L'opera metamorphosee en operette: Die burlesken Einakter Jacques Offenbachs

  • Irgendwie habe ich keine Lust, auf die Zweihundertjahrfeiern Offenbachs in zehn Jahren zu warten und reiße deshalb jetzt schon mal sein nächstes halbwegs rundes Jubiläumsjahr an, denn am 20. Juni des bevorstehenden Jahres jährt sich Jacques Offenbachs Geburtstag zum 190. mal. Dies soll mir Anlass genug sein, ein etwas systematischeres Offenbach-Projekt aufzulegen, in dem ich mich vor allem auf seine regelmäßig vernachlässigten kürzeren Werke konzentriere, die, wie schon das Wort besagt, seine eigentlichen Operetten sind. Diese gegenüber den zu Recht beliebten großen Operetten zu übersehen, hieße eine Entwicklung vernachlässigen, die für das Verständnis dieser Werke nicht weniger unverzichtbar sind als die Kenntnis der vielen Kurzfilme Charles Chaplins für eine angemessene Bewertung seiner klassischen Langfilme.


    Zum Glück gibt es Aufnahmen der meisten von ihnen, denn der französische Rundfunk hat sich vor allem in den 60er und 70er Jahren sehr um sie verdient gemacht. Mit dem Ablauf der Schutzfristen tauchen aber auch immer mehr alte deutsche Rundfunkaufnahmen auf, die leider nicht immer optimale Wiedergaben des Esprits dieser Werke darstellen, aber doch immer wieder auf erfreuliche Weise Lücken schließen, die sonst all zu empfndlich wären. Mit diesen Aufnahmen möchte ich mich hier in zwangloser Folge beschäftigen und dabei natürlich auch die entsprechenden Werke vorstellen.


    Beginnen wir mit der wohl ältesten echten Operette Offenbachs, die auf einer regulären Bühne uraufgeführt wurde, obwohl das Werk als komische Kurzoper 1853 von der Opéra Comique abgelehnt worden war: PEPITO. Hier bin ich dem leider nur sehr kurzfristig aktiven Tamino Fantasio sehr dankbar, dass er meinen vor einem Jahr noch begrenzteren Kenntnisstand erweitert hat (s. den Thread Die erste Operette überhaupt? Jacques Offenbachs LES DEUX AVEUGLES oder DIE BEIDEN BLINDEN). Dieses hübsche Varieté wurde nämlich noch im gleichen Jahr am Théatre des Varietés uraufgeführt. Der Erfolg war heftig, aber kurz, so dass Offenbach selbst das Werk einige Jahre später als Neuaufführung in seinen eigenen Bouffes Parisiennes aufführen konnte. Radio France hat 1975 eine Aufzeichnung mit Mady Mesplé, Yves Bisson und Albert Voli unter Leitung von Catherine Comet aufgezeichnet und ausgestrahlt, die den Charme des Dreipersonenstückes ohrenfällig macht und auch belegt, dass das sehr hübsche Werkchen nach allen Kriterien noch vor dem gemeinhin als erste Operette geltenden LES DEUX AVEUGLES als die früheste echte Operette Jacques Offenbachs gelten muss.


    Die Handlung des Librettos von Jules Moinaux et Léon Battu ist, wie die aller Einakter Jacques Offenbachs, sehr einfach:


    Im spanischen Baskenland wohnen die reizende, junge Manuelita und der vielseitige Vertigo einander gegenüber. Vertigo ist als Barbier, Perückenmacher und Gelegenheitsarzt ein rechter Tausendsassa, was er in einer herrlichen Parodie der berühmten Figaro-Arie Rossinis zum Ausdruck bringt: " En tous métiers, moi, j’excelle ". Er würde gerne die beiden Grundstücke durch eine Heirat mit der hübschen Manuelita vereinigen, aber diese verzehrt sich nur nach ihrem Verlobten Pepito ("Il aimait votre vert feuillage" ), der seinen Dienst bei der Armee in Madrid ableistet und deshalb während der ganzen Handlung nicht auftaucht. Dafür taucht Manuelitas Jugendfreund Miguel auf, der seit je ein Auge auf sie geworfen hat. Vertigo versucht seinen Nebenbuhler davon zu überzeugen, dass sie ein leichtes Mädchen sei, bittet ihn aber nichtsdestoweniger um Hilfe dabei, das Mädchen für sich zu erobern. Miguel rät ihm, seine Zunge mit Alkohol zu lösen, und tatsächlich löst der Rausch Vertigo die Zunge. Allerdings auch die Hände, und Manuelita stößt ihn angewidert von sich. ("Terzett und Couplets "A table...Bruit charmant" )


