Franz Liszt: Die Legende von der heiligen Elisabeth

  • Franz Liszt: Die Legende von der heiligen Elisabeth


    1. Allgemeines


    Entstehungszeit: 1857-62


    Libretto: Otto Roquette (1824-1896)


    Uraufführung: 15. August 1865 in Pest (in ungarischer Sprache unter dem Titel 'Szent Erzsébet Legendája')


    Besetzung: Soli (Sopran, Mezzosopran, Bariton und Bass), gemischter Chor und Orchester


    Erstdruck: Leipzig: C.F. Kahnt, s.a.


    Verlag:
    Budapest: Editio Musica, 1986
    Melville, N.Y.: Belwin Mills, 197x
    London: Novello, 1923



    2. Aufbau


    Erster Teil


    Nr. 1 Ankunft der Elisabeth auf der Wartburg
    a. Bewillkommnung des Volkes und des Landgrafen Hermann
    b. Ansrache des ungarischen Magnaten und Einstimmung des Chores
    c. Erwiderung des Landgrafen Hermann
    d. Erstes Mitteilen Ludwigs und Elisabeths
    e. Kinderspiele und Kinderchor
    f. Wiederholte Bewillkommnung des Chors


    Nr. 2 Ludwig
    a. Jagdlied
    b. Begegnung Ludwigs mit Elisabeth
    c. Das Rosenmirakel
    d. Danksagungs-Gebet Ludwigs und Elisabeths, mit Zufügung des Chores


    Nr. 3 Die Kreuzritter
    a. Chor der Kreuzritter
    b. Rezitativ des Landgrafen Ludwig
    c. Der Abschied Ludwigs
    d. Chor der Kreuzritter


    Zweiter Teil


    Nr. 4 Landgräfin Sophie
    a. Dialog der Landgräfin Sophie mit dem Senechal
    b. Klage der Elisabeth
    c. Ihre Vertreibung aus der Wartburg
    d. Sturm


    Nr. 5 Elisabeth
    a. Gebet
    b. Heimatstraum und Gedenken
    c. Chor der Armen, Stimmen der Werke der Barmherzigkeit
    d. Elisabeths Hinscheiden
    e. Chor der Engel


    Nr. 6 Feierliche Bestattung der Elisabeth
    a. Interludium
    b. Der Kaiser Friedrich II. von Hohentaufen
    c. Trauerchor der Armen und des Volkes
    d. Aufzug der Kreuzritter
    e. Kinderchor. Ungarische und deutsche Bischöfe



    3. Handlung


    1. Teil:
    Das Volk von Thüringen heißt die kleine Braut auf der Wartburg herzlich willkommen. Aus dem fernen Ungarn hat sie die Reise angetreten, um den Landgrafen Ludwig später einmal zu ehelichen. Der Vater des Landgrafen freut sich über die kindliche Schwiegertochter und bekundet ihr sein väterliches Wohlwollen. Der ungarische Botschafter legt als teures Pfand des Ungarnlandes holde Blüte vertrauensvoll in seine Hand. Er soll das reine Kinderhaupt beschützen; dem Mutterherzen entrissen und des Vaterlandes beraubt, bedarf es der besonderen Fürsorge. – „Was Vaterliebe treu vermag, sei reich gespendet diesem Kinde, dass es mit Lust ersehnen mag der Myrthe blühendes Gewinde“. Auch der kleine Ludwig eilt herbei und neigt sich liebevoll dem Kinde zu, wird sie doch einst für seinen Thron die schönste Gabe sein. Klein-Elisabeth findet die Wartburg voller Sonnenschein und per Kusshand grüßt sie zu Hause ihr Mütterlein. Fröhliche Spiele hat man hier für sie ausgesonnen, und sie wird regelmäßig mit Blumensträußen bedacht. Der Thüringer Wald ist belebt, possierliche Eichhörnchen gibt es hier und hüpfende Rehe. Das Fischlein tummelt sich in der Welle, und auf der blühenden Wiese darf Elisabeth nach Faltern haschen.


    Der junge Landgraf liebt die Jagd. Tagsüber durchstreift er mit seinem Ross die heimatlichen Gefilde und tutet in sein Jagdhorn. Der Anblick des väterlichen Schlosses aus der Ferne tut seinem Herzen wohl; im Abendrot macht sich die Wartburg besonders majestätisch aus.


    Ein Weilchen ist Ludwig nun schon mit Elisabeth verheiratet. Die Ehe ist nicht unbedingt glücklich, denn Elisabeth geht mutterseelenallein gern ihre eigenen Wege. Diese führen direkt ins Dorf zu den Kranken und Bedürftigen, die sie mit Trost und Esswaren versorgt. An sich eine gute Sache, solange man es nicht übertreibt. Es geht aber nicht an, dass die Vorratskammer regelmäßig leer ist, wenn der Herr Landgraf mit seiner Jagdgesellschaft zechen möchte. Hier muss er auch seiner Mutter recht geben, die über solche Zustände ungehalten ist. Irgendwann wird er die Ungehorsame auf frischer Tat erwischen.


