Donizetti, Lucrezia Borgia, 04.06.2010 in Dortmund

  • Am vergangenen Freitag wurde im Konzerthaus Dortmund Lucrezia Borgia konzertant aufgeführt.


    Besetzung:


    Lucrezia Borgia - Edita Gruberova, Sopran
    Don Alfonso - Franco Vasallo, Bass
    Gennaro - José Bros, Tenor
    Maffio Orsini - Silva Tro Santafé, Alt
    Jeppo Liverotto - Bernardo Kim, Tenor
    Don Apostolo Gazella / Voce die dentro - Thomas Laske, Bass
    Asciano Petrucci - Il Hong, Bass
    Oloferno Vitelozzo - Tansel Akzeybek, Tenor
    Gubetta / Coppiere - Sebastian Geyer, Bass
    Rustighelle / Usciere - Thomas Blondelle, Tenor
    Astolfo - Shady Torbey, Bass


    Musikalische Leitung: Andriy Yurkevych
    Chor der Oper Köln
    Einstudierung Andrew Ollivant
    WDR Rundfunkorchester Köln


    Für mich war dies der erste Besuch im Konzerthaus in Dortmund. Ich habe lange überlegt, welche für Karten ich für diese Vorstellung kaufen soll. Man kann die Karten online kaufen und die einzelnen Plätze wählen. Da ich ich erst eine Woche vor der Aufführung entschlossen habe, mir die Oper anzuhören, hatte ich keine besonders große Auswahl mehr - und ich wusste auch nicht, wie groß die Konzerthalle ist. Beim Anblick des Saalplans im Internet erschien sie mir aufgrund der Anzahl der Reihen im Parkett für eine Konzerthalle riesig - was sich im Ergebnis auch bestätigt hat. Es gab noch einige Plätze im 2. Rang, ein paar in den hinteren Reihen im Parkett und 2 Plätze im Parkett vorne links in der 5. Reihe. Für diese beiden habe ich mich dann entschieden und bin mit dieser Auswahl sehr zufrieden gewesen.


    Das Konzerthaus in Dortmund ist riesig. Ich denke von den Reihen hinten im 2. Rang hätte man kaum noch etwas erkennen können. Wir saßen also vorne in der 5. Reihe. Da die Bühne etwas tiefer ist als die ersten Reihen hatten wir das Glück, dass wir uns mit den stehenden Sängern auf Augehöhe befanden und hervorragend sehen konnten.


    Edita Gruberova als Lucrezia Borgia war beeindruckend. Siegfried schrieb an anderer Stelle, er könne ihr beim Singen nicht zusehen. Ich kann das nachvollziehen, auch ich hatte meine Probleme damit. Sie hat jedoch beeindruckend und mitreißend gesungen, lediglich in der Schlussarie hatte man das Gefühl, dass sie sich quälte. Ansonsten war es ein Genuss, ihr zuzuhören.


    Am besten jedoch hat mir an diesem Abend Franco Vasallo als Alfonso gefallen. Ich kannte ihn vorher nur von einer DVD als Renato in Verdis Maskenball. Da Franco Vasallo eigentlich ein Bariton ist war ich überrascht, dass er den Alfonso gesungen hat, der ja nun mal eine Bass-Partie ist. Er hat die Rolle großartig gemeistert. Seine kräftigen, melodiösen Töne waren mitreißend.


    José Bros hat gut gesungen, aber für mich klang seine Stimme etwas gepresst und war somit nicht ganz mein Fall. Aber das ist mein persönlicher Geschmack. Einmal am Ende einer Arie hatte man das Gefühl, ihm sei die Luft ausgegangen.


    Ein weiteres Highlight an diesem Abend war für mich Silva Tro Santafé als Maffio Orsini. Ihre klare Altstimme war wundervoll anzuhören. Thomas Blondelle erheiterte durch seine Gesichtsmimik. Auch die anderen kleineren Rollen waren durchweg gut besetzt.


    Während des Prologs habe ich das Orchester als zu laut empfunden, gerade Silva Tro Santafé war teilweise kaum zu hören. Das besserte sich ab dem 1. Akt. Ich weiß nicht ob es daran lag, dass wir so dicht an den Sängern und dem Orchester saßen oder ob es schlichtweg zu laut war. Es wäre interessant zu wissen, ob das vom 2. Rang aus auch so wahrgenommen wurde, oder ob man dort den Gesang hören konnte. Grundsätzlich fand ich die Akustik des Konzerthauses Dortmund nicht ganz optimal.


    Die Aufführung war ein richtiger Genuss und die Sänger wurden entsprechend mit Bravo-Rufen und wirklich langem Applaus belohnt.


    Ich hätte mich gefreut, wenn es keine konzertante Aufführung sondern eine „richtige“ Opernaufführung gewesen wäre. Ich habe Lucrezia Borgia zum ersten Mal live gesehen. Positiv anzumerken ist, dass es zum Programmheft ein komplettes Libretto auf italienisch und deutsch gab.


    Die Oper wurde vom WDR aufgenommen und wird in ca. 2-3 Monaten käuflich zu erwerben sein. Ich werde mir auf jeden Fall eine CD zulegen.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Hallo Marnie,


    Deinen Report fand ich hochinteressant.


