Bevor mir unterstellt wird, ich hielte Brahms im Vergleich zu Robert Schumann für einen Komponisten, der über weniger literarische Kenntnisse und über geringere Fähigkeiten verfügte, mit Gedichten angemessen umzugehen:
Brahms war schon als Kind, das aus ärmlichen Verhältnissen kam, ungeheuer bildungsbeflissen und las, was das Zeug hielt. Max Kalbeck berichtet, dass er später in seiner Bibliothek nicht nur unzählige Anmerkungen in Gedichtsammlungen vornahm, sondern dass er auch eine handgeschriebene Lyriksammlung besaß.
Von demselben Max Kalbeck wissen wir, dass Brahms, während er als Jugendlicher in den Kneipen des Gängeviertels Tanzmusik machen musste, in einem Buch las, das aufgeschlagen vor ihm lag. Darin fanden sich u.a. Werke der bedeutenden romantischen Autoren: E.T. A. Hoffmann, Tieck, Achim von Arnim und auch Eichendorff. An seinem literarischen Urteilsvermögen und an seiner Empfänglichkeit für den Geist der romantischen Lyrik können keinerlei Zweifel bestehen.