TSCHEREPNIN, Nikolai: NARCISSE ET ECHO

  • Nikolai Nikolajewitsch Tscherepnin (1873 - 1945)


    Narcisse et Echo


    Ballet in einem Akt op. 40



    Deutscher Titel: Narziss und Echo
    Russischer Titel: Narziss i Echo
    Libretto: André Bakst, nach mythologischen Quellen
    Entstehung: 1911
    Uraufführung: 25.04.1911, Monte Carlo
    Narziss: Waslaw Nijinsky
    Verlag: M. P. Belaieff, Leipzig (heute Mainz)*
    Dauer: ca. 50 Minuten


    *Leihmaterial durch G. Schirmer (Russian Music), New York



    Personen:


    Ein Jüngling (Narziss) (1)
    Eine Nymphe (Echo) (2)
    Eine Göttin (Nemesis) (3)



    Orchester:


    4 Flöten, 3 Oboen, 3 Klarinetten, 3 Fagotte
    6 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba
    Pauken, Schlagzeug
    2 Harfen, Celesta, Klavier
    Streicher
    Chor (SATB)



    Szenenfolge:


    01. Un paysage panthéiste


    02. Un sylvain se réveille… Il joue de la flûte


    03. Entrée des jeunes Béotiens et béotiennes


    04. Danse de la Bacchante


    05. Chants lointains


    06. Danse de Narcisse


    07. Echo est abandonnée


    08. Entre Narcisse, épuisé par la fatigue


    09. L’arrivée Echo


    10. Narcisse se transforme en une fleur





    Nikolai Nikolajewitsch Tscherepnin




    Handlung:


    Antikes Griechenland, zu mythologischer Zeit


    In einer pantheistischen Landschaft schlummern Faune und verschiedene Geschöpfe des Waldes. Eines der Geschöpfe erwacht und fängt an, auf seiner Flöte zu spielen. Von seinem Spiel geweckt, erheben sich nach und nach die anderen zum gemeinsamen Spiel und Tanz. Ein Solohorn kündigt das Erscheinen der Böotier (4) im Gefolge ihrer Herrin an. Sie tanzen, werden aber bald durch die Ankunft der Bacchanten (5) unterbrochen, die die Gaben Pomonas (6) überbringen, und es wird Wein ausgeschenkt. Die oberste Bacchantin beginnt einen Tanz dem sich nach und nach alle anschließen.


    Aus der Ferne erklingen wortlose Stimmen: Es handelt sich um Narziss, dessen Worte von Echo wiederholt werden. Narziss erscheint, dicht gefolgt von zwei liebestollen Nymphen. Sein Tanz betört die Nymphen und die Böotier, und sie flehen ihn an, weiterzumachen. Er entzückt sie mit einem neuen Tanz, hält aber schließlich doch inne, um Echo zu bewundern. In einem “poème dansé” erklären sie sich gegenseitig ihre Liebe, vom wortlosen Chor “à bouche fermée” begleitet. Von ihrer Eifersucht angestachelt, verraten die Nymphen Narziss, dass Echo von der rachsüchtigen Hera bestraft wurde. Die nämlich ist dahinter gekommen, dass Zeus, ihr Gemahl, Echo befohlen hat, sie abzulenken, während er den Nymphen den Hof macht, und hat Echo der Fähigkeit beraubt, frei zu sprechen. Sie kann nur wiederholen, was andere sagen. Narziss stellt Echo tanzend auf die Probe. Er findet heraus, dass sie nur seine letzten Schritte wiederholen kann. Enttäuscht lässt er von ihr ab und macht sich mit den frohlockenden Nymphen aus dem Staub.


    Alleingelassen bittet Echo die Götter, die Beleidigung zu rächen, die Narziss ihr zugefügt hat. Ihr Gebet wird erhört, und Echo eilt inmitten von Donner und Blitzschlag davon. Es wird allmählich dunkel. Narziss kehrt erschöpft zurück. Er will seinen Durst stillen, tritt an einen Teich, blickt hinein und verliebt sich augenblicklich in sein eigenes Spiegelbild. Echo kommt, kann aber Narziss nicht von seiner Versessenheit abbringen. Sie ringen miteinander, bis Echo klar wird, dass alles verloren ist: Narziss wird von Leidenschaft für die eigene Person verzehrt. Verzweifelt, in Tränen und erschöpft, lässt sie ihn vor seinem Spiegelbild ausgestreckt liegen.


    Narziss wird in eine weiße Blume verwandelt. Es wird Nacht. Begleitet von der gleichen Musik, die zu Beginn des Balletts zu hören war, tauchen von überall her die Geschöpfe des Waldes wieder auf, um die Blume zu bestaunen, die sich im Teich bewundert.



    Erklärungen:


    (1) Narziss ist in der griechischen Mythologie der schöne Sohn des Flussgottes Kephisos und der Nejade (Wassernymphe) Leiriope.


    (2) Eine Nymphe ist in der griechischen und römischen Mythologie ein Naturgeist. Im weiteren Sinne wird er auch für Priesterinnen gebraucht. Echo, die Nymphe des Berges Helikon, gehört zur den Oreaden (Berg-, Grotten- und Höhlennymphen). Die Göttin Hera beraubte sie der Sprache und ließ ihr lediglich die Fähigkeit, die letzten an sie gerichteten Wörter zu wiederholen.


    (3) Nemesis ist in der griechischen Mythologie die Göttin des „gerechten Zorns“ sowie diejenige, die „herzlos Liebende“ bestraft. Sie wurde dadurch auch zur Rachegottheit.


    (4) Böotien ist die in der Antike nach den dortigen Rinderweiden benannte Landschaft, in der der griechische Volksstamm der Boioter (Böotier) siedelte. Heute ist Böotien eine Präfektur in der griechischen Verwaltungsregion Mittelgriechenland.


    (5) Ein Bacchant ist ein Anhänger des römischen Gottes Bacchus, der Teilnehmer an einem Bacchusfest - der Bacchanalien - zu seinen Ehren. Bacchus geht auf den Dionysos der Griechischen Mythologie zurück, die Bacchanten auf die (ursprünglich weibliche) Mänade.


    (6) Pomona war die römische Göttin des Obstsegens. Sie war die Frau des Gottes Vertumnus; die Legende machte sie auch zur Geliebten des Picus, des Vaters des Gottes Faunus. Ihr Name leitet sich von dem lateinischen Wort pomum („Baumfrucht“, „Obstfrucht“) ab.


    Quelle: Wikipedia




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