Am vergangenen Freitag wurde im Konzerthaus Dortmund Lucrezia Borgia konzertant aufgeführt.
Besetzung:
Lucrezia Borgia - Edita Gruberova, Sopran
Don Alfonso - Franco Vasallo, Bass
Gennaro - José Bros, Tenor
Maffio Orsini - Silva Tro Santafé, Alt
Jeppo Liverotto - Bernardo Kim, Tenor
Don Apostolo Gazella / Voce die dentro - Thomas Laske, Bass
Asciano Petrucci - Il Hong, Bass
Oloferno Vitelozzo - Tansel Akzeybek, Tenor
Gubetta / Coppiere - Sebastian Geyer, Bass
Rustighelle / Usciere - Thomas Blondelle, Tenor
Astolfo - Shady Torbey, Bass
Musikalische Leitung: Andriy Yurkevych
Chor der Oper Köln
Einstudierung Andrew Ollivant
WDR Rundfunkorchester Köln
Für mich war dies der erste Besuch im Konzerthaus in Dortmund. Ich habe lange überlegt, welche für Karten ich für diese Vorstellung kaufen soll. Man kann die Karten online kaufen und die einzelnen Plätze wählen. Da ich ich erst eine Woche vor der Aufführung entschlossen habe, mir die Oper anzuhören, hatte ich keine besonders große Auswahl mehr - und ich wusste auch nicht, wie groß die Konzerthalle ist. Beim Anblick des Saalplans im Internet erschien sie mir aufgrund der Anzahl der Reihen im Parkett für eine Konzerthalle riesig - was sich im Ergebnis auch bestätigt hat. Es gab noch einige Plätze im 2. Rang, ein paar in den hinteren Reihen im Parkett und 2 Plätze im Parkett vorne links in der 5. Reihe. Für diese beiden habe ich mich dann entschieden und bin mit dieser Auswahl sehr zufrieden gewesen.
Das Konzerthaus in Dortmund ist riesig. Ich denke von den Reihen hinten im 2. Rang hätte man kaum noch etwas erkennen können. Wir saßen also vorne in der 5. Reihe. Da die Bühne etwas tiefer ist als die ersten Reihen hatten wir das Glück, dass wir uns mit den stehenden Sängern auf Augehöhe befanden und hervorragend sehen konnten.
Edita Gruberova als Lucrezia Borgia war beeindruckend. Siegfried schrieb an anderer Stelle, er könne ihr beim Singen nicht zusehen. Ich kann das nachvollziehen, auch ich hatte meine Probleme damit. Sie hat jedoch beeindruckend und mitreißend gesungen, lediglich in der Schlussarie hatte man das Gefühl, dass sie sich quälte. Ansonsten war es ein Genuss, ihr zuzuhören.
Am besten jedoch hat mir an diesem Abend Franco Vasallo als Alfonso gefallen. Ich kannte ihn vorher nur von einer DVD als Renato in Verdis Maskenball. Da Franco Vasallo eigentlich ein Bariton ist war ich überrascht, dass er den Alfonso gesungen hat, der ja nun mal eine Bass-Partie ist. Er hat die Rolle großartig gemeistert. Seine kräftigen, melodiösen Töne waren mitreißend.
José Bros hat gut gesungen, aber für mich klang seine Stimme etwas gepresst und war somit nicht ganz mein Fall. Aber das ist mein persönlicher Geschmack. Einmal am Ende einer Arie hatte man das Gefühl, ihm sei die Luft ausgegangen.
Ein weiteres Highlight an diesem Abend war für mich Silva Tro Santafé als Maffio Orsini. Ihre klare Altstimme war wundervoll anzuhören. Thomas Blondelle erheiterte durch seine Gesichtsmimik. Auch die anderen kleineren Rollen waren durchweg gut besetzt.
Während des Prologs habe ich das Orchester als zu laut empfunden, gerade Silva Tro Santafé war teilweise kaum zu hören. Das besserte sich ab dem 1. Akt. Ich weiß nicht ob es daran lag, dass wir so dicht an den Sängern und dem Orchester saßen oder ob es schlichtweg zu laut war. Es wäre interessant zu wissen, ob das vom 2. Rang aus auch so wahrgenommen wurde, oder ob man dort den Gesang hören konnte. Grundsätzlich fand ich die Akustik des Konzerthauses Dortmund nicht ganz optimal.
Die Aufführung war ein richtiger Genuss und die Sänger wurden entsprechend mit Bravo-Rufen und wirklich langem Applaus belohnt.
Ich hätte mich gefreut, wenn es keine konzertante Aufführung sondern eine „richtige“ Opernaufführung gewesen wäre. Ich habe Lucrezia Borgia zum ersten Mal live gesehen. Positiv anzumerken ist, dass es zum Programmheft ein komplettes Libretto auf italienisch und deutsch gab.
Die Oper wurde vom WDR aufgenommen und wird in ca. 2-3 Monaten käuflich zu erwerben sein. Ich werde mir auf jeden Fall eine CD zulegen.