"I Capuleti e i Montecchi" an der Bayerischen Staatsoper (13.06.2014)

  • Trotz des ersten Höhepunkts der Fußball-WM war das Nationaltheater gestern Abend fast ausverkauft. Gegeben wurde Bellinis Version der Romeo und Julia-Geschichte, „I Capuleti e i Montecchi“. Wie ich wurden vielleicht auch andere davon angelockt, dass für die Hosenrolle des Romeo ursprünglich Elina Garanča vorgesehen war, die allerdings vor einigen Wochen absagte. Beim ersten Konzertauftritt nach ihrer Babypause, so die Begründung, habe sie gemerkt, dass sie noch nicht stark genug für eine szenische Opernaufführungs-Serie sei. Sehr bedauerlich. Als Ersatz wurde die spanische Mezzosopranistin Silvia Tro Santafé engagiert, die sich inzwischen einen Ruf nicht nur als Belcanto-Spezialistin, sondern auch als Händel-Sängerin erarbeitet hat. Auch gestern Abend lieferte sie einen durchaus beachtlichen Auftritt ab und erhielt sogar den meisten Applaus, auch wenn es ihr nach meinem Eindruck noch etwas an Bühnenpräsenz mangelte. Gleiches gilt für Ekaterina Siurina, die ihr ansonsten als Giulietta eine ebenbürtige Partnerin war. Das Bayerische Staatsorchester stand unter der Leitung von Riccardo Frizza, der die Sänger behutsam begleitete, dessen dramatische Gestaltung aber manchmal etwas zu wünschen übrig ließ.



    Während die Aufführung musikalisch zwar nicht herausragend, aber doch zumindest sehr gut war, lässt sich das leider von der Regie überhaupt nicht sagen, falls man überhaupt von einer solchen sprechen kann. Da ich vor einigen Jahren an der Berliner Staatsoper schon einmal eine Arbeit von Vincent Boussard gesehen hatte (Händels "Agrippina"), war ich auf das Schlimmste vorbereitet, was dann leider auch eintrat. Die „Regie“ erschöpfte sich darin, die schönen, aber zweckfreien Kostüme von Christian Lacroix in einem zugegeben sehr ästhetischen Bühnenbild zur Schau zu stellen. Eine Personenregie war hingegen nicht erkennbar, und mit dem Chor wusste Boussard nun gar nichts anzufangen, besonders deutlich zu sehen im Aufeinandertreffen der verfeindeten Capuleti und Montecchi am Ende des ersten Akts, in der eine Konfrontation überhaupt nicht sichtbar wurde. Die meiste Zeit hätte man getrost die Augen schließen können, ohne irgendetwas auf der Bühne zu verpassen. Ich habe nun endgültig beschlossen, mir keine Inszenierung dieses Regisseurs mehr anzuschauen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich habe nun endgültig beschlossen, mir keine Inszenierung dieses Regisseurs mehr anzuschauen.


    Seine Hamburger Butterfly (siehe u.a hier) ebenfalls mit Kostümen von Lacroix fand ich nicht so schlecht; sicher keine tiefgreifende Inszenierung, aber einfach recht schön anzuschauen. - Allerdings kenne ich auch keine weiteren Arbeiten von ihm. Ebenfalls in Hamburg werden Boussard und Lacroix übrigens 2014/15 Puccinis La fancuiulla del west auf die Bühne bringen. Mangels Zeit steht dies aber erst 2015/16 in meiner langfristigen Planung ;)

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Seine Hamburger Butterfly (siehe u.a hier) ebenfalls mit Kostümen von Lacroix fand ich nicht so schlecht; sicher keine tiefgreifende Inszenierung, aber einfach recht schön anzuschauen.


    Schön anzuschauen sind seine Inszenierungen immer, aber das ist für mich nicht Ziel von Opern-Regie (womit wir wieder beim Thema wären... :untertauch: ).

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich verweise an dieser Stelle auf meinen Bericht vom Mai 2012, als ich diese Inszenierung ( die ich mittlerweile fünfmal besucht habe!) mit Anna Netrebko und Vesselina Kasarova sehen durfte.
    Auch nach mehrmaligem Besuch bleibe ich bei meinem Urteil: es handelt sich um eine der angenehmeren bzw. erträglicheren Arbeiten aus dem Bachlerschen RT-Panoptikum. Man muss zumidenst nicht Kotzen und kann sich auf die Musik bzw. den Gesang konzentrieren. Das ist heute schon viel, auch wenn diese Inszenierung vom Idealzustand weitest entfernt ist. Man ist ja bescheiden geworden... ;) !



    München, 16 Mai 2012, I Capuleti e i Montecchi mit ..........

  • Ich verweise an dieser Stelle auf meinen Bericht vom Mai 2012, als ich diese Inszenierung ( die ich mttlerweile fünfmal besucht habe!) mit Anna Netrebko und Vesselina Kasarova sehen durfte.
    Auch nach mehrmaligem Besuch bleibe ich bei meinem Urteil: es handelt sich um eine der angenehmeren bzw. erträglicheren Arbeiten aus dem Bachlerschen RT-Panoptikum. Man muss zumidenst nicht Kotzen und kann sich auf die Musik bzw. den Gesang konzentrieren. Das ist heute schon viel, auch wenn diese Inszenierung vom Idealzustand weitest entfernt ist. Man ist ja bescheiden geworden... ;) !



    München, 16 Mai 2012, I Capuleti e i Montecchi mit ..........

    Mit Anna Netrebko und Vesselina Kasarova hast du natürlich eine Traumbesetzung erlebt, um die ich Dich beneide. Was die Beurteilung dieser Inszenierung :thumbdown: und der Arbeit des Intendanten Bachler in München :thumbsup: betrifft, so wird es Dich sicher nicht verwundern, dass ich dazu eine gänzlich andere Meinung habe als Du.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Auch Joyce di Donato als Romeo im Februar 2013 war eine Sensation. Wenn Frau Garanca gesungen hätte, wäre ich auch in dieser Serie hineingegangen. Nichts gegen die Einspringerin, aber im Moment schaffe ich es zeitlich nicht...