Es ist den Betreibern der Kammeroper nicht genug anzurechnen, dass diese immer wieder Werke zur Aufführung bringen, die abseits des Mainstream sind. Als diesjährige Barockoper wählte man ein Werk des hierzulande eher unbekannten venezianischen Komponisten Tomaso Albinoni aus, der ein nicht unbeträchtliches Oeuvre von 80 Opern hinterlassen hat.
Das aufgeführte Werk ist eine so genannte „Festa pastorale“. Hier werden vordergründig die Schönheiten der Göttin des Sonnenaufgangs, der Aurora, besungen – wer also irgendeine Art von fortlaufender Handlung erwartet, der wird enttäuscht sein. Im Prinzip kann man jederzeit in das Stück einsteigen und hat nichts versäumt – das ist aber dem Genre zueigen und soll in keinster Weise abfällig klingen. Trotzdem hatte dieses Stück auch einen politischen Hintergrund, der zu Beginn und zu Ende des Abends auch erklärt wird. Es war ein Geschenk der mit den Habsburgern verbündeten Venezianer an die Königin Elisabeth. Die Oper wurde in der Zeit des spanischen Erbfolgekriegs geschrieben und war im Prinzip nichts anderes als die Aufforderung, doch endlich einen männlichen Thronfolger zu gebären… Daraus wurde nichts, der ersehnte Spross war weiblich und hörte dann auf den Namen „Maria Theresia“…
Es war eine nette Idee der Regisseurin Kristine Tornquist, die im Stück als „Elisa“ der Aurora gleichgestellte Königin auch einzubeziehen. Diese stumme Rolle verkörperte die bezaubernde Eveline Illés. Sie hatte ihre eigene Loge auf der Bühnenseite und wurde von den Sängern auch immer wieder ins Geschehen einbezogen.
Man muss Frau Tornquist überhaupt ein Kompliment machen. Sie hat aus dieser Nichthandlung sicherlich das Optimale rausgeholt und gleichzeitig darauf verzichtet, eine Art Handlung über das Stück rüberzustülpen. Sie nahm Bezug auf die barocke Aufführungspraxis und gestattete den Sängern nur teilweise übertriebene Posen, was aber dem Konzept entsprach und in Ordnung ist. Allerdings verstand sie es, immer wieder kleine „Gags“ einzubauen, die die – wie schon oben erwähnt – doch eher mäßig spannende Handlung auflockerten.
Man hätte sich gewünscht, dass das Bühnenbild sich nicht so kahl präsentiert hätte (verantwortlich dafür Duncan Hayler). Dass es anders geht, sah man nach der Verwandlung der Daphne (die Rahmenhandlung war eine Version der klassischen Apollo-Daphne-Geschichte). Da war das Bühnenbild fast schon opulent und passte sehr gut zu den – mit Ausnahme der Daphne – üppigen und mit viel Charme versehenen Kostümen (Markus Kuscher).
Rene Clemenic und sein Clemencic Consort sorgten dafür, dass die oft sehr ähnlichen Melodien niemals eintönig wurden. Aus der guten Sängerriege stachen vor allem Krisztina Jónás als Dafne und die beiden Countertenöre Armin Gramer (Apollo) und Gerhard Hafner (Zeffiro) hervor. Hafner beeindruckte durch tadellose Koloraturen, die er teilweise ein wenig undifferenziert darbrachte. Gramer auf der anderen Seite bestach mehr in den lyrischeren Passagen. Ebenfalls zufrieden stellend war die Flora der Solmaaz Adeli. Nicht ganz so überzeugend wie seine Kollegen war Wilhelm Spuller als Peneo. Insgesamt aber eine durchaus gute, überzeugende Ensembleleistung der jungen Sängerriege.
Das Premierenpublikum zeigte sich sehr angetan und ich kann mich der Begeisterung sehr anschließend. Zusammenfassend ist es eine interessante, etwas „andere“ Produktion, die besonders vor der Pause einige Längen hat (was allerdings durch das Stück bedingt ist). Eine schöne Inszenierung, die dem Geist des Barock entspricht und hoffentlich gut besucht wird – sie hätte das auf jeden Fall verdient.
Karten unter http://www.kammeroper.at