WOLF-FERRARI, Ermanno: LE DONNE CURIOSE

  • Ermanno Wolf-Ferrari ( 1876 - 1948 )

    LE DONNE CURIOSE
    (DIE NEUGIERIGEN FRAUEN)

    Musikalische Komödie in drei Akten nach Carlo Goldoni von Luigi Sugana


    Uraufführung am 27. November 1903 in München


    DIE PERSONEN DER HANDLUNG


    Ottavio, ein reicher venezianischer Bürger (Baß)
    Beatrice, seine Frau (Alt)
    Rosaura, beider Tochter (Sopran)
    Florindo, Rosauras Verlobter (Tenor)
    Pantalone, ein venezianischer Kaufmann (Bariton)
    Leandro, Asdrubale, Almorò, Alvise (Tenöre) ) Freunde des
    Lelio (Bariton), Mómolo, Mènego (Bässe) ) Pantalone
    Colombina, Beatrices Zofe (Sopran)
    Eleonora, Lelios Frau (Sopran)
    Arlecchino, Pantalones Diener (Baß)
    Zwei Gondolieri (Tenor, Baß)


    Das Geschehen spielt um 1750 in Venedig.


    DIE HANDLUNG

    ERSTER AKT


    Erste Szene: Salon im Hause Pantalones.


    Die Männer, Freunde des venezianischen Kaufmanns Pantalone, vergnügen sich beim Spiel und heiteren Gesprächen im Salon Pantalones, den sie „Vereinsheim der Freunde“ genannt haben. Ein Thema hierbei ist die weibliche Neugier, die immer alles gründlich zu wissen will. Pantalone erbittet sich im allgemeinen Gemurmel Gehör und lädt alle Freunde für den Abend zu einem Festmahl ein, wobei er allen noch einmal einschärft: Keine Frauen! Arlecchino, der Diener Pantalones, erhält den Auftrag, umgehend für den Abend die notwendigen Vorbereitungen für das Souper zu treffen. Um sich nicht die Ungnade seines frauenfeindlichen Herrn zuzuziehen, heuchelt er glühenden Weiberhaß obwohl er doch bis beide Ohren in Columbina, der Zofe Beatrices, der Frau des reichen Ottavio, verliebt ist.


    Zweite Szene: Zimmer im Haus Ottavios.


    Beatrice und Rosaura, Ehefrau und Tochter von Ottavio, und Eleonore, Ehefrau von Lelio, einem Freund des Pantalone, zerbrechen sich die Köpfe, was die Männer wohl so in ihrem „Vereinsheim“ treiben. Das gibt es zwar mehrere Vermutungen, aber kein Wissen. Die den Gesprächen während ihrer Arbeit lauschende Zofe Columbine behauptet schließlich, da würden Geheimnisse des Geldmachens erforscht. Sie bietet an, aus ihrem Verehrer Arlecchino näheres herauszuholen.


    Ottavio und sein zukünftiger Schwiegersohn Florindo betreten die Szene und Betatrice versucht sofort, ihrem Mann das Geheimnis der Freunde Pantalones abzuluchsen, hat aber, wie Rosaura bei ihrem Verlobten Florindo, keinen Erfolg damit. Da helfen weder gut gespielte Eifersuchtsszenen noch eine fingierte Ohnmacht - die Männer äußern sich einfach nicht. Geschickter hat es da Columbina bei ihrem Freund Arlecchino angestellt, sie konnte ihm sogar das Losungswort „Amicizia“ entlocken.


    ZWEITER AKT


    Erste Szene: Das Ankleidezimmer im Hause Lelios.


    Eleonora bürstet den Rock ihres Mannes aus und findet nicht nur ein Schreiben Pantalones, sondern auch zwei neue Schlüssel für das „Vereinshaus“. Sie nimmt sie sofort an sich und tritt ihrem Lelio triumphierend entgegen. Mit dem spöttisch wiederholten Ausspruch „Ich bring's heraus“ bringt sie Lelio fast zur Verzweiflung.


    Zweite Szene: Salon im Hause Ottavios.


