Wegen seiner guten Leistungen war er im Herbst 1920 in die Meisterklasse von Franz Schreker aufgenommen worden, der zu dieser Zeit schon ein bekannter Opernkomponist war und nun als Hochschuldirektor von Wien nach Berlin berufen wurde. Zu seiner Zeit bei Schreker meinte Schmidt-Isserstedt rückblickend:
»Ich habe bei Schreker eigentlich nicht viel gelernt. Er war ein wunderbarer Instrumentator, aber im Grunde hatte ich zu seiner Musik, die sehr impressionistisch war und eigentlich, wie ich zu sagen pflege, keine Knochen hatte, nicht sehr viel Einstellung«.
Schmidt-Isserstedt schaffte es auch auf die sogenannte »Gottbegnadetenliste«, welche 1944 von Hitler und Goebbels zusammengestellt wurde. Da waren 1.041 Künstler verschiedener Kunstgattungen aufgelistet, die man vom Kriegsdienst bewahren wollte, die als unabkömmlich galten; Schmidt-Isserstedt war einer von insgesamt16 Dirigenten.
ich finde, es macht keinen guten Eindruck, wenn in einer Biografie eine Kritik eines offensichtlich regimefreundlichen Dirigenten an einem jüdischen Komponisten als musikalisches Werturteil darstellt.
Zitat Wikipedia: Bereits in den späten 1920er-Jahren war Schreker Angriffsobjekt der Kulturpolitik der Nationalsozialisten. 1932 wurde auf Grund des NS-Terrors die in Freiburg geplante Uraufführung seiner Oper Christophorus von Schreker selbst zurückgezogen, und er wurde zum Rücktritt von seinem Amt als Direktor der Berliner Musikhochschule gezwungen, die er seit 1920 geleitet hatte. Von 1932 bis 1933 war er außerdem Leiter einer Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste. Einer seiner Schüler dort war Wladyslaw Szpilman. Kurz nach seiner Zwangsversetzung in den Ruhestand, die Max von Schillings verfügte, starb er am 21. März 1934 an einem Herzinfarkt, dem ein Schlaganfall vorausgegangen war, und wurde auf dem Waldfriedhof Dahlem beigesetzt.
in diesem Zusammenhang wirkt das Zitat des Dirigenten für mich eher wie eine Rechtfertigung einer unmenschlichen Vorgangsweise.
Ich finde, das Forum könnte auch hier Sensibilität entwickeln... Aussagen von parteitreuen Deutschen über jüdische Komponisten halte ich für entbehrlich.
Zudem ist die subjektive Aussage: "die Musik hatte keine Knochen" viel zu vage, um künstlerisch wirklich von Bedeutung zu sein... musikanalytisch läßt sich vermuten, daß mangelnde Formstrenge gemeint ist - aber die ist ein beliebiges Kriterium und nicht entscheidend für Geschmacksurteile.
Oder soll es eine Kritik am impressionistischen = französischen Einfluß sein, der dem linientreuen Dirigenten nicht gefallen hat.
Ich denke, daß das Werk Franz Schrekers auf jeden Fall mehr Bedeutung hat als die Leistungen von Schmidt-Isserstedt, die Nachwelt wird letztlich entscheiden...