    Da Miguel aber nach wie vor von Manuelitas fragwürdigem Ruf überzeugt ist, macht auch er sich all zu plump an sie heran, bis ihm sein Irrtum aufgeht. Aus Reue erbietet er sich, nach Madrid zu gehen und Pepito als Soldat abzulösen, so dass dieser in die Arme Manuelitas zurückkehren kann. Manuelita ist gerührt, und als ein Brief mit der Nachricht eintrifft, dass Pepito in Madrid eine Wirtin geheiratet hat, ist der Weg für ein Happy End der beiden frei. (Duett und Finale: "La-bas chantait, dansait tout le village"... "Adieu" )


    Leider gibt es von der vorzüglichen französischen Rundfunkaufnahme keine offizielle Edition, aber seit kurzem können wir diese Lücke einigermaßen schließen, denn vor wenigen Wochen erschien diese Doppelaufnahme:



    Die darin vertretene Aufnahme von PEPITO stammt aus dem Jahr 1949 und wurde in der - damals gängigen - deutschen Fassung unter dem Titel DAS MÄDCHEN VON ELIZONDO vom Hessischen Rundfunk aufgenommen. Da ich die cd selbst noch nicht habe, kann ich zu ihr noch nichts sagen, werde das aber gerne demnächst nachholen.


    Dagegen habe ich einen Mitschnitt der ebenfalls enthaltenen Operette DAPHNIS UND CHLOE. Sie wurde mit erfreulich viel Schwung von Kurt Schröder dirigiert. Allerdings wird sein Dirigat durch die sehr flache, historische Tonqualität beeinträchtigt, was auch für DAS MÄDCHEN VON ELIZONDO zu befürchten steht.


    Trotzdem spreche ich schon jetzt gerne eine Emnpfehlung für diese Aufnahme aus, denn die Musik alleine gehört zu den vielen unbeachteten Juwelen Offenbachs.


    Übrigens: Der Titel dieses Threads entstammt natürlich auch einer Offenbach-Operette, nämlich LA CHATTE MÉTAMORPHOSÉE EN FEMME, auf die zu gegebener Zeit zurück zu kommen sein wird.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Um des Zusammenhanges und der Absicht willen, hier ALLE Kurzoperetten Offenbachs vorzustellen, möchte ich Eure Aufmerksamkeit noch einmal auf das folgende Zitat aus dem bereits verwiesenen Thread Die erste Operette überhaupt? Jacques Offenbachs LES DEUX AVEUGLES oder DIE BEIDEN BLINDEN lenken:


    Zitat

    Original von Fantasio


    Womöglich muss man aber in dieser Betrachtung auch "L'Alcôve" (No. 2, A. 532) berücksichtigen, eine Opéra-comique in einem Akt (Libretto: de Forges, Adolphe du Leuven & Eugène Roche), die (lt. "Bibliotheca Offenbachiana" ) am 24.04.1847 im Salle de la Tour-d'Auvergne uraufgeführt wurde und am 09.01.1849 unter dem Titel "Marielle" (später auch: "Sergeant und Commandant" ) am Kölner Theater herauskam. -


    Tja, demnach wäre die Erfindung der Operette in deutsch-französischer (selbstverständlich vor allem jüdischer) Personalunion erfolgt und diese in Kooperation zwischen Paris und Köln erstmalig der Welt präsentiert worden? Warum sagt mir das keiner?! ;-)


    Soweit mit derzeit bewusst ist, gibt es von diesem frühen Werk Offenbachs, das er mangels Akzeptanz bei den offiziellen Opernhäusern in einem seiner eigenen Konzerte uraufführen ließ, und für das er auch mindestens eine positice Kritik in dr Zeitschrift "Le Menestrel" (Quelle: Otto chneidereit) erhielt, zwar keine Aufnahme (vielleicht auch keine Noten mehr?), aber der Hinweis darauf, dass die erste echte Offenbach - Operette tatsächlich in Paris UND Köln gespielt wurde, bevor die heute allgemein als frühesten anerkannten PEPITO und LES DEUX AVEUGLES in Paris uraufgeführt wurden, scheint mir doch einer erneuten Erwähnung wert. Wer dazu mehr weiß, bitte melden.


    Das gilt übrigens auch ganz besonders für den Fall, dass jemand hier Aufnahme kennt oder ar hat, auf die hier nicht verwiesen wurde, denn mein Ziel (eher meine Hoffnung) ist ein vollständiges Kompendium aller Aufnahmen der Ein- und Zweiakter Jacques Offenbachs. Die größeren Werke sind ja schon recht gut erfasst, aber bei den kurzen Werken gibt es sicher noch einiges in und aus deutschen und ausländischen Rundfunkarchiven, das mir bislang entgangen ist.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Ich kann mich erinnern, dass in den Jahren 1950 - 1955 in der Volksoper "Die kleine Zauberflöte", "Die Verlobung bei der Laterne" gebracht wurden.


    Nur kann ich beim besten Willen nicht mehr sagen, wie es war, es war noch eine drtte Kurzoperette angeschlossen,


    vielleicht weiß Jemend meines Jahrgangs etwas darüber?


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello: