Richard Wagner: Lohengrin - die unverzichtbaren Aufnahmen der Taminos (Stand 2014)

  • "Lohengrin" war mein Einstieg in die Wagner-Welt. In Rückschau betrachtet, gewiss kein Fehlgriff. Vielfach als der Höhepunkt der hochromantischen Oper bezeichnet, kann "Lohengrin" vielleicht als das Tor zum Schaffen des "mittleren" Wagner betrachtet werden.


    An Aufnahmen herrscht auf den ersten Blick kein Mangel. Indes sind uns so maßstäbliche Interpretationen wie von Furtwängler, Knappertsbusch oder Klemperer nur in Fragmenten (Bayreuth 1936), in Übersetzungen (Budapest 1948) oder gar nicht erhalten. Einen schlichtweg unverzeihlichen Fauxpas leistete sich die BBC im April 1963, als man die Aufführung unter Otto Klemperer in Covent Garden schlichtweg vergaß mitzuschneiden. Trotzdem gibt es einige Aufnahmen, die Referenzstatus für sich beanspruchen können, auch wenn einige der besten Rollenvertreter der Titelpartie bedauerlicherweise nur in Auszügen für die Nachwelt festgehalten wurden.



    - Frick, Thomas, Grümmer, Fischer-Dieskau, Ludwig, Wiener; Chor der Wiener Staatsoper & Wiener Philharmoniker/Kempe (1962/63)


    Diese Aufnahme war meine allererste Gesamtaufnahme einer Wagner-Oper überhaupt. Sie hat einen legendären Ruf, der auch in gewisser Weise durchaus gerechtfertigt ist. Kritik in Details ist immer möglich. Am Pult wären mir die drei oben genannten Dirigenten lieber gewesen, aber was hilft das im nachhinein. Jess Thomas, oft als einziger Schwachpunkt benannt, gefällt mir dagegen sehr gut.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Leider nur in Auszügen ist uns Furtwänglers Bayreuther "Lohengrin" von 1936 überliefert. Mit Franz Völker sang der vielleicht beste Rolleninterpret aller Zeiten. Interessant ist der Vergleich zwischen den von Furtwängler dirigierten Auszügen und jenen, die Heinz Tietjen im selben Jahr übernahm. Unter Tietjen sang Völker die Langfassung der Gralserzählung, aber im Direktvergleich merkt man die Klasse Furtwänglers, der zwar nur die normale Fassung spielen ließ, wo Völker aber noch besser klang. Besonders die Stelle "Wer nun dem Gral zu dienen ist erkoren, / den rüstet er mit überirdischer Macht; / an dem ist jedes Bösen Trug verloren, / wenn ihn er sieht, weicht dem des Todes Nacht" hörte ich niemals besser als hier.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Die Aufnahme von Bychkov sollte man in einer Wagner Sammlung haben: Ein Beispiel, dass es (wenn leider auch selten) auch heute noch musikalisch und sängerisch sehr gelungene Produktionen gibt.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Weil Kempe schon genannt wurde, bleibt mir nur, noch eine Aufnahme in Feld zu führen, bei der der Lohengrin seinesgleichen sucht.
    Ich liebe Sandor Konya als Lohengrin, einfach weil er eine gewisse italianità mitbringt. Auch wenn Thomas vielleicht in der Stimme etwas strahlender ist und ich Botha für den aktuell vielleicht besten Lohengrin halte, so bleibt Konya insgesamt mein Lieblingslohengrin. Auch der Rest der Besetzung kann sich mehr als hören lassen.


    Franz Crass, Sandor Konya, Elisabeth Grümmer, Ernest Blanc, Rita Gorr, Eberhard Waechter,
    Chor & Orchester der Bayreuther Festspiele, Lovro von Matacic
    Orfeo, ADD/m/LA, 1959


    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)