Gestern fand im kleinen Saal der Essener Philharmonie ein sehr besonderes Konzert statt. Sabine Devieilhe trat in der Klavierbegleitung von Mathieu Pordoy in einem Kammerkonzert mit dem Programm „Hommage an Wien“ auf. Es ist an sich schon sehr ungewöhnlich, eine der schönsten Stimmen der heutigen klassischen Welt, die man ansonsten nur auf renommierten Bühnen hören kann, so nah und persönlich erleben zu dürfen. Das Programm ist sehr gut durchdacht und auch perfekt präsentiert.
Im ersten Teil des Konzerts hört man die Lieder von Alban Berg (auch die zwei Versionen von „Schließe mir die Augen beide“) und von Hugo Wolf mit einer kleinen Mozart-Pause dazwischen. Jedes Lied an diesem Abend wird zur einer eigenen Geschichte, bei jedem Lied wird der perfekte stilistische Ton getroffen! So klingt Mozarts „Das Veilchen“ einen Hauch zu stark versüßt, was gewisse (und sehr passende!) Ironie rüberbringt, und das herrliche Schauspiel bei Wolfs „Mein Liebster ist so klein“ zauberte allen ein Lächeln aufs Gesicht. Der zweite Teil besteht vor allem aus den Liedern von Richard Strauss, bei denen man auf den Genuss der schönen Koloraturen kommt. Wie immer bewies Sabine Devieilhe die souveräne Kontrolle der Stimme und absolute Sicherheit in allen Lagen!
Das Publikum saß außergewöhnlich still während des ganzen Konzerts: nur ab und zu wurden Blicke der Begeisterung ausgetauscht und Köpfe leicht geschüttelt, so als ob jeder „Unglaublich!“ flüsterte. Zum Schluss ein großer Applaus an beide Künstler und unzählige „Bravi!“. Später, als der Saal sie selbst nach den Zugaben nicht gehen lassen wollte, kündigte Sabine Devieilhe mit einem schelmischen Lächeln an: „Ein Wiegenlied für sie“, und sang noch einmal Strauss.
Obwohl kein offizielles „CDs-signieren“ organisiert wurde (wodurch das Konzert an Still nur noch mehr gewonnen hat!) wartete eine kleine Gruppe der größten Verehrer (moi aussi) nach dem Konzert, um die beiden Künstler nochmals mit Komplimenten zu überschütten und ein Autogramm zu bekommen. Ich hoffe, dass sie auf den mehrmals ausgesprochenen Wunsch hört, sie ein weiteres Mal in Essen erleben zu dürfen! Obwohl sich für Sabine Devieilhe auf jeden Fall auch eine lange Anreise lohnt.
