ARNECKE, Jörn: KRYOS

  • Jörn Arnecke (*1973):
    K R Y O S

    Musiktheater in einem Akt

    Auftragswerk der Oper Bremen

    Libretto von Hannah Dübgen.


    Uraufführung am 14. Mai 2011 im Opernhaus Bremen.


    Personen der Handlung:
    Der Fremde (Bariton)

    Nono, Chefverwalter (Bariton)

    Maja, Ärztin (Sopran)

    Suna, ihre Freundin (Mezzosopran)

    Toru, Kryote (Tenor)

    Zena, Liva, Batu, Gero

    und andere auf Kryos Verschlagene (Sopran, Alt, Bass, Tenor, Bariton)

    Chöre.


    Ort und Zeit: Auf einer imaginären Insel im nördlichen Atlantik, 23. Jahrhundert.


    Einziger Akt.


    Auf der Erde hat es eine Klimakatastrophe gegeben und einige Überlebende haben sich auf eine kleine Insel nahe des ewigen Eises retten können. Kryos*, wie die bergige Insel im Atlantik, nahe des Nordpols heißt, ist aber auch die Heimat einer Gruppe von Menschen, die sich vor einer Überschwemmungskatastrophe haben retten können.

    * Kryos (griech. Kälte, Frost)


    Einen der geretteten Bürger, Nono mit Namen, hat man zum Administrator, Chefverwalter von Kryos gewählt. Dieser Nono entdeckt eines Tages am Strand einen Fremden, der offensichtlich angespült wurde. Leider kann er Nono nicht sagen, wie er heißt und woher er kommt. Aber er bittet um Obdach.


    Hier wird plötzlich die Ärztin Maja, die sich ebenfalls nach Kryos retten konnte, aktiv und bietet ihre Hilfe an.


    Momentan hat der Fremde allerdings das Problem, Geräusche, die möglicherweise aus den Bergen der Insel kommen, zu hören. Er macht Nono und Maja darauf aufmerksam, weil er die Geräusche als bedrohlich empfindet, doch die beiden „Insulaner“ geben an, sie nicht wahrzunehmen. Immerhin empfiehlt Nono dem Fremden, sich eine Spektralanalyse dieser Gegend anzuhören. Gleichzeitig stellt er aber auch fest, dass man hier in einer ungefährlichen Gegend lebe, was sich bestimmt auch aus den Werten der Spektralanalyse ergeben werde. Doch der Fremde bleibt bei seiner Wahrnehmung von bedrohlich klingenden Geräuschen.


    Die Gesellschaft von Kryos hat sich inzwischen der aktuellen Situation in der kleinen Gesellschaft angepasst. Die Frauen gebären nur noch Kinder, die durch eine künstliche Befruchtung entstanden sind; die Elternschaft wird nur genehmigt, wenn sie durch eine wissenschaftliche Kompatibilität nachgewiesen wurde. Erotik, Liebe und Zuneigung sind auf Kryos keine Werte mehr. Dagegen kommt eine gewisse Planung ins Spiel, die darauf abzielt, dass durch Tod ausgeschiedene Bürger sofort durch Neugeborene als Ersatz in die Welt gesetzt werden.


    Wie schon angedeutet sind Liebe, Zuneigung und Erotik auf Kryos kein Thema mehr. Aber der Fremde fühlt sich nicht an die auf dem Eiland herrschenden Zustände gebunden: Er hat sich in Maja verliebt und versucht, sie von einer besseren Zukunft zu überzeugen. Das bedeutet aber, dass sie Kryos, die Insel mit einem fürchterlichen Geräusch, verlassen müssen. Maja soll, so stellt es sich der Fremde vor, bitte auch Verwandte und Freunde überzeugen, die Insel zu verlassen.


    Es ist eine Generalversammlung angesetzt worden, bei der aber Uneinigkeit vorherrscht. Allerdings ist man sich in einem Punkt der Tagesordnung einig: Der „Fremde“ muss Kryos verlassen. Tatsächlich nimmt der die Anordnung an: Er besteigt mit Maja, allerdings ohne deren Freundinnen oder Verwandte, ein Boot, das mit unbekanntem Ziel ablegt, während der Geräuschpegel auf Kryos steigt.


    © Manfred Rückert

    unter Hinzuziehung von Material aus dem Sikorski-Verlag (Boosey & Hawkes)

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