Joseph Joachim RAFF - Sinfonie Nr 2 op. 140

  • Joseph Joachim RAFF Sinfonie Nr 2



    Eigentlich hatte ich vorgehabt mir mit den weiteren Sinfonien Raffs ein wenig Zeit zu lassen, da die Begeisterung für diese Werke im Forum nicht allzu groß ist. Ich habe soo viele Neuaufnahmen abzuhören. Und hier trifft es sich wieder vorzüglich, denn eine dieser Neuaufnahmen ist Neeme Järvis Nauaufnahme von Raffs Sinfonie Nr 2 für CHANDOS.
    Sie ist somit eine Alternative zu meiner bereits vorhandenen TUDOR Einspielung mit den Bambergern Symphonikern unter Hans Stadlmair


    Das Werk wurde 1866 vollendet. Sie hat – eine Seltenheit bei Raff – keinen Titel.
    Festlich- fröhlich –energisch beginnt der erste Satz mit einem Hauch von Mendelssohn – und wie immer überirdisch schön instrumentiert, Raff kann sich hier durchaus mit den Größen seiner Zeit messen – und gelegentlich übertrifft er sie meiner Meinung nach sogar. Seine Zeitgenossen wussten das auch, Raff war der damals meistgespielte Komponist,


    Mit der Chandos Aufnahme hat die durchaus gute Stadlmair Aufnahme Konkurrenz bekommen, vielleicht sogar ihren Meister gefunden, sie ist flotter – ohne zu hetzen und bringt meiner Meinung nach feinste Details besser zur Wirkung, zudem wirkt sie auf mich – fast ein Paradoxon – sogar ein Quentchen „lieblicher" und bringt solcherart die RAFFinierte Instrumentierung optimal zur Geltung.
    In dieser Interpretation wird Raff zum Meister ersten Ranges – was er ja im Grunde auch ist – und immer gewesen ist…..


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Aus der meines Wissens ersten Gesamteinspielung sämtlicher Sinfonien von Joachim Raff bliebe noch die Oktober 1993 entstandene Aufnahme mit dem Slovak State Philharmonic Orchestra (Košice) unter der Leitung von Urs Schneider nachzutragen.


    An der Aufnahme hatte ich nichts zu bekritteln, wie man vielleicht angesichts des unbekannten Orchesters und Dirigentens oder der doch recht östlichen Location hätte unterstellen können. Kann sie aber in Unkenntnis der obigen Einspielungen mit diesen nicht vergleichen.


    Die Spielzeiten der einzelnen Sätze sind 11:37, 9:46, 5:28, 8:45. Wie flott also diese Aufnahme ist, mag dann Alfred vergleichen.


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Ich kenne diese Aufnahme (noch) nicht, sie ist aber auf meiner Bestelliste.
    Wohl aber habe ich einige andere Sinfonien aus dieser Serie, mit gleichem Dirigenten und gleichem Orchester, kann somit einiges darüber sagen. In der Tat ist das Orchester untadelig und hat zudem noch einen angenehmen Klang, der die Instrumentierung Raffs vorteilhaft betont. Die Interpretationen - soweit ich sie vergleichend hören konnte - sind jedoch "braver" - weniger dynamisch. Das kommt meinen Hörvorlieben entgegen, denjenigen der meisten deutschen Hörer indes vermutlich nicht.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Neeme Järvi kommt sicherlich noch auf die Anschaffungsliste. Laut http://www.raff.org wird Järvi im Juni auch die Lenore-Sinfonie mit dem Orchestre de la Suisse Romande für Chandos aufnehmen. Bis dahin begnüg' ich mit Urs Schneider.


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Neeme Järvi kommt sicherlich noch auf die Anschaffungsliste. Laut http://www.raff.org wird Järvi im Juni auch die Lenore-Sinfonie mit dem Orchestre de la Suisse Romande für Chandos aufnehmen. Bis dahin begnüg' ich mit Urs Schneider.


    Du solltest aber wirklich nicht auf Stadlmairs Interpretationen mit den Bamberger Symphonikern verzichten. Ich kannte natürlich auch zuerst die MARCO-POLO-Einspielungen. So lernte ich Raff kennen, ahnte aber immer, dass aus dieser Musik noch mehr herauszuholen sei. Als dann zu Beginn der 'Nuller-Jahre' nach und nach die Stadlmair-Lesarten auf den Markt kamen, war ich glücklich. Zumal Stadlmair auch noch Cellokonzerte und Violinkonzerte Raffs eingespielt hat.


