Krzysztof Penderecki - Vol 2: Die Konzerte

  • Violinkonzert Nr. 2


    :thumbsup:

    Am meisten Zugang habe ich vermutlich zum 2. Violinkonzert, das ASM absolut atemberaubend spielt.

    Ich hatte zuerst geplant, die Penderecki-VC in der NAXOS-Aufnahme mit Konstanty Kulka zu kaufen; auch um gleich die VC Nr.1 und 2 zu haben.


    Seit einigen Wochen habe ich die CD mit dem Metarmorphosen - Violinkonzert Nr.2 (1992-95) mit A.S.Mutter / London PO / Penderecki (DG) und bin jetzt dazu gekommen, diese mal intensiv zu hören. Jedenfalls bin ich froh die Aufnahme der Widmungsträgerin ASM mit dem Komponisten zu haben. :thumbup: Werk, Aufnahme, Interpretation - alles finde ich sehr stimmig. Und auch die bei Tamino vielgescholtene ASM meistert ihren Part mit perfekt wirkender Hingabe - ihre Interpretation kaufe ich ihr voll ab - grosse Klasse !


    *** Das VC Nr.2 wurde am 24.Juni 1995 von ASM im Leipziger Gewandhaus mit dem SO des Mitteldeutschen Rundfunks / Maris Jansons uraufgeführt.
    Es ist in 6 Sätze eingeteilt, die ohne Pausen ineinander übergehen.
    Spielzeit = 38:04



    DG, 1997, DDD



    NAXOS, 2003, DDD


    Früher oder später muss ich diese CD aber auch noch haben - wegen des VC Nr.1, das mir noch unbekannt ist:
    Das VC Nr. 1 schrieb Penderecki in den Jahren 1974-76. Da hatte er seine Experimentalphase der 60er-Jahre bereits lange hinter sich. Von daher verspreche ich mir auch bei Nr.1 ein recht ansprechendes Werk (die Hörschnipsel sprachen jedenfalls dafür).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Betonung der Rhythmik, Perkussionsinstrumente, Bläser und Glocken geben dem Konzert seine unverwechselbare Note. Das Klavier befindet sich in immerwährendem Dialog mit dem Orchester, die mögliche Dynamik wird voll ausgekostet. Klangexplosionen wechseln mit lyrischen Sequenzen. Das Werk entstand in den Jahren 2001/2 und wurde infolge des Attentats auf das World Trade Center vom Komponisten letzlich ernster angelegt als ursprünglich konzipiert.
    Die Urauffühung fand am 9. M;ai 2002 in Philadelphia statt. Solist war Emanuel Ax, am Pult des Philadelphia Orchestra stand Wolfgang Sawallisch. Fünf Jahre später unterzog Penderecki das Werk einer Revision und hob die neue Version mit dem Cincinnati Symphony Orchestra selbst aus der Taufe. Am Flügel saß damals Barry Douglas, welcher auch der Solist der hier abgebildeten Naxos-Aufnahme ist, Diese Aufnahme ist in jeder Hinsicht eine Klasse für sich.
    Antoni Wit treibt das Orchester zu Höchstleistungen an, Glocken und Perkussionsinstrumente klingen frappant natürlich, das Klavier scheint im Raum zu stehen und sein grollender Baß wirkt an manchen Stellen nahezu bedrohlich – dennoch kein „düsteres Werk“ sondern – ob es nun gefällt oder nicht – BEEINDRUCKEND !!!

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt
    Tamino Klassikforum


    clck 72

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich finde es Klasse das dieses Klavierkonzert von Alfred, der lieber jedes Mozart-Klavierkonzert auflegen würde als dieses, trotztdem vorgestellt wurde - :thumbup: das nenne ich Forenleitung !


    Als ich diese Naxos-CD hier ( :hello: dankend für die Info !) gesehen habe, gab es für mich keine Frage, dass diese Naxos-CD in Kürze bei mir zu Hause sein würde.
    *** Meine Erwartungen wurden weit übertroffen: :angel: Das ist das beste Klavierkonzert was ich aus dem 21.Jhd überhaupt kennengelernt und gehört habe. Ich bin absolut begeistert. Bei aller zeitgemässen Tonsprache, die endlich mal mit dem herkömmlichen Orchesterklang aufräumt, ist da nichts ungeniessbares - fabelhaft packend.

    Zitat

    BEEINDRUCKEND !!!


