VERDI, Giuseppe: ALZIRA

  • Giuseppe Verdi
    Alzira


    Lyrische Tragödie in einem Prolog und zwei Akten


    Libretto von Salvatore Cammarano
    nach der Tragödie Alzire ou Les Américains von Voltaire


    Uraufführung: Neapel, Teatro San Carlo, 12. August 1845
    Deutsche Erstaufführung: Passau, Südostbayerisches Städtetheater (heute: Landestheater Niederbayern), 14. März 1998


    Die Handlung spielt in Peru, Mitte des 16. Jahrhunderts nach der Eroberung des Inkareiches durch die Spanier


    Originalsprache: Italienisch



    Die Personen


    Alvaro, Gouverneur von Peru (Bass)
    Gusmano, sein Sohn (Bariton)
    Ovando, spanischer Feldherr (Tenor)
    Zamoro, Inkahäuptling (Tenor)
    Ataliba, Herrscher der Inkas (Bass)
    Alzira, seine Tochter (Sopran)
    Zuma, Alziras Schwester (Mezzosopran)
    Otumbo, Inkakrieger (Tenor)


    Spanische Offiziere und Soldaten, Volk der Inka (Chor)



    Handlung:


    Prolog: Der Gefangene


    Eine weite Ebene mit dem Fluss Rima


    Otumbo hat mit einer Gruppe von Inkakriegern Alvaro, den Gouverneur von Peru, gefangen genommen. Den an einen Baum gefesselten verhöhnen sie, aus Rache für ihre gefallenen Brüder wollen sie ihn zu Tode martern, während Alvaro Gottes Beistand erfleht (Chor „Muoia, muoia“). Unerwartet kommt der tot geglaubte Zamoro hinzu. Berührt durch das ehrwürdige Alter Alvaros verkündet er, dass sich nicht Blut mit der Freude über seine Rückkehr vermischen solle. Der freigelassene Alvaro solle den Seinen erzählen, dass ein „Wilder“ ihm das Leben geschenkt habe.


    Nachdem Alvaro gegangen ist, berichtet Zamoro von der Folter, die er durch Gusmano erdulden musste. Nachdem er mehr tot als lebendig fliehen konnte, schwört er nun, sich zu rächen („Un Inca… ecesso orribile“). Von Otumbo erfährt er, dass seine geliebte Braut Alzira und ihr Vater Ataliba Gefangene der Spanier in Lima sind. Er will sie befreien und mit den verstreuten Stämmen seines Volkes gegen die Spanier für ihrer aller Freiheit kämpfen. („Dio della guerra…“)



    1. Akt: Leben um Leben


    1. Bild: Platz in Lima


    Zu schmissiger Militärmusik marschiert die spanische Miliz auf, die Offiziere versammeln sich in einer Gruppe. Alvaro verkündet, dass er aus Altersgründen sein Amt niederlege und bestimmt seinen Sohn Gusmano zum Nachfolger für das Amt des Gouverneurs. Dieser verkündet als erste Amtshandlung den Frieden zwischen Inkas und Spaniern und nimmt Ataliba den Treueschwur gegenüber dem spanischen König ab. Die Hochzeit zwischen ihm, Gusmano, und Atalibas Tochter Alzira soll den Friedensschluss besiegeln. Ataliba bittet Gusmano, Alzira noch Zeit für ihre Trauer um Zamoro, den Gusmano getötet haben soll, zu gewähren. Gusmano beklagt, dass er zwar hunderte Schlachten gewonnen habe, ein einzelnes Herz könne er jedoch nicht gewinnen (Szene und Cavatina „Alta cagion“ – „Eterna la memoria“).