    Ottavio und Florindo werden von den anwesenden Frauen mit einer Flut von Fragen bestürmt, denen sie sich nur mühsam erwehren können. Columbina schafft es durch einen heimlich vollzogenen Tausch, Ottavios Schlüssel an sich zu bringen. Damit ist es beschlossene Sache: Beatrice, Eleonora und Columbina wollen sich in das Haus Pantalones einschleichen; nur Rosaura soll daheim bleiben - wie leicht könnte das unschuldige Kind etwas Unschickliches zu sehen bekommen! Rosaura ist mit dieser Wendung jedoch nicht einverstanden und redet so lange auf ihren geliebten Florindo ein, daß der ihr seinen Schlüssel aushändigt.


    DRITTER AKT


    Erste Szene: Straße vor Pantalones Haus.


    Nacheinander erscheinen Ottavio, Lelio und Florindo und müssen dem Hausherrn beschämt den Verlust ihrer Schlüssel zum „Vereinsheim“ gestehen. Ziemlich unwirsch, weil Schlimmes ahnend, läßt Pantalone die Männer eintreten. Aus einem Versteck heraus haben die drei Frauen die Szene beobachtet und versuchen, in das Haus zu gelangen. Es gelingt ihnen jedoch nicht - sie verlieren bei ihrem Bemühen nämlich ihre Schlüssel. Als Arlecchino von einem Einkauf zurückkommt, verursachen sie einen Tumult und gelangen dadurch ins Haus.


    Zweite Szene: Festsaal im Hause Pantalons.


    Die Männer haben sich zu dem gemeinsamen Festessen an der Tafel niedergelassen und die Frauen beobachten durch eine Glastüre das Geschehen. Die neugierigen Frauen werden unvorsichtig und durch etwas zuviel Druck auf die Glastür springt diese auf und wie ertappte Sünderinnen stehen sie plötzlich vor den erstaunten Männern im Saal. Das Gespräch dreht sich nun alles um „Verzeihung“ und sogar der frauenfeindliche Pantalone läßt sich erweichen, schäkert sogar mit Columbina herum. Ende gut, alles gut: Ein lustiger Tanz mit immer wiederkehrenden „Amicizia“-Rufen beschließt die Oper.


    INFORMATIONEN ZU KOMPONIST UND WERK


    Ermanno Wolf-Ferrari wurde am 12. Januar 1876 in Venedig als Hermann Friedrich Wolf geboren und starb am 21. Januar 1948 ebenda. Er war der Sohn des Malers August Wolf aus Weinheim an der Bergstraße und der Venezianerin Emilia Ferrari, deren Geburtsnamen der Sohn ab 1895 seinem Nachnamen hinzufügte.


    Zwar zeigte sich bereits früh seine Musikalität und die Eltern unterstützten diese Anlagen auch mit Klavierunterricht, dennoch studierte Wolf-Ferrari zunächst, von 1891 bis 1892, an der „Accademia di Belli Arte“ in Rom Malerei und schien damit in die Fußstapfen seines Vaters treten zu wollen. Dann aber wechselte er an die Münchener „Akademie der Tonkunst“ und wurde Schüler von Joseph Rheinberger. Es kam aber zu keinem Abschluß, denn 1895 kehrte er nach Venedig zurück. Ab 1896 leitete Wolf-Ferrari einen deutschen Chor in Mailand und lernte in der lombardischen Metropole Arrigo Boito und Giulio Ricordi kennen; den Wunsch, seine Kompositionen bei dem berühmten Verlagshaus herauskommen zu sehen, erfüllte ihm Ricordi jedoch nicht.


    Wolf-Ferrari heiratete 1897 die Sängerin Clara Kilian. Wegen des Mißerfolgs seiner ersten Oper „Cenerentola“ zogen beide nach München. Hier bemühte er sich mit großem Erfolg um die Wiederbelebung der Opera buffa: „Die neugierigen Frauen“ (1903), „Die vier Grobiane“ (1906, beide nach Carlo Goldoni) und „Susannas Geheimnis“ (1909, nach einem französischen Original) wurden alle mit viel Beifall in München uraufgeführt.


