PONCHIELLI, Amilcare: LA GIOCONDA

  • Amilcare Ponchielli ( 1834 - 1886 )
    La Gioconda


    Oper in vier Akten
    Libretto: Arrigo Boito nach Victor Hugo
    Originalsprache: Italienisch


    Uraufführung: Mailand 1876


    PERSONEN DER HANDLUNG


    La Gioconda, Straßensängerin, Sopran
    La Cieca, ihre blinde Mutter, Mezzosopran
    Enzo Grimaldi, Adliger aus Genua, Tenor
    Alvise Badoero, Haupt der Staatsinquisition in Venedig; Bass
    Laura, seine Gemahlin, Mezzosopran
    Barnaba, ein Straßensänger und Spitzel der Inquisition, Bariton
    Isepo, sein Schreiber, Tenor
    Zuane, ein Gondoliere, Bass
    Ein Steuermann, Bass
    Senatoren, Edelleute, Damen, Gondolieri, Soldaten, Volk


    Ort und Zeit der Handlung: Venedig, 16. Jahrhundert


    INHALTSANGABE

    ERSTER AKT
    Hof des Dogenpalastes, festlich geschmückt.
    Volk und Schiffer singen ein Lob auf den Frühlingstag und den Dogen. Barnaba kommt aus dem Hintergrund und weist auf die Regatta hin. Das Volk strömt fröhlich fort um diese zu sehen.
    Barnaba bleibt zurück und man erfährt aus seinen Worten, dass er ein Spitzel der Inquisition in der Verkleidung eines Straßensängers ist.
    Gioconda führt ihre blinde Mutter, La Cieca, zur Kirche. Sie setzt sie zunächst auf den Stufen zur Kirche nieder, um Enzo entgegen zu gehen, den sie liebt. Barnaba tritt ihr in den Weg und macht ihr heftig den Hof.
    Gioconda weist ihn entsetzt zurück und entflieht. Barnaba überlegt, ob er die Mutter in seine Gewalt bringen soll, um ihre Liebe dadurch zu erpressen.
    Das Volk trägt den Sieger der Regatta herein. Mit der Menge kommen auch Barnabas Schreiber Isepo und der Gondoliere Zuane, der glücklos war. Barnaba macht sich an den wütenden Zuane heran und erklärt ihm, dass seine Barke verzaubert wäre. Er habe gesehen, dass La Cieca am Morgen ein magisches Kraut in die Barke gelegt habe. Er macht ihm und der Menge weis, dass die Alte, die ein lateinisches Gebet murmelt, eine Hexe sei, sehen könne und den bösen Blick habe. Die Menge fordert, die Ketzerin zu verbrennen und stürzt sich auf sie. Als Barnaba sie von den Wachen abführen lassen will, trifft Gioconda mit dem als Schiffskapitän verkleideten Enzo ein. Enzo und seine Freunde entreißen sie dem Gesindel, das noch immer ihren Tod fordert.
    Auch der Hauptmann der Inquisition Badoero und seine maskierte Gattin Laura treffen ein. Während Badoero den Grund für den Aufruhr erfahren will, versuchen Barnaba und das Volk weiterhin, La Cieca als Hexe darzustellen. Gioconda wirft sich Badoero zu Füßen und bittet für ihre Mutter. Auch Laura und Enzo treten für sie ein. Währenddessen beobachtet Barnaba Enzo und Laura, die sich verstohlene Blicke zuwerfen. Laura überzeugt Badoero schließlich, dass eine Hexe keinen Rosenkranz trage und er gibt die Blinde frei. La Cieca übergibt als Dank ihren Rosenkranz an Laura mit dem Wunsch, dass er ihr Glück bringen möge. Badoero gibt Gioconda ein Almosen.
    Alle gehen in die Kirche, nur Barnaba und Enzo bleiben zurück.
    Barnaba hat Enzo, der aus Venedig verbannt ist, erkannt und weiß auch, dass er ein Verhältnis zu Laura hat. Er erpresst ihn damit, dass er ihm heute Nacht Laura auf sein Schiff zuführen will. Für sich erhofft er, er könne Gioconda so beweisen, dass Enzo sie nicht liebt, und sie auf diese Weise gewinnen.
    Als Enzo gegangen ist, ruft er Isepo und diktiert ihm einen Brief an Badoero, dass Enzo sich mit Laura trifft. Isepo geht. Gioconda, die mit Ihrer Mutter gerade aus der Kirche kam und sich versteckt hat, hat alles mitgehört.
    Allein geblieben sinniert Barnaba über seine Tätigkeit als Spitzel und seine Rache.
    Ein Maskenzug tritt auf und tanzt. Gleichzeitig hört man aus der Kirche Lobgesänge.
    Gioconda kommt auf ihre Mutter gestützt hervor und klagt über den ihr angetanen Schmerz, während ihre Mutter sie zu trösten versucht.


    ZWEITER AKT
    Am Ufer einer Insel in der Lagune
    Schiffer singen ein Loblied auf die Seefahrt. Barnaba und Isepo treten als Fischer verkleidet auf und geben sich den Anwesenden gegenüber als solche aus. Barnaba lässt Isepo die Wachen am Ufer verteilen, während er auf Späherposten geht.
    Enzo tritt auf und befiehlt seinen Leuten, alles für die Abfahrt vorzubereiten. Allein geblieben erwartet er leidenschaftlich die Barke, die Laura bringen soll (Cielo e mar), während man im Hintergrund die Stimme Barnabas auf Späherposten hört.
    Lauras Barke legt an, sie fallen sich in die Arme und singen ein Liebesduett, auch hier hört man zwischendurch Barnabas Stimme aus der Ferne.
    Als Enzo Laura kurzzeitig allein lässt, um die letzten Vorbereitungen zur Abfahrt zu treffen, erscheint die maskierte Gioconda, die sich versteckt gehalten hatte und will Rache nehmen. Ehe sie mit dem Dolch zustoßen kann, naht sich auf dem Meer die Barke Bardoeros. Laura erhebt den Rosenkranz, den Gioconda betroffen als den ihrer Mutter erkennt. Sie nimmt ihre Maske ab, legt sie Laura an, nimmt sie mit auf ihre Barke, und befiehlt den Schiffern, abzulegen.
    Barnaba ist wütend. Gioconda unterrichtet Enzo, dass sie Laura gerettet habe. Während sich Kriegsgaleeren nähern, zündet Enzo sein Schiff an und entflieht, noch einmal den Namen Lauras rufend.


    DRITTER AKT
    1. Szene: Zimmer im Palast Cá d’Oro
    Badoero beschließt, vor einer Feier seine Frau durch einen Gifttrank zu töten. Laura kommt festlich geschmückt. Badoero verhöhnt sie zunächst, dann wirft er ihr Treulosigkeit vor und droht ihren Tod an. Hinter einem Vorhang zeigt er ihr den bereitstehenden Katafalk und zwingt ihr ein Gift auf, während man im Hintergrund die Gäste zu einer Serenade singen hört.
    Nachdem er gegangen ist, stürzt Gioconda, die das vorausgeahnt hat, herein, entreißt Laura die Phiole und überreicht ihr eine andere, die nur den Scheintod bewirkt. Laura trinkt. Gioconda gießt Badoeros Gift in das leere Glas, stellt seine entleerte Phiole auf den Tisch und verschwindet.
    Badoero kommt und sieht mit Befriedigung, dass die Phiole geleert ist und seine Frau wie tot dort liegt.
    Gioconda kehrt noch einmal zurück und singt von dem Opfer, das sie ihrer Mutter (aufgrund des Rosenkranzes) gebracht habe.

    2. Szene: Festlich geschmückter Saal
    Badoero begrüßt seine Gäste. Dann folgt ein Ballett (Tanz der Stunden).
    Barnaba zerrt Giocondas Mutter hinter sich herein, gleich darauf stürzen auch Gioconda und der maskierte Enzo herein. Barnaba erklärt, er habe die Alte in einer Kapelle gefunden, wo sie neue Untaten geplant habe. Unterdessen hört man die Totenglocke. Enzo erfährt von Barnaba, dass sie für Laura läute. Er nimmt die Maske herunter und gibt sich Badoero zu erkennen, der ihn verbannt und ihm die Geliebte genommen hat. Badoero will ihn töten lassen. La Cieca wirft Barnaba Verrat vor. Gioconda trauert um den Geliebten und bietet sich Barnaba an, wenn er Enzo befreie. Barnaba triumphiert. Da zieht Badoero den Vorhang auf und man sieht die „tote“ Laura auf einem Bett liegen. Er bekennt, dass er selbst sie getötet habe. Enzo will sich auf ihn stürzen, wird aber von den Wachen überwältigt.


    VIERTER AKT
    Vorhalle eines verfallenen Palastes
    Gioconda empfängt Männer, die die noch bewusstlose Laura aus dem Grabgewölbe geholt haben und sie nun auf ein Bett niederlegen. Sie bittet die Männer, ihre Mutter zu suchen, die in der Nacht verschwunden ist. In einer großen Arie schwankt Gioconda, die einen Dolch und das Gefäß mit Badoeros Gift bereit hat, ob sie Laura oder sich selbst töten solle. Während sie, noch mit sich selbst im Unreinen, zum Tisch geht, hört man von außen, dass man im Kanal eine Leiche gefunden habe.
    Enzo, den Gioconda durch Barnaba befreien ließ, kommt und erkundigt sich nach ihrem Begehren. Sie erklärt, sie wolle ihm die Freiheit schenken, aber er möchte die tote Laura noch einmal sehen. Da bekennt sie, dass sie sie habe rauben lassen. Enzo, der das erst nicht glauben will, zieht, als sie es ihm schwört, den Dolch, um sie zu töten.
    In diesem Augenblick erwacht Laura und beide erkennen, was Gioconda für sie getan hat. In Hintergrund hört man eine Serenade aus der Barke, die sich nähert, um Enzo und Laura zur Flucht abzuholen. Noch einmal erblickt Gioconda bei Laura den Rosenkranz ihrer Mutter und segnet das Paar, ehe sie mit der Barke entschwinden.
    Allein geblieben will Gioconda das Gift nehmen, erinnert sich aber an ihre Mutter und will erst diese suchen. Aber Barnaba, der gekommen ist, um seinen Lohn zu empfangen, hält sie an der Türe auf. Sie lenkt ihn einen Moment ab, indem sie vorgibt, sich erst schmücken zu wollen und ersticht sich mit einem unter ihrem Mantel verborgenen Dolch. Der Sterbenden schreit Barnaba noch zu, dass er ihre Mutter umgebracht habe, dann stürzt er davon.


    © Copyright by Gerhard Wischniewski

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

    4 Mal editiert, zuletzt von Gerhard Wischniewski ()

  • Hallo Gerhard,


    meine Lieblingseinspielung der Oper "La Gioconda" ist die folgende:



    Die Besetzung mit Zinka Milanov, Giuseppe di Stefano, Leonard Warren u. a. lässt kaum Wünsche offen.


    Fernando Previtali dirigiert das Orchester der Accademia di Santa Cecilia, Rom, 1958.



    Die 1957 erschienene Aufnahme mit Anita Cerquetti, Mario del Monaco (er singt differenzierter als sonst), Giulietta Simionato, Ettore Bastianini und Cesare Siepi ist künstlerisch absolut ebenbürtig.


    Gianandrea Gavazzeni dirigiert das Maggio Musicale Fiorentino.



    Natürlich möchte ich auch die Studioaufnahme der Callas-Aufnahme von 1952 erwähnen, allerdings fällt der Enzo von Gianni Poggi (zu) oft unangenehm auf.



    Von den "neueren" ist lediglich die 1967 mit Tebaldi und Bergonzi entstandene Einspielung erwähnenswert. Es ist purer Schöngesang, trotz einiger Schärfen der Tebaldi. Carlo Bergonzi - wie fast immer - technisch perfekt singend, zeigt aber hier für meinen Geschmack zu wenig Temperament. Hervorragend jedoch: Robert Merrill - ein echter Bösewicht!



    Die 1981 entstandene Aufnahme mit Caballé und Pavarotti (unter Bartoletti) leidet unter dem brüllenden Sherill Milnes.



    Viele Grüße
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Von den historischen Tondokumenten möchte ich den Mitschnitt aus der New Yorker MET von 1939 anführen. Die Technik war einerLive-Aufzeichnung damals kaum gewachsen. Dennoch hören wir die junge Zinka Milanov, die ein eindringliches Rollenporträt formen kann. Ihr grandioser Partner ist Giovanni Martinelli - zu diesem Zeitpunkt immerhin schon 54 Jahre alt - mit perfekter Legatokultur und schier endlosem Atem bringt er alle Voraussetzungen für den "Enzo" mit. Herrliche Momente großer Gesangskunst trotz schlechter Klangqualität.


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Hallo Manfred,


    ich habe eine Aufnahme auf CD mit Renata Tebaldi, Carlo Bergonzi, Robert Merrill und Mariyin Horne und folgende DVD




    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

    Einmal editiert, zuletzt von Gerhard Wischniewski ()

  • Diesen Zufallsfund rund um die Uraufführung von "La Giocoda" möchte ich zur Ergänzung hier einstellen


    Der Librettist Arrigo Boito benutzte damals das Pseudonym Tobia Gorrio, der Dirigent war der Komponist Franco Faccio, die Uraufführrung fand statt am 8. April 1876.


    Die Besetzung der Uraufführung:

    Maddalena Mariani Masi (La Gioconda)

    Marietta Biancolini Rodriguez (Laura Adorno)

    Ormondo Maini (Alvise Baldoèro)

    Eufemia Barlani-Dini (La Cieca)

    Julian Gayarre (Enzo Grimaldo)

    Gottardo Aldighieri (Barnaba)

    Giovanni Battista Cornago (Zuàne)

    Giovanni Battista Cornago (ein Sänger)

    Amedeo Grazzi (Isèpo)

    Giovanni Battista Cornago (Un pilota/un Barnabotto)

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo