Daniel Gutmann - Lieder auf der ersten CD


  • Der aus Niederösterreich stammende Bariton Daniel Gutmann ist vielseitig unterwegs. Als Sänger gehört er zum Ensemble des Gärtnerplatztheaters in München, wo er den Papageno und Guglielmo sang. Nebenher ist er Manager, Frontman, Songwriter und Manger in einem bei seiner Countryband The Groovecake Factory, mit der er – wie auf seiner Homepage zu erfahren ist - im "In- und Ausland zahlreiche Preise gewann". Nicht genug. An der Universität Wien brachte Gutmann, Jahrgang 1991, ein Studium als Sportwissenschaftler zum Abschluss. Man sieht es ihm an, dass er auch Wert auf Körperkultur legt. Gemeinsam mit dem 1996 in Wien geborenen Pianisten Maximilian Kromer, hat er bei bei Gramola seine erste Solo-CD veröffentlicht. Auf dem Programm Lieder von Robert Schumann. Stünde der Name des Autors der literarischen Vorlagen nicht auch auf dem Cover, der Titel der CD "Tränenflut" wäre Hinweis auf Heinrich Heine genug. Der hat "im Traum geweinet", und seine "Tränenflut" strömt noch beim Erwachen. Das Zitat führt zum letzten Lied der "Dichterliebe", dem Höhepunkt der neuen CD. Vorangestellt ist dem berühmten Zyklus der Liederkreis Op. 24. Im Booklet analysiert der österreichische Musikwissenschaftler Christian Heindl die Werke und stellt auch deren zeitliche Nähe im Schaffen des Komponisten heraus. Sie sind in der ersten Hälfte des Jahres 1840 entstanden. Mit rund 140 Liedschöpfungen war es für Schumann künstlerisch eines der einträglichsten Jahre. Die Musikliteratur spricht von seinem "Liederjahr". Zudem konnte Schumann im September endlich Clara heiraten. Ein Gericht hatte die Ehe gegen den heftigen Widerstand von Claras Vater Friedrich Wieck erlaubt.


    Dass sich ein Sänger zu Liedern eines Altersgenossen hingezogen fühlt, ist nur zu verständlich. Schumann war – wie sein aktuellster Interpret – um die Dreißig, als er "Dichterliebe" und Liederkreis schuf. Das kann ein Vorteil sein, muss es aber nicht. Gutmann singt die Lieder nach meinem Eindruck so, als ginge das, was sich darin poetisch ereignet, vor allem ihn selbst an. Er wirkt dadurch authentisch und glaubhaft und wird damit – daran ist nicht zu zweifeln – beim Publikum ankommen. Der Vortrag geht ihm leicht über die Lippen. Manchmal zu leicht. Vielleicht muss das auch so sein, wenn man sich als junger Sänger gleich die Gipfel der Liedkunst erstürmen will. Dafür ist er sehr gut zu verstehen, was für den Sänger in diesem Genre eine der wichtigsten Voraussetzung ist. Nicht ein Wort, nicht ein Apostroph geht unter. Ausbaufähig ist sein Legato. In dramatischen Momenten wirken manche Töne noch wie Koloraturen aneinandergereiht. Am sichersten bewegt er sich in der Mittellage. Obwohl vorhanden, kommt mir die Tiefe etwas zu künstlich erzeugt vor. Im Ausdruck kommt er manchmal noch an Grenzen. "Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht" ist ein Lied, das es in sich hat, musikalisch und inhaltlich. Durch opernhafte Anleihen ist es kaum zu bewältigen. Ein Mangel an Poesie stellt sich vor allem bei dem Lied "Das ist ein Flöten und Geigen" ein. Zwischen beide Zyklen platziert sind als Kontrastprogramm die dramatischen Heine-Balladen "Die beiden Grenadiere" und "Belsazar", die auch für den Pianisten Herausforderungen darstellen, die eindrucksvoll bewältigt werden.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • * 4. Juni 1991 in Zwettl, Niederösterreich


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    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)