Mauricio Kagel (1931-2008):
AUS DEUTSCHLAND
Eine
Lieder-Oper in 27 Bildern
Libretto von Mauricio Kagel und Musik von verschiedenen Komponisten.
Uraufführung 1981 in Stuttgart (nach anderen Quellen: Berlin), 1988 konzertant in Köln.
Personen
der Handlung:
Der
Leiermann (Tenor)
Drei Hunde (Tenor, Bariton, Bass)
Dichterin (Sopran)
Schiffer (Tenor)
Mutter (Sopran)
Edward (Bariton)
Unsichtbare Sänger (Sopran, Tenor)
Bursche (Bass)
Goethe (Bariton)
Zwei Grenadiere (Tenor, Bariton)
Mädchen (Sopran)
Schwarzer König (Tenor)
Rattenfänger (Tenor)
Hyperion (Sprecher und Bariton)
Schubert (Tenor)
Kammersänger (Bassbariton)
Die Musik (Sopran)
Leiermann und Frau (Alt)
Kammersängerin (Mezzosopran)
Nachtigall (Sopran)
Kartenlegerin (Sprecherin und Sopran)
Jüngling (Mädchenstimme)
Mignon (Countertenor)
Sprecherinnen und Sprecher
Chor, Stumme Gruppe
(Etwa 20 Mitwirkende, die Aufgaben pantomimischen Charakters in
Kostümen und Masken des Biedermeiers auszuführen haben).
Handlungsgerüst.
Kagels Bühnenwerk hat keine durchgehende zu erzählende Handlung. Aus dem Untertitel des Bühnenwerkes kann man aber ersehen, dass es hier nicht um eine Oper im herkömmlichen Sinn geht, sondern um Lieder, und zwar um deutsche Kunstlieder der Romantik von Schubert, Schumann, Brahms und Loewe. Deren Werke gehören ja zum festen Repertoire von Liederabenden, wie Schuberts Müllerin oder seine Winterreise, aber auch Schumanns Dichterliebe ist zu nennen.
Kagel setzt den dramaturgischen Inhalt der Lieder in Szenen um, die sogar nach ihrer szenischen Thematik angeordnet sind, und die organisch ineinander übergehen. Als ein Beispiel sei der Auftritt des Leiermanns genannt, der die Assoziation zu Franz Schuberts Winterreise verdeutlicht, allerdings mit der Musik von Kagel untermalt. Damit gibt Kagel auch dem Drang der Auseinandersetzung mit der deutschen Lied-Romantik nach.
Das
Werk, das in 27 Bildern dem Wesen der deutschen Romantik nachspürt,
setzt in Szene, was in den Liedtexten an dramatischem Inhalt
vorgegeben ist. Und diese Grund-Idee verlangt, dass alles nach Themen
angeordnet ist. Dazu
schreibt
er,
dass in der Zeit, in der sich die Romantik hier in Europa breit
machte, in Südamerika die Sklaverei ausbreitete. Er hat es
allerdings so formuliert: Veröffentlichung
des Privaten bei den Romantikern, aber Vernichtung der individuellen
Identität bei den Afroamerikanern.
Als Folgerung schließt Kagel daraus, dass der Blues unserer Romantik näher steht, als wir es vielleicht glauben mögen. Kagel insinuiert, dass sich im Blues immer wieder Themen wie Sehnsucht, Leid und Hoffnung finden lassen und er findet, dass sich Bluessänger eng an den vorgegebenen Text halten. Also wählte er einige deutsche Gedichte aus, die er in ein etwas verkümmertes und dialektgefärbtes Englisch übersetzte.
Als ein Höhepunkt des Geschehens tritt der Tod auf, der sich als Liebhaber, Tänzer und als ein Befreier darstellt.