    Das Dilemma mit dem Orsini, dass er nicht zu hören ist, ist bei allen Aufführungen das Gleiche. Meistens wird er in der Bühnentiefe positioniert und besitzt nur ein dünnes Stimmchen. Damit kann er nicht durchdringen. Dabei ist die Arie, die er zu singen hat, wunderschön. Die Horne und die Verret hatten keine Probleme, bei einer Studioaufnahme kann der Toningenieur einiges einrichten - aber ansonsten steht der Mezzo hier auf verlorenem Posten. Dem Hirtensolo in Tosca geht es ähnlich.


    Bei José Bros kann ich mir vorstellen, dass er langsam nachlässt. Er singt ja auch schon ein ganzes Weilchen. Die beiden Einspielungen mit der Nachtwandlerin liegen zehn Jahre auseinander. In der ersten mit der Gruberowa hat er auch noch vollen Schmelz. In der zweiten mit Eva Mai ist er auch noch bestens in Form. Man würde auch keinen Unterschied merken, wenn man beide Einspielungen nicht nacheinander hört. Ich mag die Stimme sehr gern und würde ihm vieles nachsehen.


    Der Gruberova muss man im Hinblick auf ihr Lebenswerk schon ein paar Grimassen mehr zugestehen. In Bellinis Beatrice (DVD) gefällt mir die Diva eigentlich auch noch, da es ohnehin eine Alternative auf DVD noch nicht gibt.


    Für den Alfonso wird gern eine 'schwarze' Stimme genommen. Ezio Flagello war seinerzeit ein volles Pfund.


    :rolleyes:


    Was mich wundert ist, dass Dortmund eine solche prominente Besetzung auf die Beine bringt. Ich bin dort in der Ecke geboren und deshalb meine rege Anteilnahme.


    :]


    Was macht Roberte Deverux? Wolltest Du ihn nicht beschreiben?


    Viele Grüße aus Hamburg
    :angel:
    Engelbert

  • Zitat

    Original von Engelbert
    Was mich wundert ist, dass Dortmund eine solche prominente Besetzung auf die Beine bringt. Ich bin dort in der Ecke geboren und deshalb meine rege Anteilnahme.


    :]


    Ja, seit Dortmund das Konzerthaus hat, gibt es dort einige interessante Aufführungen mit beachtenswerter Besetzung. Wie z.B. am 29.06. die Norma mit Cecilia Bartoli:


    http://www.konzerthaus-dortmun…de/page=2/taps=104/193725


    Da ich aber eigentlich recht oft in die Oper gehe, waren mir für diese Veranstalung ehrlich gesagt die Karten zu teuer. Derzeit sind noch 11 Karten zu haben.
    Ich wundere mich schon, dass die Karten für die Lucrezia Borgia 73,00 € gekostet haben und dieselben Karten für die Norma 216,00 € kosten sollen.....




    Zitat

    Original von Engelbert


    Was macht Roberte Deverux? Wolltest Du ihn nicht beschreiben?


    Der ist eigentlich fertig. Ich muss ihn nur noch mal durchlesen und wollte an bestimmten Stellen noch ein paar Arien ergänzen. Das war für das letzte Wochenende geplant, aber dann kam ein Todesfall in der entfernteren Familie dazwischen und dieses Wochenende war ich fast nur unterwegs.
    Kann sich aber nur noch um ein paar Tage handeln :yes:


    Viele Grüße aus dem verregneten Düsseldorf!

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Zu José Bros: er hat schon gut und mitreißend mit einer gehörigen Portion Schmelz gesungen, nur der Klang der Stimme (ich kann es schlecht beschreiben) klang so gedrückt und gepresst, die hat mir einfach nicht so gut gefallen. Aber alles in allem war diese Aufführung wirklich ein großartiges Ereignis und ich bin sehr froh, das ich noch so kurzfristig entschieden habe nach Dortmund zu fahren.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Hallo Marnie,


    ich war auch am Freitag in Dortmund und kann mich deiner Kritik nur anschließen. Edita Gruberrova war wiriklich hervorragend und hat mir besser gefallen als bei der Norma in Duisburg. Schade das beim Schlussapplaus viele der Zuschauer schon gegangen waren. Auch gefällt mir das Dortmunder Konzerthaus besser als das Duisburger, auch wenn in Dortmund die Karten teuerer sind als in Duisburg . Außerdem ist schade, das man mit den Karten nicht kostenlose im Regionalexpress fahren kann.

  • Die Aufführung der Lucrezia Borgia in Dortmund am 04.06.2010 wurde aufgezeichnet. Laut Aussage des Labels Nightingale soll die CD diesen Monat noch veröffentlicht werden:


    Viele Grüße,


    Marnie

  • Ich freue mich zu sehen, dass es jetzt mit dem Cover funktioniert. Danke an wen auch immer für die Hilfe!


    Man kann die CD jetzt bestellen, auch wenn die Lieferzeit leider 5-7 Wochen beträgt.

    Viele Grüße,


    Marnie