Der Komponist Sebastian Fagerlund

  • Geboren am 06. Dezember 1972 in Parainen, Finnland



    Sebastian Fagerlund (rechts) mit dem Dirigenten Hannu Lintu


    Zeitgenössische Musik hat es sehr schwer bei "Tamino" - aber eben nicht nur hier, sondern generell. Das ist ein sehr bedauerlicher Zustand, denn es gibt immer wieder mal Werke oder Komponisten, die nicht ungeniessbar sind, sondern sogar zum mehrfachen Anhören auffordern. Natürlich ist immer eine gewisse geistige Mitarbeit vonnöten, eine geistige Präsenz, Konzentration und Disziplin. Sebastian Fagerlund ist m. E. ein Komponist, der es versteht, ein Orchester zu voller Klangentfaltung zu bringen und dabei nicht abgedroschen, sondern "neu" und eigenwillig zu klingen. Sein Stil wird sehr vage mit "postmodernem Impressionismus" beschrieben, wobei ich den Begriff recht seltsam finde. Was ist das eigentlich? Schwer zu sagen. "Impressionistisch" mag seine Musik wohl sein, aber genauso ist sie expressiv, aber nicht exzessiv.
    Das Werk, das mich auf Ihn aufmerksam gemacht hat, ist sein Violinkonzert "Darkness in Light", welches in einer exemplarischen Aufnahme auf BIS erschienen ist:



    Ich sags mal so: es ist der sog. "Minimal-Music" nicht ganz unverwandt, erinnert an Adams und Glass, entwickelt diesen Stil aber viel weiter, geht darüberhinaus. Man braucht eine sehr gute Wiedergabequalität, um das dynamische und räumliche Spektrum voll abzubilden. Also, mich hat das von Anfang bis Ende gepackt. Fagerlund ist nicht so konservativ wie etwa Magnus Lindberg. Eher könnte man Ihn mit Erkki-Sven Tüür vergleichen.


    https://en.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Fagerlund

  • Youtube bietet ein interessantes Kurzinterview mit Fagerlund über das Komponieren:



    Sowie einen Konzertmitschnitt des Violinkonzerts mit Pekka Kuusisto, Finnish RSO, Santtu-Matias Rouvali:


    Teil 1:


    Teil 2:

  • Wenn ich auch durchaus Spuren der Minimalmusik bei Fagerlund zu hören glaube, habe ich den Eindruck, dass moderne Rockmusik sogar einen deutlicheren Eindruck hinterlassen hat.


    Ich bin ziemlich beeindruckt von der Originalität des Finnen, der die "üblichen" nordische Klangqualität durchaus bereichert...


    Hier ein schönes Album mit Kammermusik von ihm




    Hier hören wir eine Live-Vorstellung des Streichtrios Oceano aus dem Jahre 2019 in Amsterdam



    und hier die Aufnahmen vom Album



  • Obige CD Darkness in Light besitze ich und die folgende, mit der ich den Komponisten kennengelernt habe.



    Anhand des griffig-vagen Terminus des Postmodernen kommt man ihm gewiss bei und es gibt bekanntlich mittlerweise eine ganze Reihe skandinavischer, vor allem finnischer Meister, mit denen man ihm gut vergleichen kann. Der Minimalismus im amerikanischen Sinne - von Reich bis Adams - würde mir weniger einfallen. Auf die Bezüge zur Rockmusik werde ich mal achten und mir auch die Youtube-Proben, die Axel eingestellt hat, zu Gemüte führen.


    Eine interessante Persönlichkeit und, wie ich meine, sehr bequem zu hören. Da erscheint mir selbst ein Magnus Lindberg alles in allem kratzbürstiger.


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!