Pjotr Iljitsch TSCHAIKOWSKY
PIQUE DAME
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Große Oper in drei Akten
Libretto von Modest Tschaikowsky mit Teilnahme Pjotr Tschaikowskys nach der gleichnahmigen Novelle von A.S. Puschkin
Uraufführung am 7. Dezember 1890 in Mariinsky Theater, St.Petersburg
Die Handlung spielt in St. Petersburg
Zeit: Das späte XVIII. Jahrhundert
Die Personen
German (Tenor)
Graf Tomsky (Bariton)
Fürst Jeletzky (Bariton)
Gräfin (Mezzosopran)
Lisa, ihre Enkelin (Sopran)
Polina, eine Freundin Lisas (Mezzosopran)
Gouvernante (Mezzosopran)
Mascha, Lisas Zofe (Sopran)
Tschekalisnky (Tenor)
Ssurin (Bass)
Tschaplitzky (Tenor)
Narumow (Bass)
Ballmeister (Tenor)
Prilepa (Sopran)
Der kommandierende Junge (Sprechrolle)
Nannys, Gouvernanten, Ammen, Spazierende, Gäste, Kinder, Spieler und andere
1 AUFZUG: 1. Szene: Letniy Garten in St.Petersburg
Es ist ein sonniger Sommertag. Zahlreiche Kinder spielen im Letniy Garten, sie werden von Nannys, Gouvernanten und Ammen beaufsichtigt. Zwei junge Offiziere Tschekalinsky und Ssurin unterhalten sich über den gestrigen Abend in einem Spielhaus. Ihr gemeinsamer Freund German benimmt sich an dem Abend sehr merkwürdig: Sonst immer fröhlich, hängt er nun betrübt und grimmig am Spieltisch eine ganze Nacht lang, ohne jedoch selbst zu spielen. Darauf erscheint German selbst, er macht mit seinem anderen Freund, dem jungen Grafen Tomsky, ebenso einen Spaziergang im Letniy Garten. Tomsky ist auch über das merkwürdige Verhalten Germans am Vorabend überrascht und fragt nach dem Grund. Da gesteht ihm German, er sei verliebt. Doch das Mädchen, um welches es sich dabei handelt, sei reich und von adliger Abstammung, deshalb werde sie niemals German gehören. Tomsky ist vom Geständnis seines Freundes bewegt – so eine Tiefe der Gefühle hat er nicht von German erwartet. Er fragt, wie das Mädchen heiße. Doch das weiß German selbst nicht.("Ja imeni ejo ne znaju / Ihr Name ist mir unbekannt“).
Zu den Freunden gesellt sich Fürst Jeletzky. Er ist übermütig vor Glück – ein sanfter Engel hätte eingewilligt, seine Frau zu werden. Tschekalinsky, Tomsky und Ssurin gratulieren dem Fürsten, German fragt ihn, innerlich von plötzlicher Erregung erfasst, wer seine Braut sei. Jeletzky zeigt auf Lisa, die in Begleitung der alten Gräfin im Garten erscheint. German ist erschüttert – in der Braut Jeletzkys erkennt er seine Angebetete. Gräfin ist vom Schreck betroffen, sobald sie German sieht. In ihm sieht sie für sich ein verhängnisvolles Omen. Auch German spürt etwas Verhängnisvolles, das von der Gräfin ausgeht, ein stummer Schuldspruch für ihn stehe in ihrem Gesicht geschrieben(Quintet "Mne straschno / Es bangt mich“). Gräfin und Lisa entfernen sich daraufhin fluchtartig.