    2. Bild: Die für Ataliba bestimmte Wohnung im Palast des Gouverneurs


    Alzira schläft nach durchweinter Nacht, Zuma und einige Inkamädchen bewachen ihren Schlaf. Erwachend erzählt Alzira ihren Traum: In einem kleinen Boot sei sie vor Gusmano geflohen und auf offener See in einen schrecklichen Sturm geraten. Vor dem wütenden Ozean, der sie gerade habe verschlingen wollen, habe sie ein Geist gerettet, in dem sie Zamoro erkannt habe („Da Gusman , su fragil barca“) – ewig werde sie mit ihm verbunden sein (Cabaletta „Nell´astro che più fulgido“). Ataliba kommt, um sie aus Gründen der Staatsräson zu Heirat mit Gusmano zu überreden, doch Alzira weigert sich, denn Gusmano habe ihnen sowohl das Reich als auch Zamoro genommen. (Szene „Figlia!“). Nachdem sich Ataliba erfolglos entfernt hat, erscheint Zamoro und beide schwören sich ewige Treue, nachdem Alzira die Eifersucht Zamoros zerstreuen konnte (Duett „Anima mia!“ – „Risorge ne´ tuoi lumi“). Das kurze Glück wird gestört, als Ataliba mit Zuma und den Mädchen sowie Gusmano mit Soldaten hinzukommen. Der Gouverneur lässt voll Zorn und Eifersucht seinen Rivalen gefangen nehmen und befiehlt seine Hinrichtung, worauf ihn Zamoro einen Schlächter ohne Ehrgefühl nennt („Teco sperai combattere“). Der in diesem Augenblick eintretende Alvaro bittet um Gnade für Zamoro, nachdem er in ihm seinen Lebensretter erkannt hat, doch Gusmano bleibt hart. Erst als Ovando mit der Meldung hereineilt, dass die Inkas auf Lima zueilen, gibt Gusmano dem auf Drängen seines Vaters „Leben für Leben“. Auf dem Schlachtfeld – so schwören die Kontrahenten – werden sie einander töten („Trema, trema … a ritorti fra l´armi“).



    2. Akt: Die Rache eines Wilden


    1. Bild: Innerhalb der Befestigung von Lima


    Spanische Soldaten feiern ausgelassen ihren Sieg über die Inkas („Meschi, mesci!“)und die Ankündigung Gusmanos, dass beim Morgengrauen die Beute aufgeteilt werde. Als Gusmano das Todesurteil für den in der Schlacht gefangen genommenen Zamoro unterschreiben will, fleht Alzira um Gnade für ihren Verlobten, die ihr Gusmano aber nur unter der Bedingung gewähren will, dass Alzira seine Frau wird. Alzira, die dem Druck nicht standhalten kann, willigt schließlich unter Tränen ein. Der nunmehr doppelt triumphierende Gusmano ordnet die baldige Hochzeit an (Szene und Duett „Guerrieri“ – „Il pianto… l´angoscia“).


    2. Bild: Eine schauerliche Höhle


    Otumbo trifft die übriggebliebenen Inkakrieger und berichtet, dass er mit Gold der Inkas die Wachen zur Freilassung Zamoros bewegen konnte. Dieser erscheint kurz darauf und beklagt sein Schicksal und den Verlust Alziras („Amici!“ – „Irne lungi ancor dovrei“). Als er von Otumbo von der baldigen Heirat Alziras mit Gusmano erfährt, ist er von deren Untreue überzeugt und schwört Rache („Non di cordare lacrime“).


    3. Bild: Lima. Großer Saal im Palast des Gouverneurs


    Die Hochzeitsfeier hat begonnen, und die Inkafrauen hoffen, dass diese Ehe beiden Völkern Frieden bringen werde. („Tergi del pianto America“). Gusmano stellt hocherfreut Alzira als seine Braut vor, während diese sich nur den baldigen Tod wünscht. Bevor jedoch die Vermählung vollzogen werden kann, stürzt der als spanischer Soldat verkleidete Zamoro auf Gusmano zu und stößt ihm einen Dolch ins Herz. Die Soldaten, die ihre Schwerter auf ihn richten, fordert er auf, ihn zu töten. Gusmano aber besinnt sich im Augenblick des Todes seines christlichen Gottes: er verzeiht seinem Mörder und vereint Alzira mit Zamoro. Alle preisen den Edelmut Gusmanos, der in den Armen seines Vaters Alvaro stirbt (Finale: „E dolce la tromba che suona vittoria“).


    ENDE


    ( c ) Elisabeth Freitag für Tamino Klassikforum Wien