Erst einmal belegt Lazar Berman mit seinen feinsinnigen Liszt-Interpretationen, wo wirklich jede Note ernst genommen und alles bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet wird, was das bedeutet.
Holger, ich fürchte, du entgleist gerade.
Aber wenn für dich das Begründen jeder Note (eigentlich könnte man besser sagen: Ein Musiker müsste jeden 'Ton', den er spielt, begründen können - für die Begründung der Noten wäre der Komponist zuständig, wenn man so wollte) gleichzusetzen ist mit "jede Note ernst" nehmen, kommen wir einander inhaltlich überraschend nah. Hätte ich nicht gedacht. 
Zweitens sollte man den Kontext kennen, aus dem die Goldenweiser-Maxime stammt. Goldenweiser war ein Gegner des in der russischen Klavierschule gepflegten Expressivo-Stils mit seinen Freizügigkeiten. Darüber bist Du ganz offensichtlich nicht im Bilde und schwafelst einfach nur herum.
Du verlierst die Contenance und damit auch den Sinn für die äußeren Grundvoraussetzungen von kontroverser Rede und Gegenrede. Ich habe dir deutlich gemacht, dass mir das Goldenweiser-Zitat zu diffus erschien, um daraus inhaltliche Klarheit zu gewinnen. Jetzt sagst du mir zwar, aus welchem Kontext es stammen soll, verbindest dies aber mit einem ungehörigen Ad hominem-Angepampe. 
Wenn jemand über eine rote Ampel fährt, fährt er über eine rote Ampel. Wenn bei Ravel ausdrücklich steht "Dasselbe Tempo" und man nicht dasselbe Tempo spielt, dann fährt man als Interpret über eine rote Ampel. Und dann braucht man schon eine sehr starke Begründung dafür. Der Notarzt darf über die rote Ampel fahren. Brauchte Ravels Musik etwa einen Notarzt, so dass Arzt Ciccolini über alle roten Notentext-Ampeln brettern durfte? 
Das ist mir zu billig. Aber selbst wenn ich mit deiner für mich befremdlichen Vorstellung von roten Ampeln mitginge: Du hast die Möglichkeit offenbar ausgeschlossen, dass Ciccolini tatsächlich "starke" Begründungen für seine Interpretation hätte anführen können = jede Note ernst genommen hat. Damit verlegst du den Inhalt deiner Kritik übrigens in Bereiche, die man nicht nachprüfen kann. Und ich glaube im Leben nicht, dass du oder jemand Anderes zuverlässig ableiten kann, welche Noten ernst genommen wurden und welche nicht. Man kann lediglich hören, was klingt bzw. wie es klingt. Daran müsste man sich m.E. in einer Kritik abarbeiten.
Unstrittig ist, dass ich ein Fachmann bin und Du einfach keiner bist. Von daher kann ich jedenfalls beurteilen, was eine vertretbare und was eine abwegige Position in der Ästhetik ist.
Auch das ist leider ganz billig. Und befremdlich für einen Philosophen, der das Wort "Sokrates" immer mal wieder anerkennend in die Tastatur buchstabiert. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein solcher Hang zum Sichaufblasen u.a. mit deiner Hermeneutiker-Biografie zusammenhängt. In Gadamers Hauptschrift gibt es ja dieses für mein Verständnis hochproblematische Kapitel über Autorität und Tradition. Das bringe ich mit deinem Verhalten und deiner Schwäche für autoritäres Dampfhämmern mühelos zusammen.
Ach Leute. Da sitzt jetzt die Fraktion, die aufgrund meines Einwandes gegen einen Kalehta-Satz das Popcorn rausgeholt hat. Ich denke aber eher an diejenigen, die sich über Ravel austauschen wollen. Tut mir leid. Vielleicht kommt ja noch der Löschzug.