    Mir gefällt der spätere Pendereicki, nach der 1.Sinfonie ohnehin besser, als seine Experimantalphase der 60er (allerdings auch nicht alles - die Chorsinfonien Nr.7 und 8 finde ich zu langatmig; um nicht zu sagen langweilig). Penderecki liefert wirklich sehr kontrastreiche und unterschiedliche Werke - da ist so manches Begeisterungswürdige dabei.


    :thumbup: Der Pianist Barry Douglas hat das Konzert in Cincinannti nach seiner Revision 2007 zur wieteren Erstaufführung geracht und ist der Fachmann, den ich als autentischen Pianisten bezeichen würde. Das Warscau PO klingt ausgezeichnet - eigendlich eine absolute Hochpreisaufnahme.


    Das ebenfalls auf der CD enthaltene Flötenkonzert (1993) ist wegen dem "Flötengefipse" in der Regel nicht so meine Welt; aber auch interessant. Der 4.Satz ist dann allerdings richtige "teleton-Musik"; da geht die Post ab !



    Liebe Taminos - da gibts nur Eines:
    :jubel: Kaufen und sich vom Hocker hauen lassen !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Das ist das beste Klavierkonzert was ich aus dem 21.Jhd überhaupt kennengelernt und gehört habe. Ich bin absolut begeistert. Bei aller zeitgemässen Tonsprache, die endlich mal mit dem herkömmlichen Orchesterklang aufräumt, ist da nichts ungeniessbares - fabelhaft packend.

    Inzwischen liegt bereits die 2. Einspielung des Konzertes vor, mit Florian Uhlig und dem Polish RSO unter Lukasz Borowicz bei Hänssler erschienen. 37 min Musik zum Vollpreis sind natürlich nicht wirklich konkurrenzfähig, aber ich habe die CD beim Second Hand Records für 8,99 noch versiegelt erstanden. Da steht übrigens auch ca die Hälfte der Hyperion Reihe "Romantic Piano Concerto" für je € 8, deshalb bin ich da sicher in den nächsten Tagen wieder.



    So habe ich dieses Konzert jetzt also durch den jungen deutschen Pianisten kennengelernt, der sich um dies Stück ebenfalls seit Jahren verdient gemacht hat. Die Naxos steht noch ungehört im Regal. Für das Konzert hat Penderecki vor allem in seiner Heimat viel Schelte bezogen: das sei sozialistischer Realismus a la Tichon Chrennikow, banal, Rachmaninoff-Schinken, Musik eines Anstreichers etc.


    ALLES GROSSER QUATSCH, hier plusterte sich wohl wieder eine frustrierte Avantgarde auf, die nicht verstehen will, dass die Mehrheit der musikliebenden Menschen mit ihrer Musik wenig bis nichts anfangen kann.


    Das Klavierkonzert von Penderecki ist ein Hammer, natürlich sind die Anklänge an Schostakowitsch, Prokofieff und auch Rachmaninoff nicht zu überhören. Aber das sind drei der größten Komponisten des 20. Jahrhunderts, wo ist also das Problem? Und natürlich ist das hier keine simple Stilcollage, sondern ein ziemlich ausgefuchstes, perfekt komponiertes Werk. Der Pianist gibt hier kundig zu diesem Stück Auskunft.


    Somit hätten wir bereits zwei bedeutende Klavierkonzerte im 21. Jahrhundert, diese hier und das 2. von Magnus Lindberg.




  • Es erhebt sich die Frage warum sich den angeblich beliebten Kompositionen Pendereckis niemand widmet. Und es erhebtes sich ferner die Frage, ob dies jemand tun soll und kann, der der Moderne - mal vorsichtig ausgrdrückt - ziemlich reserviert gegenübersteht. Egal wie man die Frage nun beantworten möchte - ich habe mir Pendereckis Viola-Konzert angehört und werde laienhaft ein paar subjektive Höreindrücke eines Höres wiedergeben, dessen Klangwelt eigentlich die des 18. Jahrhunderts ist.
    Zunächst aber ein paar "technische Daten" zum Werk. Das Bratschenkonzert entstand 1983 als Auftragswerk zum 200 Geburtstag des südamerikanischen Freiheitskämpfers Simon Bolivar. Die Uraufführung fand in Caracas durch das Maracaibo Symphony Orchestra unter Eduardo Rahn statt. Solist war Jose Vazquez. Andere Quellen nennen Maracaibo als Ort der Uraufführung.
    Das Konzert ist einsätzig, aber in 7 Etappen geteilt, die pausenlos ineinander übergehen.
    Lento - Vivace - meno mosso - Vivo - Tempo I (Lento) Vivo - Lento (Tempo I)

