Liebe Opernfreunde,
ich muss zuerst ein wenig ausholen, um dann im weiteren Verlauf die Katze aus dem Sack zu lassen, warum ich die im Oktober anstehende Tannhäuser-Premiere in Minden eines eigenen Threads für würdig erachte.
Das Stadttheater in Minden ist ein recht kleines Haus mit kleiner Bühne und sehr kleinem Orchestergraben. Auch verfügt es über kein eigenes Ensemble sondern wird von Tourneetheatern und der für Ostwestfalen zuständigen Landesbühne Detmold „bespielt“. Bis zur Renovierung vor einigen Jahren fanden hier auch die Abonnementskonzerte der Nordwestdeutschen Philharmonie (NWD) Herford statt, ebenfalls für die kulturelle Grundversorgung Ostwestfalens zuständig und auch bereits durch CD-Aufnahmen, z.B. bei cpo in Erscheinung getreten. Während der Renovierung ist die NWD Herford dann aber in die Stadthalle umgezogen und dort geblieben. Aber das nur am Rande.
Aufgrund des Engagements der Theaterleitung, begann man vorsichtig den Schritt in Richtung Eigen- und Koproduktionen zu wagen. Zuerst im Theater-, dann auch im Musiktheaterbereich, hier vorweg Musical-Produktionen. Doch es dauerte nicht lange, bis eigene Opernproduktionen entstanden. Natürlich immer nur zu besonderen Anlässen. Der kleinen Bühne wegen, aber auch wegen des hohen organisatorischen Aufwandes, wenn man kein eigenes Ensemble besitzt und nicht zuletzt auch aus Kostengründen.
Höhepunkte dieser Eigenproduktionen waren sicher die eigens zum 1200-jährigen Jubiläum Mindens in Auftrag gegebene „Preußen“-Oper „Friedrich und Katte“ von Wolfgang Knuth und im Jahr 2002 zum 100-jährigen Bestehen des und in Koproduktion mit dem Mindener Richard Wagner Verband (RWV) „Der fliegende Holländer“. Obwohl ich die Inszenierung damals nicht uneingeschränkt gelungen fand, konnte man nahezu mit Händen greifen, wie dieses Projekt die Stadt in ein Opernfieber versetzte.
Das haben die Verantwortlichen vom Theater und RWV Minden zum Anlass genommen, für den Oktober diesen Jahres erneut eine Eigenproduktion auf die Beine zu stellen: den Tannhäuser. Erneut wird auch die NWD Herford Kooperationspartner sein.
Bis hierher ist das nichts weiter als eine nostalgische Notiz eines Mindeners aus seiner Heimatstadt. Weswegen das Ganze aber bereits von überregionalem Interesse ist, ist die Tatsache, dass der international bekannte Regisseur Keith Warner, dessen Lohengrin-Inszenierung in diesem Sommer in Bayreuth letzte Spielzeit hat und der erst letztens im Londoner Covent Garden den „Ring“ auf die Bühne gebracht hat, als Regisseur verpflichtet werden konnte. Beim Anblick der Bühne und ihrer Größe hat Herr Warner ohne Häme oder Ironie gemeint, dies sei die letzte Herausforderung, der sich ein Regisseur stellen könnte.
Dass ein renommierter Wagner-Regisseur von Rang in die ostwestfälische Provinz kommt, ist sicher schon etwas besonderes. Und so liegen bereits Kartenbestellungen aus der ganzen Republik vor. Die Schirmherrschaft hat übrigens Wolfgang Wagner übernommen.
In weiteren Berichten möchte ich die Künstler vorstellen, Termine nennen, aber auch über den weiteren Verlauf der Vorbereitungen berichten, um vielleicht den ein oder anderen aus dem Umkreis zu animieren, sich diese Aufführung anzuschauen.
Seit gestern bin ich übrigens indirekt beteiligt. Es wurden Freiwillige für Filmaufnahmen im Theater gesucht, die weißgekleidet ins Theater einziehen und dabei gefilmt werden. Termin hierfür ist Ende Juli. Das Ganze soll dann wohl als Zuspielung für den Anfang des zweiten Aktes dienen. Dafür bekommt man eine Freikarte für die Generalprobe. Ich bin dabei! Und ich bin schon sehr gespannt. Und ich werde berichten.
Christian