    Die Gelegenheit bietet sich schon bald. Ohne jede Begleitung eilt Elisabeth mit ihrem Geschenkkörbchen wie gewohnt den steilen Pfad hinab ins Tal, doch Ludwig hat ihr nachgestellt. Weshalb bebt sie vor des Gatten Auge zurück und warum glühen ihre Wangen? Jetzt will er endlich wissen, was in dem Körbchen ist. – Er soll keine unangebrachten Fragen stellen. Der Inhalt des Körbchens sowie ihrer Handtasche gehen nur sie selbst etwas an. Der Übermut wird ihr aber bald vergehen, denn der Herr Gemahl macht ihr deutlich, wer auf der Wartburg das Sagen hat und welchen Stellenwert ausländische Ehefrauen haben.


    Ihr Zittern sagt ihm, dass sein liebevoller Wille verhöhnt wird. Elisabeth leistet passiven Widerstand und schwindelt, dass Rosen im Körbchen seien, die sie im Hag gepflückt habe. Darf der Gemahl die Rosen vielleicht einmal sehen? Jetzt hilft nur noch das offene Geständnis: Zu seinen Füßen ist sie niedergesunken, die Wahrheit hat sie ihm verhehlt. Das Böse in ihrem Herzen ließ sie siegen, und vor Gott und dem Gemahl hat sie gefehlt. Lebensmittel für bedürftige Untertanen sind im Körbchen! Die Lebensmittel haben aber ein sehr eigenartiges Aroma! Der Landgraf macht von der ehelichen Gewalt Gebrauch, zieht das Tüchlein weg, um der Sache auf den Grund zu blicken. Elisabeth schaut verdutzt. Hat etwa der Himmel sie beim Schwindeln unterstützt? Mit milder Spende zog sie aus, mit Wein und Brot aus seinem Haus. Tatsächlich befinden sich im Körbchen wunderschöne Wildrosen. Ist das nicht Wahnsinn? Elisabeth, Elisabeth, was machst du für Sachen! Die schönen Blumen kommen sofort in die Vase. Korrekterweise entschuldigt sich der Landgraf unverzüglich für seine ungerechtfertigten Verdächtigungen.


    Die Ereignisse der Zeit überrollen den Frieden des Landes. Im Heiligen Land, wo das Kreuz einst stand, sind Gottesstreiter gefragt. Sachzwängen gehorchend, bleibt Ludwig nichts anderes übrig, als sich dem Kreuzzug anzuschließen. Elisabeth lässt er schutzlos zurück, der Schwiegermutter zum Fraße. Auf einen Keuschheitsgürtel kann verzichtet werden, weil Elisabeth außerordentlich gottesfürchtig ist.


    2. Teil:
    Hat der Seneschall die Botschaft schon gehört? Ludwig hat im Heiligen Land sein Leben gelassen, so wie die Landgräfin Sophie sich das von Anfang an vorgestellt hat. Jetzt wird erst einmal ein bisschen getrauert, und das Land und die Macht gehören dann ihr. Elisabeth soll aus den Schloss verstoßen werden, und der Hausmeister soll ihr dabei helfen. Oder hat die Heuchlerin auch ihn für sich eingenommen, so wie sie ihren Sohn betört hat. Die Falsche ist ihrem Los verfallen; von des Schlosses Pforte soll sie vertrieben werden.


    Ihr Auge wird ihn nicht mehr sehen. Von einer Lanze durchbohrt liegt der geliebte Gatte im fernen Lande. Elisabeth vergeht vor Schmerz. Hat Gott sich von ihr abgewandt? Entschieden ist ihr Los, und niemand hemmt Sophies Begehren; verlassen wird sie dieses Schloss und nimmer wiederkehren. So lautet der Bescheid der Schwiegermutter. Die Wartburg ist ihre Heimat und Elisabeth möchte in diesen Mauern bleiben. Die Schwiegermutter mag sie getrost hassen, aber sie erwartet ein Minimum an Respekt, weil sie von edler Abstammung sei. Noch diese Nacht wird sie die Burg verlassen. Selbst wenn es blitzt und donnert tut das nichts zur Sache. Von ihrem Flehen bleibt Sophie ungerührt. Der Hausmeister erkennt das Unrecht und des Mitleids Stimme geht ihm durch die Seele, doch der Herrin Grimm kann er leider nicht widerstehen. Die Großmutter soll doch bitte Rücksicht auf die Kinder nehmen, welche die Mutter brauchen. Die Kinder bleiben zum Fortleben der Dynastie bei der Oma. Der Himmel ist aber nicht so ganz einverstanden. Es wächst der Sturm, der Blitze wilde Pracht, der Himmel flammt und des Turmes Zinne kracht. Im Feuer steht das Dach. Welche fürchterliche Nacht!


    Die Seele Elisabeths führt Zwiesprache mit ihrem toten Gemahl. Aus den Tagen der Kindheit erwacht die Erinnerung an die Eltern und das ferne Ungarnland. Wie Silberschwäne entführen die Wolken ihre Gedanken in die Heimat ihrer Vorfahren.


    Die Armen klagen heftig, dass es nun keine Lebensmittelrationen mehr gibt und rasten nicht eher, bis Elisabeth heilig gesprochen wird.


    Kaiser Friedrich II von Hohenstaufen sorgt dafür, dass die Ordnung auf der Wartburg wieder hergestellt und die Übeltäterin in Acht und Bann gesteckt wird.


    Das Grab der heiligen Elisabeth soll regen Zulauf erhalten. Dafür wirbt Kaiser Friedrich.



    4. Einspielungen




    Marton, Solyom-Nagy, Farkas, Kovats, Gati,Gregor,
    Ungarisches Staatsorchester & Chor, Joo



    Renatus Meszar, Dagmar Peckova, Mario Hoff, Melanie Diener, Alexander Günther,
    Solisten des MDR Kinderchores,
    Chor "Die Ameisenkinder" des Goethegymnasiums Weimar,
    Chor des Ungarischen Rundfunks,
    Staatskapelle Weimar, Carl St. Clair




    Ich habe das Werk im letzten Jahr hier in Weimar kennen gelernt, als es anlässlich des "Elisabeth- Jahres" aufgeführt wurde. Dabei entstand auch die o. g. cpo - Aufnahme.


    Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Werk gemacht? Welche Einspielungen bevorzugt ihr?

  • hallo :]
    ich wusst ja gar nicht dass du carl st. clair bist !
    ich war in der premiere des rheingold und habe dein dirigat sehr bewundert :jubel:
    nun also die elisabeth von liszt - das klingt wirklich sehr spannend :yes:
    ich hörte das werk bisher nur in der aufnahme mit eva marton. das rosenwunder klang dort wirklich etwas nach kitsch - sonst ist das werk aber sehr gut zu hören......

    "Der moderne Komponist darf seine Werke einzig und allein auf der Grundlage der Wahrheit schreiben."
    Claudio Monteverdi


    "Der Komponist komponiert erstens für sich selbst und zweitens für das Publikum; aber für ein ideales Publikum und nicht für das...welches real existiert"
    Nikolai Rimski-Korsakow


    "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."
    Gustav Mahler

  • Irrtum, Irrtum, Irrtum


    Ich bin nicht C. St. Clair!


    Der kleine, aber so fatale Tipp - Fehler wurde schon geändert!



    Allerdings kann ich mich deiner Meinung nur anschließen und freue mich auf den kompletten Ring mit St. Clair hier in Weimar!

  • Hallo,


    einer gescheiten Aufnahme, die billig zu haben wäre, wäre ich ja nicht abgeneigt, aber als neulich nach zwei Stunden das Kirchenkonzert der Heiligen Elisabeth vorbei war, war ich nicht böse drum, die harten Kirchenbänke dann auch wieder eiligst hinter mir lassen zu können.


    :D :hello:

  • Durch Zufall fand ich in einer Berliner Rundfunkzeitung folgende Ankündigung einer Konzert-Übertragung mit Elisabeth Grümmer:


    „Die Legende von der Heiligen Elisabeth“ (Franz Liszt) Personen des Vorspiels: Elisabeth, Tochter des Königs Andreas II. von Ungarn – Elisabeth Grümmer / Hermann, Landgraf von Thüringen – Erich Wenk / Sophie, dessen Gemahlin – Frances Martin / Ein ungarischer Magnat – Herbert Brauer // Personen der Handlung: Landgraf Ludwig – Herbert Brauer / Elisabeth, dessen Gemahlin – Elisabeth Grümmer / Landgräfin Sophie, Mutter des Landgrafen – Frances Martin / Der Seneschall des Landgrafen – Erich Wenk / Der Chor der St.-Hedwigs-Kathedrale Berlin / Das Radio-Symphonie-Orchester Berlin / Dirigent: Karl Forster


    Das Konzert anlässlich des 150. Geburtstages von Franz Liszt wurde aus der Berliner Hochschule für Musik am 23. 10. 1961 live vom SFB übertragen.