Zeller, Carl
Der Obersteiger
Von M. West und L. Held
UA Oktober1886 Wien
Ort: Deutsch-österreichische Grenze um 1800
Personen:
Fürst Roderich, Majoratsherr und Besitzer der Marienzeche – Tenor
Komtesse Fichtenau – Sopran
Bergdirektor Zwack – Tenor
Elfriede, seine Frau – Alt
Tschida, Dusel – Bergwerksbeamte
Martin, Obersteiger – Tenor
Nelly, Spitzenklöpplerin – Soubrette
Strobl, Wirt – Bariton
Einführung: Handlung und Musik sind von volkstümlicher Natürlichkeit und das Werk hat nicht so gesuchte und oft unmögliche Pointen, wie sie leider unsere moderne Operettenliteratur aufweist.
1.Akt
Gebirgslandschaft mit Eingang in das Bergwerk Marienzeche. Die Bergleute wollen auf Kosten des Volontärs ein Zechengelage veranstalten, aber plötzlich erscheint der Bergdirektor Zwack. Dann kommen die Spitzenklöpplerinnen herbei. Unter ihnen befindet sich die ebenso lustige, wie auch schöne Nelly, die es dem alten, lüsternen Zwack gleich angetan hat. Er kauft dem Mädchen allerlei Sachen ab und erfährt dann vom Wirt, dass hier sein einstiges Verhältnis, die Julie Fahnenschwinger, gelebt hätte und auch hier gestoben sei. Die Fahnenschwinger hat einem Mädchen das Leben gegeben, aber wo die Tochter sich jetzt befindet, weiß Strobl nicht.
Die Bergleute gehen zum Kegelschieben. Martin hat Pech und kommt bald mit leeren Taschen zurück, er will sich von Nelly, seiner Braut, Geld borgen, trifft aber mit der inzwischen im einfachen Touristenkostüm herbeigekommenen Komtesse Fichtenau zusammen. Die Komtesse hat sich von ihrer Jugendfreundin Nelly als Cousine Julie Fahnenschwinger ausgeben lassen und Martin ist auch gleich dabei, der schönen Julie den Hof zu machen. Nelly wird eifersüchtig. Der Volontär, der in Wirklichkeit der Fürst und Majoratsherr Roderich selbst ist, der sich hier unerkannt als Volontär aufhält, hat bald mit dem forschen Obersteiger, der natürlich nicht seinen richtigen Namen kennt, Freundschaft geschlossen. Martin erzählt jetzt Zwack, dass er eine mächtige Silberader entdeckt habe, für die er aber dreitausend Gulden verlangt. Doch Zwack entlässt den Obersteiger und Martin bittet nun den Volontär, da er für die Fahnenschwinger in leicht erregbarer Weise schwärmt, bei dem Mädchen für ihn zu sprechen. Roderich verspricht es, doch als die angebliche Julie erscheint, ist Roderich so erstaunt über das vornehme Wesen der Fremden, dass er für sich selber wirbt. Während er nun mit Zwack das Bergwerkt besichtigt, verschwindet die Komtesse. Martin erhält aber vom Volontär die gesonderten dreitausend Gulden sogleich ausgezahlt.
2.Akt
Festlich geschmückte Halle, die von der Frau Direktorin für einen Ball hergerichtet wurde. Zwack studiert seine heutige Festrede, denn er hofft zum Präsidenten ernannt zu werden. Doch er hat ein schlechtes Gewissen, denn er denkt an seine Tochter von der Julie Fahnenschwinger. Tschieda und Dusel singen ein Couplet: „Der Bürokrat tut seine Pflicht von neun bis eins , doch weiter nicht“. Dann erscheint Martin, der seine dreitausend Gulden, die er in denkbar kurzer Zeit verjubelt hat. Doch auch die Komtesse und Roderich werden, wenn auch immer noch unbekannt, zum Balle geladen. Die Gäste nahen. Als Martin hört, dass die angebliche Fahnenschwinger eine Komtesse sein soll, singt er ein Lied mit dem Refrain: „Sei nicht bös, es kann ja nicht sein“.
3.Akt
Park mit Pavillon. Bergdirektor Zwack ist vorläufig auf sechs Monate beurlaubt, denn er ist, wie ja vorauszusehen war, mitten in seiner Festrede steckengeblieben. Tschida und Dusel sind darüber hocherfreut. Martin muss hausieren gehen, um leben zu können. Plötzlich erscheint die verliebte Frau Direktorin und versucht sofort wieder mit Martin eine Liebelei anzufangen, doch der läuft davon. Zwack hat Nelly hierher zum Stelldichein bestellt, zwar erschein das Mädchen, als sie aber gewahr wird das nicht ihr geliebter Martin, sondern der alte verliebte Zwack sie hierher bestellt hat, ist sie wütend. Da strömen von allen Seiten die Bergleute herbei, um ihrem Herrn, der sich soeben mit der Komtesse Fichtenau verlobt hat, zu beglückwünschen. Martin, der nun zu weinen freudigen Schrecken in seinem früheren Kameraden den Fürsten erkennt, wird von letzterem angestellt und Nelly soll nun sofort sein Weib werden