Inzwischen erzählt Tomsky ein Salon-Gerücht über die jungen Jahre de Gräfin. Sie soll einmal in Paris als junge Schönheit ihr gesamtes Vermögen am Spieltisch verloren haben. Doch dann soll sie mithilfe einer Liebesnacht das Geheimnis der drei Karten erfahren haben, welche die magische Kraft des Gewinns haben, setzte alles auf diese drei Karten und gewann ihr gesamtes Vermögen in derselben Nacht wieder zurück. Doch das Geheimnis der drei Karten könne Gräfin nur um den Preis des eigenen Lebens verraten, wenn ein innig Liebender danach verlangen würde. Die Freunde schlagen German scherzhaft vor, sein Glück bei der Alten zu versuchen. So könne German zu Reichtum und Ansehen kommen, indem er ohne Geld Karten spielt. Doch German ist in Gedanken an Lisa vertieft. Er schwört, um jeden Preis die Hochzeit Jeletzkys zu verhindern. Es zieht ein Gewitter herauf.
1 AUFZUG: 2. Szene: Lisas Zimmer. Nacht
Lisa wird von Polina mit einem wunderschönen Lied unterhalten ("Podrugi milye / Ihr lieben Freundinnen“). Freundinnen beglückwünschen Lisa mit einem russischen Tanz und Gesang zur bevorstehenden Vermählung. Doch Lisa ist nachdenklich und traurig. Sie versteht sich selbst nicht mehr: Warum erweckt in ihr der Gedanke an die Ehe mit dem klugen, reichen, charmanten und in sie verliebten Fürst Jeletzky nur Angst und Verwirrung? Warum muss sie nur an den Unbekannten mit den feurigen Blicken denken? Die Gäste Lisas gehen heim, und das Mädchen bleibt allein in ihrem Zimmer. Sie spricht von ihren Gefühlen für German laut in die Dunkelheit hinein.("Otkuda eti slezy - O sluschaj notsch / Woher kommen diese Tränen - O höre, Nacht“). Plötzlich erscheint German auf ihrem Balkon. Lisa ist erschrocken und will zuerst weglaufen, doch German fleht sie an, ihn zu erhören.("Prosti, nebesnoe sozdanje / Verzeih, o Himmlische“). Leidenschaftlich gesteht er ihr seine Gefühle, und Lisa ist überwältigt. Das junge Paar entdeckt die gegenseitige Liebe. Doch dann klopft die alte Gräfin an, sie hatte ihre Stimmen gehört. German versteckt sich hinter einer Gardine. Im Gesicht der Gräfin sieht er seinen nahen Tod.
2. AUFZUG: 1. Szene: Ein Maskenball in Hause eines reichen Würdenträgers
Tschekalinsky, Jeletzky, Ssurin, Tomsky, Gräfin mit Lisa und German sind unter den Ballgästen. Freunde Germans lassen ihn nicht in Ruhe mit ihren Sprüchen: Sie fragen ihn, ob er nicht derjenige innig Liebende sei, der der Gräfin ihr Geheimnis entreißen soll. German ist zutiefst erregt: Reichtum ist alles, woran er denken kann. Nur so würde Lisa ihm gehören. Nach einer Pastoral-Vorstellung stößt German auf die alte Gräfin. Beide spüren Angst und eine böse Vorahnung bei diesem Treffen. Dann trifft sich German mit Lisa, die ihm den Geheimschlüssel bringt, der die Tür zum Schlafzimmer der alten Gräfin öffnen soll, aus dem Schlafzimmer kann man in Lisas Zimmer gelangen. German sieht darin den Willen des Schicksals: Er muss es versuchen, das Geheimnis der drei Spielkarten zu erfahren!
