Keine Angst, das ist kein Ranking, sondern ein Vorschlag für einen interessanten Weg Haydn Quartette zu hören.
Haydn komponierte die meisten seiner Quartette in Sechsergruppen, die man (wenn man möchte) in einen oder zwei Abende durchhören kann. Typischerweise handelt es sich um etwas mehr als zwei Stunden Hörvergnügen. Ich persönlich genieße gerne ein Haydn Quartett Opus im Ganzen, weil es für mich sehr aufschlußreich ist die Werke untereinander zu vergleichen. Auch bin ich der Überzeugung, dass Haydn seine Quartett Serien sowohl als individuelle Werke, als auch als ein Ganzes gesehen hat. Ein Indiz dafür ist die Tatsache, dass Haydn die Reihenfolge der Quartette innerhalb der Serien in seinem Entwurfskatalog festhielt beziehungsweise festlegte (entspricht nicht immer der publizierten Reihenfolge).
Vor einiger Zeit hatte ich mit einen Freund eine Diskussion darüber ob op 64 oder op 71/74 die besseren Quartette waren. Mein Freund bevorzugte op 64, während ich op 71/74 favorisierte. Wir entschieden uns beide Opera gleichzeitig gegeneinander zu hören. Natürlich hörten wir nicht alle 12 Quartette an einem Abend, sondern teilten sie auf 3 Abende auf zu jeweils 4 Quartette. Wir nahmen jeweils 2 Quartette von jedem opus und spielten sie alternierend ab, um einen direkten Vergleich zu haben. Wir sind damals nach der Reihenfolge der Opera gegangen, Nr. 1 gegen Nr. 1, Nr. 2 gegen Nr. 2 und so weiter. Es war faszinierend die Quartette unmittelbar nebeneinander zu hören und uns wurde wieder einmal bewusst wie vielfältig Haydns Quartett Oeuvre eigentlich ist. Seitdem habe ich einige Opera gegeneinander “antreten” lassen und der daraus resultierende Hörgenuss war jedesmal sensationell.
Ein paar Ratschläge wären hier vielleicht noch hilfreich:
- nehmt zwei etwa gleichwertige Opera. Op 9 gegen op 76 “antreten” zu lassen bringt nicht viel Erkenntnis und könnte schon am ersten Abend frustrierend wirken. Besser man hört op 9 mit op 17
- Die Reihenfolge der Quartette, also welches Quartett man gegen welches hört, ist in meiner Meinung auch ganz wichtig. Hier gibt es einige Vorgehensweisen:
- Reihenfolge gegen Reihenfolge. Hier unbedingt die Reihenfolge aus Haydns Entwurfskatalog befolgen. So kann man am besten den Verlauf beider Opera verfolgen.
- Gleiche Tonarten. Ist natürlich nicht immer möglich, aber Haydn verwendete einige Tonarten in fast allen seiner Quartett Serien, wie zum Beispiel C-Dur, D-Dur, G-Dur und Es-Dur. Die übergebliebenen, nicht so oft verwendeten Tonarten wie F-Dur, E-Dur und A-Dur kann man dann gegeneinander abspielen. Zudem haben alle Haydn Quartett Sechserpacks, ausser op 20, ein Werk in Moll das man gut mit dem Moll Werk der anderen Serie paaren kann. Zwei Opera mit deckungsgleichen Tonarten sind übrigens op 33 und op 64
- Ordnen nach ähnlichen Werken. Das funktioniert natürlich nicht bei allen Opera, aber es gibt einige Quartett Serien die sich sehr nahe sind und dessen Werke sich sehr ähneln. Op 9 und op 17 sind ein gutes Beispiel dafür: In jedem Opus gibt es das obligatorische Moll Werk, darüber hinaus ein Werk dass mit einem Variationssatz beginnt, ein “Kehraus” Quartett mit einen schnellen Kopfsatz in 6/8 Takt, ein Werk mit einem “Rezitativ plus Arie” langsamen Satz und ein Quartett mit einem Siziliano langsamen Satz.
- Zufällige Paarung. Manchmal bringt auch der Zufall neue Erkenntnisse.
3. Unbedingt das auf mehrere Abende aufteilen. Quartette sind halt sehr dichte Musik. Zu viel auf einmal ist hier auch nicht gut
4. Wenn möglich, lasst die beiden Opera vom gleichen Quartett spielen, oder zumindest HIP gegen HIP beziehungsweise moderne Instrumente gegen moderne Instrumente. Es macht den Vergleich zwischen den Werken einfacher.
Wie gesagt, das ist nur ein Vorschlag wie man Haydns Quartette hören kann. Man muss sie natürlich nicht in Gruppen hören. Aber ich finde die Vergleiche interessant und aufschlussreich.
LG aus Wien.