STRAUSS, Richard
DIE ÄGYPTISCHE HELENA
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Oper in zwei Aufzügen
Libretto von Hugo von Hofmannsthal
Uraufführung am 6. Juni1928 in Dresden
Der I. Aufzug spielt auf der kleinen Insel der Aithra, unweit von Ägypten.
Der II. Aufzug in einem einsamen Palmenhain, am Fuße des Atlas.
Die Personen der Handlung:
Helena - Sopran
Menelas - Tenor
Hermione, beider Kind - Sopran
Aithra, ägyptische Königstochter und Zauberin – Sopran
Altair – Bariton
Da-Ud, sein Sohn – Tenor
1. Dienerin der Aithra - Sopran
2. Dienerin der Aithra – Mezzosopran
1. Elf - Sopran
2. Elf – Sopran
3. Elf – Alt
4. Elf – Alt
Die allwissende Muschel - Alt
Elfen, Krieger, Sklaven und Eunuchen.
1. AUFZUG:
Auf einer kleinen Felseninsel herrscht Aithra, eine ägyptische Königstochter und Zauberin und wartet auf ihren Geliebten, den Meeresgott Poseidon, zum Mahl. Sie besitzt eine Muschel, die allwissend und redekundig ist. Sie berichtet, dass Poseidon in Äthiopien verweilt. Aithra möchte aber Gesellschaft haben. Da berichtet ihr die Muschel von einem vorbeifahrenden Schiff, auf dem sich der von Troja heimkehrende Menelas befindet. Er schickt sich gerade an, seine Gattin Helena, die der Grund für den zehnjährigen Krieg um Troja als Sühneopfer zu töten.
Aithra entfacht rasch zur Rettung der schönen Frau einen riesigen Sturm, wobei das Schiff zerbricht. Helena und Menelas können sich gerade noch an den Strand von Aithras Insel retten.
Sie treten erschöpft in den Palast ein. Helena soll nun hier für ihr Verbrechen büßen. Entschlossen zuckt er sein Schwert mit dem er einst Paris getötet hat, und hält es Helena an den Hals. Aithra, die alles hinter einem Vorhang versteckt mitbekommen hat, beschließt abermals Helena, mit Hilfe ihrer Zauberwesen aus der Bedrouille zu retten. Elfen, teilweise als Krieger verkleidet, veranstalten ein Mordsgetöse. Menelas glaubt, dass es trojanische Krieger sind. Er vermeint auch Paris gesehen zu haben. Er stürzt hinaus ins Freie um zu kämpfen.
Aithra verabreicht Helena einen Beruhigungstrank und Helena sinkt auf ihr Ruhelager. Unterdessen kommt Menelas wieder herein, nachdem er vermeintlich zwei der Krieger durchbohrt hat, die er für Paris und Helena hielt. Aithra gibt ihm nun auch den Vergessenstrank und erklärt ihm, dass vor zehn Jahren nicht Helena, sondern ein Phantom von Paris entführt wurde. Die wirkliche Helena sei von den Göttern nach Ägypten in den Palast ihres Vaters verschleppt worden, wo sie, ohne zu altern, die ganze Zeit geschlafen habe.
Die auf dem Bett ruhende Helena ist aufgewacht und geht in jugendlicher Schönheit Menelas entgegen, der mittlerweile der Erzählung Aithra Glauben schenkt. Helena bitte Aithra mittels ihrer Zauberkraft in ein Land zu versetzen, wo noch nie jemand etwas von Helena und dem trojanischen Krieg gehört hat. Menelas und Helena gehen in ihr Schlafgemach. Aithra lässt von ihren Dienerinnen eine Truhe mit Kleidung, Schmuck, und Kostbarkeiten, darunter das in einem goldenen Behälter verschlossene Fläschchen mit dem Vergessenstrank, füllen. Ihren Zaubermantel schwingend begibt sie sich in ihr Schlafgemach.
2. AUFZUG :
Auf Aithras Zaubermantel ist das Paar während der Liebesnacht in einen Palmenhain am Rande des Atlas versetzt worden. In Menelas regen sich Zweifel. Die Wirkung des Vergessenheitstranks war nicht vollkommen. Er ist davon überzeugt, gestern auf Aithras Insel die richtige Helena getötet zu haben. Die Helena, die jetzt neben ihm liegt sei nur ein Trugbild, welches Aithra heraufbeschworen hat.
Auf einem Ritt durch die Wüste trifft Altair, der Fürst der Berge, mit seinem Sohn Da-ud und seinem Gefolge auf das Zelt. Sie sind von Helenas Schönheit verzückt. Altair schenkt Menelas wertvolle Waffen und veranstaltet, ihm zu Ehren, eine Jagd an der auch Da-ud teilnehmen soll.
Menelas kleidet sich an, steckt das Schwert heimlich ein und begibt sich mit den schwarzen Dienern auf die Jagd.
Aus dem Zeltinnern erscheinen drei Sklavinnen, es ist Aithra mit zwei ihrer Dienerinnen. Sie wollen abermals Helena schützen, denn eine der Dienerin hatte nicht nur den Vergessenstrank eingepackt, sondern auch einen Erinnerungstrank. Helena ist fest entschlossen, Menelas zurückzugewinnen. Sie wünscht, dass Menelas den Erinnerungstrank zu sich nimmt, obwohl sie sich der Gefahr bewusst ist, dass Menelas in ihr die Schuldige erkennt.
Die Dienerinnen bereiten den Trank zu. Unterdessen ist Altair eingetreten. Er macht keinen Hehl daraus, dass er Helena begehrt, und dass er sie, nach einem ihr zu Ehren ausgerichteten Festmahl, lüstern nehmen will. Unterdessen beobachten die Dienerinnen, wie es bei der Jagd steht. Menelas und Da-ud gehen aufeinander los. Da-ud stürzt von Menelas Waffe tödlich getroffen zu Boden. Die Leiche wird hereingetragen. Menelas will sich das Leben nehmen, aber Helena hält ihn davon ab. Sie träufelt den Zaubersaft des Erinnerungstrankes in einen Mischkrug.
Es naht sich unter dem Getöse der Pauken eine Horde exotischer Gestalten, die Altair eine Einladung zu einem Gastmahl überbringen. Menelas glaubt immer noch, dass er Helena getötet hat, trotzdem trinkt den er Zaubertrank. Sich voll bewusst geworden, zückt er den Dolch. Helena lächelt ihn an, er lässt den Dolch sinken und fällt seiner Gattin versöhnend in die Arme. Notabene in diesem Augenblick erscheint Altair mit seinen Mannen und verlangt Satisfaktion von Menelas ob des schwersten verletzten Hausrechtes. Als er sich Helenas bemächtigen will, kommen gepanzerte Krieger des Poseidon, die der Gott Aithra zu Hilfe geschickt hat. Altair und seine Krieger werfen sich vor Aithra in den Staub.
Auf einem weißen Ross naht sich Hermione, das Kind von Menelas und Helena. Zwei prächtige Pferde bringen das neu vereinte Paar mit ihrem Kind zu ihrer Burg nach Sparta.
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