich die Dateien einstellen? Du kannst ja dann die richtige Reihenfolge benennen. Oder fühlt sich sonst jemand berufen?
Danke dir für das Angebot.
Hier die Aufnahme als YouTube-Playlist - funktioniert das?
Herzliche Grüße
Christian
Lieber hasiewicz , war es Dir möglich ein Stück auszuwählen oder brauchst Du noch ein wenig Zeit?
Ich habe geliefert.
War nicht leicht, bin auf Reisen, aber, voilá.
Nun denn. Wohlwissend, dass ich manchem mit dieser Wahl etwas zumute, war mir zugleich mein Favorit für meinen Beitrag hier seit längerem klar, und so soll es denn sein:
Franz Schubert:
Oktett für Klarinette, Horn, Fagott, Streichquartett und Kontrabaß F-Dur op. 166 D 803
Es handelt sich hier um Schuberts längstes Kammermusikstück, geschrieben im Februar 1824. In meiner aktuellen Lieblingsaufnahme mit dem Mullova Ensemble ist das Werk 1 Stunde und 4 Minuten lang. "Himmlische Längen"? Ja - aber ganz anders als bei Schuberts Großer C-Dur-Sinfonie, und doch manchmal verwandt.
Schubert schrieb zum Oktett: "überhaupt will ich mir auf diese Art den Weg zur großen Symphonie bahnen". So wird es dann auch ein Werk, das zwar noch als Kammermusik gelten kann, aber zum Sinfonischen neigt, Grenzen tranzendiert oder zumindest berührt.
Im Vergleich zur "großen Symphonie" gilt: Same same but different. Das Adagio im Oktett ist reine Schönheit, ohne die "große Katastrophe" des zweiten Satzes der Sinfonie. Aber im vierten Satz, im Andante, findet sich dann doch wieder ein schmerzhaftes Aufbäumen. Aber weitgehend ist der Ton schwelgerisch, nicht so düster wie im Streichquintett oder gar im G-Dur-Quartett.
Der dritte Satz des Oktetts, Allegro vivace, ist von der Art her deutlich ähnlicher dem Sinfonienpendant.
Insgesamt ist es ein Stück das mich fasziniert, aber auch verwirrt. Es folgt dem Mozartschen Divertimento, auch von der Länge her. Warum waren diese Divertimenti, die ja eigentlich Unterhaltungsstücke waren, zeitlich so lang, länger als Sinfonien?
"Himmlische Längen" - das suggeriert ja immer auch eine gewisse Unverbindlichkeit der Musik. Wird hier das Material zu sorglos ausgesponnen? Ist Schubert hier nicht streng genug mit sich selbst?
Warum hat das Werk sechs Sätze? Weil für Schubert Beethovens Septett formbildend war? (Auch das Septett hat einen Variationensatz).
Insgesamt gibt es in diesem Werk viele typische Schubertsche Stilelemente: Den melodiösen Ohrwurm, das drahtige Crescendo, das klangliche "Weben", das nicht Mendelssohn, sondern Schubert erfunden hat.
Das Stück ist für mich ein wenig wie ein Labyrinthgarten, den ich zugleich immer wieder liebend gern betrete. Tatsächlich liebe ich dieses Werk so sehr, dass ich mir die Welt nicht ohne vorstellen möchte. Es ist wahrscheinlich mein meistgehörtes Kammermusikwerk.
Gute Aufnahmen gibt es übrigens einige. Neben dem unten dargestellten mit dem Mullova Ensemble kann ich auch die SACD mit den Wigmore Soloists empfehlen.
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Christian Hasiewicz
Womit wird wieder bei der schönen Analogie des Weines wären, wo jemand mal süffisant bemerkte, der „Blick aufs Etikett spare Jahrzehnte an Erfahrungen.“
Ernüchternd: Viele Menschen, die sich für Weinkenner halten, können blind nichtmal Weiß- von Rotwein unterscheiden.
Wie man Menschen übrigens zusätzlich verwirren kann: Bei der Verkostung das Weinglas am Ohr kreisen lassen und tiefsinnig äußern: „Einen guten Wein kann man HÖREN…“
In diesem Sinne: Gutes Verkosten
Christian Hasiewicz
Guten Morgen,
ich bin schon an der Reihe? Das kommt jetzt etwas überraschend - ich bräuchte noch bitte bis Mittwoch Zeit, dann liefere ich Stück und Beitrag dazu. Wäre das in Ordnung?
Herzliche Grüße
Christian
Was?? Schon auf der 99. Position? Du kannst aber übertreiben!
Ganz ehrlich: Wenn man den Einflussfaktor der Kette ranken möchte, ergibt sich folgendes Bild:
1. Qualität der Quelle (= der Aufnahme)
2. Qualität der Lautsprecher (=des Kopfhörers)
3./4. Qualität des Quellengeräts (z.B. CD-Players) und des Verstärkers (z.B. des KHVs)
....
99. Qualität des Kabels.
Aber viel Erfolg mit deinen Versuchen.