    Seine Aufnahmen mit dem Bamberger Orchester sind für sich genommen sehr gut und ein Quantensprung im Vergleich zu den soliden Aufnahmen aus der slowakischen Provinz. Dann erschien zu Beginn des Jahres Neeme Järvis Einspielung der 2. Symphonie (und der Shakespeare-Ouvertüren), hier vermeinte ich dann noch einmal eine meinen Vorstellungen entgegenkommende Steigerung der Gesamtqualität wahrnehmen zu können.


    Aber es wird halt noch Jahre dauern, bis Järvi seinen Zyklus der Raff-Symphonien vollendet haben wird. Letztes Jahr nahm er die Zweite auf, dieses Jahr wird die Fünfte eingespielt ... wenn das so weiter geht in diesen Jahresabständen, dann ist der Zyklus erst nach 2020 vollendet und dann wird Neeme Järvi über 90 Jahre alt sein. Ich will ja den Teufel nicht an die Wand malen und weiß auch, dass der Beruf des Dirigenten demjenigen, der ihn ausübt, überdurchschnittlich oft eine an Methusalem gemahnende Lebensdauer verleiht. Aber mir wär's lieber, der Neeme tät' sich mal ein bisschen sputen ... so, zwei Raff-Symphonien (+ Zusatzwerke wie Orchestersuiten oder weitere Ouvertüren) pro Jahr wären gut.


    Am Ende bleibt der Zyklus unvollendet und kennst manche Raff-Symphonie nicht, weil Du auf Järvi gewartet hast, dabei liegt der sehr gute Stadlmair quasi vor Deiner Nase.


    Grüße,
    Garaguly

  • Am Ende bleibt der Zyklus unvollendet und kennst manche Raff-Symphonie nicht, weil Du auf Järvi gewartet hast, dabei liegt der sehr gute Stadlmair quasi vor Deiner Nase.

    Eine geradezu prophetische Aussage von Garaguly :)


    Auch mein einstiges Versprechen, die 2. auf "Marco Polo" anzuschaffen, habe ich gebrochen. Vermutlich weil ich auf die Umwidmung auf "Naxos" gewartet habe, die dann allerding nie stattgefunden hat.


    Ich habe die 2. schon gefühlte Ewigkeiten (also 9 Jahre !!!) nicht mehr gehört uns somit quasi keine Erinnerung daran - im Gegensatz zur ersten, die durch die Verwendung des Themas zum Lied "Des Deutschen Vaterland" eine unverwechselbare Prägung erhalten hat. Also ein Sprung ins kalte Wasser !

    Der hat sich aber gelohnt, den man wird durch einvortreffliches Werk belohnt. Nicht umsonst wurde Raff zu Lebzeiten mit den Grössten damals Lebenden Komponisten, wie Schumann, Mendelssohn, Tschaikowsky und Anton Rubinstein (heute auch vergessen) in einem Zug genannt.

    Alfred Beaujan weist auch darauf hin, daß RAFF um 1866, als er diese Sinfonie schrieb, WESENTLICH berühmter war als der ebenfalls am Beginn seiner Karriere stehende Anton Bruckner: Als der den Durchbruch geschafft hatte und zu überragender Berühmtheit geschafft hatte, hatte der Ruhm Raffs bereits nachgelassen,


    Damals und später wurde er von den MUWIS und ihren Machwerken sowie manchen Dirigenten als Epigone abqualifiziert- mit Ausnahme von Hans von Bülow, der ihn schätzte.



    Im Booklet wird Raff (A.B.) eine Nähe zur Tonsprache Mendelssohns zugebilligt, mit der Nachbemerkung - Raff stehe dem "Original" nur wenig nach. Dem möchte ich mich nicht völlig anschliessen, denn ich halte die Qualität für ebenbürtig, lediglich daß Raffs Werken ein gewisser "volkstümlicher" und "jagdmotivähnlicher" Unterton innewohnt.

    Der dritte Satz dieser Sinfonie übrigens ist in der Tat sehr von Mendelssohn beeinflusst - was ich nicht für einen Fehler halte


    Ebensowenig, wie, daß RAFF im wesentlichen Autodidakt war, weil das Geld zu eine professionellen Ausbildung nicht gereicht hat - Wer weiß wozu das gut war ;):P:untertauch::stumm::baeh01:


    Mir hat diese Sinfonie jedenfalls erfreuliche 37 Minuten beschert !!!


    mfg aus Wien

    Alfred

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    RAFF Joachim: Sinfonie Nr 1 op. 96 - "An das Vaterland"

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    RAFF Joachim: Sinfonie Nr 4 op. 167 "Im Walde"

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    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !