Der Bayerische Rundfunk fasst einige Reaktionen auf die Thielemann-Berufung zusammen:
https://www.br-klassik.de/aktu…er-staatskapelle-100.html
Erstaunlich, wie viel bei der Bewertung sich um außermusikalische Themen dreht. Der einzige fachliche Einwand ist das angeblich "schmale" Repertoire Thielemanns. Ich muss gestehen, dass ich das zumindest in Bezug auf Musiktheater nicht wirklich nachvollziehen kann. Zum einen hat Thielemann in der Pressekonferenz angekündigt, neues Repertoire erschließen zu wollen. Zum anderen denke ich, dass er im Laufe seines Lebens mehr Bühnenwerke dirigiert hat als Barenboim, was auch dem Umstand geschuldet ist, dass Thielemann eine "klassische" Kapellmeister-Tour durch Provinz und dann größere Häuser genommen hat. Aber auch im symphonischen Bereich hat Thielemann sein Repertoire in den letzten Jahren erweitert, beispielsweise in Richtung Mahler... (Claudio Abbado, der in seiner Karriere zwei großen Opernhäusern vorstand, hat nicht einmal halb so viele verschiedene Opern dirigiert wie Thielemann.)
Dass Thielemann keine vorklassischen Stücke dirigiert, kann man ihm in einer Zeit, wo dieses Repertoire vornehmlich Sache von Spezialisten ist, kaum vorwerfen. Im Bereich der klassischen Moderne hat er ja durchaus einiges dirigiert, ich erinnere mich beispielsweise an "Moses und Aron" und warum sollte an der Staatsoper nicht auch mal ein "Wozzeck" dazukommen? Thielemanns Faible für Strauss wird immer ein bisschen naserümpfend erwähnt - komischerweise wurde bei Barenboim nie kritisch angemerkt, dass er außer "Elektra" nie eine Strauss-Oper dirigiert hat.
Sobotka hat darauf verwiesen, dass die Staatsoper alle 10 bayreuthwürdigen Werke Wagners im Repertoire hat und es hier in naher Zukunft keine Neuproduktionen geben wird - richtig so! Da wird Thielemann andere Premieren dirigieren und anderes Repertoire für das Haus erschließen.