Schuberts fünfte Symphonie - "ein schwacher Abguß von Mozart" ?

  • Schon wieder wird diskutiert um die Klangschönheit diverser Aufnahmen, das Werk rückt in den Hintergrund.


    Lieber Melante,
    es wurde ja hier zwar mal die gegebene technische Klangqualität der verfügbaren Böhm-Aufnahmen angesprochen, aber nicht weiter darüber diskutiert.
    :!: Hier geht es doch darum, wie klangschön Böhm die Sinfonie Nr.5 interpretierte und dadurch das Werk erst in den direkten Vordergrund rückt um es zu goutieren. Es wurde also an keiner Stelle über die technische Aufnahmeklangqualität diskutiert, sondern über Böhms Interpretation, die eben das Klangschöne in Schuberts Werk besonders gut darstellt. Dadurch ließ keiner das Werk in den Hintergrund rücken, sondern eher bewundern ... im Gegensatz zu deinen Worten, der Schubert offenbar eher "nicht mag".



    Ich kenne Böhms Aufnahmen nicht - aber bewundert und geschätzt habe ich von Anfang an diese interpretatorisch klangschöne Bernstein-Aufnahme mit den New Yorker PH, die auch (ganz nebenbei) von der technischen Aufnahmequalität gut gelungen ist.
    :hello: Es würde mich interessieren, wie die Schubert-Fachleute bei Tamino diese wunderbare Schubert-Aufnahme beurteilen (soweit bekannt). :!: Ich finde - die gehört wegen unbedingt dazu bekannt zu sein (zusammen mit der Unvollendeten unter Bernstein) - :thumbup: hörenswert:



    SONY, 1963, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Wer kennt denn eine "alte" Aufnahme der "Jenaer Sinfonie"?
    (Ich kenne/weiß von einer alten aus den 1950ern (Konwitschny) und einer neuen, natürlich dann unter dem wirklichen Autor Witt (Bamert))


    Ich halte es für ein Gerücht, dass dieses Werk als "genial, weil von Beethoven" gehandelt wurde. Zum einen war die Autorschaft immer strittig, zum andern galt es als nicht allzu geniales Jugendwerk, wurde kaum gespielt oder eingespielt (ich weiß von keiner Beethoven-GA, die die Jenaer Sinfonie enthält). Diese Sinfonie wäre für mich auch ein recht gutes Beispiel für vergleichsweise epigonale Komposition. Denn so eng wie die an dem Vorbild, nämlich Haydns Nr. 97, klebt, klebte Beethoven nie an Mozart oder Haydn. Dass er mit Anfang 20 solch ein Werk komponiert hätte, wäre zwar nicht ausgeschlossen, angesichts der Kühnheiten der Trauerkantate oder etwas später der ersten drei Trios aber doch einigermaßen auffallend gewesen.


    Es reicht für ein Musikstück keineswegs aus, von einem berühmten Komponisten zu stammen, um automatisch als genial zu gelten und in dem Maße Standardrepertoire zu werden wie zB Schuberts 5. Sinfonie.
    Z.B hat das keines von Schuberts frühen Streichquartetten (1-11) und keine Klaviersonate vor D 664 geschafft. Die durchaus nicht uninteressanten "Kurfürstensonaten" und die drei Klavierquartette des Teenagers Beethoven ebenfalls nicht. Von den Klavierquartetten gibt es zwar eine prominent besetzte Einspielung (Eschenbach/Amadeus Q.), vermutlich zum Jubiläum 1970 oder 77 aufgenommen, aber das ist eine von ganz wenigen geblieben. Da gibt es erheblich mehr Aufnahmen von ähnlich gearteten Frühwerken Schubert, Mendelssohns oder Mozarts.


    D.h. anscheinend wird die Ansicht, die ersten 6 Schubertsinfonien und gerade die 5. hätten was ziemlich Besonderes an sich, was sie über andere Frühwerke dieses und anderer Komponisten erhebt, von recht vielen Musikern und Hörern geteilt.
    Das muss man nicht nachvollziehen können, aber ich glaube nicht, dass man sehr weit damit kommt, dass alleine die Autorschaft eines durch andere Stücke zu Recht berühmten Komponisten, ausreicht. Das würde weder die Dominanz der 5. ggü. den anderen 5 frühen erklären, noch die hohe Popularität der frühen Sinfonien ggü. anderen relativ frühen Instrumentalwerken vor ca. D 600 (Quartette, Klaviersonaten, Violinsonaten).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)