Meine erste Aufführung im heurigen Arbeitsjahr bringt eine wunderbare Messe von Haydn: Seine Theresienmesse.
Es ist aber nicht DIE bekannte Theresienmesse des berühmten Joseph, sondern die leider nur selten aufgeführte – meiner Meinung nach aber ebenso schöne - seines Bruders Michael aus dem Jahre 1801.
Von 1763 an stand Haydn im Dienst der Erzbischöfe Sigismund von Schrattenbach und Hieronymus Colloredo.
Er verstand sich zwar mit Colloredo besser als Mozart, aber von einem wirklich guten Verhältnis kann man auch nicht sprechen.
Im Jahr 1801 bot ihm Fürst Nikolaus II. Esterhazy die Nachfolge seines Bruders Joseph an, der sich als Kapellmeister zurückziehen wollte.
Haydn überlegte ein Jahr lang, konnte sich aber nicht dazu entschließen, was er kurze Zeit später schon schwer bereuen sollte:
Salzburg verlor seine Stellung als eigenständiges Fürsterzbistum und der Erzbischof musste nach Wien fliehen.
Haydn verlor durch die Plünderung durch französische Truppen während der politischen Umwälzungen den größten Teil seines Vermögens;
der Erzbischof erhöhte zwar sein Gehalt auf 600 Gulden, konnte aber die Verluste so nicht ausgleichen.
Haydn wurde krank und geriet in Not.
In diesem nun hauptsächlich freudlosen Dasein hielten ihn Ehren und Aufmerksamkeiten seiner Bewunderer aufrecht:
Allen voran Marie-Thérèse, die Gemahlin von Kaiser Franz I. von Österreich.
Sie gab ihm anlässlich ihres Namenstages den Auftrag für eine große Messe: die "Messa sotto il Titulo di S. Teresia".
Haydn hat anscheinend auch ihre musikalischen Wünsche und Vorstellungen berücksichtigt und eine umfangreiche Solosopran-Partie geschrieben.
(Alt, Tenor und Bass haben je ca. 75 Solotakte, der Sopran hingegen 265.)
Die Besetzung ist trotz der Länge des Werkes (ca. 1100 Takte) nicht allzu groß:
Außer den obligaten Solisten, dem Chor, den Streichern (inkl. Viola) und der Orgel gibt es nur 2 Oboen, 2 Trompeten und Pauken.
Es gab in Salzburg mehrere öffentliche Proben, um die Wirkung der Messe vorab zu testen.
Dann reiste Haydn nach Wien und stellte die Messe der Kaiserin persönlich vor.
Die Kaiserin (seit ihrer Jugend eine sehr gute Sängerin) wollte die Sopranpartie selbst singen und vergewisserte sich, ob sie auch nicht zu schwer sei.
In der Probe sang die Kaiserin mit zunehmender Begeisterung und zur großen Freude Haydns ganz ausgezeichnet und lobte ihn unter anderem mit: "Haydn! Superb!"
Haydn leitete persönlich die Uraufführung der Messe in der Kapelle des kaiserlichen Sommerpalastes in Laxenburg.
Die Begeisterung der Kaiserin ist auch aus heutiger Sicht absolut berechtigt.
1803 gab sie eine weitere Messe in Auftrag, 1805 ein großes Requiem.
(Das bekannte Requiem c-moll, aus dem Mozart einige Motive für sein eigenes entlehnte, entstand schon 1771 in Salzburg anlässlich des Todes von Erzbischof Sigismund von Schrattenbach.)
Haydn starb aber bereits 1806 und konnte diese Wünsche leider nicht mehr erfüllen.
Michael Stenov (der Beitrag ist mit Alfred abgesprochen)
Mitglieder stellen sich vor