Gaetano Donizetti: La Fille du Régiment ( Hamburg, d. 11.05.2013 )

  • Schon nach den ersten Sekunden des Vorspiels kristallisierte es sich heraus, das dieses mit angrenzender Wahrscheinlich ein wundervoller Abend werden würde.
    Wenn man vielleicht einige Bläser Unsauberkeiten und einen groben Patzer beides im Vorspiel, der passieren kann, ignoriert.
    Alfred Eschwe und die Philharmoniker Hamburg fanden den richtigen musikalischen Tonfall für diese Oper.
    Gesanglich hingegen war an diesem Abend wieder einmal die erste Liga angetreten.
    Allen voran Lawrance Brownlee als Tonio, der bereits 2006 in dieser Rolle in Hamburg bewies, das an ihm, als einen der führenden Sänger in diesem Fach eingentlich kein Weg mehr vorbei führt, wenn gleich er den sportlich Stunt, einen rückwärtig durchgeführten Überschlag aus dem Stand diesesmal außen vorließ.
    Sichere Techik, brilliant Höhe und eine Bühnenpräsenz, wie es sie in dieser Kombination nicht so häufig gibt.
    Daniela Fally als Marie bewies wiedereinmal mehr, das sie nicht nur heitere Koloraturketten brilliant beherrscht, sondern auch als Komödiantin und auch als Tragödin in jedem Falle immer den richtigen Ton findet.
    Renate Springler, die schon seit Jahren an diesem Hause singt, es muß hier einmal erwähnt werden, das man dieser Frau für diese jahrelange Zugehörigkeit und solide Leistung gar nicht genug danken kann.
    Als La Marquise de Berkenfeld war sie sowohl was die französsiche Diktion in den Sprechpassagen anbelangt glaubwürdig, es wirkte nicht einfach so aufgesagt, man merke es ihr an, das sie sehr genau wußte was sie hier sagte, sondern sie war auch wieder gesanglich und darstellerisch hervorragend.
    Tigran Martirossian war an diesem Abend in dieser Rolle, der des Suplice gesanglich und auch darstellerisch voll in seinem Element.
    Auch nach wiederholtem hören und sehen, der spritzige Humor dieser Inszenierung wirkt immer noch.
    Es war ein gelungener, wundervoller Abend und das Publikum dankte es den Darstellern mit reichlich Applaus und Bravorufen.

  • Hallo, Sven!


    Beneidenswert, solch eine tolle Oper in dieser Besetzung zu erleben! Allerdings schreibst du nichts über die Inszenierung. War diese dem Libretto entsprechend zeitgemäß oder auch modernisiert und "entstaubt"?



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Die Oper war zeitlos Inszeniert.
    Die Damen in modernen figurbetonten Kleidern, die Herren im Anzug, der Tanzlehrer in einem Kostüm das irgentwo zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert angesiedelt gewesen sein mußte.
    Die Soldaten trugen die allgemein üblichen Uniformen in Tarnfarben und es gab die klassischen Turnübungen.
    Die Gesangsstunde wurde hier anders als in anderen Inszenierungen gelöst, hier sang sie permanent mehrere Schwebungen zu Tief, zumindest bei dem einzuübenden Gesangsstück, Rataplan hingegen war gesanglich richtig.
    Christine aus Amsterdam ein ca. 1,90 großer Travestiestar ( die 8-10 cm Pumps nicht mit eingerechnet ) gab wie schon in allen anderen Aufführungen souverän die La Duchesse de Crakentorp, mit ihrem Sohn, den sie mehr oder weniger über die Bühne und in sein Glück schleifte.
    Auch dieses finde ich persönlich tolle Idee, obwohl ich eigentlich mit Travestie wenig anfangen kann (wenige Ausnahmen bestätigen hier die Regel ), aber hier auch von der Art her, wie es umgesetzt wurde, witzig aber nicht klamaukig, hervorragend.
    Die Tanzstunden mit dem Kick bis sich kein älterer Herr mehr freiwillig zur Verfügung stellte und dem eleganten Würgegriff mit einem gekonnten Wurfrad des Tanzmeisters, originell.

  • Lieber Sven,


    ich beneide Dich , den Brownlee gehört zu haben, was mir bisher leider nicht vergönnt gewesen war. Selbst Florez braucht einen sehr guten Tag, wenn er mit Brownlee gleichziehen will. Florez habe ich persönlich gehört, an einem schlechten Tag. Allerdings hat er in Fernsehaufführungen gerade ich der Regimentstochter einen tollen Tag gehabt. So wie Du ihn mit Brownlee live erleben konntest.


    Über die Ausstattung sage ich lieber nichts.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.