CAVALLI, Pietro Francesco: L'EGISTO

  • Pietro Francesco Cavalli (1602-1676):

    L'EGISTO
    Favola dramatica musicale mit Prolog und zwei Akten
    Libretto von Giovanni Faustini


    Uraufführung im Herbst 1643 in Venedig, Teatro San Cassiano


    DIE PERSONEN DER HANDLUNG


    Egisto, Abkömmling des Sonnengottes (Tenor)
    Clori, seine frühere Geliebte (Sopran)
    Lidio, ein junger Reicher (Baß)
    Climene, seine frühere Geliebte (Alt)
    Hipparco, ihr Bruder (Tenor)
    Dema, Climenes Vertraute (Alt)
    Venus (Alt)
    Die Nacht (Alt)
    Amor (Sopran)
    Laudora (Sopran)


    Die Geschichte ist der griechischen Mythologie entnommen.



    INHALTSANGABE


    Prolog


    Die Oper führt das Publikum auf die griechische Insel Zakynthos im Ionischen Meer; es erlebt den Anbruch eines schönen Frühlingstages.


    ERSTER AKT


    Wenn sich der Vorhang geöffnet hat, sieht man zwei junge Paare im Schatten der Bäume ruhen. Während das eine Paar noch schläft - es sind Egisto und Climene - sind Clori und Lidio erwacht und gestehen sich ihre Liebe.


    Plötzlich hört man Egistos Stimme im Schlaf nach Clori rufen; die reagiert erschrocken und tut, als habe sie nichts bemerkt. Lidio hat aber sehr wohl den Ausruf Egistos gehört und auch Cloris erschrockene Reaktion wahrgenommen. Er zieht sie mit sich fort.


    Egisto löst sich langsam aus seinen Alpträumen, aber seine Klagelieder haben Climene aufgeweckt. Sie schüttelt ihn und als er sich, völlig erwacht, aufrichtet, fragt sie ihn nach seinem Namen. Egisto erzählt Climene daraufhin von seiner Heimat Delos und seinen Ahnen göttlichen Ursprungs. Sie erfährt außerdem, daß er, zusammen mit seiner geliebten Clori, von räuberischen Korsaren aus Delos entführt worden ist.


    Climene hat, wie Egisto jetzt von ihr erfährt, ein gleiches Schicksal mit Lidio erlebt; sie ist jedoch, wie auch alle übrigen Gefangenen, wie durch ein Wunder wieder freigekommen: alle konnten sich auf diese Insel Zakynthos retten.


    Egisto und Climene sehen sich in ihren Seelennöten verwandt, denn so wie er sich von Clori verlassen sieht, ist Climene von ihrem Liebhaber Lidio zurückgelassen worden; daher rufen beide Amor um seine Hilfe aus ihren Liebesnöten an.


    Hipparco, der Bruder von Climene, hat sich in Clori verliebt; da sie ihn aber nicht erhört, wünscht er Lidio den Tod herbei.


    Die vielgeliebte Clori weist alle Schuld weit von sich. Der Schuldige ist für sie Amor, dessen Pfeil sie getroffen hat und ihr Argument geht dahin, daß eben neue Liebe alte Wunden heilt.


    Venus muß erkennen, daß sich der ihr so sehr verhaßte Egisto aus seiner Gefangenschaft befreien konnte; sie befiehlt daher Amor, den Unglücklichen in den Wahnsinn zu treiben.


    ZWEITER AKT


    Egisto hat sich in die Einsamkeit geflüchtet; er will sich, von allen äußeren Einflüssen frei, nur seinem Schmerz hingeben. Hier begegnet ihm allerdings Clori, die aber betont, nichts mehr von ihm wissen zu wollen.


    Als Clori gegangen ist, sehnt sich der Verschmähte den Tod herbei und rät auch dem hinzukommenden Lidio, sich von Clori zu trennen. Er sagt, sie bringe allen Liebhabern nur Verderben. Nun kommt auch noch Climene hinzu und zeigt sich einmal mehr von Lidio enttäuscht. Sie schwört ihrem verlorenen Geliebten Rache und wird dabei von ihrem Bruder Hipparco unterstützt. Auch der hat seine Probleme und zwar mit Dema, der Vertrauten Climenes, die sich wiederum von Hipparco hintergangen fühlt.


    Clori und Lidio schwören sich gegenseitige Treue, werden dabei jedoch von Hipparco und Climene gestört. Als der seine Schwester auffordert, Lidio zu töten, wird diese unsicher und zögert. Sie ruft die Götter an, dem Ungetreuen seine Schuld zu vergeben. In diesem Stoßseufzer wird sie von Lidio unterbrochen, der immer wieder behauptet, nur Climene geliebt zu haben. Amor hat durch seine Pfeile, das erkennen alle Beteiligten, große Verwirrung angerichtet; ein Pfeil hat auch Cloris Herz getroffen und sie zeigt sich besorgt um Egisto, der Himmel und Hölle anruft und meint, Orpheus, der Liebling der Götter, zu sein. Clori wendet sich nun wieder ihrem früheren Geliebten zu. Zum Schluß sind die Liebenden in alter Paarung wieder vereint und sie preisen Amors Macht.



    INFORMATIONEN ZUM WERK UND ZUM LIBRETTISTEN


    „L'Egisto“ von 1642 ist heute als eine der bedeutendsten Opern aus der Feder von Pietro Francesco Cavalli bekannt; es trug den Ruhm seiner Schöpfer weit über Italien hinaus. Noch mehr gilt das allerdings für „La Calisto“ von 1651/52.


    An diesen frühen Meisterwerken der Operngeschichte lassen sich Cavallis stilistische Neuerungen erkennen: Monteverdis musikdramatisch-rezitative Form ist zwar immer noch vorhanden, die einprägsamen Melodien - bereits in geschlossener Arienform gesetzt- dienen aber schon der Individualisierung der Protagonisten. Da die Arientypen noch nicht, wie später im Hochbarock, kanonisch festgeschrieben waren, konnte Cavalli völlig frei alle Register der musikalischen Charakterisierung ziehen. Diese souverän gehandhabte Freiheit gehört ebenso zu seinem Personalstil wie sein melodischer Erfindungsreichtum, der ihn zum ersten großen Belcantisten der italienischen Operngeschichte machte.


    Nach den Aufführungen in Venedig wurde „L'Egisto“ nochmals im Herbst 1643 im gleichen Theater als Reprise gegeben. Der Erfolg der Oper führte zu weiteren zahlreichen Inszenierungen, so 1646 in Florenz und in Paris; ein Jahr später folgte Bologna, 1648 Ferrara, 1659 Bergamo und Bologna, 1667 abermals Florenz.


    Giovanni Faustini wurde am 19. Mai 1615 in Venedig geboren und starb auch dort am 19. Dezember 1651. Er war nicht nur Librettist vieler Opern Cavallis, sondern daneben auch Impresario des Teatro San Cassiano, dem ersten öffentlichen Opernhaus Venedigs.


    Die meisten der elf für Cavalli geschriebenen Libretti beruhten auf einem einfachen Plot: zwei Paare von adligen Liebenden, die in verschiedenen Stadien von Trennung und Wiederfinden sind, werden assistiert von einer Dienerschaft in komischen Rollen. Nur drei von Faustinis Libretti basieren auf mythologischen Motiven, so auch „La Calisto“. Mit Cavalli bildete er das erfolgreichste Opern-Duo der damaligen Zeit. Faustini starb übrigens kurz nach der Uraufführung von „La Calisto“ Ende 1651, nur 36 Jahre alt.


    © Manfred Rückert für TAMINO-Opernführer 2010
    unter Hinzuziehung folgender Quellen
    Heinz Wagner: Die Oper
    Wikipedia über Giovanni Faustini

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    MUSIKWANDERER

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  • Das Cover zur Beschreibung


    Hans-Ludwig Hirsch dirigiert das Kammerensemble des Bayrischen Staatsorchesters
    Es singen: Rüdiger Wohlers, Lilian Sukis, Nikolaus Hillenbrand. Trudeliese Schmidt


    Die LP. erschien vor Jahrzehnten bei Eurodisk


    Wer die Einspielung möchte: Ein Exemplar steht bei
    PLATTENRILLE, Second-Hand
    Grindelhof 29, 20146 Hamburg
    noch auf Lager


    Mit freundlichen Grüßen
    :angel:
    Engelbert

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    Francesco Cavalli: L'Egisto (Fable dramatique)


    Marc Mauillon Egisto

    Zachary Wilder Lidio
    Sophie Junker Clori
    Ambroisine Bré Climène
    Romain Bockler Hipparco

    Le Poeme Harmonique, Vincent Dumestre


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)