Pygmalion Matthäuspassion
Das Ensemble "Pygmalion" ist Artist in Residence für diese Spielzeit in der Essener Philharmonie. Da ich es nicht geschafft habe, dieses Ensemble live zu erleben, habe ich mir gestern Abend die Matthäuspassion, die in Aix-en-Provence aufgenommen wurde, angeschaut. Eine qualitativ hochstehende Aufführung, was vor allem den Chor und das Orchester anbetrifft. Eindrucksvoll die raschen Übergänge vom Rezitativ des Evangelisten zu den Turbae-Chören. Der Schluss war ein wenig larmoyant; gerade in Deutschland ist die zu emotionale Ausgestaltung verpönt, da hier die Gemeinde eigentlich mitsingen soll. Zu einer solchen Ausgestaltung ist keine Gemeinde imstande und hier war auch gar keine vorhanden. Auf der anderen Seite ist das wohl das besondere Merkmal einer französischen Auffassung von Bachscher Musik, daher kann man sich das durchaus anhören. Ich hatte die Nennung der Solisten verpasst, aber dann im Internet die Namen gefunden. Ich hatte hier vor einiger Zeit gesagt, dass mir Julian Prégardien nicht so zusagt. Während der Aufführung gefiel mir der Evangelist ausnehmend gut, da war ich überrascht, dass hier der Sohn in die Fußstapfen des Vaters trat. Dass er meist auswendig sang, kam seiner Beweglichkeit sehr zugute. Ich vermute mal, dass er schon als Baby seinen Vater die Rezitative hat üben hören. Respekt! Die weiblichen Solisten waren makellos wie immer. Ich komme wie einige hier immer mehr zu der Ansicht, dass die Altarien von sehr guten Frauen gesungen werden sollten, wie hier. Leider gab es auch einige Abstriche zu machen. Der Counter Tim Mead war das, was man als dröge bezeichnen könnte. Der Jesus-Bass und der Sänger der Bassarien waren allerdings "underwhelming", um ein in der englischen Sprache nicht existierendes und oft benutztes Wort zu verwenden.