    Mit der 1911 uraufgeführten Oper „Der Schmuck der Madonna“ versuchte sich Wolf-Ferrari auch an einen reißerischen Verismus-Libretto, hatte damit aber nur kurzzeitigen Erfolg. Der kehrte erst mit „Der Liebhaber als Arzt“ von 1913 (nach Molière) zurück. Der Erste Weltkrieg stürzte ihn in eine schwere, fast zehn Jahre dauernde Schaffenskrise, die durch Eheprobleme noch verstärkt wurde. Er zog in die Schweiz nach Zürich und heiratete dort 1921 seine zweite Frau Wilhelmine Christine Funk.


    Unter seinen späteren Opern wurde „Sly“ (1927, nach Shakespeare) am bekanntesten, doch an die früheren Erfolge konnte keine von ihnen anknüpfen. Schließlich wandte sich Wolf-Ferrari wieder stärker der Instrumentalkomposition zu, so mit dem „Idillio-Concertino“ op.15 (1933) und dem Violinkonzert op.26 von 1946. In seiner Musiksprache blieb Wolf-Ferrai der spätromantisch-melodischen Struktur treu; die zeitgenössischen Strömungen finden sich in keinem seiner Werke wieder.


    1939 wurde Wolf-Ferrari Professor für Komposition am Mozarteum. Der Faschismus in Italien und Deutschland verursachte psychische Probleme und als durch den Krieg sein Haus zerstört wurde, floh er in die Schweiz, kehrte nach dem Krieg allerdings in seine Geburtsstadt Venedig zurück, wo er 1948 starb. Sein Grab liegt auf der Friedhofsinsel San Michele nördlich von Venedig.


    Die Komödie von Carlo Goldoni ist eine Satire auf die Freimaurerei - oder was man sich damals unter ihren Geheimnissen vorstellte. Graf Luigi Sugana arbeitete das Original für Wolf-Ferrari 1901 in Venedig zu einem Operntext um. „Le donne curiose“ wird allgemein zu den schwächeren Stücken Goldonis gezählt, weil es nicht an Spannung gewinnt. Die deutsche Übersetzung des Musikschriftstellers und -historikers Hermann Teibler (1865-1906) ist allerdings eine sehr gute Arbeit. In Verbindung mit Wolf-Ferraris Musik erfahren die Typen der traditionellen Commedia dell'Arte eine spielerische Lebendigkeit. Der Geist von Verdis Falstaff klingt in der kammermusikalisch-leichten Atmosphäre der Komposition nach. Die Arien, Duette und Ensembles sind durch Secco-Rezitative und ein graziöses Parlando zu einer flirrenden „musikalischen Komödie“ verbunden. Wolf-Ferraris Melodien sind geschmackvoll und unaufdringlich, venezianische Lieder und Tänze wie Barcarole und Furlana geben dem Stück historisches Kolorit. Für das Werk begeisterten sich Dirigenten und Komponisten wie Hans Pfitzner in Berlin, Gustav Mahler in Wien und Arthur Nikisch in Leipzig.


    © Manfred Rückert für TAMINO-Opernführer 2010
    unter Verwendung von
    Reclams Opernführer 1951
    Reclams Opernlexikon 2001
    Brockhaus Riemann Opernlexikon
    Wikipedia

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    MUSIKWANDERER

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  • Auf der Suche nach Aufnahmen der Opern von Wolf-Ferrari bin ich auf eine Einspielung der hier inhaltsmäßig vorgestellten Oper gestoßen, die allerdings bei jpc nicht geführt wird:



    Der Opernfreund, der an Wolf-Ferraris Oper interessiert ist, findet sie bei Werbepartner Amazon.


    Liebe Grüße

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    MUSIKWANDERER

  • Le donne curiose
    (Die neugierigen Frauen),
    Musikalische Komödie in 3 Akten
    von Ermanno Wolf-Ferrari.
    Text von Luigi Sugana nach Goldonis gleichnamiger Komödie (1752).
    Uraufführung: 27.11.1903 München, Residenztheater
    mit Hermine Bosetti • Ella Tordek • Else Breuer • Fritz Brodersen • Paul Bender • Georg Sieglitz • Charlotte Huhn • Hans Koppe,
    Dirig. Reichenberger.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • musikwanderer

    Hat den Titel des Themas von „WOLF-FERRARI, Ermanno: DIE NEUGIERIGEN FRAUEN“ zu „WOLF-FERRARI, Ermanno: LE DONNE CURIOSE“ geändert.