2. AUFZUG: 2. Szene: Nacht. Das Schlafzimmer der Gräfin
German kommt insgeheim ins Schlafzimmer der alten Gräfin. Er sieht sich das Porträt der jungen Gräfin an und spürt, ihre Schicksale sind durch verhängnisvolle Bande miteinander verknüpft. Die Gräfin tritt ein, begleitet von Dienerinnen und Gesellschaftsdamen. German versteckt sich. Gräfin ist mit dem Ball unzufrieden und schickt alle weg. Allein im großen Sessel erinnert sie sich an ihre Jugend und an die Brillanz der Bälle von früher. German kommt aus seinem Versteck heraus und fleht die erschrockene Gräfin an, ihm das Geheimnis der Glückskarten zu verraten.("Esli kogda-nibud´znali vy tschuvstvo ljubvi / Wenn Sie jemals Liebe fühlten“). Doch die alte Dame sagt kein Wort. German bittet, dann fordert er und schließlich droht er der Alten, eine Pistole in der Hand. Gräfin fällt um, sie ist tot. Lisa stürmt ins Schlafzimmer, sie ist über den Tod ihrer Großmutter zutiefst betroffen, doch German hat nichts anderes im Sinn, als das Geheimnis, welches die Alte mit ins Grab nahm. Lisa ist über diese seelischen Abgründe in ihrem Geliebten entsetzt und weist German an, zu gehen.
3. AUFZUG: 1. Szene: Kaserne
In seiner Kaserne liest German im Kerzenlicht einen Brief von Lisa. Sie will daran glauben, dass German am Tod der Gräfin keine Schuld trifft. Sie will sich mit ihm um Mitternacht auf einer Kanalbrücke treffen. Doch German kann sich nicht auf die Worte Lisas konzentrieren. Vor seinem inneren Auge erscheinen die dunklen Bilder des Begräbnisses der alten Gräfin, in den Windböen vor dem Fenster hört er den Todesmessen-Gesang.("Vsjo te sche dumy, vse tot sche straschny son / Dieselben Gedanken, derselbe Alptraum“). Plötzlich erscheint vor seinem Fenster in weißes Totenhemd gehüllter Geist der alten Gräfin. Sie nennt dem erschütterten German die drei Glückskarten: Die Drei, die Sieben, der As.
3. AUFZUG: 2. Szene: Kanalbrücke
Es schlägt Mitternacht. Lisa wartet auf der Brücke auf German. Sie ist erschöpft von der Ereignisflut in ihrem Leben und erhofft sich Liebe und Unterstützung von German.("Ach, istomilas´, ustala ja / Ach, müde, erschöpft bin ich“). Doch German erscheint mit Verspätung, er wiederholt abwesend die Worte der Liebe von Lisa und ruft plötzlich, sie möge ihm ins Spielhaus folgen: Dort würden Berge Gold auf ihn warten. Mit einem wahnsinnigen Lachen läuft er weg. Lisa begreift, dass ihr Glück für immer verloren ist und wirft sich von der Brücke ins Wasser.("Tak eto pravda - so zlodeem / Das ist also wahr - mit einem Bösewicht“).
3. AUFZUG: 3. Szene: Spielhaus
Spielgäste singen ein fröhliches Lied.("Esli b milye devitsy / Wenn liebe Jungfern“), nur Fürst Jeletzky singt nicht mit: Er ist ins Spielhaus gekommen, um Rache zu üben. German erscheint. Seine fiebrige Erregung ist augenscheinlich. Er setzt sich an den Spieltisch und setzt die höchsten Einsätze auf zwei Glückskarten und gewinnt.("Vsja nascha shizn´- igra / Was ist unser Leben - ein Spiel“). Spielgäste sind zuerst erheitert, dann zunehmend beunruhigt und entsetzt: In diesem Spiel scheint es mit dem Teufel zuzugehen.(Septet "Zdes´schto-nibud´ne tak / Hier ist etwas Merkwürdiges im Gange“). German setzt den höchsten Einsatz auf die letzte Glückskarte. Nur Fürst Jeletzky geht mit, alle anderen passen. In diesem Todesspiel hält German anstelle von dem As die Pique Dame in der Hand, in dem gemalten Gesicht der Pique Dame spukt das dämonische Lächeln der alten Gräfin. German greift nach einem Dolch und ersticht sich selbst. Jeletzky und andere Gäste laufen zu ihm, German will Jeletzky noch um Vergebung bitten, doch seine Stimme versagt. Die Gestalt Lisas erscheint vor seinem inneren Auge, voller Licht und engelhaft. German stirbt mit dem Namen Lisas auf den Lippen.
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