    Ich hatte den Eindruck eines durchwegs düsteren Werkes, das von einer gewissen Trostlosigkeit gezeichnet ist.
    Eher eine Sinfonie, eine unheilvolle Stimmung verbreitend, als ein Konzert. Es wechseln zwar die verwendeten Mittel (Stellen der beinahen Stille und Einsamkeit werden durch rhytmische Orchesterattacken effektvoll kontrastiert, die Auftritte des Soloinstruments sind meist in den Orchesterklang eingebettet. Zahlreiche Klangeffekte anderer Instrumente verleihen dem Konzert jenes Feeling, das ich bei allen von mir bisher gehörten Werken Pendereckis kenne, wobei anzumerken ist, daß er mit seiner Musik - die meinem Schönheitsideol nicht entspricht - eine gewisse hypnotische Wirkung ausübt, die eüber das ganze Werk hindurch anhält - bis es ins Nichts ausklingt......


    Penderecki selbst bearbeitete das Konzert mehrfach: Mir ist eine Version für Kammerorchester, sowie eine Umarbeitung zu einem Cellokonzert bekannt.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    clck 230

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eher eine Sinfonie, eine unheilvolle Stimmung verbreitend, als ein Konzert. Es wechseln zwar die verwendeten Mittel (Stellen der beinahen Stille und Einsamkeit werden durch rhytmische Orchesterattacken effektvoll kontrastiert, die Auftritte des Soloinstruments sind meist in den Orchesterklang eingebettet. Zahlreiche Klangeffekte anderer Instrumente verleihen dem Konzert jenes Feeling, das ich bei allen von mir bisher gehörten Werken Pendereckis kenne, wobei anzumerken ist, daß er mit seiner Musik - die meinem Schönheitsideol nicht entspricht - eine gewisse hypnotische Wirkung ausübt, die eüber das ganze Werk hindurch anhält - bis es ins Nichts ausklingt......


    Lieber Alfred


    vielen Dank für Deine Beschreibung, die mein Interesse für dieses Stück geweckt hat, das ich noch gar nicht kenne.


    Gruß
    lutgra

  • Nur eine kurze - zudem noch verspätete Mitteilung.
    Die Zeit vergeht - und ich hasbe mir die Frage gestellt ob Penderecki als Komponist noch aktiv ist.- Er ist


    Penderecki hat im Jänner 2015 sein Trompetenkonzert vollendet, welches Anfang Mai die Welturaufführung in Saarbrücken erlebte.


    So. 03.05. | 11.00 Uhr | Congresshalle Saarbrücken
    Mo. 04.05. | 20.00 Uhr | Congresshalle Saarbrücken
    Welturaufführung
    Trompetenkonzert von Penderecki
    Krzysztof Penderecki: Trompetenkonzert


    Gábor Boldoczki, Trompete
    Joseph Moog, Klavier
    Saarländisches Staatsorchester
    Leitung: David Robert Coleman


    Die österreichische Erstaufführung ist - soweit ich ermitteln konnte - für 23 November 2015 geplant


    Und zwar im Stefaniensaal in Graz


    Es spielt das Grazer Philharmonische Orchester
    unter Leitung des Komponisten (?)
    Solist ist erneut Gábor Boldoczki


    Derzeit ist das Stück (noch?) nicht auf Tonträger verfügbar.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bei mir stand noch der CD-Kauf des Violinkonzertes Nr.1 aus.
    Ich habe mich jetzt allerdings doch nicht für die sicherlich auch gute Naxos-Aufnahme aus Beitrag 1 mit Kulka/Wit entschieden, sondern für die Aufnahme des Interpreten der UA am 07.April 1977 (in Basel unter Azmon) entschieden: Isaac Stern, dem es auch gewidmet ist.
    *** Diese Aufnahme entstand dann ein Jahr später 1978 mit dem hervorragenden Stanislaw Skrowaczewski, der dem Werk auch orchestral das Optimum angedeihen lässt. Das Minesota Orchestra hören wir in Hochform eines amerikanischen Spitzenensembles.
    8o Ja, es handelt sich um atonale Musik, aber solche die unbedingt zu fesseln und überzeugen vermag. Die Experimantalphase Pendereckis der 60er ist mitlerweile überwunden; der Wendepunkt ist erreicht - die Tonsprache gründet auf Traditionen des 19.Jhd. Es werden packende Stimmungen überzeugt, die zwar in teils dramatischer Traurigkeit gründen - es ist einfach packend / erhebend, Gänsehaut pur ... und dann in dieser höchst fabelhaften Interpretation ein Erlebnis.