Beste Grüße
Christian
Von der folgenden Chandos-CD war ich ausnahmsweise nicht so begeistert:
Felix Mendelssohn Bartholdy
Die erste Walpurgisnacht op.60
Kantate "Vom Himmel hoch"
Fanny Mendelssohn-Hensel
Kantate "Hiob"
Gartenlieder op. 2
Tonformat: stereo/multichannel (Hybrid)
Künstler: Julia Doyle, Jess Dandy, Mark Le Brocq, Ashley Riches, Crouch End Festival Chorus, London Mozart Players, David Temple
Label: Chandos, DDD, 2023
Die eigentlich sehr schönen "Gartenlieder" haben mir vom Chorklang nicht so gefallen, da liefert das Local Concept Dresden einen deutlich homogeneren Sound. Bei der "Walpurgisnacht" wurde sängerisch ordentlich geknödelt, und so richtig weihnachtliche Stimmung kam bei "Vom Himmel hoch" nicht aus. Mein Highlight war immerhin die "Hiob"-Kantate.
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Christian Hasiewicz
Finde ich auch noch zur Alten Musik? Dieses Album des ensemble feuervogel mit Musik aus elisabethanischer Zeit über die Macht des Weiblichen und weibliche Macht war eine Neuvorstellung in der aktuellen FonoForum - es wird sehr schön gesungen und geswingt, inklusive vielfältiger und gut aufgenommener Perkussion. Ein Fest für die Ohren!
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Christian Hasiewicz
Ich habe heute "Ne irascaris, Domine" in der Aufnahme mit den Tallis Scholars gehört. Ich habe mir die SACD besorgt, es gibt die Aufnahme auch als DVD, da es sich um die Musik zu einer BBC-Filmaufnahme handelt. Bei YouTube ist das Stück mit diesem Ensemble hier zu finden:
Hier die SACD:
Ich bin mit dieser Art von Musik nicht sehr vertraut - die von mir bisher gehörte Musik, die am ehesten in diese Richtung geht, ist zum einen "Officium", das Zusammenspiel von Hilliard Ensemble und dem Saxophonisten Jan Garbarek, zum anderen die ECM-CD mit Musik von Perotin, aber dessen Musik (er wurde 1160 geboren) ist nochmal deutlich älter.
Was zunächst auffällt ist der Kontrast zwischen dem Text und dem Gestus der Musik. Im Text ist vom zürnenden Gott und von zerstörten Städten die Rede, die Musik dagegen klingt überaus sanft und tröstlich. Im Booklet wird das Stück als "Bußmotette" charakterisiert. Buße, das ist das menschliche Bemühen um Anerkennung und Wiedergutmachung der Folgen früherer Taten, Verfehlungen und Sünden. Insofern wird eingangs Gott gebeten, nicht zornig zu sein. Die Musik soll also besänftigend sein, nicht anklagend im Sinne, warum Gott den Gläubigen verlassen hat. Dementsprechend klingt das Ganze wie ein Engelschor, ergeben und trauernd. Die Phrase "Jerusalem desolata est" entwickelt zum Ende hin geradezu etwas soghaftes, wie eine Art finale Steigerung in einem zumindest für den Nicht-Kenner recht homogen klingenden Stück.
Das Booklet ordnet den historischen Kontext der Entstehung des Stücks ein - Byrd als katholischer Komponist musste protestantische Musik für den Hof liefern, mit englischen Texten, durfte aber seiner eigenen Konfession folgend auch in gewissem Rahmen katholische Stücke auf Latein komponieren. Der Titel der CD "Playing Elizabeth´s Tune" ist dabei durchaus doppeldeutig, bedeutet er ja nicht nur, Elizabeths Musik zu spielen, sondern auch, nach ihrer Pfeife zu tanzen. In dieser Rolle war Byrd. Der Booklettext weist darauf hin, dass viele Kommentatoren sich einig sind, dass das Stück eine tiefe Sehnsucht zur Rückkehr zum Katholizismus ausdrücken, aber diese Botschaft verschleiert genug ist, dass der Hof diese Musik akzeptieren konnte. Zensur verfeinert den Stil.
Wie kann man diese Musik heute erleben? Nun, natürlich einfach als klangschön und mit ca. 8 Minuten durchaus auch eher kurzweilig. Zugleich ist bei vielen auch heute noch oder wieder eine Sehnsucht nach Spiritualität und Verbundenheit mit Gott vorhanden, und gerade der vielgescholtene Katholizismus erlebt jüngst eine Reihe von Menschen, die ihren Weg zu diesem Glauben finden, vom Schauspieler Shia LeBeouf bis zur Harvard-Astrochemikerin Karin Öberg. Insofern kann die innere wie äußere Grundsituation von "Ne irascaris", dass es um die Sache des (katholischen) Glaubens auf Erden nicht gut steht ("desolata est") und man dies mit einem Flehen an Gott verbindet, durchaus eine Jetztzeitige sein. Alte Musik ganz aktuell.
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Christian Hasiewicz
Neues Futter aus Japan:
Jean Sibelius
Sinfonie Nr. 5 in Es-Dur op. 82
Akeo Watanabe, Japan Philharmonic Orchestra
SACD, Denon/Tower Records, Remaster 2024, Japan
Eine eher introvertierte Deutung dieses Werks. Mir fehlt es dann, trotz klangschöner Momente, insgesamt an Spannungsaufbau und Glanz, vor allem der Blechbläser. Etwas für Komplettisten.
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Christian Hasiewicz