Brahms Klavierquintett op. 34

  • Zwei Aufnahmen, die ich gerne erwähne, trage ich noch nach, obwohl sie nicht einfach beschaffbar sind. Zunächst das Taneyev-Quartett zusammen mit der Pianistin Tamara Fiedler. Tamara Fiedler, die später nach Kanada emigrierte, hat ihre Plattenaufnahmen ausschließlich in der Sowjetunion und für die Sowjetunion gemacht, Exportfassungen existieren nur bei zwei Singles. Zur Zusammenarbei mit den 11 Jahre jüngeren Taneyevs kam es wiederholt, zunächst mit dem Schumann-Quintett, dann mit dem Brahmsquintett, dem von Sergej Taneyv sowie Klaviertiros mit Teilen des Taneyev-Quartetts. Die Aufnahme ist leider mono, ich schätzedas Datum auf 1961, auf jeden Fall vor 1967, den Levison ist noch nicht Mitglied des Quartetts. In dieser Aufnahme gehen Klavier und Quartett nahezu eine Symbiose ein, Klavier

    und Quartett harmonieren perfekt.


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    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Obwohl das Klavierquintett von Brahms nicht einmal meine Lieblingskammermusik - den späten Brahms finde ich mancherlei Gründen überlegen, aber das ist natürlich Geschmackssache - aber auf jeden Fall ein wundervolles Werk ist, möchte ich noch mit ein paar neueren Covers wedeln.


    Eine der neusten Einspielungen, die ich sehr gelungen finde ist die von Boris Giltburg mit dem Pavel Haas Quartett



    Die Musiker musizieren auch bei den richtig gelungen Einspielungen der Dvorak-Trios zusammen ...


    Hier ein Teaser von suprafon


    Einen anderen Ansatz verfolgen der Franzose Geoffroy Couteau mit den Quatuor Hermès. Es geht etwas folkloristische Erdenschwere zugunsten eines farbigen leichteren Brahms Spieles verloren. Couteau hat in diesem Sinne schon das vollständige Soloklavierwerk von Brahms eingespielt.



    Für diese Einspielung habe ich leider keinen Teaser gefunden :(

  • Und nun noch die Aufnahme des Quintetto Chigiano. Auch diese fünf Musiker, allesamt Absolventen der sieneser Accademia Musicale Chigiana fanden sich zum Quintetspiel zusammen und bestanden von 1939 bis 1966. Schallplatten entstanden allerdings nur in einem kurzen Zeitraum von 1950-1952, allesamt mono. Immerhin ist die Aufnahme restauriert bei pristineaudio zu bekommen.


    Wahrscheinlich wäre die Formation und speziell diese Aufnahme nur einer kleinen, älteren Handvoll Liebhabern bekannt, wär da nicht Alfred Andersch, der in seinem Roman "Die Rote" diese Aufnahme liebevoll beschreibt und in höchsten Tönen lobt. Ich zitiere mich jetzt selbst mit einem Forumsbeitrag aus dem Jahre 2006. " Alfred Andersch läßt in seinem Roman "Die Rote" den Geiger Fabio Crepaz auftreten, der sich in den ersten Kapiteln mit dem Dirigenten Massari über das richtige Violinspiel in Monteverdis Orfeo unterhält. Der Roman spielt in Venedig, Crepaz ist Geiger beim Fenice. Eigentlich geht es in dem Buch um Franziska, die aus ihrer Ehe ausbrich. In bereits erprobter Manier schafft er allerdings Figuren-Konstellationen, aus deren Blickwinkel der Roman kapitelweise vorangetrieben wird.


    Einige Kapitel weiter dann eine Szene, die mich zu Brahms gebracht hat. Crepaz besucht seine Freundin Giulietta,eine Tingeltangel-Sängerin, in deren Zimmer das Brahms-Quintett aus dem Lautsprecher des Plattenspielers kam.


    "Brahms, Quintett opus 34 für Streicher und Klavier. Sie waren beim Adagio. Fabio bewunderte, wie die Violinen die Fermaten klar durchhielten. Das Qunitetto Chigiano. Siespielten Brahms' Pathos soweit zurück wie möglich, speilten ihn herb, fast trocken, sie gliederten das Gefüge seines Glaubens an den Menschen in eine Folge sehr reiner melodischer Bewegungen; dies war das Beste, was das 19. Jahrhundert zu bierten hatte, dacht Fabio, einen musizierenden idealistischen Bürger, aber ohne Heuchelei, liberaler Aufschwung und beseelte Kultur, Brahms hatte daran geglaubt, Fabio war hingerissen, wenn eine der guten Sachen von Brahms hörte-gut waren sie, wenn sie nicht vom Pathos verdorben waren 'mitten hinein in Brahms' doppelkonzert rauscht uns Brahms pathetischer Vollbart', hatte einer von Fabios Freunden, ein Kritiker einmal geschrieben-,er war hingerissen und gerührt, wenn er sich vorstellte, daß Brahms geglaubt hatte, mit ein wenig Kultur, mit feiner Liberalität und harmonsich verschlungenem Takt dem Rausch Wagners und Bruckners elefantenhafter Religiösität widerstehen zu können. Das Chigiano spielte ihn herrlich spröde, es macht ihn fast zu einem modernen, auf einmal war etwas abgründig Verzweifeltes in der Musik; genauso würde ich opus 35 spielen, dachte Fabio, wenn ich es spielen könnte"


    Soweit Andersch. Ich hatte zunächst angenommen, daß diese Quintettformation der Phantasie Anderschs entsprungen war. Als ich dieses Buch eins ums andere Mal verschlang, kannte die Plattenindustrie kein Quíntetto Quigiano. Stimmte aber nicht. 1938 hatte sich diese Formation zusammengefunden, die sich asuschließlich dem Klavierquintett gewidmet hatte. Ricardo Brengola (1. Geige), Mario Benvenuti (2. Geige), Giovanni Leone (Viola), Lino Fillippini (Cello) und Sergio Lorenzi (Klavier). Die von Andersch besprochene Platte ist bei DECCA erschienen mit der Bestellnummer LXT 2687."



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