Weil Holger mich zitiert hat, will ich mich zu diesem Punkt nicht wegducken sondern nochmals äußern.
Ich
habe die Frage nach dem Berufsethos von RT-Regisseuren hier in den
Raum geworfen, quasi eine Art lautes Denken oder Sinnieren, ohne
jemanden direkt anzusprechen, wie man nachlesen kann. (Auch ja gar
nicht ansprechen zu können , weil es unter den
Taminomitgliedern keine Regietheater-Regisseure gibt. )
Ich habe zum
Beispiel weder ChKoehn noch Werner Hintze danach gefragt. Wenn sich hier
jemand aus unerfindlichen Gründen dennoch persönlich angesprochen
fühlt, ist das nicht mein Problem.
Warum
hatte ich mich das gefragt?
Mal
rein hypothetisch, weil es das in dieser extremen Form vermutlich
noch nirgendwo gegeben hat:
Wenn in meinem Stammhaus ausdrücklich
"Lohengrin. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner "
angekündigt und stattdessen irgendeine Kollage aus Ideen des
Regisseurs und sonstigen beliebigen Versatzstücken
unterschiedlichster Herkunft präsentiert würde, in der aber Wagners
"Lohengrin" nur noch in homöopathischen Dosen vorhanden zu
sein scheint, dann dürfte ich mich doch fragen, ob das alles noch
redlich, meinetwegen auch "ethisch vertretbar" wäre , ob das vielleicht zu weit ginge und
ich mich mit der lapidaren Berufung auf künstlerische Freiheit
abfrühstücken lassen muss.
Ich frage mich dann als Zuschauer in
diesem Zusammenhang vielleicht weiterhin, welchen ethischen
Prinzipien dieser Arbeit zu Grunde lägen, nach denen der
verantwortliche Regisseur sich leiten ließt beziehungsweise denen er
sich verpflichtet fühlt. Was sollte an diesen naheliegenden Fragen
, die ich mir in erster Linie erstmal selbst stellen würde, im
hypothetischen Falle so abwegig sein?
(Zwischenbemerkung
: Ehrlicher wäre im obigen Falle nach meinem Empfinden vielleicht eine Aufführung unter
der Ankündigung:
"Schwanentango"
- Experimentelles Musiktheater von Willi Wichtig . Nach Motiven von
Walt Disney, Hella von Sinnen, Quentin Tarantino, Luis Trenker und Ed
Wood. Musik von James Last, Böhse Onkelz. Herzdecker Wildbuben,
Gunter Gabriel,......Richard Wagner ,......"
oder
so ähnlich.)
Übrigens,
selbst wenn ich einen x-beliebigen Berufstätigen, sagen wir einen
Anwalt, nachts um 4 aus dem Bette reiße, und ihm direkt nach seinem
Berufsethos fragen würde , dann könnte er mir garantiert im Halbschlaf wie aus
der Pistole geschossen 3-4 zentrale Punkte dieser Anwaltsethik
herunterbeten und er würde bestimmt nicht mit Ausflüchten reagieren
oder beleidigt sein. ( Höchstens deshalb, weil ich ihn zu
nachtschlafender Zeit geweckt habe).
Ich fände auch nichts
Verwerfliches daran. jemanden ganz persönlich nach seinem
Berufsethos zu fragen. Wo ist das Problem? Die meisten werden
vermutlich sogar mit einem gewissen (Berufs)Stolz klar und sehr gern
Auskunft darüber geben.
Kunstschaffende aller Wahrscheinlichkeit
nach selbstverständlich auch. Denn künstlerische Freiheit und der
Berufsethos des Künstlers müssen doch irgendwie miteinander
zusammenhängen, oder liege ich da so vollkommen daneben?
Das
nochmal zur Klarstellung. Und jetzt bin ich endgültig raus hier.
Viele Grüße....MDM 
P.S.:
Beitrag #1.199 könnte als gute Grundlage eines neu zu eröffnenden Threads dienen.