    Das VC Nr.1 ist in 5 Sätze eingeteilt, die stufenlos in einander übergehen:
    Andante - Tempo I - Lento - Tempo di marica - Piu mosso



    SONY, 1978 (Pende); 1964 (Hinde), ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Angesteckt von diesem Thread, erinnerte ich mich, dass ich vor ca 2(?) Jahren etliche Penderecki Aufnahmen erworben, aber nur wenige davon gehört hatte. So wählte ich das Violinkonzert und versuchte eine kurze beschreibung meiner Eindrücke zu vermitteln. Mehr ist ja wegen der Komplexität und der vielen Stimmungswechsel gar nicht möglich.


    Krzysztof Pendereckis Violinkonzert entstand zwischen 1974 und 1076 und ist somit mit seinen über 40 Jahren beinahe so etwas wie ein „Klassiker“ Das Werk entstand als Auftragswerk für die Basler Allgemeine Musikgesellschaft, der Widmungsträger war Isaac Stern der das Werk dann auch bei seiner Uraufführung durch das Basler Sinfonieorchester unter Moshe Atzmon am 27. April 1977 spielte
    Es ist nicht verwunderlich, dass die Avantgarde teilweise mit Ablehnung reagierte, den trotz aller „Modernität“ kann das Werk auch dem (toleranten und eher aufgeschlossenen) Freund der eigentlichen Klassik und Romantik Stisfaction geben,
    Es ist schwer das einsätzige Werk (das ursprüngleich mehrsätzig konzipiert war) zu beschreiben, bleiben wie also bei einer losen Aufzählung von Eindrücken,
    Zu erwähnen wäre zunächst der düster bedrohliche wellenartig verlaufende Beginn, als ob unterschwellig Gefahren gezeigt würden. Dem folgen klagende Töne, wonach das Soloinstrument geradezu wie ein Fels in der Brandunf ein Melancholisches Thema anstimmt,, das allerdings einer allgemeinen Unruhe weicht. Esfolgen Orchstersequenzen schwankend zwischen Düsternis und Attacke, wobei nun die Violine unbeirrt die Szene beherrscht, ein Ruhwpol in einer bedrohlichen Welt. Aber immer wieder kommt es zu Attacken, die aber rasch verklingen, gefolgt von bedrohlicher Stille, die ihrerseits wieder durch drohende Bläsereinsätze durch Pauken untermalt unterbrochen wird. Auch die Violine lässt sich zeitweilig von der allgemeinen Unruhe anstecken und spielt nu aberwitzige Verrenkungen,
    Irgendwann endet auch diese Episode und si findet zu ihrem melancholische- nachdenklichen Ton zurück. Es ist schwer zu beschreiben, denn der Komponist setzt den Hörer einem Wechselbad der Gefühle aus, er spielt sozusagen virtuos auf der Seele des Hörers (so sich der auf diese Tonsprache einlässt) Überraschend etwa ab Minute 19 der Naxos Einspielung die kurze Sequenz , wo die Violine fast an eine Passage von Paganini erinnert, Besonders aber beeindrucken mich die immer wiederkehrenden Stellen von Beineahe- Stille die dann durch Pauken durchbrochen wird, Penderecki wechselt andauern die Stimmung. Ähnliches haben wir bei manchen „Patchwork“ Werken moderner englischer Komponisten gehört, die mich dann allerdings irgendwie nicht überzeugen konnten, Penderecki vermag die indes durchaus,
    nichts wirkt aufgesetzt oder gekünstelt.
    Ich besitze übrigens die weiter oben erwähnte Naxos-Aufnahme mit dem Polnischen National Radio Sinfonieorchester unter Antoni Witt und dem Solisten Konstanty Kulka, die auch als Grundlage für meine kurze allgemeine Beschreibung dient.
    Ohne mit Alternativen vergleichen zu können möchte ich feststellen, dass ich in allen Punkten völlig zufrieden bin – und mehr als das….


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !