Mozarts Don Giovanni in Frankfurt - Nur noch zwei mal!

  • Hallo Taminoaner,


    wie ihr vielleicht mitbekommen habt wurde die Inszenierung von Mozarts Don Giovanni in Frankfurt vor kurzem zum letzten Mal (!) wiederaufgenommen. 5 Aufführungen sind es, davon sind drei nun schon wieder vorbei.


    Ich lege es jedem hier, egal ob Mozart Liebhaber oder nicht ans Herz sich wenn möglich diese Inszenierung anzuschauen. Ich war gestermn abend dort und bin... nein, nicht hellaufbegeistert; eine solche Hysterie wäre so unendlich großer Kunst nicht angemessen. Man scheint eher ein wenig um Fassung zu ringen und sich selbst nicht zu sehr herab zuwürdigen vor diesem Meisterwerk (und dieser Inszenierung). Jaja, ich gebs zu, dass ist jetzt genau so hyterisch :-) Aber etwas Pathos muss ja erlaubt bleiben!


    Es handelt sich um eine Inszenierung der Art, dass das Bühnenbild "Modern" ist, aber es ist genau meiner Vorliebe entsprechend, dass wenig durch das Bühnenbild und anderes "herumexperimentiert wird, sondern, dass durch das schlichte Bühnenbild die Sinne wieder auf das Wesentliche (also die Musik und den Gesang) gelenkt werden. Man konzentreirt sich also sehr auf die eigentliche Kunst - was einen dann die Meisterschaft der unbeschreibbaren Schönheit von Mozarst Musik nahe bringt. Einderseits unheimlich bewegend und doch andererseits darüber erhaben nur plumb die Gefühle anzusprechen - sondern als geistige Kunst aufgefasst zu werden!


    Ich will hier gar nicht zu viel reden (und manches am Ende verraten), sondern noch einmal wieder hohlen, dass ich hier jedem nahe legen würde sich diese Inszenierung in Frankfurt nächsten Mittwoch oder am darauffolgenden Sonntag als die letzten beiden Möglichkeiten überhaupt anzusehen......bzw. anzuhören!


    Ich werde an beiden Tagen dort sein, würde mich freuen, mal jemand aus dem Forum dort zu treffen. Falls jemand kommt - mein PN Fach wartet auf euch :-)


    Liebe Grüße,


    Peter

  • Ich gehöre zu den Senioren, die im Jahre des Herrn 1994 die Premiere dieser Produktion erlebt haben - seinerzeit dirigierte Intendant und GMD Sylvain Cambreling, und das verdammt gut. Die Inszenierung von Peter Mussbach im eigenen Bühnenbild hat mir damals auch sehr gut gefallen (ich habe die Produktion seinerzeit bestimmt 6 oder 7mal gehört und gesehen), obwohl Mussbach schon damals in die etwas unverbindlich ästhetisierende Richtunng abdriftete, mit der er später in Berlin soviel Langeweile verbreitete. Aber der Frankfurter Don Giovanni lebte vor allem von der fast kinetischen Personenregie, bei der die Sänger (vor allem Natale de Carolis in der Titelpartie und Alan Held als Leporello) sich ungeheuer behende bewegten und einen beklemmenden Eindruck der Gehetztheit vermittelten.


    Ich habe nachgeschaut - von den damaligen Sängern ist natürlich niemand mehr dabei, Cambreling ist schon mehr als zehn Jahre weg und über Mussbachs Karriere schweigen wir besser. Ich wäre ja eigentlich skeptisch, ob nach so langer Zeitung diese Inszenierung noch "funktionieren" kann - aber offenbar tut sie es, und ich freue mich, dass sie Dich so begeistert. Ein gelungener Don Giovanni gehört einfach zu den wunderbarsten Theatererfahrungen überhaupt...



    Viele Grüße


    Bernd

  • Ich fand die Inszenierung, die ich über mehrere Jahre mehrfach gesehen habe, ansprechend aber nichts, was ich jetzt erneut hätte sehen müssen.


    Wenn man sich mit Leuten über die Don Giovanni-Inszenierung unterhält, fällt immer das Wort "die mit den sich bewegenden kleinen, bunten Häuschen?"


    Eigentlich haften mit tatsächlich nur die Häuschen und kräftig Feuer am Ende im Gedächtnis.

  • Das sind ja interessanter Weise schon mal zwei sehr unterschiedliche Antworten.


    Ich will hier noch anmerken, dass ich Don Giovanni nun zum ersten Mal gesehen habe - und deswegen natürlich allgemein der Schönheit und Meisterschaft dieser "Oper aller Opern" verfallen bin. Ich wollte daher keinen Vergleich zu etwaigen anderen Inszenierungen ziehen und sagen man solle sich gerade DIESE (weil sie die beste sei etc.) ansehen muss. Vielmehr bin ich ohne Vergleiche einfach sehr begeistert und würde die Inszenierung daher sehr weiter empfehlen!


    Es ging ja ansonsten in erster Linie um den Hinweis dass Don Giovanni ÜBERHAUPT gerade noch ein mal gespielt wird (für die, die es nicht wussten). Aber auch wer Freude an Mozarts Musik und Kunst hat kann mit dieser Inszenierung nichts falsch machen - daher meine Empfehlung auch an "eingefleischte alte Mozarthasen".


    Liebe Grüße,


    Peter

  • Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Ich fand die Inszenierung, die ich über mehrere Jahre mehrfach gesehen habe, ansprechend aber nichts, was ich jetzt erneut hätte sehen müssen.


    Wenn man sich mit Leuten über die Don Giovanni-Inszenierung unterhält, fällt immer das Wort "die mit den sich bewegenden kleinen, bunten Häuschen?"


    Es ist ja oft so, dass Leute - wenn sie sich an eine bestimmte Inszenierung erinnern - Details des Bühnenbildes und/oder der Ausstattung referieren, die Menschen auf der Bühne aber außen vor bleiben. Also nie: "das war die Inszenierung, in der Leporello die und die Geste gemacht hat bzw. bei der Registerarie über Donna Elvira kniete" usw. Ausnahmen: Sex, Gewalt und Körperausscheidungen.


    Schon richtig: Die Mussbach-Inszenierung hat keine neuen Deutungsperspektiven auf das Werk eröffnet, sie ist insgesamt vielleicht ein bisschen glatt geraten. Ein Grundzug war, wie gesagt, das Kinetische, nicht nur bei den Personen, sondern auch bei den Architekturelementen, die ja ebenfalls immer in Bewegung sind. In der Premierenserie und der ersten Wiederaufnahme habe ich eine minutiös geprobte Produktion gesehen, bei der vor allem die Abstimmung von musikalischer und szenischer Seite perfekt war (eine Stärke Cambrelings).



    Viele Grüße


    Bernd